Mingda Magician X2 Testbericht
Mingda schickt eine Neuauflage ihres Magician X, fantasievoll X2 benannt, in den Ring. Und wir schauen mal, was der so kann. Wobei er es vermutlich nicht leicht haben wird.
Der Drucker wurde mir kostenfrei direkt vom Hersteller zum Test zur Verfügung gestellt. Es existieren keine Absprachen über den Inhalt dieses Tests.
Vom Test des Vorgängermodells Mingda Magician X kennen wir ja schon die Styroporverpackung, sieht man nicht oft, ist mir aber ganz angenehm, weil unser Wertstoffhof nimmt zwar das Styropor, aber nicht den Schaum, der sonst fast überall verwendet wird. Kleinen Nachteil hat das Styropor allerdings, ich habe danach dann noch tagelang überall Styropor Popel rumfliegen.
Der Satz „Kennen wir schon“ könnte dann auch so etwa das Motto dieses Testberichts werden, denn der Magician X2 ist dann wohl eher eine kleine Evolution, aber keine Revolution im Bereich des FDM-Drucks. Zum Vergleich findet Ihr hier meinen Testbericht zum Vorgängermodell Mingda Magician X.
Der Mingda Magician X2 wird im Hersteller-Shop aktuell zu einem Preis um 300,- Euro angeboten.
Lieferumfang Mingda Magician X2:
Im Lieferumfang finden wir:
- den fast vollständig vormontierten Drucker
- Druckvolumen 230 x 230 x 260 mm
- DualGear Direkt-Extruder im B∗G Stil
- Hotend mit PTFE Liner und damit bis ungefähr 240 °C geeignet, maximal 260 °C (ein AllMetal Druckkopf ist optional erhältlich)
- Silikonsocke, 0,4 mm Düse.
- Magnetflex Druckplatte 235×235, eine Seite PEI fein strukturiert, eine Seite PEI glatt, bis 110 °C
- außergewöhnlich viele Lüfter am Hotend
- 3,5″ Farb-Touch Display
- 32Bit Board mit leisen Steppertreiber
- Doppel-Z über 2 unabhängige Stepper & Endstopps
- Optische Endstopps
- Riemenspanner
- USB-Stick, SD-Karte und USB-C werden unterstützt
- Filamentende-Sensor,
- ABL Sensor in Form einer Wägezelle, 16 Punkt Korrektur
- kann Druck nach Stromverlust fortsetzen
- 8 GB Standard SD-Karte mitgeliefert
- Ersatzdüse 0,4 mm und Ersatz Liner für das Hotend
- aufsteckbarer Rollenhalter
- alles zum Aufbau benötigte Werkzeug
- deutsche gedruckte Kurzanleitung
- paar Gram PLA Filament
- 110/240V Noname Netzteil 24V 15A, 360W
Montage des Mingda Magician X2
Könnte nicht einfacher sein, schafft jeder in wenigen Minuten.
Wir schrauben die 2 Gehäuseteile zusammen, dann den Druckkopf auf den vorbereiteten Schlitten, stecken paar Kabel ein, die man gar nicht verwechseln kann, selbst wenn man es wollte und schon ist der Drucker fertig.
Da das Druckbett nicht über Leveling Schrauben verfügt (der Bettträger ist leider wieder aus Plastik), brauchen wir uns darüber also keinen Kopf machen, dafür kontrollieren wir die Exzenter am Bett, am Druckkopf und den beiden Schlitten. Bei mir hat es ab Werk gepasst, aber Kontrolle ist besser. Die Exzenter sind gerade so weit festzuziehen, dass sie eben nicht wackeln, aber keinesfalls fester, sonst rollen die Räder in ihren V-Slot Aluprofilen nimmer ganz rund.
Vor dem ersten Druck starten wir den Bett-Level-Assistenten, dieser tastet das Druckbett an 4 × 4 Punkten ab, erstellt und speichert ein Korrektur-Netz. Der Z-Offset kann bei Bedarf mit der Baby-Stepping Funktion am Druckermenü noch angepasst werden, durch die Verwendung der Wägezelle als ABL-Sensor sitzt die Düse zumindest bei mir verhältnismäßig dicht am Bett, ich habe daher den Abstand mit der Baby-Stepping Funktion um etwa 0,2 mm vergrößert – your mileage may vary.
Was mir beim Zusammenbau des Mingda Magician X2 so aufgefallen ist:
Ich schrieb oben schon, wir haben eine doppelt angetriebene z-Achse, mit zwei komplett unabhängige Motoren, Treiber & Endstopps umgesetzt. Der X2 kommt mit ABL-Sensor und zwei optischen Endstopps für Z und kann einen Schiefstand des Querbalkens damit selber bei jedem Homing korrigieren.
Das Bett hat nun anders als der X1 eine PEI beschichtete Magnetfeld-Federstahlplatte, eine Seite ist fein texturiert, die andere Seite ist glatt. Das Bett kann nicht manuell gelevelt werden, das mag manche erleichtern, ist aber manchmal auch ein Nachteil. Es läuft auf gleich zwei Aluprofilen, und damit auf sehr breiter Basis. Eventuelles Spiel kann mit den Exzentern korrigiert werden.
Beim z-Antrieb setzt Mingda im X2 auf starre Motor-Kupplungen, oben fix gelagerte Spindeln und lose Spindelmuttern in der Mitte. Also die Muttern nicht festziehen, das soll so lose bleiben.
Ungewohnt breit auch das Profil, auf dem Druckkopf in x-Richtung fährt.
Ich hatte ja bei meinen X1 damals ein Problem mit dem Riemen der x-Achse, das schaut beim X2 nun so aus:
Hier gibts nichts mehr dran auszusetzen – wobei das Problem beim X1 auch schon eher ein Einzellfall gewesen war. Wie dem auch sei: Auf diese Platte wird der Druckkopf dann aufgeschraubt, Mingda nennt dies eine Schnell-Wechselfunktion – toll. Allerdings sehe ich wenig Gründe, warum ich den Kopf wechseln sollte
Die praktische Werkzeugschublade ist weggefallen, die Ablagemöglichkeit für USB-Sticks und SD-Karten ist allerdings geblieben – nicht verwechseln, das rechts ist nur eine Ablage, die richtigen Buchsen sind links unten:
Druckkopf / Extruder des Mingda Magician X2
Am Druckkopf haben wir viele kleine Neuerungen. Zum Beispiel haben wir nun insgesamt vier Lüfter: zwei für die Bauteilkühlung und gleich zwei für die Kühlung des Hotends.
Insgesamt wurde auch die komplette Verkabelung des Druckers optimiert.
Auch wenn das hier verbaute Hotend mit einem PTFE Schlauchstück als Liner für den Druck von PLA und TPU Vorteile bringen kann, hätte ich lieber gleich ein AllMetal Hotend verbaut gesehen, anstatt dieses separat zum Nachkaufen anzubieten. Da der Drucker nur für PLA, PETG & TPU direkt beworben wird, passt das mit dem Liner dann schon irgendwie.
Im Kopf ist jetzt auch eine RGB-LED zur Statusanzeige verbaut. Zur Beleuchtung des Druckteils im laufenden Druck eignet sie sich allerdings nicht, dazu ist sie nicht hell genug. Und ich finde auch nichts, wie man diese LED ansteuern könnte.
Alles in allem macht der Druckkopf einen guten Eindruck, auch die neuen Kabelführungen machen einen guten und im Vergleich zur anderen Druckern mit Flachkabeln auch stabilen Eindruck.
Im Elektronikbereich des Mingda Magician X2
Zum Öffnen müssen erst mal drölfzig Schrauben und ein Garantiesiegel überwunden werden, damit wir den Plaste-Deckel loswerden. 2 Schrauben sitzen dabei unter aufgeklebten Gerätefüßen. Bin ich kein so ein Fan von. Aber schauen wir einfach mal rein.
Ich meine, der Metallrahmen, der dem X2 seine eigentliche Stabilität verleiht, ist im Vergleich zum X1 wieder etwas gewachsen. Der Rest ist halt leider, wie heute immer öfter der Fall, reines Plastik. Kabel sind ordentlich, mit vernünftigen Kabelschuhen versehen, sogar an die Erdung des Alurahmens hat man gedacht. Schön.
Man beachte: außer dem (temperaturgesteuerten) Lüfter finden wir hier keine weiteren Krachmacher. Das ist mir sehr recht.
Das Board ist mir neu. Mingda nennt TMC Treiber, verifizieren kann ich das nicht, aber leise sind sie. Passiv gekühlt dazu.
und was sagt das Terminal dazu:
M115:
Recv:20:03:15.591: FIRMWARE_NAME:Marlin 1.6.7.5 (Feb. 14, 2023 09:30:46)
Source_CODE_URL:https://github.com/MarlinFirmware/Marlin PROTOCOL_VERSION:1.0
MACHINE_TYPE:MD D301 F4 EXTRUDER_COUNT:1
UUID:cede2a2f-41a2-4748-9b12-c55c62f367ff Recv:20:03:15.591: Cap:SERIAL_XON_XOFF:0 Recv:20:03:15.591: Cap:BINARY_FILE_TRANSFER:0 Recv:20:03:15.591: Cap:EEPROM:1 Recv:20:03:15.592: Cap:VOLUMETRIC:1 Recv:20:03:15.592: Cap:AUTOREPORT_POS:1 Recv:20:03:15.592: Cap:AUTOREPORT_TEMP:1 Recv:20:03:15.592: Cap:PROGRESS:0 Recv:20:03:15.593: Cap:PRINT_JOB:1 Recv:20:03:15.593: Cap:AUTOLEVEL:1 Recv:20:03:15.593: Cap:RUNOUT:1 Recv:20:03:15.593: Cap:Z_PROBE:1 Recv:20:03:15.594: Cap:LEVELING_DATA:1 Recv:20:03:15.594: Cap:BUILD_PERCENT:0 Recv:20:03:15.594: Cap:SOFTWARE_POWER:1 Recv:20:03:15.594: Cap:TOGGLE_LIGHTS:0 Recv:20:03:15.594: Cap:CASE_LIGHT_BRIGHTNESS:0 Recv:20:03:15.595: Cap:EMERGENCY_PARSER:0 Recv:20:03:15.595: Cap:PROMPT_SUPPORT:0 Recv:20:03:15.595: Cap:SDCARD:1 Recv:20:03:15.595: Cap:AUTOREPORT_SD_STATUS:0 Recv:20:03:15.596: Cap:LONG_FILENAME:1 Recv:20:03:15.596: Cap:THERMAL_PROTECTION:1 Recv:20:03:15.596: Cap:MOTION_MODES:0 Recv:20:03:15.596: Cap:ARCS:1 Recv:20:03:15.597: Cap:BABYSTEPPING:1 Recv:20:03:15.597: Cap:CHAMBER_TEMPERATURE:0
und M503:
G21 ; Units in mm (mm) ; Filament settings: Disabled M200 S0 D1.75 M92 X80.00 Y80.00 Z400.00 ; Maximum feedrates (units/s): M203 X200.00 Y200.00 Z20.00 E45.00 ; Maximum Acceleration (units/s2): M201 X600.00 Y600.00 Z100.00 E700.00 ; Acceleration (units/s2): P<print_accel> R<retract_accel> T<travel_accel> M204 P600.00 R600.00 T800.00 ; Advanced: B<min_segment_time_us> S<min_feedrate> T<min_travel_feedrate>
X<max_x_jerk> Y<max_y_jerk> Z<max_z_jerk> E<max_e_jerk>
M205 B20000.00 S0.00 T0.00 X10.00 Y10.00 Z10.00 E7.00 ; Home Offset: M206 X0.00 Y0.00 Z0.00 ; Auto Bed Leveling: M420 S1 G29 W I0 J0 Z-6.71750 G29 W I1 J0 Z-6.84000 G29 W I2 J0 Z-6.90000 G29 W I3 J0 Z-6.92500 G29 W I0 J1 Z-6.64750 G29 W I1 J1 Z-6.79000 G29 W I2 J1 Z-6.89000 G29 W I3 J1 Z-6.80750 G29 W I0 J2 Z-6.64750 G29 W I1 J2 Z-6.81000 G29 W I2 J2 Z-6.88750 G29 W I3 J2 Z-6.84750 G29 W I0 J3 Z-6.69500 G29 W I1 J3 Z-6.81000 G29 W I2 J3 Z-6.93000 G29 W I3 J3 Z-6.93250 ; Endstop adjustment: M666 Z0.00 ; PID settings: M301 P17.35 I0.60 D97.13 M304 P92.05 I17.98 D314.20 ; Power-Loss Recovery: M413 S1 ; Z-Probe Offset (mm): M851 X0.00 Y0.00 Z0.30 ; Stepper driver current: M906 X500 Y500 Z400 M906 I1 Z400 M906 T0 E400 ; Driver stepping mode: M569 S1 X Y Z M569 S1 I1 Z 569 S1 T0 E ; Filament load/unload lengths: M603 L10.00 U10.00 ; Filament runout Sensor: M412 S1 ; preheat: PLA:75,210 ABS:95,255 TPU:80,220 The LED mode: auto
Die Firmware ist noch zeitgemäß. Die Treiber vernünftig eingebunden, Bett-PID. Baby-Steps über M851 geht hier voll OK, ich finde nichts zu meckern. Linear Advance hätte man noch aktivieren können …
Das Touch-Menü kann zwar nicht viel, lässt sich aber recht angenehm bedienen. Und: es erlaubt bequem, das gespeicherte Mesh zu manipulieren. Das wiederum erlauben nur ganz weniger Touch-Displays.
Ein paar Testdrucke mit dem Magician X2:
Der vorgeslicte Testhase ist ok, hat aber extreme Fäden zwischen den Ohren.
Versuchen wir unser Glück mit dem auf der SD-Karte mitgeliefertem .curaprofile hier das unvermeidliche Benchy, gedruckt mit 0,2 mm Schichten, 10 % Gyroid Infill und braucht dazu 1 Stunde, 20 Minuten. Das ist jetzt kein Überflieger, auch in der grauen Vor-Bambu Zeit nicht. Leider zieht es auch hier erst mal wieder stark Fäden. Ich hab dann en bissl mit den Retract Einstellungen experimentiert und ein anderes PLA genommen, damit waren die Fäden dann auch im Griff, rechtes Benchy
Der 20 mm Testwürfel geht in Ordnung. Er hat in X/Y Richtung etwa 0,1 mm Untermaß, in Z Richtung ist er etwa 0,1 mm zu hoch, das sollte mit der richtigen Einstellung des Materialflusses und Z-Offset noch optimiert werden können. Oder in Kurz: das mitgelieferte Profil taugt noch nicht wirklich, mit meinen Filamenten zumindest. Selber die richtigen Settings suchen, ist also angesagt.
Aber das ABL funktioniert gut, hier der ultimative und ebenso nutzlose 1-Schicht Test 0,2 mm (der bedauerlicherweise nur besagt, dass es heute mit exakt diesem Drucker und dieser Stahlplatte exakt so ausgerichteten sauber funktioniert hat. Das ist keine Garantie, dass der nächste X2 das auch hinbekommt). Das ist nicht 100 % perfekt, aber das ist für: „Ich habe gar nicht gelevelt“ mehr als gut genug. Nur den z-Offset musste ich etwas korrigieren.
Mein Ersteindruck zum Magician X2:
Der Mingda Magician X2 macht viel richtig, er ist im Schnitt günstiger als sein Vorgänger zu haben, er ist in mehreren Punkten noch mal verbessert worden, obwohl der Magician X schon ein recht guter Drucker war.
Er ist im übrigen auch richtig angenehm leise. Ich messe max. 45 dB A in 1 m Abstand, das ist auch nicht lauter als die oft als die leisesten Drucker bezeichneten Artillery. Also im Grunde ist das hier eine schöne Alternative zu dem etwas in die Jahre gekommen Artillery Genius (Pro), mit besserem Bett, stabileren Flachkabel, aber genauso leise.
Aber ich fürchte, dem Magician X2 wird es ähnlich wie dem Magician X auch gehen, er ist eher ein Exot. Und aus dem Karton heraus, mit dem mitgelieferten Profil lassen die Ergebnisse noch Luft nach oben, das ist ein Settings-Problem, also lösbar.
Er kann alles, was ein Drucker können sollte, gehört aber nicht zur heute angesagten Gruppe der Schnelldrucker, die gerade den Markt abräumen. Ok, er kostet auch nur die Hälfte. Als Exot hat er es gegen die ähnlich ausgestatteten Einsteigermodelle der bekannteren Marken aber schon auch schwer.
Schade eigentlich, den Mingda kann man durchaus ins Auge fassen, primär sehe ich ihn als eine Alternative zu den Leisedruckern von Artillery.
Werbung:
Den Mingda Magician X2 gibt es im Shop des Herstellers aus dem EU-Lager für derzeit 299.- USD. Wer den Code: SK20 nutzt, bekommt noch 20,- USD Rabatt.
…und wie wird die 0,1mm der X-Achse (zu wenig) jetzt kompensiert? Überhaupt: wie kann die Maschine calibriert werden – denn auch die Z-Achse scheint 0,1mm zu hoch zu stehen
Die Lösung steht in der nächsten Zeile: „mit der richtigen Einstellung des Materialflusses und Z-Offset“.
0,1 in x/y ist in der Regel über den Fluss in Griff zu bekommen. Und für Z nimmst BabyStepping.
Ansonsten ist das ein gewöhnliches Marlin, entsprechende Tuning Tipps sind damit auch hier nutzbar. Nur die Steps/mm würde ich nicht anfassen, zumindest nicht, wenn sich der Fehler bei größeren Testdrucken nicht proportional mit vergrößert
Schöner Bericht. Mingda hat endlich einen Kühlkörper über die Stepper Treiber gemacht, das hätte ich mir für den X auch gewünscht. Bei einem meiner X ist ein Stepper jetzt abgeraucht und da fest verlötet ein Totalschaden. Ich will Mal gucken ob man auch ein alternativ Board im Mingda zum laufen bekommt, was aber durch das Flachbandkabel nicht so einfach wird.
Danke Stephan. Schöner Bericht. Für den Preis kann man derzeit wohl nicht meckern.
Aber der Elegoo Neptune 3 scheint noch etwas mehr für‘s Geld zu bieten.
Super Testbericht Stephan! Professionell!
Ich bin Mingda Fan der ersten Stunde, naja 2. Stunde mit dem Mingda D2, dann Magician X. Eigentlich „müsste“ ich den X2 auch kaufen, aber dafür müsste dann ein Drucker weichen, den ich auch lieb habe. Das geht natürlich nicht. 🙁