Elegoo Neptune 2

Völlig unerwartet kam noch während der chinesischen Neujahrsferien ein neuer Drucker bei Stephan an, der noch eine weitere Überraschung barg: ein FDM-Drucker vom Harz-Spezialisten Elegoo: der Neptune 2.

Der Drucker wurde von Elegoo bisher nur über deren Twitter-Account angekündigt, ist aber noch nicht auf der Homepage oder irgendwo kaufbar zu finden, nur eine vorbereitete Amazon-Seite gibt es.

Aber so spektakulär ist er auch gar nicht, es ist ein weiterer Klon des beliebten Einsteiger-Druckers Ender 3 von Creality.

Erstmal die technischen Daten lt. Elegoo:

● Drucktechnologie: FDM (Fused Deposition Modeling)
● Schichtdicke: 0,1-0,4 mm
● Positionier-Genauigkeit: 0,1 mm
● Unterstützte Materialien: PLA, ABS, TPU, PETG, Holz, …
● Druckgeschwindigkeit: ≤180 mm / s, normale Geschwindigkeit bei 30-60 mm / s
● Düsen-Durchmesser: 0,4 mm (kann durch Düsen mit 0,3 mm und 0,2 mm ersetzt werden)
● Druckgröße: 220 mm x 220 mm x 250 mm (X/Y/Z)
● Extruder: einer, Bowden
● Düsen-Temperatur: max. 260 ºC
● Heizbett-Temperatur: max. 100 ºC
● Software: Cura, Simplify3D, etc.
● Dateiformat: gCode
● Anschlüsse: microSD Karte, USB-Kabel (nur für Experten)
● Stromversorgung: 100/240 V AC, 50/60 Hz
● Ausgang: 24 V / 15 A (360 W)
● Drucker-Platzbedarf: 440 mm × 540 mm × 680 mm (B/T/H)
● Gewicht: ca. 12 kg

Ziemlich kompakt verpackt, nicht ganz so präzise wie bei Anycubic, aber ausreichend.

Das sieht nach mehr Arbeit beim Aufbau aus als beim Mega Zero 2.0.

Ja, definitiv einige Einzelteile mehr.

Etwas unangenehm: mir sind gleich je zwei Muttern und Federn des Betts lose entgegengekommen. Die waren aber gleich wieder montiert.

Links: komplett vormontierte Basis mit
Y-Achse, Bett und Druckkopf.Rechts: X- und Z-Achse sowie NoName-Netzteil.
Schrauben, Werkzeug und Zubehör inkl. lächerlichen 5 m weißem PLA-Filament.

Rollenhalter (mit darin versteckter Düsen-Nadel), USB- und Netzkabel, Anleitung.

Kleine Falle: auf dem Alu-Heizbett ist noch die Schutzfolie des Rohmaterials drauf, unbedingt wegmachen, dazu die FakeTak-Auflage kurz abnehmen.
Nach ungefähr einer Stunde war der Drucker fertig aufgebaut, ein paar kleine Hürden dabei beschreibe ich weiter unten.

Ein ganz klassischer Ender 3 Klon mit Mk10 Hotend,

sowie Mk8-Bowden-Extruder aus Plastik, mit Filamentende-Sensor.

Über Verschiebung der Umlenkrolle im Y-Profil spannbarer Y-Riemen.

Natürlich auch hier keine gezahnte Riemenscheibe.

Aufgeräumte Elektronik, Board und Display scheinen MKS Robin nano Klone zu sein.
Das Mainboard in Nahaufnahme.

Das Hauptmenü, die gelben Farbsäume stammen von meinen Foto-Künsten…

Es scheint alles da zu sein, was man zum Normalbetrieb braucht.
Alle wichtigen Infos sind während des Druckens zu sehen.

Beeinflussbare Werte und Filamentwechsel-Möglichkeit.

Firmware-Info.

Recht sparsamer Inhalt der 8 GB Netac microSD-Karte: nix für macOS, das gedruckt beiliegende (englische) Handbuch nochmals als PDF, ein vorgesliceter Test-Buddha, der 74 Minuten dauern würde, nein Danke.

Der Aufbau hat deutlich länger gedauert als beim Anycubic Mega Zero 2.0, da weniger vormontiert war, hier orientiert sich der Elegoo stark am Creality Ender 3.

Außerdem musste ich die zwei Y-Basisprofile leicht von der X-Strebe losschrauben, da der Drucker auf dem Tisch wackelte. Nach sauberem ebenen Ausrichten wieder festgezogen: passt.

Daß man die Exzenter an den Laufwagen anziehen muss, steht zwar im Handbuch aber erst nach dem Kapitel zum Leveln und nicht für die X-Achse. Es hatten aber X und Y viel Spiel, das war aber problemlos zu eliminieren, der benötigte Gabelschlüssel liegt bei.

Darauf, daß man die Druckoberfläche, eine FR4-Platte mir FakeTak-Folie erstmal kurz abbauen muss, um die Schutzfolie auf dem Alu-Heizbett zu entfernen, kommt sicher kein Einsteiger. Da werden sich einige wundern, wenn es anfängt zu stinken.

Da die Platte nur über vier Dokumenten-Klammern am Bett befestigt wird, kann es zu ungleichmäßiger Beheizung kommen, außerdem stehlen sie in Y ca. 5 mm Bauraum.

Der Mk8-Extruder und das Mk10 Hotend sind ebenso primitiv wie beim Vorbild, dem Ender 3. Immerhin hat er einen Touchscreen und einen Filamentende-Sensor, letzterer funktioniert sogar. Auch der Filamentwechsel während des Drucks geht problemlos.

Der Touchscreen macht ausnahmsweise mal keine Probleme, ist modern aber eigentlich unnötig und etwas arg monochrom, wodurch er aber gut ablesbar ist. Es werden neun UI-Sprachen angeboten, darunter auch Deutsch, diese Übersetzung ist zumindest einwandfrei.

Leider fehlt im Hauptmenü die Anzeige der aktuellen Düsen- und Bett-Temperaturen. Es gibt auch keinen Menüpunkt, außer der Preheat-Funktion, um diese zu sehen, wenn gerade nicht gedruckt wird…

Es gibt über’s Display geführtes manuelles 5-Punkt Leveling, leider sind die Icons den falschen Positionen zugeordnet, d.h. vorne und hinten sind vertauscht, das habe ich aber schon öfters gesehen. Das Bett ist natürlich wieder eine leichte Schüssel, aber nicht dramatisch.

Die spezielle Elegoo Cura Version habe ich nicht getestet, da sie nur für Windows vorliegt.

Gegen ein MKS Robin nano (Klon) Mainboard mit dazugehörigem 3,5″ Display ist nichts einzuwenden, zumindest X und Y scheinen leise (TMC?) Steppertreiber zu haben, Z und E eher nicht, leider ist das nicht zu erkennen, da sie aufgelötet und die Kühlkörper festgeklebt sind. Für den Steppertreiber für einen zweiten Extruder ist ein extra Steckplatz frei.

Die Druckqualität ist einwandfrei für einen Bettschüttler mit nur einseitiger Bauteilkühlung. Wenn Euch die Teile etwas grob vorkommen liegt das daran, daß ich natürlich wieder mit meinen Turbo-Einstellungen gedruckt habe: 0,5 mm Linienbreite, 0,25 mm Schichtdicke, 60 mm/s. Ich habe jetzt nur PLA (Extrudr PLA NX2) getestet. PETG und TPU 95A sollten dank beheiztem Bett aber auch funktionieren…

Auf der FakeTak-Folie haftet PLA etwas arg gut, ich empfehle, ein Haftmittel wie PrintaFix oder EasyAdheasy als Trennmittel zu missbrauchen.

Die Firmware scheint irgendeine V1.1.x Marlin-Version zu sein, zumindest meldet M503, daß V47 Settings geladen wurden. Die E-Steps haben leider nicht gestimmt, sie sind ab Werk auf 90, ich habe sie dann auf 96 kalibriert, das Abspeichern per M500 funktioniert.

Der Mainboard-Lüfter ist lautstark zu vernehmen, der im Netzteil bläst dauerhaft, die am Druckkopf sind jedoch kaum hörbar.

Schön, daß der Neptune 2 wie sein Vorbild ein 24V Netzteil hat, das heizt u.a. schneller auf als die 12V Modelle. Es dauert keine 2 Minuten bis Bett und Düse stabil auf PLA-Temperaturen sind. Leider wurde auch hier verpasst, das Netzteil zur Stabilisierung des Z-Rahmens zu nutzen.

Ach ja, er kann wohl sogar nach Stromverlust weiterdrucken, getestet habe ich das aber nicht.

Bisher gibt es noch keine Firmware-Downloads oder sonstige Infos bei Elegoo zu dem Drucker, aber das kommt sicher noch.

 

Fazit:

Den Vergleich zum Creality Ender 3 oder Anycubic Mega Zero 2.0 braucht der Elegoo Neptune 2 nicht zu scheuen.

Er ist bis auf den Touchscreen quasi identisch.

Als Vorteil gegenüber dem Anycubic hat er ein modernes 32bit Board mit leisen Treibern zu bieten. Dieser wiederum hat mit dem BMG-Klon den weitaus besseren Extruder, was bei einem Bowden-System aber nicht so viel ausmacht.

Wenn der deutsche Verkaufspreis wie angekündigt bei 150,- € liegt, kann man den als Einstiegsgerät bedenkenlos kaufen.

Die Diskussion zu diesem Testbericht und zum Drucker im Allgemeinen bitte hier im Forum führen.

28 Kommentare

  • Hi. Hab seit nem guten Jahr, einen Neptun 2 am laufen. Ich bin damit total zufrieden. Drucke fast ausschliesslich PETG in top Qualität. Leider ist mir der Drucker eben mitten drin einfach stehen geblieben, mit Meldung Druck fertig. Düse stand dabei au dem Druck. Beim anschliessenden Betätigen der Bewegung stotterten die Motore und der Gehäuselüfter unten am Mainboard lief nicht ( dachte der läuft immer beim Einschalten ). Ist nun das mainboard hops ???

    • Komm mit solchen Fragen besser in das Forum. In den Kommentaren liest kaum einer mit. Keine Ahnung, ob der Neptun eine temperaturgesteuerte Kühlung am Mainboard hat. Ich würde auf die SD-Karte tippen.

  • Simon Volkmann

    Hallo.
    Ich habe eigentlich seid Erhalt meines Druckers ein Problem. egal mit welchem Slicer. wenn ich mehrere gcode auf die Sdkarte Packe, zeigt der Drucker nur die letzte Datei richtig an mit dem von mir gegeben Namen. Und auch nur die Funktioniert. die anderen, heißen genau wie die letzte Datei, obwohl sie von mir anders benannt wurden, und die funktionieren nicht. Was kann ich da tun

    • Max. 8 GB große Karte nehmen, frisch im FAT32 Format formatieren.
      Möglichst wenig Sonderzeichen (inkl. Punkt, Komma, Leerzeichen) verwenden, obwohl dieses Board damit eigentlich keine bekannten Probleme hat.

  • Hallo,
    Habe auch den Neptune 2. Nach dem Druck fährt das Heizbett ganz nach hinten und möchte noch weiter. Der Riemen springt über. Wie kann ich das Kalibrieren oder ist schon ein Sensor defekt??

    • Hallo Heiko,
      eigentlich ist für solche Detailfragen unser Forum da…

      Damit wir vom selben reden: das -Bett- fährt nach hinten, also auf Y=0?

      Wenn ja: das sollte der Y-Endschalter verhindern, der bei diesem Drucker hinten angebracht ist.
      Evtl. ist aber auch in Deinem Endskript im Slicer etwas falsches eingetragen.

      Das hier z.B. würde Sinn machen und ist komplett, da muss nicht mehr drinstehen:

      G1 F3600 ; set standard speed
      G28 X Y ; position X and Y for easy part removal
      G91 ; relative positioning
      G1 Z50 ; position Z for easy part removal
      M106 S0 ; fan off
      M104 S0 ; turn extruder heating off
      M140 S0 ; turn bed heating off
      M84 ; disable motors


  • Ich habe vor einer Weile den Neptune 2 von alfrank erhalten, mittlerweile hat sich der Drucker zu meinem Favoriten gemausert.
    Absolut unterbewertet, der Drucker läuft auch verdammt schnell und präzise. Keine Ahnung woran das alles liegt aber Elegoo hat bei dem Teil das Meiste richtig kombiniert. Gut, Lüfter tauschen kann man muss man aber nicht, bringt aber auf jeden Fall was.
    Aber für 150€ zu Angebotszeiten kann man auch nicht verlangen, dass ab Werk Sunon, Noctua oder Papst Lüfter verbaut werden. 😉

  • Hallo! Ich möchte bei dem Drucker WIFI aktivieren bzw ein Modul kaufen und anschließen. Wie ginge das? Welches Modul benötigt man? Ich dachte an so etwas:

    https://www.amazon.de/dp/B07GST6XZT

    Die CONFIG habe ich schon geändert und das Menü ist vorhanden. Aber es fehlt halt das Modul.

    Vielen Dank!

  • Ich habe mir bei Amazon den Neptune 2 gekauft und mir ist aufgefallen, dass der Netzteillüfter nach außen bläst. Ist das so gewollt?
    Bei den bisherigen 3D-Druckern die ich getestet habe, blies der Lüfter nach innen auf die Bauteile.

  • derChemnitzer

    war gerade mal bei Amazon für 1 Tag verfügbar für 149€ dann ausverkauft

  • Könntest du noch was zur Geräuschkulisse sagen? Ich habe kurz gezuckt als ich den Radiallüfter an der Elektronik gesehen habe denn da hat Elegoo beim Mars 2 Pro schon mal kein glückliches Händchen gehabt. Da ist die Marke Coolcox verbaut mit dem Alleinstellungsmerkmal: keiner kann lauter.
    Denn die leisesten Motortreiber nutzen nix wenn man erstmal für 50€ diverse Lüfter ersetzen muss.

    • Hab ich doch…
      „Der Mainboard-Lüfter ist lautstark zu vernehmen, der im Netzteil bläst dauerhaft, die am Druckkopf sind jedoch kaum hörbar.“

      • Das ist schon mal gut zu wissen denn einen Netzteillüfter kann man ja wesentlich einfacher tauschen, sprich da ist die Auswahl in der Regel größer, bzw. man ist weniger eingeschränkt sich notfalls bauraum-intensivere Lösungen zu überlegen.

        • Der Netzteillüfter ist aber das kleinere Übel von beiden. Ich hab zur Zeit neben mir einen Druck zu laufen und der Drucker geht mir tierisch auf die Ohren. Ich suche grade nach einem Adäquaten Ersatz für den Mainboardlüfter. Ich denke um ein Gehäuseumbau für das Mainboard werde ich nicht herumkommen, wenn ich von Radial auf Axial wechseln will. Alternative ist ein leiser Radial-Lüfter, kennt da jemand einen?

          • Das würde mich auch interessieren, ob es einen möglichst leises Radial Lüfter gibt !

            • Habe mir einen Noctua 40mm*40mm Lüfter auf einen Bloweradapter, welchen ich mit diesem Drucker gedruckt habe gebaut. Jetzt ist nur noch am Hotend eine Geräuschkullise.

              • Wäre cool zu wissen, welchen Adapter !? und wahrscheinlich ein 12V Noctua mit stepdown !?

                • Genau. “Buck Converter” suchen und mit spannungsprüfer auf 12V einstellen. Nur beim Bauteilkühler muss man wegen PWM die 24V IN vom Netzteil nehmen, die + OUT vom Buck converter und die Masse (-) vom mainboard. Sonst würden die Kondensatoren des step down reglers das PWM signal zu stark dämpfen und immer auf 12V ziehen anstatt von 0-12V zu regeln.

  • Kaum sind wir auf dem Mars gelandet, kommt alfrank und fliegt zum Neptun 🙂

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