Druckereinhausung von Accante

am Beispiel des BCN3D Sigma (gibts auch für andere Prosumer Drucker, wie Ultimaker & Zortrax).

Wozu eine Druckereinhausung?

Das vollständige Einhausen des Druckers sorgt für stabile und in der Regel deutlich erhöhte Temperatur im Innenraum des Druckers. Sie verhindert zudem auch Zugluft und eignet sich damit vor allem zu Druck von ABS, ASA, PolyCarbonat und anderen Materialien, die temperatursensibel sind, zu starkem Warping neigen oder hohe Heizbetttemperaturen brauchen. Ein bissl reduziert es auch den Druckerlärm.

Eher ungeeignet

ist ein derart vollständig geschlossener Bauraum dagegen beim Druck von PLA, dafür sollte eine Einhausung also mindestens ein ordentlich große Türe haben oder noch besser: leicht wieder abgenommen werden können.

Die Abdeckhauben von Accante haben beides: ne Tür und man kann sie einfach runter nehmen. Zusätzlich verfügen sie in der Regel über einen HEPA Filter nebst 12V Lüfter mit Netzteil, das reduziert etwas die gerade bei ABS doch schon recht penetrante Geruchsbelastung. 3D Drucker stehen ferner immer wieder mal etwas in der Kritik, wegen Feinstaub- oder sonstiger Partikelverunreinigung der Raumluft. Ob so ein kleiner Filter mit dem Quirl hinten dran dann wirklich so viel ausmacht? Ich weiss es nicht.

Im Fall meines BCN3D Sigma Gehäuses

wird hier ein 80cm Lüfter des bekannten und qualitativ guten Herstellers Arctic Cooling verwendet, an dem eine Buchse für Hohlstecker bereits angelötet und sauber isoliert wurde. Dazu gibts das passende Steckernetzteil (240V auf 12V). Letzteres trägt den ebenfalls bekannten Schriftzug Velleman und dürfte (denke ich mal) seine CE & TÜV-GS Zeichen zurecht tragen. Ein Schalter zum Ein- bzw. Ausschalten des Lüfters ist nicht vorhanden. Geliefert werden zudem sauber in ABS gedruckte Montageteile, Scharniere und alle benötigten Schrauben, allerdings kaum Ersatzschrauben, falls, wie bei mir üblich, mal wieder eine unterm Tisch verloren geht.

 

Montageteile sind ordentlich gedruckt und verpackt

Dazu kommen fertig mit ordentlichen Schnittkanten zugeschnittene und ebenfalls sauber gebohrte Acrylplatten: die eigentlichen Gehäuseteile. In 5 mm Stärke die Gehäusewände, die Türe (oder Klappe in dem Fall) ist nur 3mm dick.

Eine englische und eine französische, ausreichend verständliche, bebilderte Anleitung zur Montage liegt bei.

Acrylplatten und Anleitung

Die weisse Plastikschutzfolie auf den Acrylplatten lässt sich, anders als mans von den Chinateilen kennt, gut abziehen. Aber trotz allem saß ich länger als ne halbe Stunde am Zusammenschrauben meiner Staubschutz-Haube, in der Zeit hat man so manchen anderen Drucker aufgebaut und fixfertig eingerichtet 😉

Nochmal alle Teile im Blick, Scharniere sind fertig montiert, aufliegende Teile mit Gummifüßen

Werkzeug wird nicht mitgeliefert, gebraucht werden 1.5mm und 2mm Inbus, mittlerer Kreuz und ein kleiner flacher Schraubenzieher.

Die Tür oder Klappe ist gebogen und schmiegt sich an die Form des Sigma an

Der Hepa Filter des Accante wird kurzerhand in einem 3D gedruckten Halter vor den Lüfter geschraubt, dieser zieht Luft durch den Filter und bläst sie an der Rückseite (aber immer noch im Gehäuse) wieder aus. Also auf Deutsch: die Luft zirkuliert im Gehäuse und es findet kein Austausch nach draussen statt.

Die Filter halten nicht ewig (angegeben sind 600 – 1200 Druckstunden) und sind separat nachbestellbar. Ob ich den Filter bzw. den Luftquirl überhaupt nutzen werde weiss ich noch gar nicht, ich hab zu einem keine freie Dose mehr und zum anderen brauch ichs glaub gar nicht erst und kein Schalter zu haben ist auch doof.

Passgenau um die Kabellage herum

Die Kabel- und Bowdenführung des Sigma kommt in Aussparungen des Gehäuses zu liegen, das Gehäuse stört den (unmodifizierten) Sigma also in keinster Weise. Das passt alles sehr gut, es rutscht auch nicht, ein Spalt bleibt jedoch.

Bei der beliebten Modifikation des Sigma mit den Extrudermotoren außen am Gehäuserahmen montiert (oder das Bondtech Umbau-Kit) ist das Gehäuse so erst mal nicht mehr nutzbar, da ist dann Aussparungen sägen angesagt.

Aufgeklappt.. hält offen

Die Klappe kann komplett nach oben geklappt werden und hält auch im offenen Zustand. Wie alle horizontalen Flächen wurde auch die Haube sofort als Abstellfläche misbraucht. Ob da nicht ein kleiner Drucker drauf passen würde? 😉

Wird die Klappe geschlossen, kann man über 2 einfache Schieber die Klappe auch „verriegeln“. Auch hier bleibt ein Spalt bei den Scharnieren (Bild oben)

Schieber im Langloch und ne Nyloc Mutter – simpler Verschluss (beidseitig)

Meine Meinung:

Im Grunde ist das alles gar nicht doof und hilft auch tatsächlich beim Druck von ABS & Co. ASA druckt sich auch ohne Einhausung schon problemlos mit dem Sigma. Der Lüfter ist sehr leise und im Betrieb des Druckers dann nicht mehr zu hören. Eine Temperatursteigerung von ca. 25°C über Raumtemperatur war das Maximum, dass ich bis jetzt im Inneren des Druckers messen konnte. Allzuviele Drucke hab ich allerdings auch noch nicht gemacht so. Ich werde hier ergänzen. 100% dicht ist die Haube auch nicht. Ehrlich gesagt geht es mir, da ich nur sehr selten ABS drucke, eigentlich nur um den Staubschutz. Da machts dann jetzt plötzlich auch wieder Sinn mit den beim Sigma im Drucker innen liegenden Filamentrollen, die so nun auch nicht mehr so arg einstauben.

Aber die Sache hat auch einen ziemlich großen Haken: der orbitante Preis. Je nach Druckermodell kostet diese Einhausung gute 350,- Euro. Das ist mehr als mancher Drucker kostet.

Klar kann man hingehen und sich sowas selber basteln, Platten im Zuschnitt oder selber schneiden & bohren, die Montageteile selber Drucken, selbst die Teile für den Hepafilter kriegt man problemlos selber her. Für weniger Geld kann ich wie ichs für den Prusa auch schon gemacht habe einen kompletten Kasten drum bauen oder mir irgendwelchen schwedischen Tischchen und Schränkchen zu einem Bruchteil der Kosten umfunktionieren und kriege für das Ersparte noch einige Rollen Filament extra oben drauf. Kurz die Teile sind schlichtweg nicht billig und in selber Qualität ganz klar auch selber machbar. Hier zahlt man also wie so oft dafür, dass jemand anderer einem die Arbeit abnimmt, man spart halt Zeit.

Ehrlich gesagt, unterm Strich halte ich den Preis gar nicht so fürchterlich überzogen. Die Hauben sind für Drucker, die auch nicht unbedingt den Hobby-Maker ansprechen und das Hauptclientel eben dieser eh schon teuren Drucker dürfte bei 10% des Druckerpreises nochmal oben drauf auch keine schlaflosen Nächte bekommen. Das ist in kleinen Stückzahlen produziert wahrscheinlich anders auch nicht rentabel, denn auch der Handel will ja noch seine Marge.

Zum Thema Handel, erhältlich sind die Accante Hauben z.b. bei 3Djake.de 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert