EcubMaker ToyDIY 4in1 3D-Drucker
Ich bin noch nicht mit dem Testen des Anycubic Mega Zero und des Flashforge Adventurer 3 fertig, da sollen wir „schnell“ mal ein ungewöhnliches Gerät testen, den EcubMaker ToyDIY 4in1 3D-Drucker. Und ich hab mich natürlich gemeldet, das zu übernehmen, da ich ja zuletzt auch die anderen Laser getestet habe. Ob’s diesmal besser ausgeht?
Es fängt schon sehr „interessant“ an: der uns bisher unbekannte chinesische Hersteller „EcubMaker“ hat ein Gerät auf den Markt geworfen, das wohl SnapMaker und Co. (Creality CP-01) Konkurrenz machen soll.
Eine 4-in-1 Maschine: 3D-Drucker, Laser, Fräse. Moment, das sind doch nur drei Funktionen? OK, Dual-Color 3D-Druck soll er auch noch können.
Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von Gearbest zur Verfügung gestellt, hier ist er zu haben: Ecubmaker 4in1 bei Gearbest
Der Name „ToyDIY“ lässt ja schlimmes erwarten – „Spielzeug selber machen“. Aber er kommt komplett fertig zusammengebaut, man muss nichts montieren, außer natürlich einem der Wechselköpfe.
Ein Drucker, eine große Kiste in der ein paar kleinere Kisten drin sind…
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Überblick:
Weiterer Lieferumfang…
250 g transparent-weißes PLA, drei Pressspan-Plättchen, zwei aus Plexiglas, 1 dicke, weiche Magnetmatte mit FakeTak-Folie, eine Holzplatte als Unterbau fürs Fräsen, eine extra FakeTak |
Ein paar Details: Abstreif-Lippen für den Extruder mit Ablaufrinne, ganz praktisch, die zwei simplen Mk8-Plastik-Extruder auf der Rückseite, eine vertikale Schleppkette für den X-Stepper, da habe ich auch schon schlimmeres gesehen.
Der 2-in-1-out 3D-Druckkopf mit Buchse für das Versorgungskabel, gut gelöst und den zwei Schlauchkupplungen für die zwei Bowden, die mit dem Kabel in einem Schlauch geführt werden, OK. Als Schreibtischlampe dient er auch noch. Und der Druckkopf zerlegt – nur 1 Lüfter für Coldend und Bauteil, sehr kompakt, optische Sensoren für Z-Max und Bett-Levelling, die mechanisch umgeschaltet werden…
Die beiliegende Software ist nur für Windows, für macOS gibt es nichts vom Hersteller.
Juhu!
Ein in EcubWare umbenanntes, etwas modifiziertes Cura 3.2.1. Das soll alle vier Funktionen abdecken, siehe oben rechts, naja… |
Als erstes habe ich mal ein paar Testobjekte gesliced, geht soweit, aber ich bin kein Freund von Cura.
Das Ding ist schrecklich laut, der Mainboard-Lüfter ist schuld! Später in Sunon MF40202V2-1000U-A99 getauscht und diesen kopfüber montiert – halb so laut.
Und zur Verzweiflung treibend langsam: 7:30 Minuten, bis der Druck beginnt!
Davon gehen 3:30 Minuten für das Homen und 9-Punkt-Bett-Levelling drauf, was beides nicht umgangen werden kann. Sonst gibt’s einen Crash! Es dauert so lange, weil zuerst X nach ganz rechts fahren muss, um mechanisch den Z-Sensor rechts am Kopf auf Z-Max umzuschalten, dann fährt Z ganz gemütlich bis oben an die Lampe, schaltet den Sensor damit um auf Bett-Levelling, dann fährt Z ganz runter, dann kommt das Levelling. Und dann erst werden die Heizungen eingeschaltet. Ich habe das Startskript sofort optimiert, jetzt heizt er von Anfang an, das spart 3-4 Minuten, es ist ganz unten angehängt…
Sehr spartanisches Menü, keine Statusanzeige von Temperatur oder Position, außer während des Druckens und selbst da steht letzteres nicht drin.
Der Dual-Color-Druck geht erstaunlicherweise sofort, wenn man mal kapiert hat, an welcher Stelle das Filament vor dem Druck im Bowden über dem Kopf zu sein hat. Eigentlich passen die Positionen erst, wenn zwei Wechsel stattgefunden haben.
Es ist etwas verschmiert, da kein Abstreif-Türmchen mitgedruckt wurde.
Zum Vergleich habe ich das Teil auch nochmals mit Simplify3D gesliced und gedruckt (Farben unabsichtlich vertauscht), gleiche Qualität, aber fast doppelt so schnell!
Das Verkehrshütchen sah wirklich auf Anhieb so gut aus, aber das ist auch nicht gerade kompliziert, es sind nur vier Farbwechsel drin. Man sieht, daß die Farben ineinander einbluten, halt wieder kein Abstreiftürmchen, gedauert hat es 71 Minuten, das ist OK.
Apropos Farbwechsel: der wird komplett von der Firmware gehandhabt, es ist kein Toolchange-Skript möglich, nur die Befehle T1 bzw T0. Dadurch ist es leider nicht vermeidbar, daß jeder Farbwechsel 75 Sekunden dauert, also deutlich über eine Minute! Stellt Euch das mal vor bei dem schräg gestreiften Verkehrshütchen, das hat bei 50 mm Höhe 400 Farbwechsel (2 pro 0,25 mm Layer), das sind 6:20 Stunden nur dafür, ohne die eigentliche Druckzeit.
Zwei verschiedene Materialen sind übrigens nicht gleichzeitig nutzbar, da es ja nur ein Hotend, also nur eine Heizung ist. OK, PVA als Stützmaterial für PLA wäre wohl möglich.
Die Größe des Druckbetts passt auch, nur die horizontale Zentrierung nicht ganz und das Koordinatensystem auf der FakeTak gar nicht…
Das war jetzt die einfache Aufgabe, Bitmop-Grafiken zu lasern, jetzt mal das Smiley als SVG Vektorgrafik laden.
Oh, es gibt ein Tiger-Smiley? Das Programm ist wohl noch nicht ganz ausgereift. |
Einen Fräser-Modus gibt es ja auch noch, macht Euch bitte selbst ein Bild davon…
gCode erzeugt mit dem Spezial-Cura EcubWare… |
Video dazu… |
Das ist also der tolle Fräser mit seiner unsäglichen Aufnahme…
Zu den Handbüchern siehe unten… |
Ach ja, es sind auch noch zwei gedruckte Handbücher dabei, DIN A5, schwarz-weiß. Das englische ist OK und recht hilfreich, das deutsche eine Katastrophe, da es automatisch übersetzt und dabei auch noch das Layout komplett zerstört wurde.
Auf der SD-Karte sind diese Anleitungen als PDF, einige How-To-Videos, Software und Treiber (beides nur für Windows), je eine gCode-Datei zum Test der vier Funktionen.
Es gab schon einige Firmware- und Software-Updates, das ist schonmal besser als bei Creality, erstere aber nur als Hex-Datei…
Fazit:
Da das Gerät als unkompliziertes Gesamtpaket angepriesen wird muss ich sagen: das leistet es in keinster Weise zufriedenstellend!
Viel zu laut wegen eines unpraktisch angebrachten Billig-Lüfters für das Mainboard, der regelbar wäre, was die Firmware aber nicht macht.
Viel zu langsam wegen des vor jedem Druck nötigen automatischen Bett-Levelns und der seltsamen Methode, die Z-Sensoren mechanisch umzuschalten. Letzteres ist ein Fehler im Konzept, der leider nicht durch Updates behebbar ist.
Dual-Druck nicht sinnvoll nutzbar, wegen des nicht beeinflussbaren automatischen Ablaufs des Filamentwechsels, der jedes Mal 75 Sekunden braucht. Das wäre zwar über ein Firmware-Update lösbar, aber kaum mit dieser Uralt-Marlin (1.1.0-RC7) als Basis, den Sourcecode gibt es nicht.
Der Laser ist ohne zusätzliche Software nur lächerlich, weil er keine Vektorgrafik und keine saubere Schrift verarbeiten kann. Und auch dann nicht gut, weil nicht in der Stärke variierbar, obwohl das Modul einen PWM-Anschluss hätte und ein Lüfter-PWM-Signal ungenutzt im Kopf aufliegt. Dazu müsste man aber eine Pegel-Anpassung vornehmen, die drei Widerstände, Z-Diode und Transistor waren wohl zu teuer.
Der Fräser macht mir Angst und ist völlig unpräzise weil eine Fixierung des Werkzeugs in der Aufnahme mittels zweier Madenschrauben niemals sauber zentriert. Wegen dieser Unwucht verursacht er auch extrem laute Vibrationen.
Das 72 W Netzteil ist zu schwach, um irgendein Material zu drucken, das mehr als 60 °C Bett-Temperatur braucht, aber das Bett ist eh sowas von ungleichmäßig beheizt, daß große Modelle darauf wohl kaum anständig halten werden. Oder warum ist sonst bei einem beheizten Bett ein Klebestift dabei?
Die Closed-Source (modifizierte Uralt-Marlin) Firmware, das undokumentierte Mainboard mit nicht wechselbaren Stepper-Treibern, der unbrauchbare Rollenhalter, nur eine Rolle Test-Material bei einem Dual-Drucker, das alles verschlimmert die Sache nur noch weiter.
Daß es besser geht hat SnapMaker schon vor zwei Jahren gezeigt, da passt das Gesamtpaket, obwohl die Maschine arg klein und auch spürbar teurer ist.
Daher kann ich das Gerät in dieser Ausführung leider wirklich guten Gewissens niemandem empfehlen.
Hier ist der Foren-Beitrag dazu, falls doch jemand darüber diskutieren will…
Start- und Stop-Skripte (S3D und Cura) für den Fall, daß doch jemand das Gerät kaufen sollte…
Da kann ich Frank nur beipflichten.
Der einzige der das bis jetzt überhaupt hin bekommen hat ist Snapmaker das ist eine eierlegende Wollmilchsau, die hervorragende Ergebnise liefert auf der ganzen breite.
1. 3D Druck mit neuem Modul (klappt hervorragend an diese präzision beim Ausdruck kommt so gut wie kein Drucker dran.
2. Laser Modul im moment noch 1600mW aber mit Autofocus 10W mit noch besserem Autofocus ist schon bestellt. Wenn ich da Lasern will dann laser ich ohne vorher den Focus in Stundenlanger messarbeit raus zu finden oder für jedes Material neu einstellen zu müssen.
3. CNC Modul ok da muss man vielleicht abstriche machen, weil Alu wird schwer habe aber auch schon Videos mit Alu gesehen ansonsten auch Top vielleicht nicht so stark wie meine Stepcraft D420 aber für kleine Sachen zu Fräsen spitze. ( ich mach mir grad meine Abssaugung für das CNC-Modul fertig dann gehts los)
Auch wenn der Beitrag schon alt ist: der ZMorph VX hat das Drucken+Fräsen auch ganz vernünftig hinbekommen. Es sind noch einige Baustellen, aber ansonsten schon sehr sehr brauchbar mit etwas tuning.
Danke für den Test!
Dass zumindest der „Fräser-Modus“ für übliche Fräsarbeiten nichts taugt, habe ich mir schon gedacht, aber dass aufgrund der miserablen Fräseraufnahme noch nicht mal Platinen gefräst werden können, wo ja kaum Leistung gefragt ist, disqualifiziert das Gerät vollends.
Bei 550,- Euro + Zoll wird sich so mancher ärgern, der hier eine gut funktionierende eierlegende Wollmilchsau erwartet hat. Eigentlich das ideale Teil für jemanden mit wenig Platz, schade!
Ja, das ist durchaus schade.
Mit etwas mehr Energie bei den Ingenieuren und weniger bei der Finanzabteilung hätte da durchaus was draus werden können.
Aber selbst Creality bringt es mit dem CP-01 nicht viel besser hin, der druckt bei mir nicht sauber, der Laser ist genauso schwach und ungeregelt, den Fräser habe ich noch nicht getestet, sieht aber auch nicht nach mehr aus. Zu dem muss ich auch noch was schreiben, aber ich wollte zuerst das Drucken sauber hinbekommen, bin aber so gar kein Creality-Spezialist und per Ferndiagnose konnte mir selbst Uwe bei dem penetranten Wobble auch nicht wirklich helfen.
Bleibt also momentan nur der kleine Snapmaker, warten auf den großen Snapmaker 2.0 oder ein Eigenbau wie mein Hevo-Laser und die MPCNC.
Habe noch Bilder zum Fräser und zu den Handbüchern sowie die Start- und Stop-Skripte ergänzt.
Toller Beitrag! Ich bin eher für getrennte Geräte und dafür sprechen einige Argumente aber spannend sind diese eierlegenden Wollmilchsäue dennoch! OK! So richtig erfolgreich hat das aber noch keiner umgesetzt. Die EcubWare (Cura-Kopie) hast Du ja bereits erwähnt. Das Cura nicht der schlechteste Slicer ist wissen wir aber lasern und fräsen… Hab ich das übersehen oder doch nicht erwähnt hat der Hersteller eine Anleitung zum fräsen mit Fusion 360 in chinesisch samt Postprozessor auf der Seite. Ich gehe mal davon aus, englisch, deutsch und lasern sind noch in Arbeit. Die Anleitung dafür hab ich in einem anderen Beitrag schon geschrieben. Wirklich entsetzt hat mich der Dualdruckkopf mit diesem Teflon-Trichter. Saubere Führung für das Filament sieht anders aus.
och, der Snapmaker hat das m.E. recht gut umgesetzt