Flashforge Adventurer 3

Zur Abwechslung habe ich mal keine Bastelkiste sondern einen komplett fertig aufgebauten 3D-Drucker zum Test. Es geht um den Flashforge Adventurer 3.

Nein, die Chinesen hatten nicht plötzlich ein Einsehen mit uns, sondern ich habe mir den von meinem eigenen Geld gekauft. Und nicht, weil ich noch zu wenig 3D-Drucker hätte, sondern weil ihn einige Forumsmitglieder schon gekauft haben und wir ihn auch mal live gesehen haben wollten, um fundiert Eure Fragen beantworten zu können. Ich habe ihn von 3DJAKE, wo er auch aktuell noch lieferbar ist: Adventurer 3 bei 3DJAKE

Flashforge ist zwar auch ein chinesischer Hersteller, aber sie verkaufen keine Bausätze sondern nur Komplettgeräte, die daher natürlich eine Preisklasse höher angesiedelt sind, aber immer noch im absolut erträglichen Rahmen für private Hobby-Nutzer.

Den Adventurer 3 gibt es auch in mehreren OEM-Versionen, als den Bresser Rex (zuletzt bei Aldi) und auch als den Makerbot Sketch. Der 3D-Druck-Pionier Makerbot stellt also wohl nicht mehr selbst her…

Das ist also ein komplett fertig aufgebauter, rundum geschlossener, kleiner 3D-Drucker, der auf den Privatanwender abzielt, der nicht basteln will, sondern einfach drauflosdrucken. Desweiteren wird er auch für den schulischen Einsatz beworben.

Technische Daten laut Herstellerseite:

1 Extruder
0,4 mm Düse, bis 240 °C
beheiztes Bett, bis 100 °C
Filament: PLA/ABS
Druckvolumen:  150*150*150 mm^3
Auflösung X/Y: 0,2 mm
Auflösung Z: 0,1-0,4 mm
Kommunikation:
2,8″ Touchscreen
USB-Stick, WLAN, LAN
Integrierte Kamera
Software:
Flashprint, PolarCloud
Maße: 388*340*405 mm
Gewicht: 9 kg
Netzteil: 100-240 V AC
Ausgang: 24 V, 6.25 A
Lautstärke: < 45 dB
Umgebungstemperatur:
18-30 °C

 

Er kommt stabil verpackt, gut gegen unmotiviertes Öffnen geschützt, mit etwas Zubehör daher:
250g PLA auf 500g Rolle,
ein Schraubendreher,
ein Inbusschlüssel,
ein Düsenreinigungs-Draht,
etwas Fett für die Lager,
ein Schuko-Stromkabel,
eine Schnellstartanleitung

Es ist kein USB-Stick dabei, also auch keine Software oder ausführliche Anleitung, das muss man sich herunterladen.

Ungewöhnlich, aber Wohn- oder Klassenzimmer-tauglich: internes Fach für das Filament, aber leider nur für kleine Rollen bis max. 600 g (200 mm x 52 mm)

Filament-Sensor

Einfacher Mk8 Bowden-Extruder aus Plastik

 

Innenansicht

Schön aufgeräumt, nichts offen, wo man nicht unbedingt rankommen muss.

Aus der rechten Innenwand schaut die Kamera auf den Druckvorgang.

 

Der Druckkopf von oben und von unten

Auch alles schön geschlossen, quasi kindersicher…

Mit direkter Beleuchtung des Druckobjektes, damit die Kamera auch was sieht.

 

Die Druckplatte auf dem Heizbett ist entnehmbar und besteht aus einer Art FR4 Platte mit aufgeklebter FakeTak Folie.

Das ist recht praktisch, aber ungewohnt zu handhaben, weil sie mit Federkraft von unten festgehalten wird.

Inbetriebnahme:

Ausgepackt, Kurzanleitung gelesen und befolgt: Stromkabel in die Steckdose gesteckt, Drucker eingeschaltet, über den Touchscreen die X-Achse hochgefahren, Transport-Sicherung entfernt, Seitendeckel aufgemacht, Filament ausgepackt, eingeführt, Klappe geschossen, OK gedrückt, sobald Filament aus der Düse kam, Test-Datei vom internen 8 GB Speicher gedruckt: passt, siehe oben das rechte Bild. Hat keine 5 Minuten gedauert, super!

Nächste 5 Minuten: den speziellen Flashforge-Slicer FlashPrint von der Download-Seite geladen, installiert, Testobjekt Oooze-Retraction-Test von Thingiverse geladen, ganz minimal ein paar Parameter angepasst, gCode auf eigenem USB-Stick abgespeichert, am Drucker eingesteckt, gedruckt: passt. OK, der Druck hat 10 Minuten oder so gedauert…

 

Unglaublich!

Bisher hatte ich nicht für möglich gehalten, daß es sowas gibt:

Druckt direkt out-of-the-box, Bett nicht gelevelt, Extruder nicht kalibriert, kein Temptower, keine Vorarbeiten, wirklich gar nix.

Der 2,8″ Touchscreen ist gut ablesbar, intuitiv bedienbar und äußerst informativ. Eigentlich sollten da bei den Dateien aber Vorschaubilder sein…

 

Zum Aufheizen auf 240 / 80 Grad hat er ca. 5 Minuten benötigt, insgesamt war er somit tatsächlich nach 20 Minuten fertig. Das ist OK für einen 16 mm Würfel aus TPU bei 30 mm/s.

Mit gutem Shore A95 TPU sieht das einwandfrei aus.

Schau mal Uwe, auf diesem Touchscreen gibt es einen Menüpunkt zum Filamentwechsel, der während des Druckens verfügbar ist. Und er funktioniert! 😉

Und Licht an/aus.

Und eine erweiterte Statusanzeige gibt es da auch noch.

Die Düse ist schon eine sehr spezielle Konstruktion, aber durchaus praktisch, da ohne Werkzeug wechselbar, vorne am Druckkopf sind zwei Verriegelungsknöpfe.

Und es liegt ziemlich wenig Metall frei, woran man sich verbrennen könnte. Filamentreste haften auch nicht daran an. Und sie heizt schnell auf!

Der originale Lüftungskanal für die Bauteilkühlung (links) ist, wie so oft, suboptimal, da er nicht auf das gerade frisch Gedruckte zielt. Die optimierte Version (rechts) gibt es auf Thingiverse.

Der hauseigene Slicer von Flashforge, FlashPrint, ist gut benutzbar, hat einen Anfänger- und einen Expertenmodus (welcher stark an Simplify3D erinnert) und hat mit meinen einfachen Testmodellen gut funktioniert. Man kann sogar eigene Materialen bzw. Profile erzeugen.

 

Umschalten auf den Experten-Modus, diesen sieht man rechts…

 

Anfangs sprang der Extruder bei PETG manchmal, weshalb ich auf 240 °C hochgegangen bin, jetzt scheint es (meist) zu funktionieren. Nicht perfekt, aber für den zweiten PETG-Druck geht das in Ordnung.

Da muss ich noch weiter testen…

Sobald der Drucker per WLAN oder Ethernet im Internet ist, findet er ein Firmware-Update.

Über Netzwerk kann man auch den Drucker sehr komfortabel steuern.

Per USB kann man ihn nicht verbinden, es gibt keine B-Buchse, nur die A-Buchse für den Stick.

Der interne Lüfter läuft etwas unrund und nervt dadurch leicht, der vom Hotend ist auch hörbar, aber nicht wirklich schlimm. Auch gibt es Vibrationen des Gehäuses, wirklich leise ist das Gerät also nicht, schade.

Der Software-Entwickler ist für macOS leider nicht lizensiert, daher muss man explizit zustimmen, die Software zu installieren (rechte Maustaste – öffnen) und sie verlangt Administrator-Rechte. Naja…

Fazit:

Ich bin äußerst positiv überrascht, wie problemlos ein 3D-Drucker direkt aus der Box funktionieren kann, besonders für ein Fertiggerät in dieser Preisklasse.

Und ebenso, daß es wirklich ein stimmiges Gesamtpaket von Hard- und Software ist.

Für die Zielgruppe Heimanwender, die nix basteln wollen und auch den schulischen Bereich absolut passend.

Schade ist, daß nur kleine Filamentrollen ins Gerät passen, es gibt aber diverse Modifikationen, die extern normalgroße erlauben. Wenn einen der freie Blick auf den Extruder und der nicht mehr komplett geschlossene Bauraum aber nicht stört, geht es auch ohne Änderungen, wenn man einfach einen Rollenhalter daneben stellt.

Der Extruder dürfte auch gerne ein höhenwertiges Modell sein, er ist ein paar Mal gesprungen, aber ohne sichtbare Auswirkungen auf den Druck.

Der etwas kleine Bauraum mag manche abschrecken, aber da der 3D-Druck eh eine langsame Angelegenheit ist, druckt man in der Praxis vorrangig sowieso kleinere Objekte.

Es funktionieren die meisten Materialien, die maximal 245 °C Düsentemperatur benötigen, TPU muss mindestens 95A Shore Härte haben. PLA, PLA/PHA, PETG, niceABS: keine Probleme bei den Schnelltests.

Ich fürchte, mein nächster Drucker muss ein Flashforge werden, aber die Modelle, die mich persönlich ansprechen sind leider mindestens eine Preisklasse höher angesiedelt.

 

Für tiefergehende Diskussionen habe ich hier ein Thema im Forum angelegt.

22 Kommentare

  • Hallo zusammen

    Ich den Drucker im Simplify3D nicht finden.
    Wie kann ich den Drucker Verbinden über Netzwerk?
    Oder ist das nicht möglich.

    Vielen Dank

  • …es hat sich viel getan seit Sommer. Es gibt spannende Upgrades und einige Änderungen.

    Am wichtigsten, es gibt jetzt einen 265°C Extruder, bisher gingen ja nur 240°C. Und den gibt es wirklich, nicht nur auf dem Papier, ich hab meinen vor einer Woche direkt bei Flashforge in China bestellt und heute erhalten.

    Passend zu dem neuen Hotend gibt es auch neue Profile in der Slicing Software flashprint für PETG und PC. Der Drucker wird also vielseitiger. Ich bin schon gespannt, wie es funktioniert.

    Eine zweite Verbesserung betrifft die Firmware, diese kann nun in Software eine 9 Punkt Bed-Leveling machen, also kleine Höhenunterschiede im untersten Layer durch die Dicke ausgleichen. Bisher konnte man das manuell, also die vier Halteklammern anfahren und dann etwas „unterfüttern“ bis das Bett eben war. Vermutlich macht es Sinn, beides zu kombinieren.

    Ich war schon bisher ganz zufrieden mit dem Drucker, aber gerade das neue Hotend ist echt spannend.

    • StefanHantschel

      Hi,
      danke für die Info.
      Die Grenze bei 240°C stört mich auch etwas.
      Wo genau kann ich den Extruder ordern?

      Ich habe immer das Problem, dass ich bei ABS und PETG fast keine Layerhaftung hinbekomme.

  • Hallo, erst mal toller Bericht!
    Aber ich kann bei meinem Mac die Software nicht herunterladen wieso?
    LG

  • Habe mir heute den Drucker von Bresser gekauft…
    komme nicht ganz klar. Wie kann ich den Drucker unter Cura finden ( Unter Wlan wird kein Drucker gefunden, habe auch mit der IP gesucht) Egal ob WLan oder Lan! Wie nutze ich die interne Kamera?!

    • Ich vermute dass das mit Cura etwas/sehr schwierig werden kann, da der Drucker ein anderes Dateiformat verwendet und Teile der erzeugten Datei nicht einfach mit einem gewöhnlichen Textverarbeitungsprogramm lesbar sind.

    • Cura hat den Bresser (aka FlashForge Adventurer 3, Monoprice Voxel) nicht in der Druckerliste. Wenn du nach „Cura mit Adventurer“ suchst, findest du einige Lösungen.
      In der FlashPrint .gx-Datei ist ein Bild des Druckobjekts binär gespeichert. Cura liefert das nicht, wenn du die Dateiendung .gcode zu .g änderst, kann der Bresser auch mit der Cura-Datei arbeiten, zeigt aber dabei natürlich kein Vorschaubild

    • Du kannst die Kamera unter „drucker-IP:8080/?action=stream“ aufrufen.

      Liebe Grüße

  • Hallo zusammen,
    ich bin komplett neu im bereich 3D-Druck und überlege mit diesem bzw. dem Gerät von Bresser „Rex Wlan 3D Drucker“ (die nächsten Tag wieder bei Aldi) einzusteigen.
    Meine Fragen:
    1. So wie sich das liest ist das Gerät für den Einsteiger Ideal, stimmt das?
    2. Unterscheiden sich die OEM-Versionen oder ist es gleich ob man nun den „Rex Wlan 3D Drucker“ von Bresser oder diesen von Flashforge wählt?

    Vielen Dank im Voraus.

    • 1. Es gibt sicher auch Einsteiger, die ins Basteln einsteigen wollen, für die ist er definitiv nix, aber sonst: ja.
      2. Ich hatte die Aldi-Version noch nicht in den Fingern, such oder frag doch mal direkt im Forum, ob es da nicht doch minimale Unterschiede gibt.

      • Hey, danke für die schnelle Antwort.
        Ja das mit dem basteln wollte ich vermeiden, deshalb hat mich der angesprochen.
        Das mit dem Forum werde ich gleich mal machen. Habe eben nur den Test gelesen und direkt den Kommentar verfasst, ohne ins Forum zu schauen..

  • hi

    DANKE für die INFOS

    Könntest vielleicht noch verraten, welche Drucker der höheren Preissegmente für dich in Frage kommen, welches du als Letztes erwähnt hast und was können die soviel besser?

    • Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden. Es gibt diverse, teils größere Modelle oder mit Dual Extruder bis zu IDEX. Schau doch mal auf die Homepage…
      PS: Ich hatte in den letzten drei Jahren schon 30 3D-Drucker, mein Top-Modell ist ein Ultimaker 3, meine Arbeitstiere zwei 4Max Pro. Der nächste darf gerne beides in einem sein.

  • Ich bin sehr froh, dass meine FlashForge Erfahrungen hier bestätigt werden.
    Auspacken, Aufstellen, Drucken. So soll es sein.
    Bei meinem Guider 2 war es genau so. Da ist auch ein hochwertiger Extruder drin (E3D).

  • 😀
    Ich fühl mich geehrt Alex! Nee! Gefällt mir die Kiste! Wenn das Bedienteil funktioniert darf es gern auch bunt und zum drauf rumtatschen sein! Wenn Flashforge nun mal die Spulenhalter in angemessener Größe ausführt könnte ich nach meinem alten Dremel tatsächlich mal wieder schwach werden.

  • So sah TPU bei mir aus, als ich es zu heiß gedruckt habe. Vielleicht kann man mit Geschwindigkeit und Temperatur spielen und noch mehr rausholen… 🙂

    Siehst du Möglichkeiten das Ding einfach zu verbessern? D.h. neuer Extruder aus Alu, besseres Hotend oder so?

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