Swiitol E24 Pro
SWIITOL. Schon mal von dieser Marke gehört? Nein? Ich auch nicht. Als Stephan mir ankündigte, dass ein Laser zum Test kommt, musste ich erstmal nach dem Namen googeln. Und tatsächlich…die haben sogar ein paar Modelle im Portfolio. Von 6W bis 24W und keiner davon teurer als $469 ohne weiteres Zubehör. Wir schauen uns heute das vermeintliche Luxusmodell, den E24 Pro an. Was er neben den Platzhirschen der Branche so leistet und wer ich glaube hinter dieser Marke steckt, lest Ihr mit einem Klick auf…
Der Swiitol E24 Pro ist uns freundlicherweise von Tomtop kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Weitere Absprachen gab es nicht. Der Swiitol E24 Pro ist dort zum Preis von 409,- Euro erhältlich.
Mein Eingangssatz zu einem Lasertest ist eigentlich immer der Gleiche. Es gibt sie wie Sand am Meer und jeder Hersteller scheint immer in die gleiche Teilekiste zu greifen um den nächsten Rahmenlaser mit neuer Bezeichnung auf den Markt zu bringen. Dabei werden die Leistungswerte der Diodenlaser immer größer und erreichen mittlerweile mehr als 50Watt. Dafür muss man allerdings auch tief in die Tasche greifen. Alleinstellungsmerkmale gibt es selten und im Grunde kann man sagen, hat man einen, hat man alle. Natürlich fällt immer mal einer aus der Masse raus und glänzt mit speziellen Eigenschaften, aber dies eher selten. Ich vermisse auch ein wenig die Weiterentwicklung der Faserlaser in den Customerbereich. Die Dioden rund um 450nm scheinen immer noch genügend Abnehmer zu finden, so dass es keine anderen daneben braucht? Ich weiß es nicht.
Die technischen Daten zum Swiitol E24 Pro kann man auf der Herstellerseite einsehen.
Bevor wir aber den Swiitol E24 Pro mal unter die Lupe nehmen, hier der obligatorische, aber dennoch immer wieder ernst zu nehmende Hinweis:
Der Swiitol E24 Pro wird mit einem 450nm blauen Diodenlaser mit bis zu 24W echter Leistung geliefert. Er zählt damit zur Cat IV und ist absolut kein Spielzeug, auch noch sein Streulicht ist gefährlich für Haut und Netzhaut. Beim Lasern können giftige Gase entstehen, eine Absaugung ist dringend angeraten. Es besteht ständige Brandgefahr. Der Betrieb eines solchen Lasers unterliegt ggbfls. Auflagen bzw. ist womöglich unzulässig, bitte informiert Euch bei den entsprechenden Stellen bevor Ihr Euch einen Laser dieser Leistungsklasse besorgt. Ich verweise hilfsweise auf das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-alltag-technik/laser/schutz/schutz-laser.html
Lieferumfang
Der Swiitol kommt in einem fast quadratischen Paket mit Abmessungen von nicht ganz 60cm x 60cm. Das ist eher ungewöhnlich, sind die anderen Rahmenlaser doch bisher mit zumindest einer Seitenlänge von 30cm bis 40cm ausgekommen und hatten dazu noch Zubehör wie AirAssist oder Rotary Modul im Gepäck.
Der schlichte Grund – Der Swiitol ist bereits komplett montiert. Man muss den Rahmen nicht mehr zusammenbauen, keine X Achse justieren oder Riemen spannen. Lediglich das Lasermodul wird nach dem Auspacken noch montiert.
Mehr als dies ist dann aber auch im Lieferumfang nicht enthalten. Der komplett montierte Laserrahmen, das Modul und eine Brille sowie das Betriebshandbuch in mehreren Sprachen. Selbstverständlich auch das Netzteil und ein USB Verbindungskabel zum PC. Insgesamt aber sehr übersichtlich.
Montage
Die Montage gestaltet sich demnach auch denkbar einfach. Das Lasermodul wird an die Halterung geschraubt, wenn man will, schraubt man noch die WLAN Antenne an die richtige Stelle und fertig ist der Aufbau.
Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie einen Laser so schnell in Betrieb nehmen können.
Ausstattung
Der Swiitol hat ein 24Watt Lasermodul, ist mit Endstops auf X und Y ausgestattet und bietet eine Reihe von Anschlüssen für externes Zubehör und Verbindungen.
Das Lasermodul ist aufgrund der Leistung nicht ganz so groß wie das vom Longer B1, hat aber einen sehr interessanten Aufbau. Die Luftdüse ist ungewöhnlich lang. So lang habe ich das bisher bei keinem Modul gesehen. Die Zufuhr für den AirAssist ist wie bei den anderen Lasern auch bereits im Gehäuse des Moduls integriert. Der Schutz, welchen Swiitol in seiner Gebrauchsanleitung als „Windschutz“ bezeichnet, wird magnetisch gehalten und kann so auch leicht entfernt werden. Ich wüsste zwar nicht wofür man das machen sollte, aber selbst die Anleitung erklärt dieses Szenario, sowie die entsprechende Fokusierung ohne diesen Schutz.
Für die Fokussierung wird bei Swiitol auf herkömmliche Art und Weise gesetzt. Nämlich mit einem Abstandshalter anstelle einer Vorrichtung, die am Modul befestigt ist, wie z. B. beim B1 oder dem ATEZR.
Der Abstandshalter hat praktischer Weise noch die Werte aufgedruckt, falls er mal verloren geht. Engraving bei 8mm und Cutting bei 4mm Abstand zum Material. Nett ist, dass es sich um ein feingefrästes und lackiertes Alustück handelt und nicht einfach Acryl oder Holz ist, wie ich es bereits bei vielen anderen Lasern gesehen habe.
Was mir auch sehr gut gefällt und eine erwähnenswerte Ergänzung zu der Komplettmontage des Lieferumfangs passt ist, dass der Rahmen aus einem Stück gefertigt ist.
Sofern der Rahmen auch in seiner Herstellung wenig Toleranzen aufweist, gibt es hier keine verschobenen Schraublöcher, keine „verspannten“ Verbindungen und man muss nichts ausrichten.
Der Rahmen weist auch einige Stellen auf, wo es bereits Löcher mit Gewinde und diverse Öffnungen gibt. Für mich sieht das danach aus, dass man hier eine Einhausung montieren kann. Der Rahmen selbst liegt flach auf dem Untergrund auf. Daher bietet es sich an, eine Acrylhaube nur oben aufzulegen, die dann dort fixiert wird. Ein Nachteil hat es allerdings. Ist der Untergrund nicht eben, hat man keine Möglichkeit den Rahmen auszugleichen, ohne dass er sich dann vom Untergrund mindestens an einer Stelle abhebt.
Es sind zwar Vorrichtungen für Füße vorhanden, die dienen aber dem Zubehör um bei dem Einsatz eines Rotary Moduls den Rahmen entsprechend anheben zu können. Auch diese schraubbaren Abstandshalter findet man auf der Webseite des Anbieters als Zubehör zu kaufen.
Mit $29 Dollar, und das im Angebot von $49 heruntergesetzt sind die nicht grade billig, aber insgesamt hält sich das Zubehör preislich in Grenzen. So kostet eine Wabenplatte in der passenden Größe nur $39 und das Rotary Modul grad mal $56. Wohlgemerkt alles als Angebotspreis deklariert, aber die Erfahrung zeigt, dass dies die Normalpreise sind.
Und wo wir grad bei dem Zubehör sind. Wenn man seinen Blick schweifen lässt und sich durch das Zubehör für die Swiitol Laser wühlt, findet man unweigerlich etwas, was da so nicht hingehört. Nämlich den Namen eines anderen Herstellers auf dem Protective Cover.
Zufall, falsches Bild, oder tatsächlich wie iKier mit dieser Marke verbandelt?
Zu den Anschlüssen des Swiitol E24 Pro gehören neben einem USB C Anschluss als Verbindung zum PC oder Mac auch ein normaler USB A Anschluss, der aber nur für Firmwareupdates gedacht ist, ein HDMI Anschluss für ein Display (das vom Atomstack und auch vom ATEZR funktionieren leider nicht), ein DC Output für einen AirAssist. Auch der Anschluss für das Rotary Modul ist von außen gut erreichbar. Beim ATEZR muss man dafür ja ein Motorkabel abziehen. Hier reicht eine Steckverbindung und ein Kippschalter.
Ausgestattet ist er wie der Longer B1 mit einem Schlüssel der in „On“ Position nicht abgezogen werden kann, einem Flamm- und Kippsensor und einem „Notaus“, der aber so richtig den Namen nicht verdient, da ich ihn als „ON/OFF“ Schalter wahrnehme.
Der Resetschalter ist ebenfalls nicht wirklich gut umgesetzt, weil man da mit etwas dünnem in einem Loch popeln muss. Für einen schnellen Reset weil man Origin vergessen hat, oder nicht von der Home Position aus startet, taugt der also leider nichts.
Die Elektrik ist komplett im Rahmen verlegt. Die Zuführung zum Druckkopf ist sauber durch eine Schleppkette auf ein Transferboard geführt. Ebenso der Schlauch für die AirAssist. Es gibt nur noch eine einzige Verbindung zum Modul selbst, welche offen liegt. Und vom Transferboard beim Einsatz einer AirAssist ebenfalls den Luftschlauch zum Lasermodul. Dafür liegen allerdings genügend Klemmverbinder im Lieferumfang bei, so dass man das nicht frei verlegen muss.
Und beim B1 von Longer habe ich es noch gesagt. Warum das Board nicht in den Rahmen verlegen? Bei Swiitol ist es genauso gelöst. Das gefällt mir wirklich sehr gut.
Ich habe mir allerdings nicht die Mühe gemacht, das Board auszubauen um davon bessere Fotos machen zu können.
Die X Achse fährt in Y Richtung auf Linearwellen und Lagern. Verbunden über eine Koppelstange, die man im obigen Bild sehen kann.
Der Laufwagen des Moduls treibt es in X Richtung über Führungsrollen, ebenfalls auf einer Linearwelle an. So eine ähnliche Konstruktion haben wir beim Kobra 2 bereits gesehen.
Damals fand ich das noch nicht ganz so gut, mittlerweile gefällt es mir sehr gut. Wartungsfrei bis auf ein bisschen Öl ab und an und ansonsten frei von Standplatten, die man oft bei den V-Slot Rollen hat und auch besser zu justieren.
Einrichtung
Wie bisher alle Laser wird auch der Swiitol problemfrei in Lightburn erkannt und funktioniert Plug&Play mit dem Programm.
Da im Lieferumfang nichts weiter als der Laser selbst dabei war, ist die Einrichtung mit anstecken des USB Kabels an den PC oder Mac erledigt und man kann direkt starten.
Die Fokuseinstellung funktioniert wie gesagt mit einem Abstandshalter. Das Modul selbst wird mit zwei Rendelschrauben fixiert. Das gefällt mir auch besser als bei anderen Geräten. Mehr Halt bei weniger Spannung pro Schraube.
Ergebnisse
Aufgrund der Kürze der Testzeit habe ich mich auf das Gravieren beschränkt und war überrascht welche Werte die Materialtabelle von Swiitol so vorgibt. Wo bei Longer die maximale Geschwindigkeit in der Liste aller Materialien bei 7.000mm/min liegt, soll der Swiitol MDF Platte mit 30.000mm/min gravieren können.
Und ja, in der Tat kann er das.
In den Ergebnissen sieht man einen Schriftzug, den ich mit 600dpi in Lightburn bei 45° mit 30.000mm/min und 60% Leistung graviert habe. Sehr saubere Kanten und insgesamt eine schöne Gravur für den ersten Versuch.
Das Bild von Aloy aus dem Computerspiel Horizon Zero Dawn ist von mir in Affinity Photo aufbereitet worden und in Lightburn ebenfalls mit 30.000mm/min bei 60% im Passtrough Modus graviert worden. Nicht perfekt und da lässt sich sicher noch was rausholen, aber es gefällt mir für einen Schnellschuss auf Restholz und für den zweiten Gravurvorgang des Lasers überhaupt, doch recht gut.
Als drittes Testobjekt musste wieder eine Schieferplatte herhalten.
Diesmal mit dem Konterfei einer namenlosen Giraffe. Das hat tatsächlich noch Potential nach oben in der Qualität. Aber ich wiederhole mich. Für die ersten Versuche gar nicht verkehrt.
So eine schlechte Figur macht der Swiitol E24 Pro also nicht.
Bis ich da bin, wo ich nach vielen, vielen Versuchen und einem Crashkurs für Bildbearbeitung mit einem meiner anderen Geräte gelandet bin und dieses Ergebnis immer wieder nachstellen kann, muss wahrscheinlich noch ein wenig Zeit in den Swiitol investiert werden.
Hier ein Vergleichsbild, wie eine Schiefergravur auch aussehen kann.
Aber man muss zugeben, dass der Swiitol Potential hat und auch vom Aufbau und der Ausstattung nicht verkehrt ist.
Fazit
Der Swiitol reiht sich bei mir zwischen einem 10Watt ATEZR und einem 33Watt Longer B1 ein und füllt genau die Lücke zwischen den beiden Leistungswerten mit seinen 24Watt.
Er hat eine kleinere Arbeitsfläche, aber da der Rahmen flach auf dem Untergrund liegt, könnte man theoretisch auch viel größere Flächen mit ihm schrittweise gravieren. Das ist schon fast ein Vorteil gegenüber den anderen Rahmenlasern, die es meist nicht zulassen das Lasermodul so tief zu fokussieren, ohne dass es unten aus der Halterung fällt.
Der Swiitol ist kinderleicht einzurichten und man muss praktisch keine Montage durchführen. Die Verarbeitung und die Ausstattung ist für mich ohne nennenswerte Punkte positiv zu bewerten. Der Rahmen ist stabil und aus einem Stück gefertigt.
Für seinen Preis und der Option ihn für einen geringen Aufpreis mit dem insgesamt auch einzeln recht günstigen Zubehör komplett zu kaufen, ist der Swiitol E24 Pro auf jeden Fall eine Alternative zu den doch meist teureren Modellen der Konkurrenzmarken.
Ein Langzeittest steht zwar aus und hier kann ich über die Haltbarkeit des Moduls noch keine Aussage treffen. Zumal Swiitol selbst mit hohen Geschwindigkeiten und demnach auch mit hohen Leistungswerten arbeitet und so das Modul einem stärkeren Verschleiß unterliegen könnte. Hier kann man aber gegenwirken und sich seine eigenen Werte mit geringerer Geschwindigkeit und halbierter Leistung ermitteln, wo es durchaus möglich ist, die Lebensdauer des Moduls dadurch erheblich zu verlängern.
Aus meiner Sicht ist es ein solides Gesamtpaket zu einem fairen Preis, der auch liefert.
Natürlich gibt es Verbesserungspotential, aber meine ersten Gravuren mit anderen Herstellern von denen man insgesamt mehr erwartet, sind auch schon viel schlechter ausgefallen als bei dem Swiitol E24 Pro.
Das ist dann doch mal ein nettes Spielzeug….Danke für den Bericht.