Ultimaker Air Manager im Test

Eine glorifizierte Abdeckhaube für ordentlich Kohle speziell für den Ultimaker 2+ Connect. Nach dem Vorbild des Air Managers für den großen Ultimaker S5, könnte man meinen. Was kann das Teil nun wirklich?


Den Air Manager gibt es aktuell nur für 2 Ultimaker Modelle: den Ultimaker S5 und den neuen „Kleinen“ in der Ultimaker Familie, den Ultimaker 2+ Connect. Liegt vermutlich hauptsächlich daran, dass den anderen die Buchse zum Anschluss des Steuerkabels fehlt. Aber ich greife vor. Den UM2+C hatte ich ja neulich schonmal getestet und trotz aller Kritik tut der hier sehr gut und zuverlässig seinen Dienst.

So recht kann ich mich mit Ultimakers Müllvermeidungsstrategie bei der Verpackung nicht ganz anfreunden, das sind jetzt keine Billiggeräte und auch hier wieder meint man, das wäre alles schonmal offen gewesen und man hätte die Tüten, Schutzfolien usw. vergessen. Umweltschutz muss man wohl loben, aber irgendwie.. Irgendwie macht mich das nicht so glücklich, aber auch der Air Manager kam gänzlich unbeschadet hier an. Die Verpackung scheint also zu funktionieren. Immerhin etwas 😉

Der Air Manager kommt im Grunde in 4 Teilen:

  • eine dicke transparent blau gefärbte Plexiglass „Türe“, eher eine Platte, welche vorne in die Öffnung des Druckers passt und magnetisch gehalten wird.
  • eine sehr groß dimensionierte blaue eingefärbte Abdeckhaube
  • das Filtermodul, hierbei handelt sich um einen E10 EPA Filter, soll 95% der UFP Ultrafein-Partikel ausfiltern und das dann für 1500 Stunden oder 1 Jahr lang, je nachdem, was gedruckt wird.
  • und das weiße ebenfalls recht ausladende Plastikteil, an dem der Lüfter und ein bissl Elektronik verbaut ist, hier steckt man auch den Filter ein.

Das Ganze wird einfach nur zusammengesteckt, verkeilt sich mit dem Gehäuse des Druckers und wird zusätzlich mit ein paar wenigen eingelassenen Magneten gehalten. Wenn es erst mal auf dem Drucker steckt, ist das überraschend stabil.

Hier haben wir mal noch das Lüfter-Halter-Teil etwas genauer im Bild:

Man sieht, da ist eigentlich nix dran.

Die Stromversorgung (24V, 0,4A) und Steuerung erfolgt über den kleinen Kabelstummel,  der wird hinten am Drucker eingesteckt. Das ist schön, meine anderen Filterhauben brauchen alle ein eigenes Netzteil.

Hier in dieses weisse Gehäuseteil kommt nun das Filtermodul rein, das wird einfach nur eingeklippst und sitzt gut und satt in seinem Halter. Danach setzen wir das Teil hinten auf den Druckerrand auf, dabei wird Bowden und der Kabelstrang zum Druckkopf nicht unintelligent durch einen Schlitz in der Halterung gefädelt. Diese Kabelführung ist gut durchdacht, meine alte Haube am Ultimaker 2+ war da etwas unbeholfener und hatte hinten in der Rückwand der Haube einfach einen riesen Ausschnitt, worüber viel Wärme verloren ging.

Dann kommt noch die Haube drüber und vorne die Türe rein und fertig ist die Laube:

Die Türe ist allerdings nicht sonderlich dicht. Man siehts ja schon im Foto, da bleibt an den Seiten ein Spalt mit einem guten halben Zentimeter breite. Soll wohl so sein.

Das Ganze steht hinten ein gutes Stück raus, aber da Ultimaker ja immer noch die  alte Unsitte hat, die Filamentrolle hinten zu montieren, wird das insgesamt jetzt auch nicht viel tiefer, es reicht grad noch auf meiner Kommode..

Zum Fixieren des Kabels, das hier noch etwas unmotiviert in der Gegen rum baumelt, liefert Ultimaker 2 selbstklebende Kabelschellen mit. Dazu gibt es noch eine mehrsprachige Kurzanleitung, inkl. Deutsch und das wars dann schon.

Ist alles richtig angeschlossen, findet man im Diagnose Menü folgende Angaben – und man kann den Lüfter des AirManagers ein und ausschalten:

Im Betrieb

Passierte bei mir erst mal gar nix. Nach Installation des AirManagers druckte der Drucker nicht mehr. Druckjobs über die Cloud wurden zwar angeblich erfolgreich hochgeladen, aber ein Druck wurde nie gestartet. Zufall? Es gab eben gleichzeitig auch ein Update der Digital Factory Cloud und nun weiß ich nicht, was da nun falsch lief, die Installation des Air Managers oder aber das Digital Factory Update? Aber das ist ohne Air Manager vorher noch nie passiert.

Weil mir nichts besseres mehr einfiel, habe dann erst mal den Drucker aus Cura gelöscht, die Verbindung mit der Digital Factory getrennt und auch dort den Drucker gelöscht und alles neu eingerichtet. Nun funktioniert der Druck zwar wieder, aber der Air Manager macht absolut gar nichts. Lüfter dreht sich nicht, nix passiert. Wie soll der was Filtern, wenn der gar nicht anläuft?

Das Handbuch zum Air Manager ist bei Fragen zur tatsächlichen Nutzung absolut nutzlos. Es gibt keinerlei Infos, wie man das Teil nun eigentlich tatsächlich in einem Druck benutzen soll, wie es funktioniert, was man da tun muss. Ein Hilferuf im Ultimaker Community Forum brachte auch keine neuen Erkenntnisse, irgendwie scheint niemand diese Kombination aus AirManager und Ultimaker 2+ Connect tatsächlich zu nutzen. Ein Moderator versuchte zu helfen, aber der hatte den AirManager nur am S5 und nicht am UM2+C

Also war es Zeit für ein Support Ticket, das wurde wie immer zügig beantwortet, es wurden die Druckerprotokolle angefordert und nach einer Rückfrage direkt mit den Entwicklern kam dann heraus, dass der Air Manager nichts tut ist ein Bug in der Firmware  v1.5: wenn man im Diagnose Menü den Lüfter manuell schaltet, ist fortan bis zum nächsten Reboot des Druckers der AirManager komplett deaktiviert. Das soll in einem künftigen Firmwarupdate dann mal behoben werden. Hmm, nun denn.

Kommen wir kurz zum Betriebsgeräusch, der Lüfter auf vollen Touren macht den Drucker nicht wesentlich lauter unterm Strich. So rechte Flüsterdrucker sind die Ultis ja alle nicht, der UM2+C ist mit oder ohne AirManager keine Ausnahme.. Ich messe etwa ~53 dbA mit AirManager und ganz knapp unter 50 dbA ohne, die neuen leisen Steppertreiber im UM2C Mainboard hätte man jetzt nicht unbedingt gebraucht. Aber das ist ja ein globales Phänomen.

Der größte Haken am Air Manager für den Ultimaker 2+ Connect ist aber die nur extrem rudimentäre Steuerung. Anders als im Ultimaker S5 ist der Air Manager in der aktuellen Implementierung des Ultimaker 2+ Connect nichts weiter als ein kaum smarter Ein/Aus-Schalter, die Logik dahinter ist wie folgt:

  • steigt Temperatur der Düse oder des Betts über 50°C schaltet sich der Lüfter mit 100% Leistung ein
  • sinken die Temperaturen wieder unter 50°C ab, schaltet sich der Lüfter wieder aus.

Da gibt es beim Ultimaker 2+ Connect keinerlei Berücksichtigung des verwendeten Filaments, keine Einflussnahme gar nichts. Ein simples ein oder aus abhängig von Bett oder Düsentemperatur.  Der Lüfter läuft auch an, wenn man nur die Düse beheizt, aber gar nicht druckt. Es gibt da keine Einstellung für in Cura oder sonst wo. Wenn ich die Anleitung zum Air Manager des S5 lese, kann der doch wesentlich mehr.

Irgendwie kann ich jetzt auch verstehen, warum man das in der Doku und der Beschreibung nicht weiter erwähnt, ich hatte eigentlich erwartet, dass hier aktiv Temperaturen überwacht werden, dass abhängig von der Innentemperatur der Lüfter zu oder ausgeschaltet und abhängig vom eingestellten Material die Leistung angepasst wird – oder ich zumindest die Möglichkeit habe, das Ding bei Bedarf abzuschalten. Ok, dank des Bugs gibt es die Möglichkeit ja noch, vielleicht sollte ich drauf hoffen, dass Ultimaker den Bug gar nicht erst behebt. Das hätte ich mir von einen „Air Manager“ genannten Produkt anders erhofft.

 

Mein Fazit

Im Moment bin ich ehrlich gesagt eher weniger begeistert. Dem UM2+C merkte man im Test neulich schon an, dass er eigentlich noch nicht wirklich fertig zu sein scheint. Es fehlen Funktionen im Druckermenü und in der Digital Factory. Der Air Manager setzt diesen unfertigen Eindruck nahtlos fort.

Die Dokumentation zum Air Manager existiert zwar in drölfzig Sprachen, geht aber über eine Montageanleitung nicht hinaus. Sie ist absolut nutzlos wenn es darum geht, wie man den Air Manager nun benutzen oder gar einschalten soll. Oder was er eigentlich macht. Wenigstens der Satz gehört da irgendwo rein:

„Der Lüfter schaltet ab 50°C ein und unter 50°C wieder aus. Mehr tut der AirManager nicht“.

Und nicht das verkünstelte corporate Marketingsprech, das man aktuell zum Air Manager findet.

Fassen wir Zusammen:

Den Aspekt der Temperaturkontrolle können wir also getrost komplett abhaken, dass kann der Air Manager nicht leisten. Eine aktive Heizung hat er weder beim UM2+C noch beim S5, die Heizleistung kommt rein vom Heizbett alleine. Vergleiche ich dazu die, wenn auch wenig effektive – aber immerhin vorhandene aktive Heizung des Qidi iFast, bin ich fast versucht, den Qidi Testbericht nochmal anzupassen und den Qidi diesbezüglich deutlich mehr zu loben.

Ultimaker sieht als weiteren Nutzen neben der Luftfilterung (wichtig bei Nutzung im Büro vor allem bei ASA/ABS) den Berührungsschutz z.b. im schulischen Umfeld oder bei Publikumsverkehr. Ja, ist ok, aber wer da fummeln mag, fummelt halt am Display oder nimmt mit einem Handgriff die Türe ab. Die selbe Schutzwirkung dürfte ein Schild „Bitte nicht berühren!“ haben.

Für mich ist das jetzt am Ende dann doch eher ein Gimmick, eher nach dem Motto: Na, wenn es schon was Neues gibt für den kleinen Ultimaker, dem es ja sonst etwas an aufregenden Neuerungen mangelt, dann nimmt man es mal mit. Und Haube mit Filter haben ist ja nicht ganz verkehrt, wenn auch gerade beim Druck mit PLA auch mal störend, oder der erzeugte Luftstrom beim nicht abschaltbaren Lüfter auf 100% bei ABS z.b. auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

.. und der Air Manager sieht etwas stylischer aus, als meine alte Haube auf dem Ultimaker 2+, hier links im Bild.

Der Preis?

Stolze 400,- Euro.  Alles in allem klingt das nach sehr viel Geld für ein bissl Haube, ist es auch, selbst wenn er dann irgendwann in ferner Zukunft auch mal sinnvoll angesteuert werden sollte. Das es zumindest besser geht, zeigt Ultimaker ja beim Air Manager des S5.

Jetzt kann man sagen Preise um 300,- Euro sind selbst für einfache Hauben für Drucker in diesem Preissegment keine Seltenheit, für meine einfache mit dem Laser zugeschnittene Haube für den alten Ultimaker 2+ (siehe Bild unten ganz links) oder die Haube für den BCN3D Sigma hatte ich damals auch schon so viel bezahlt, für die reine Haube ohne Lüfter/Filter. Und eine Türe liegt ja auch bei, die hat ich damals auch gute 120,- Euro einzeln gekostet.

Allerdings hätte ich erwartet, dass das Teil doch mindestens die selbe Funktionalität wie beim S5 hat. Hier patzt Ultimaker grad massiv, das bin ich Ultimaker so eigentlich nicht gewöhnt. Vielleicht bin ich aber noch nicht in der neuen Realität von Ultimaker angekommen.

Wer eine einfache Haube mit Filter sucht und wie ich darauf hoffen mag, dass Ultimaker hier nochmal nachbessert, kann, wenn das Geld nicht weh tut, zugreifen, aber eine wirkliche Kaufempfehlung ist das nicht. Das können Drittanbieter auch. Der einzige Vorteil ist, dass der Lüfter keine separate Stromversorgung braucht, vom Drucker ein/ausgeschaltet wird und das Ganze rein subjektiv doch recht hübsch ausschaut.

Aber ehrlich gesagt, ich finde das so Gebotene doch etwas dürftig.

Die neue Produktiv-Ecke im Druckerkeller.

Im Bild sieht man auch, wie man die Türe oben an der Haube abstellen kann, das ist auch praktisch gemacht.

Werbung trotz allem:

Ultimaker Drucker, Zubehör, Ersatzteile und Verbrauchsmaterial kauft man bei iGo3D.

iGo3D macht auch den kompletten Service & Support inkl. Garantie & Gewährleistungsabwicklung für Ultimaker in Deutschland (vermutlich Österreich und Schweiz auch, bin ich mir aber nicht sicher). Wer bei Ultimaker einen Tickt aufmacht und als Land DE wählt, bekommt die Antwort von iGo3D.

und hat ein gut sortiertes Ersatzteillager für alle Ultimaker Modelle. Was nicht gelistet ist, wird kurzfristig besorgt, das gilt auch für Modelle, die eigentlich schon lange EOL – aus dem Verkauf sind.

Auch immer wieder interessant, die immer wieder mal angebotenen Refurbished Ultimaker im Abverkauf bei iGo3D.

3 Kommentare

  • Ei Ei Ei … erleben wir hier gerade live und in Echtzeit den Absturz eines einstigen Marktführers?

    Ich habe schon früher gesagt-Ultimaker ist auf dem einstmals hohem Stand stehen geblieben, während Hersteller wie Flashforge oder Quidi am Aufholen sind. Aber nach dem Test kann der Flashforge Nutzer eigentlich nur noch müde lächeln.

    Schade, Ultimaker. Vor einigen Jahren wart ihr auch mal in der engeren Auswahl.

    • Absturz oder eine für Hobbyisten weniger wünschenswerte Entwicklung zum 1-Knopf Drucker ohne Einflussnahmen.

      Als Antwort auf meinen Einwand wurde mir gesagt, dass eine Haube ohne laufenden Lüfter doch schädlich wäre. Da steckt also schon ein ganz anderes Verständnis hinter, was so ne Haube eigentlich leisten soll. Ich meine: die Bauraumtemperatur erhöhen und stabilisieren. Das man damit auch filtern kann, ist für mich eher Nebensache. Für Ultimaker gehts anscheinend nur ums Filtern. Dann hätten sie das Ding besser AirFilter und nicht AirManager genannt.

      Aber:

      meine Kritik an der Doku wurde gehört, es wurde ein entsprechender Satz zur Online Anleitung des AirManagers hinzugefügt. Ein kleiner Erfolg 🙂

    • Ich würde hier nicht von abstürzen eines Marktführers sprechen, den das
      ist es definitiv nicht! Es ist natürlich eher ernüchternd was teilweise von
      einigen Herstellern abgeliefert wird(da sind dann allerdings fast alle mit im
      Boot). Keiner liefert das perfekte Produkt ab, leider.
      Irgendeine Kröte muss man immer schlucken. Man muss halt genau abwägen,
      welcher Hersteller die kleinste Kröte für einen abliefert.
      Und da jeder ein anderes Bedarfsprofil für sich hat, braucht man manchmal
      Drucker verschiedener Hersteller, um alles abzudecken!

      LG Oliver

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