
Conjure Sculpt Resin – Premium oder Durchschnitt?
Gefühlt hat inzwischen jeder Hersteller ein hochauflösendes Resin im Angebot, das mit mehr Schärfe und feineren Details wirbt – doch auf den Produktbildern sieht am Ende alles eher nach Weichzeichner aus. Und auch im echten Einsatz musste ich solche Unterschiede meist mit der Lupe suchen. Das Conjure Sculpt Resin ist mir allerdings schon mehrfach durch extrem scharfe Druckdetails auf Fotos aufgefallen. Zeit also, genau hinzuschauen: Echte Druckqualität – oder doch nur gut bearbeitet?
Resin ist kein Spielzeug!
Es handelt sich um ein chemisches Produkt, das im flüssigen Zustand giftig ist und Haut, Augen sowie Atemwege reizen kann. Direkten Kontakt mit Haut und Augen unbedingt vermeiden. Verwende Resin nur mit Nitril-Handschuhen, in gut belüfteten Räumen und am besten mit einer geeigneten Atemschutzmaske.Erst nach vollständigem Aushärten ist Resin sicher(er) in der Handhabung. Auch nach dem Waschen sollten gedruckte Objekte nicht ohne Schutzhandschuhe angefasst werden. Das bedeutet: Nachhärten ist Pflicht.
- versiegelter Deckel
- Aluflasche
- Gummistöpsel
Verpackung und Unboxing
Die Flasche kommt gut verpackt im Karton, zusätzlich in Luftpolsterfolie eingeschlagen.
Sie selbst besteht aus Aluminium – wirkt dadurch wahnsinnig hochwertig und hat den Vorteil, dass sie nicht so einfach kaputt gehen kann, sondern höchstens beult. Außerdem lässt sie sich wunderbar vorwärmen und verteilt die Wärme gleichmäßig.
Ein weiteres Plus: Unter dem versiegelten Schraubdeckel sitzt ein stabiler Silikonstöpsel. Der sitzt sehr fest – fast schon eine Kindersicherung die es sonst nirgendwo bei bereits geöffneten Flaschen gibt. Dank dieses Stöpsels läuft auch die bereits geöffnete Flasche nicht aus wenn sie mal im Regal umfällt.
Konsistenz und Farbe
Die Konsistenz ist eher dickflüssig und das Resin selbst leuchtet knallig orange (wahlweise auch in grau erhältlich)
Allein durch die Zähflüssigkeit lässt sich schon ableiten, das die Belichtungszeit höher liegen wird. Unter meinen bisher getesteten Sorten gehört das Sculpt Resin zu den dickflüssigsten.
Nach dem Isopropanol-Bad verliert es übrigens einen Teil der starken Färbung – und wird zu dem, was auf dem Etikett steht: beige.
Geruch
Der Geruch dieses Resins ist wirklich gering. Natürlich sagt das nichts über die tatsächliche Gefährlichkeit eines Resins aus. Nur weil es kaum riecht, heißt das nicht, dass keine Schadstoffe in der Luft sind. Schutzmaske und sehr gute Belüftung – oder besser gleich eine Absaugung – sind Pflicht.
Anwendungsgebiet
Wie der Name vermuten lässt, richtet sich das Sculpt Resin eher an Figurendrucker und nicht an den technischen Bereich.
Es verspricht die schönsten Details für Figuren aller Art, egal ob Full-Size Figuren oder Minaturen für den Tabletop Bereich.
Allerdings ist das Material recht weich. Das fiel mir bereits beim Kalibrationstest (Validation Matrix) auf. Beim Herausnehmen aus dem Iso Bad mit der Pinzette blieben deutliche Abdrücke zurück – das hatte ich so noch nie.
Selbst nach dem Aushärten bleiben dünne Stellen weicher als gewöhnlich. Bei dünnen Teilen kann das durchaus zu Verformungen führen, daher sollte man hier vorsichtig sein. Gerade vor und während des Aushärtens. Diese Weichheit hat aber auch einen Vorteil, denn beim entfernen von z.b. Stützstruktur ist es kaum möglich irgendwo etwas zu zerbrechen. Löst sich richtig toll vom Objekt.
Als Beispiel das ca. 1mm dünne, aber 7cm lange Schwert meiner Testfigur. Es kam absolut gerade aus dem Drucker, aber hängt nun ein wenig durch, da es beim aushärten mehr gestützt hätte werden müssen. Passt bei dünnen Sachen also auf.
- Druckstellen durch Pinzette
Druckparameter
Im Paket befindet sich ein kleiner Flyer mit QR-Code, der zu einer Übersicht mit empfohlenen Belichtungszeiten für verschiedene Drucker führt. Für meinen Saturn 3 Ultra waren 5 s pro Schicht angegeben – das erschien mir deutlich zu hoch.
Bei 26 °C Resin-Temperatur startete ich mit 2,8 s und druckte zuerst einen Kalibrationstest. Ergebnis: minimal unterbelichtet. Ich korrigierte auf 2,9 s, was für alle weiteren Drucke gut funktionierte.
Je nach Drucker wird man vermutlich im Bereich von etwa 3 s ± 0,2 s landen (bei 0,05 mm Schichthöhe).
Die Bodenbelichtungszeit musste ich auf 50 s anheben. Insgesamt ist das Resin etwas anspruchsvoller in der Handhabung lässt sich aber, wenn man passende Belichtungszeiten und einen Umgang mit den Eigenarten gefunden hat, gut drucken.
Nachbearbeitung
Da es sich um ein klassisches Resin handelt, benötigen wir zur Reinigung hochprozentigen Alkohol – in meinem Fall wie bei vielen anderen: 99 % Isopropanol.
4-5 Minuten in der Wash & Cure Station reichen dabei völlig aus.
Anschließend wurde das Modell von oben für vier Minuten belichtet, bei größeren Teilen zusätzlich noch einmal zwei Minuten von der Unterseite (also 1x wenden bitte).
Verarbeitungshinweise und Eigenarten
Gut schütteln, leicht vorwärmen – wie bei allen Resinsorten. Empfohlen wird eine Resintemperatur zwischen 25 °C und 30 °C.
Am Saturn (3 Ultra) lief alles problemlos. Da gab es nicht einen Fehldruck. Auch am Halot (Mage S 14K) gab es keine Probleme. Mein Anycubic (M7) dagegen mochte das Resin gar nicht.
Einziger Unterschied: Der Anycubic levelt automatisch vor jedem Druck.
25°C Resintemperatur und es bliebt nichts an der Platte hängen. Nach einer Tankreinigung war die Ausgangstemperatur bereits auf 28°C angestiegen. Nun hielt zumindest ein einziges kleines Teil. Der Rest befand sich wieder auf der Folie.
Meine Vermutung liegt an einem zu sensiblen leveln der Druckers in Kombination zum dickeren Resin.
Beim dritten Versuch war das Resin inzwischen bei 32°C angekommen und tatsächlich bereits beim umrühren dünner. Witzigerweise hielten bei diesem Versuch auch die Druckteile an der Druckplatte. Aber wirklich knapp. 10s mehr Bodenbelichtungszeit und dann löst sich auch dieses Problem, aber für Druckanfänger nicht der ideale Einstieg. Wenn man die Eigenarten dann kennt, weiß man damit umzugehen.
Wer also einen automatisch levelnden Drucker besitzt: wärmt das Resin gut auf! Sonst entwickelt es sich zu einer kleinen Diva.
- erste mal die Druckqualität besichtigt
- auch feinste dünne Details gehen nicht kaputt
- leicht zu entfernende Stützstruktur
- starke Unterschiede in der Qualität
Detailgrad
Der Detailgrad ist absolut beeindruckend. Fotos geben das leider nicht ansatzweise wieder, weil Tiefeninformationen fehlen.
Kanten wirken deutlich schärfer und Absätze dadurch tiefer.
Zum Vergleich habe ich einige Keycaps gedruckt, denn jeder weiß in etwa wie groß so eine normale Taste auf seiner Tastatur ist. Im Vergleich haben wir das beige Conjure Sculpt Resin und ein graues „8K Resin“ eines anderen Herstellers, auf dem exakt gleichen Drucker.
Gerade bei den Augen sieht man: Beim Sculpt Resin ist z.b. der Lichtreflexpunkt geteilt, beim grauen Resin eher verwaschen. Auch die Wimpern sind deutlich schärfer und dominanter.
Natürlich legt nicht jeder auf kleinste Details wert, aber das macht vor allem beim bemalen am Ende auch einen großen Unterschied. Die Figur sieht jetzt sogar unbemalt schon toll aus.
Das Ergebnis
Hier ein paar Bilder meiner Drucke. Besonders im Gesicht zeigen sich die Stärken des Resins: Augen, Nase, Mund – die Details sind gestochen scharf und wirken einfach richtig gut. Auch Texturen und Nähte an Hose, Handschuhen oder Umhang kommen erstaunlich natürlich rüber.
Die Figur stammt übrigens vom 3D-Studio Bulkamancer Sculpts und basiert auf dem aktuellen Spiel Clair Obscure – Expedition 33.
Fazit
Das Conjure Sculpt Resin von Chitu Systems ist für mich ein echtes Premium-Produkt – vor allem, wenn es um hochdetaillierten Figurendruck geht.
Die Druckergebnisse sind gestochen scharf, so scharf wie bei keinem anderen Resin, das ich bisher verwendet habe. Natürlich ist es preislich nicht ganz günstig, aber in meinen Augen den Aufpreis absolut wert. Man muss es ja nicht für jede Figur verwenden – aber für die persönlichen Lieblinge? Perfekt.
Ich hatte das Resin schon länger auf dem Schirm. Immer wieder sah ich bei 3D-Künstlern Ergebnisse, bei denen ich dachte: „Wow, das sieht irre gut aus!“ Als wir dann zufällig über Hoopat – der Resin-Tank neu gedacht gestolpert sind und es sich dabei um den selben Hersteller handelt, habe ich einfach mal gefragt, ob ich auch das Sculpt Resin testen darf – zum einen, um es euch zu zeigen, und natürlich auch, weil ich selbst wissen wollte, ob es wirklich so gut ist, wie alle sagen.
Auch wenn ich das Resin kostenfrei erhalten habe, ist dieses Review aus eigenem Antrieb entstanden – weil ich genau wissen wollte, ob es hält, was so viele versprechen. Nach diesem Test kann ich sagen: Ja, das tut es.
Es fällt mir ehrlich schwer, meine Begeisterung zurückzuhalten – aber ich hatte nie ein besseres Druckergebnis.
Kommen wir also zur Ausgangsfrage dieses Beitrags: „Echte Druckqualität – oder doch nur gut bearbeitet“ Wir haben hier echte Druckqualität.
Probiert es aus und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr zum gleichen Schluss kommt.
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Das Conjure Sculpt könnt ihr wahlweise direkt bei Chitu Systems oder Amazon erwerben.
Chitu Systems: 36,99 US-Dollar
Mit dem Rabattcode drucktipps3d erhaltet ihr zusätzlich 5% Rabatt, wodurch der Preis auf 35,14 US-Dollar sinkt. Dank eines schwachen Dollars, sind das umgerechnet ca. 30-31 Euro.
Amazon: 39,99 Euro
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Jetzt mal ohne Mist! Das hätte ich nicht ansatzweise so sauber hinbekommen! Ist schon gut, daß wir Dich für diese Resin-Drucke haben! Offensichtlich sieht das auch ChituSystems so. Danke für die tollen Beiträge!
Danke sehr! Und mit ein wenig Einarbeitung schafft das jeder – auch du. Schade, dass sich so wenige an Resin rantrauen. Gibt so viele tolle Sachen die man drucken kann.
Ach, das hat wenig mit trauen zu tun. Der reine Druck geht ja schnell, aber all die Sauerei rundherum und die Nacharbeit. Zudem hab ich das passende Resin für technische Anwendungen noch nicht gefunden. Figuren… sehen sehr schön aus, aber was stell ich damit an? Wegwerfen. Ich mag es mir nicht hinstellen und auf keinen Fall bemalen. Das ist nichts für Grobmotoriker. Ich könnte damit höchstens zu einer Porzellanmalerin in Meißen gehen.
Genau das ist es. Es ist einfach viel mehr chemisches Hantieren und das macht ohne einen extra Raum dafür einfach keine Freude. Da ich zur Miete wohne fehlt mir auch ein dedizierter Raum dafür. Sonst wären längst 1 bis 2 (oder 3? :D) Resiner bei mir eingezogen.
Aber jedes Mal wenn ich so tolle Berichte lese recherchiere ich wieder zu aktuellen Geräten 😀
Gut, ich gestehe ein, dass es schwieriger ist einen Resin Drucker unterzubekommen als FDM. Die Sauerei hält sich dabei noch in Grenzen, aber die Abluft beim Drucken selbst ist doch eher schwierig. Auf Luftfilter allein würde ich mich niemals verlassen.
Ich kenne jemanden, der druckt im Bad und schließt beim drucken einen Schlauch an die Badentlüftung an. Würde ich auch niemals empfehlen, aber manch einer findet echt kreative Lösungen 😀