Plug and Play? – Dedibot Moira DF3

Der DF3 ist ein fertiger Delta-Drucker mit geschlossenem Gehäuse und eigenem Softwaresystem für Windows und Mac sowie Apps für Android und Iphone. Er ist einfach zu bedienen und adressiert Endanwender und Schulen.

Der Drucker wurde uns kostenlos von Gearbest für eine neutrale Produktvorstellung zu Verfügung gestellt.

Der Dedibot Moira DF3 der Firma DediBot Intelligent Technology Co. Ltd. aus Hangzhou, China, adressiert nicht den Maker. Er verfolgt das Konzept, 3D-Druck zu vereinfachen und so breiteren Anwenderkreisen verfügbar zu machen. Tatsächlich stecken in dem Konzept viele gute Idee, wenn es auch an einigen Stellen am Feinschliff fehlt.

Kann ein absoluter 3d-Druck-Anfänger mit diesem Drucker auf Anhieb einen guten Druck aus PLA hinbekommen? Ja. Mir persönlich fällt kein anderer Drucker ein, der in dieser Richtung so weit vorgelegt hätte. Evtl. kommen hierzu von Stephan demnächst Neuigkeiten über Flashforge.

Kann man mit diesem Drucker nach und nach in das Thema reinzuwachsen und später Standard-Slicer verwenden sowie Material und Parameter frei wählen? Nein.

Unboxing

Der Drucker kommt in einem bedruckten Karton. Er enthält:

  • fertig montierter Drucker
  • gekapseltes Netzteil mit Schuko-Netzkabel
  • USB-Kabel
  • Micro-SD-Karte mit Anleitungsfilm, Handbuch, Software
  • USB-Kartenleser
  • 250g-Rolle PLA-Filament
  • Anleitungsheft
  • Garantiekarte
  • Spachtel zum Ablösen der Drucke
  • 2 Inbusschlüssel
  • „Büroklammer“ zum Rücksetzen des WLAN-Interfaces
  • Probedruck

 

Grundsätzlich erscheint die Verpackung adäquat und stabil. Die Kartonecken sind ausgesteift, der Drucker steht zwischen oberem und unteren Schaumklotz und ist ringsum in dicke Luftpolsterung gewickelt. Dennoch war beim Testexemplar eine obere Ecke eines Seitenpanels abgebrochen.

Der weiße und sehr ordentliche Probedruck stammt wahrscheinlich nicht aus diesem Drucker, da im Hotend Reste von schwarzem Filament waren. Evtl. war das Testgerät aber auch nicht neu.

Dokumentation

Die Dokumentation besteht aus dem auch online erhältlichen PDF und dem stummen Einführungsvideo. Knapp wie sie sind reichen sei für einen ersten Start aus.

Dokumentation und Software gibt es nur auf Chinesisch und Englisch. Das passt nicht so recht zum Gesamtkonzept des Druckers, das ja den Endanwender oder sogar Kinder und Jugendliche adressieren will. Mit stellt sich jedenfalls die Frage, warum Gearbest so einen Drucker zum Testen außerhalb des englischen Sprachraums verschickt.

Hardware

Das Gehäuse aus ABS gibt es in verschiedenen Farben. Es ist mit drei gewölbten Plexiglasplatten geschlossen, die an den Ecken mit dem Rahmen verschraubt sind. Die vordere ist als Tür ausgeführt.

Zwischen den Scheiben laufen innen die drei Schlitten des Delta-Antriebs, an denen der Druckkopf mit je zwei Stangen aufgehängt ist.

Oben im Gehäuse hängt der Extruder, der das Filament von oben anzieht und in den Bowdenschlauch Richtung Druckkopf schiebt.

Im Druckkopf sitzt das Hotend mit der Düse, das im Druckkopf federnd gelagert ist. Nach oben gedrückt betätigt es einen Microschalter. So kann der Drucker abtasten, wo genau die Druckfläche liegt und wie sie ggf. verwellt ist, das automatisch Leveling. Im Druckkopf sind zwei Lüfter verbaut. Der vordere kühlt das Hotend, sobald die Düse eine Mindesttemperatur überschritten hat, der hintere ist der Druckteil-Kühler. Er war beim Testgerät ohne Funktion.

Das Druckbett ist nicht beheizt und besteht aus einer ca. 5mm dicken magnetischen Hartgummiplatte, die passgenau zwischen drei Nasen auf dem Innenboden des Druckers liegt und von drei Halteriegeln gesichert ist. Diese Platte ist ab Werk mit Blue Tape, Malerkrepp, beklebt. Die Magnetisierung der Platte hat so keine Funktion. Vielleicht war der Boden des Druckers ursprünglich aus Blech geplant.

Der Drucker hat kein Display, sondern nur LEDs für den Status von

  • Druck
  • Filamentwechsel
  • Düsenheizung
  • Warnzustand
  • WLAN

Dazu ein „Play“-Button zur Wiederholung des letzten Druckes auf der Vorderseite.

Auf der rechten Rückseite den Ein/Ausschalter, Micro-SD-Slot, Loch für Wifi-Reset, USB- und Stromanschluss.

Oben im Deckel ist das Fach für 250g-Filmanetspulen. Diese Spulen sind handelsüblich, wenn auch nicht überall zu bekommen. Man kann aber auch größere Spulen auf einem beliebigen Halter neben den Drucker stellen und das Filament durch das obere Fach in den Drucker fädeln.

Software

Moira kommt mit einer eigenen Software für Windows 32 und 64 bit sowie für Mac zum Slicen der Modelle, für den Upload auf den Drucker und die Druckstatus-Anzeige. Die Drucke werden nicht als Gcode auf den Drucker geladen, sondern in einem unbekannten Binärformat. Ich habe keinen Weg gefunden, Standard-Gcode zu drucken. Man ist also auf die Software Moira angewiesen.

Die Modelle können angeordnet, skaliert, aber auch geschnitten und auf den Kopf gestellt werden, so dass die unteren Hälften „ausgefranster“ Modelle getrennt auf dem Kopf gedruckt werden und anschließend mit dem Oberteil verklebt werden können.  Es gibt Funktionen zur Konfiguration des Supports inkl. Des Setztens einzelner Säulen. Das alles ist sehr übersichtlich und einfach gelöst.

Es gibt Funktionen zum automatischen Laden und Entladen des Filaments, was zuverlässig funktioniert, …

… wenn man beim Einlegen des Filaments darauf achtet, das es den Eingang des Bowdens erreicht hat. Dazu das Filament am besten schräg anschneiden!

Die Automatikfunktion zum Leveln des Druckers tastet mit der Düse eine Vielzahl Punkte des Druckbetts ab. Wird dennoch zu hoch oder zu tief gedruckt, lässt sich die absolute Höhe des Druckes mit einem Wert am Leveling justieren. Ein Startwert steht bei Auslieferung auf einem Aufkleber auf dem Druckbett, beim Testgerät waren es 1.7 mm. Diese Höhe lässt sich beim Autoleveling eintragen, was nach Änderung des Wertes neu durchgeführt werden muss, damit die Änderung wirkt.

Für den Druck gibt es drei Qualitäten mit ca. 0.2 mm, 0,17 mm und 0,07 mm Schichthöhe, für die sich jeweils wenige Parameter konfigurieren lassen. Alles andere wird von der Software automatisch gesteuert.

Die Software benötigt auf dem PC Administrationsrechte. Läuft ein Druck, werden andere Anwendungen wie z.B. MS Office massiv gebremst. Das spricht für eine etwas krude und nicht den Standards entsprechende Softwareimplementierung.

Am besten lädt man sich die aktuelle Software von der Dedibot-Website.

Erscheint in Software der Hinweis, dass eine neue Firmware für den Drucker vorliegt, kann diese einfach über das Drop-Down-Menü oben rechts auf dem Drucker installiert werden:

Mit der App lassen sich in einem stark abgespeckten Ablauf Modelle wählen, slicen und zum Drucker schicken. Man kann z.B. nur noch wählen, ob man in Standard- oder in hoher Qualität drucken möchte, aber keine Detail umkonfigurieren. Die Idee dahinter ist wohl, dass Kinder so selbst Drucke auf den Drucker schicken können.

Die App kommuniziert mit dem Drucker über WLAN. Dazu muss das WLAN-Kennwort direkt in der App eingegeben werden und für den Verbindungsaufbau dann am Drucker der verdeckte Taster mit der „Büroklammer“ gedrückt werden. Das funktionierte mit dem Testgerät und der App auf Android 9 einwandfrei. Dennoch ist auch die App offenbar an den Standards vorbei implementiert. Sonst wäre die direkte WLAN-Kennwort-Eingabe nicht notwendig.

Drucken

In den Softwarevideos wird ein Elch als erstes Modell vorgeschlagen. Er erscheint auch beim ersten Start der Software. Das Modell ist für einen ersten Druck zu groß, genauso wie das Modell, das auf der SD-Karte des Testgerätes gespeichert war. Ich habe zum bewährten XYZ 20mm Calibration Cube gegriffen, und ihn in allen drei Qualitäten mit unveränderten Vorgabewerten gedruckt.

Moira druckt im Default mit einem kleinen Raft. Das ist sehr sinnvoll, weil trotz des Levelings die Höhenlage von Druck zu Druck unerklärlich schwankt, und schon mal die ersten drei Schichten in das Kreppband „gebügelt werden“.

Moira „bügelt“ den ersten Layer ein (hier ohne Raft, aber dafür gut zu sehen)

Wird mit Raft gedruckt, ist dieses Problem weitgehend unschädlich, weil die Schichten später nicht am eigentlichen Modell fehlen. Durch das gefedert aufgehängte Hotend steckt die Mechanik die zu tiefe Lage des Druckkopfes einfach weg. Es kann zwar kein Filament die Düse verlassen, aber der Extruder ist so konfiguriert, dass er solange einfach „springt“, d.h. der Motor steht auf der Stelle und „wartet“ bis er wieder Filament loswird.

Vergisst man das letzte Druckobjekt im Drucker, bevor man den nächsten Druck startet, wird die „Anstoßerkennung“ des Druckkopfs leider nicht genutzt, und der Kopf crasht von oben in den letzten Druck.

Druckqualität low, mid und high mit Defaultwerten

Die Druckqualität geht für einen in diesem Umfang vorkonfigurierten und automatisch gesteuerten Druck in Ordnung.

Die Wände der Würfel sind bis auf einige Querlinien sehr glatt, die Z-Fläche setzt in allen drei Qualitäten sehr gut. Moiras Bahngeschwindigkeit scheint in allen drei Auflösungen ähnlich schnell.

Der Würfel läuft je nach Auflösung 21, 31 oder 65 Minuten.Auch das Benchy in mitterer Qualität wird auf Anhieb vollständig gedruckt. Trotz der fehlenden Bauteilekühlung gibt es kein Problem am Überhang des Bugs, die Stürze an Tür und Fenster des Benchys wären evtl. noch besser, wenn der Bauteilelüfter liefe.

Insgesamt kann man tatsächlich ohne 3D-Druck-Vorkenntnisse passable Drucke erzeugen, indem man einfach dem kurzen Einführungsvideo folgt und mit Default-Werten druckt.

Sicherheit

Es gibt am Drucker keine offenen Stromführungen. Im Drucker selbst gibt es aufgrund des separaten, gekapselten Netzteils keine Netzspannung. Drucker und Netzteil tragen eine Reihe Qualitätssiegel, s. Fotos.

Durch das fehlende Heizbett und die damit ausbleibenden hohen Stöme ist die Brandgefahr deutlich verringert.

Ein Druck soll sich wahlweise so starten, dass das Öffnen der Tür den Druck abbricht. Damit wären Kinderhände vor dem Einklemmen sicher und die Kiddies lernten, dass man den Drucker besser zufriedenlässt, solange der Druck läuft. Beim Testgerät hat das nicht funktioniert. Der Drucker lief auch beim Öffnen der Tür weiter.

Verfügbarkeit

Der Drucker ist, soweit ich weiss, zurzeit nur direkt aus China erhältlich.

Er kann über diesen Link bei Gearbest zurzeit für ca. 300 Euro erworben werden.

Gearbest hat uns dieses Testexemplar zur Verfügung gestellt.

Fazit

Wenn jemanden die vom Konzept her sinnvoll angelegte Vereinfachung des 3D-Druckens am Herzen liegt, ist der DF3 deutlich „idiotensicherer“ als viele typische andere China-Drucker oder gar Bausätze. Man kommt tatsächlich mit Hilfe des Einführungsvideos praktisch per Knopfdruck zum ersten Druck.

Diese Vereinfachung und Verkürzung der Druckvorbereitung erkauft man sich aber auf der anderen Seite mit proprietärer Software abseits der Standards und eine Beschränkung  weitergehender Möglichkeiten.

Schade ist, dass auch bei diesem Gerät in den genannten Punkten der letzte Feinschliff nicht erfolgt ist. Laut Hersteller wird die Software aber ständig weiterentwickelt, so dass hier das letzte Wort eventuell noch nicht gesprochen ist.

Software

Moira_V3.0.7

6 Kommentare

  • Darf ich fragen, ob Sie noch die Software für diesen Drucker haben? Es scheint, dass die offizielle Website des Druckerherstellers diese Ressource entfernt hat. Vielen Dank!

  • I lost my powerd adaptor cable and I do not know wich one do I need to buy. Can you help me?. Thanks

    • Sorry, system has not triggered me until today.
      Did you loose the powerbrick, or the power cord only.
      In case you’ve lost the complete Brick, it’s a 24V DC adapter delivering up to 4 Amps. The + pole is on the middle pin of the connector. You have to measure socket diameter and pin diameter carefully to get the right connector. Best use calipers.

  • Schwierig… Ich glaub nicht, dass der Drucker unter unserer werten Leserschaft zum Verkaufsrenner wird. Und so ein paar Macken hat er dann ja auch noch. Gut, Plug&Play haben wir sonst noch nichts getestet bisher schon gar nicht in der Preislage, wenn ich jetzt nicht irre., Die Drucke schauen OK aus.. aber den OttoNormalMaker spricht das Gerät glaub echt nicht an.

    Aber schön, das wir den Peter auch mal zu nem Druckertest motivieren konnten 🙂

  • Das erinnert alles stark an das Konzept von Dremel aber zum deutlich verträglicheren Preis.
    Die Paßwortabfrage ist vermutlich nicht für das WLAN am Handy sondern geht vermutlich auf Knopfdruck zum Drucker damit dieser sich in das Netz einklinken kann. Persönlich eher nichts für mich aber für Kinder könnte es ein Einstieg sein. Immerhin überfordert die Bedienung nicht wie bei Cura und Co.

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