Comgo Z1 Lasergravierer

Wir haben schon wieder einen Lasergravierer zum Testen bekommen, diesmal auch für mich ein größeres Modell, den Comgo Z1. Mit etwas Zubehör…

 

Vor dem Testbericht erstmal das Wichtigste:

Warnung! Laser sind keine Spielzeuge!

Das hier gezeigte Gerät hat eine Leistung die mindestens 1000 Mal höher ist als die von Laserpointern! Gefahr von permanenten Augenschäden bis zur Erblindung! Brandgefahr! Nur mit geeigneter Schutzausrüstung an geeigneten Arbeitsplätzen von geschultem Personal zu benutzen!

Siehe DGUV Vorschrift 11.

Obige Warnung ist ernst zu nehmen, besonders auch aufgrund folgender Eigenschaften bzw. Eigenheiten des Gerätes:

– Es hat keine Einhausung, erst recht keine laserdichte, wie es in höheren Preisklassen üblich ist.
– Es ist freistehend und hat keine integrierte feuerfeste Unterlage.
– Es liegt nur die bei den China-Geräten übliche grüne sog. Laserschutzbrille bei, die meiner Meinung nach den Namen nicht verdient hat. Also muss man sich zuerst eine anständige holen, die tatsächlich als Schutz vor der verwendeten Wellenlänge von ca. 445 nm ausgelegt ist. Z.B. Uvex hat da sicher was…

Auch mit der besten Schutzbrille darf man keinesfalls in den Laserstrahl blicken.

Auch die Reflektionen des Strahls sind nicht minder gefährlich!

Niemals ohne Schutzbrille auch nur am Strom oder am Computer anschließen!

Benutzung auf eigene Gefahr!


Der Comgo Z1 wurde uns von Comgrow zur Verfügung gestellt.

Zuerst die technischen Daten lt. Hersteller, Übersetzung von mir:

Größe: 575 mm x 575 mm x 205 mm
Nutzfläche: 400 mm x 400 mm
Maximale Höhe in Z: 105 mm
Elektrische Leistung: 40W
Laser Leistung: 5W
Laser Wellenlänge: 445 nm
Laserpunkt: 0,08 mm
Lasertyp: Kompressionslaser
Auflösung: 1000 dpi
Fokussiermethode: fester Fokus
Unterstützte Software: LaserGRBL (Windows), LightBurn (Windows, macOS)
Dateiformat: PNG, JPG, JPEG, BMP, gCode
Datenübertragung: USB-Kabel
Eingangsspannung: AC 100-230 V, 50-60 Hz
Ausgangsspannung: DC24V, 2A
Kompatible Materialien: Holz, Leder, Karton, Edelstahl, beschichtetes Metall
In einem Durchgang schneidbar: 5 mm Holz

Noch ein paar grundlegende Infos, die wie bei den meisten Lasergravierern in dieser Preisklasse auch hier gelten:

– Betrieb nur mit dauerhafter Verbindung über USB zum Computer.
– Keine SD-Karte oder USB-Stick nutzbar.
– Keinerlei Bedienmöglichkeit am Gerät: keine Tasten, kein Display, nix außer dem Einschalter.
– Keine fahrbare Z-Achse, nur manuell verstellbar.
– Die Firmware ist GRBL, auf dem auch das uns bekannte Marlin aufbaut.
– Es wird statt eines Slicers ein gCode-Streamer benötigt, der die Quelldateien passend umwandelt und die Befehle direkt über USB an die Maschine schickt.

Es gibt grundsätzlich drei Betriebs-Modi:

– Zeilen-/Pixelweises Gravieren in Graustufen, bzw. gerastert, das ist relativ langsam und sieht hart ausgedrückt aus wie von einem Nadeldrucker aus dem letzten Jahrtausend.

– Gravieren von Vektor-Grafik oder Text, das geht recht flott, wird scharf und präzise, da immer nur die Umrisse als durchgehende Linien abgefahren werden.

– Schneiden von gewissen Materialien, wenn man die Geschwindigkeit reduziert, die maximale Laserleistung einstellt und die Konturen ggf. mehrfach abfährt.

Meine Tests habe ich unter macOS mit der kommerziellen Software LightBurn vorgenommen, die man aber 30 Tage lang in vollem Umfang kostenlos testen kann. Diese gibt es zwar auch für Windows-PCs, aber da wird gerne das kostenlose Programm LaserGRBL genutzt. Letzteres ist auf der beiliegenden SD-Karte enthalten, zu ersterem immerhin das Handbuch. Außerdem dort zu finden: ein paar FAQs zur Problembehebung und einige lasertaugliche Bilddateien.

 

Der Lieferumfang, inkl. fertig zusammengebauter X-Achse.
Sehr knappe Anleitung mit winzigen Bildern: wichtige Details nicht erkennbar, das PDF auf SD ist das Gleiche.

Update: anständige Version zum Download.

Von Fortgeschrittenen trotz der miesen Anleitung in ca. einer Stunde aufbaubar.

Mit der neuen Anleitung auch von Anfängern.

Etwas wenig Material überall, aber es reicht aus.

Die 5W Lasereinheit v.l.n.r.: Streulichtblende, Laser, Lüfter, Steuerplatine.

Ansicht von unten.

Von oben: die Steuerplatine, eine per PWM einstellbare Konstantstromquelle.

Der am Lasermodul festgeschraubte Z-Schlitten.

Der Laser fertig am X/Z-Schlitten montiert. Die vier nötigen Rändelschrauben sind unpraktisch.

Das Tischnetzteil meines Modells hat aber sogar die doppelte Leistung wie in den technischen Daten angegeben.

Irgendwo bei Comgrow habe ich diese Parameter zum Gravieren und Schneiden von unterschiedlichen Materialien mit dem 5W Laser gefunden.

Und auch die vom optionalen 10W Modell.

Eine Vergleichstabelle der anscheinend drei möglichen Lasermodule, das schwächste war zum Glück nicht dabei.

Das 10W Modul ist eigentlich gleich aufgebaut, nur länger.

Das 10W Modul von unten: die Streulichtblende und somit der Fokus-Abstand ist deutlich länger.

Von oben: die gleiche Platine wie beim 5W Modell.

Erster Eindruck: das 5W Modul ist arg schwach.

Zweites Bild: das 5W Modul des Atomstack P7, viel kraftvoller.

Das 10W Modul ist hingegen stark genug und das Bild dadurch viel feiner aufgelöst.

Das Bild von Stephans Hund ist auch im Original arg kontrastarm, weshalb ich es gerne beim Lasertest verwende.

Der 5W Laser gerät schnell aus dem Fokus, wenn man das Modul nicht ganz nah am Objekt hat. Beim rechten Smiley sind es nur 2 mm mehr Abstand.

Da verkokeln schnell mal die Linien, besonders beim Schneiden (oberstes Smiley).

Beim 10W Lasermodul sieht das viel besser aus.

So fein kann man 1,5 mm starkes Birkensperrholz schneiden, nach nur kurzem Experimentieren.

Gedrucktes aus PLA/PHA kann man gravieren, aber dafür braucht man schon das 10W Modul.

Bei kommerziellen Spritzguss-Objekten aus ABS erzeugt man nur viel Gestank und Schmauchspuren.

 

Der Comgo Z1 Laser von Comgrow hat eine große Arbeitsfläche von 400 mm x 400 mm und das Lasermodul kann manuell um ca. 10 cm in der Höhe verstellt werden, er ist also einer der größeren Vertreter.

Schön ist, daß die X-Achse komplett vormontiert ist, das spart viel Arbeit, auch die „Z-Achse“ hängt bereits daran. Der Rest ist recht schnell zusammengeschraubt, insgesamt dauert das keine Stunde.

Update:
Comgrow hat sich für die miese Anleitung entschuldigt und eine anständige nachgeliefert. Sehr lobenswert!
Hier zum Runterladen.

Der Rahmen und die Füße und die Anzahl der verwendeten Schrauben sind etwas minimalistisch, aber ausreichend, es wird ja kein großes Gewicht besonders schnell herumgefahren. Die Fixierung der Enden der Y-Zahnriemen ist einfach, aber gut und stabil gelöst. Ich habe keine Grate oder Ungenauigkeiten zu bemängeln.

Die Verstellung der Höhe des Lasermoduls über dem Objekt ist sehr unpraktisch gelöst, da nur die vier Rändelschrauben das Modul an der Aufnahme auf der X-Achse halten. Die dort angebrachten 105 mm Langlöcher sind zu weit, man kann sich nie sicher sein, daß das Modul wirklich senkrecht steht. Und man muss die Schrauben umsetzen, damit man die volle Länge ausnutzen kann.

Der Lieferumfang ist minimalistisch, aber immerhin sind ein paar schöne Test-Brettchen mit einer Größe von 10 x 10  cm^2 dabei.

Das 5W Lasermodul taugt nix, Punkt.

Im Vergleich mit dem kürzlich von mir getesteten Atomstack P7 mit ebenfalls 5W hat es vielleicht die halbe Leistung. Und man muss damit extrem nah ans Objekt ran, sonst geht der Fokus verloren, der nicht einstellbar ist.

Das 10W Modul ist einwandfrei.

Und wirklich ungefähr doppelt so stark wie das 5W vom Atomstack. Die beste Fokussierung erreicht man  bei ca. 5-6 mm über dem zu bearbeitenden Objekt. Aber so kritisch wie das 5W Modul ist die Entfernung nicht, obwohl das auch ein nicht verstellbarer Fixfokus ist.

Hier ein paar von mir ermittelte Werte, jeweils bei 100% Laserleistung des 10W Moduls:

Gravieren von Graustufenbildern auf Birken-Sperrholz:
Sehr gut bei 6000 mm/min.
Da dauert ein Bild von 60 mm x 40 mm gerade mal 8 Minuten!

Schneiden von 1,5 mm starkem Birken-Sperrholz:
1 Durchgang mit 300 mm/min
2 Durchgänge mit 750 mm/min
3 Durchgänge mit 1000 mm/min
Zwei Durchgänge sind der beste Kompromiss, da am schnellsten und trotzdem schön fein.

Schneiden von 3 mm starkem Birken-Sperrholz:
3 Durchgänge mit 500 mm/min
Etwas gröber und angekokelter, aber noch OK.

Schneiden von 10 mm dickem unbekanntem Weichholz:
In 10 Durchgängen mit 300 mm/min bei 100% Leistung gerade so machbar.

PLA/PHA gravieren:
Erst bei Reduzierung auf 1000 mm/s klar erkennbar. Keine Verfärbung!

ABS gravieren:
Nur bei 5000 mm/s und 20% Leistung ohne Schmauchspuren.

ABS schneiden:
Nicht praktikabel, da es zu leicht schmilzt und ankokelt.

Nicht-transparentes Plastik und andere Materialien sind auch durchaus damit bearbeitbar, aber da muss man einfach experimentieren. Auf Metall kann man höchstens Verfärbungen erzielen oder Lacke einbrennen aber keine echte Gravur erzielen.

Ich habe jetzt auch keine Dauertests durchgeführt, kann also nichts dazu sagen, wie lange das Modul dies durchhält. Aber Stephan hat da ja schon sehr ernüchternde Erfahrungen machen müssen. Das sind halt nunmal einfache Hobby-Geräte…

Eine feuerfeste Unterlage unter dem Objekt sollte man keinesfalls vergessen, es liegt nichts derartiges bei. Auch ein Laser-Gitter direkt darüber macht Sinn, siehe hier Stephans Test der Wabenplatte.

Die Streulichtblende am unteren Ende des Lasers ist ja ganz nett und kann vielleicht auch etwas das seitliche Austreten des (reflektierten) Laserstrahls verhindern, aber nur wenn der Kopf ganz nah am Objekt ist, das reicht aber nicht. Eine anständige Laserschutzbrille kann sie also keinesfalls ersetzen!

Ein Air Assist, also ein Gebläse in Richtung des Laserpunkts, wäre sinnvoll, ist aber leider in der Bauform des Alublocks des Lasermoduls nur ansatzweise und nicht wirklich effektiv realisiert worden. Das würde das Ankokeln verringern.

Die GRBL 1.x Firmware ist korrekt konfiguriert, auch der Bauraum stimmt, das ist leider nicht selbstverständlich.

Die Maschine hat sogar Endschalter für X und Y bei 0/0, man kann also Homen und somit auch absolute Koordinaten anfahren, wenn man unbedingt will. OK, für einen absoluten Maschinennullpunkt macht es durchaus Sinn.

Nett sind die Lineale für X und Y am Rahmen.

Sehr wichtig, aber leider nicht selbstverständlich: der Laser bleibt beim Einschalten oder Verbinden mit dem PC brav aus. Es gibt tatsächlich einen mechanischen Ein-/Aus-Schalter am Gerät, der aber natürlich nur die sekundäre Spannung schaltet, das Netzteil ist also immer an.

Die automatische Laser-Abschaltung beim Kippen des Gerätes um mehr als ca. 20 Grad ist nicht hardwaremäßig im Lasermodul verbaut!

Sie funktioniert somit (wenn überhaupt) nur, wenn die die Software auf dem Computer das mitbekommt. Das habe ich nicht getestet, da dieser Ansatz für mich indiskutabel ist, bei einer so kritischen Funktion. Beim Atomstack P7 war die Abschaltfunktion direkt im Lasermodul implementiert, vorbildlich!

Interessant und ungewöhnlich gelöst ist die Möglichkeit, die Firmware über eine µSD-Karte zu aktualisieren, siehe hier.

Fazit:

Mit dem 10W Lasermodul ist das ein durchaus brauchbares Gerät mit großer Arbeitsfläche ohne gröbere Mängel, abgesehen von der quasi komplett fehlenden Sicherheitsausstattung, für die man also unbedingt selbst sorgen muss. Auf jeden Fall ist es viel besser als die vor fast zwei Jahren von mir hier getesteten Orturs.

Vorschau:

Comgrow hat auch noch ein Zusatzgerät mitgeschickt: einen Rollenantrieb, mit dem man zylindrische Objekte gravieren kann, den Test liefere ich bald nach.

Werbung:

Den ComGo 1 gibt’s hier bei Comgrow für aktuell 337,- Euro mit dem empfohlenen 10W Modul zum Schneiden, mit 5W Modul kostet er nur 239,-. Versand aus der EU (ich meine Frankreich)

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