Capricorn XS – der neue Wunderschlauch

In vielen Druckern kommen PTFE oder „Bowdenschläuche“ zum Einsatz, Capricorn XS soll deutliche Verbesserungen im Vergleich mit herkömmlichen Schläuchen bringen. Schaun wir mal

E3D, Hersteller der belieben v6 HotEnds, schwärmt in seinem Blog Post „Die Physik des Bowdens“ von dem neuen Schlauch (und verbaut ihn auch in seiner neuen Luxus Version des E3D V6 „Gold Edition“. Einsetzbar ist der neue Wunderschlauch direkt im HotEnd als HotEnd Liner (E3D v6, E3D Light und deren Clone sowie diverse andere HotEnds in denen ein PTFE Schlauch steckt) oder als Ersatz für den Bowden Schlauch für Bowden Extruder, wie wir sie bei Ultimaker, CR-10, Tevo Tornado, Renkforce und zig anderen Druckern auch finden.

Teilweise wird im Internet über eine Halbierung der notwendigen Rückzugslänge berichtet. Grund genug, mal nen Blick drauf zu werfen.

Capricorn XS: blaues Wunder

Unterschiede zum normalen PTFE Schlauch lt. der Werbung

Neu ist auf jeden Fall mal ein verkleinerter Innendurchmesser: Üblicherweise kommen für 1.75 mm Filament PTFE Schläuche mit einem Innendurchmesser von 2,0 mm zum Einsatz, ausser bei Renkforce, mein Renkforce RF500 hatte – warum auch immer – einen Schlauch mit 2,5 mm Innendurchmesser. (Unfug meiner Meinung nach, wieder mal so ne mir unerklärliche Fehlentscheidung bei Conrad / Renkforce). Bei unverändertem Außendurchmesser von 4 mm ergibt das zwangsläufig eine 0,1mm höhere Wandstärke und damit höhere Stabilität des Schlauchs. Aber das ist nur ein Nebenschauplatz.

Die Theorie besagt: ein engerer Innendurchmesser gibt dem Filament eine bessere Führung, verhindert „Ausweichen“ und Verkanten des Filaments und damit Reibung innerhalb des Schlauches und sorgt so für eine verbesserte Kontrolle über das Filament. Funktionieren tut das ganze aber nur dann, wenn das Filament auch wirklich normgerechte 1.75 mm dick ist. Bei billig Filament mit großen Abweichungen im Durchmesser kann der 1,90 mm Innendurchmesser des Capricorn XS auch mal eng werden.

Die bessere Gleiteigenschaften des Filaments werden angeblich durch die Zugabe nicht näher genannter Additive zum PTFE Roh-Material erzielt. Es wird eine geringere Reibung und höhere Stabilität versprochen.

Auch soll der Capricorn Schlauch merklich höhere Temperaturen aushalten. Gewöhnlicher PTFE Schlauch im HotEnd beginnt ab ca. 260°C Drucktemperatur deutlich abzubauen und schnell zu altern. Eine klare Aussage darüber, wie viel höhere HotEnd Temperaturen mit Capricorn möglich sein sollen habe ich keine gefunden. Die Angaben variieren von „ne, auch nur 260°C wie normaler PTFE auch“, über „Mindestens 280°C“ bis hin zu phantastisch anmutenden „Der kann locker 300+°C“. Wie viel es wirklich ist, weiß ich nicht.

Eine umfangreiche Liste der Produkteigenschaften finden wir auf der Capricorn Seite von Filafarm.de, welche als erste den Schlauch in Deutschland im Verkauf hatten und bislang die einzigen sind, die ihn auch für 3,0 mm Filament anbieten.

Was mir in 14 Tagen Drucken mit Capricorn aufgefallen ist

Ich hab mir also mal einen Meter des Wunderschlauchs geordert. Kein billiger Spaß, bei einem Preis von 15 Euro für einen Meter Schlauch (der 2.85 mm Capricorn ist noch teurer). Die eine Hälfte habe ich im Renkforce RF500 eingebaut, ein etwas kürzeres Stück dann im Tevo Tornado:

Capricorn im Tornado – das selbe gilt für den CR-10

Ausgetauscht habe ich nur mal den Bowden, das HotEnd selber ist unverändert, aber beim Tevo und auch dem CR-10 reicht der Bowden ja sehr tief ins Hotend hinein. Wahnsinnige Verbesserungen im Druckbild konnte ich keine Feststellen. Retraction Tests, das was ja angeblich doppelt so gut gehen soll mit dem Capricorn waren nicht nennenswert anders. Eine kleine Reduzierung mag drin sein, ja. Aber dazu weiter unten nochmal mehr. Interessant war, dass ich mit dem Capricorn TPU nun etwas schneller drucken konnte: Statt 20-25mm/s mit dem original Schlauch (Tendenz deutlich abnehmend, zuletzt gingen nur noch 15mm/s zuverlässig), kann ich mit dem Capricorn das TPU nun mit 35mm/s drucken.

Erschrocken bin ich aber, wie stark der original Tevo Schlauch im Tornado in den wenigen Wochen, die ich ihn jetzt habe doch schon abgebaut hatte: verkohlt und zugesetzt und dabei hab ich damit „nur“ 3 Kilo PETG und etwa jeweils ein halbes Kilo PLA und TPU verdruckt, der Schlauch sah jedoch schlimm aus:

Nach 4 Wochen schon Fratze: China Schrott Schlauch im Tornado (HOtEnd Seite)

Da wundert es mich jetzt erst mal wenig, dass der Capricorn aus dem Stand gleich mal deutlich besser druckte. Ein Beweis ist das allerdings noch lange nicht, dass Capricorn nun des Nonplusultra ist. Bewiesen wird hier erst mal nur: der China Schlauch taugte nix.

TPU Drucktests Capricorn vs. Original. Mit gutem Willen sieht man einen kleinen Unterschied

Etwas deutlicher die Lage im Renkforce RF500

Capricorn im Renkforce RF500

Ich hatte mich ja eingangs schon darüber mokiert, was ich von Conrads Entscheidung halte, einen 2,5 mm ID Schlauch da rein zu bauen. Anders als der Tevo Schlauch zeigte der Renkforce zwar keine Abnutzungsspuren, aber bei dem Schlauch hatte ich schon immer ein merkwürdiges Problem: damit bei der Kalibrierung der Extruder Steps auch tatsächlich die gewünschte Länge an Filament eingezogen wird, musste ich entgegen dem Standardwert für den E3D Titan (ein Original E3D inzwischen) statt der üblichen 418,5 Steps auf 500 Steps stellen, damit das halbwegs gepasst hatte. Mit dem neuen Schlauch wurde mit 500 Steps sofort massiv zuviel extrudiert. Erst als ich die Steps auf die korrekten 418,5 Steps geänderte hatte, stimmte das Ergebnis wieder. Wir sehen also, der alte Renkforce Schlauch mit seinen 2,5 mm hatte merkliche Verluste, die durch einen anderen Schlauch schlagartige behoben waren.

Tatsächlich sichtbarer Unterschied: bessere Top Layer

Der untere Testriegel mit altem Schlauch (korrekt kalibriert) zeigte gelegentliche Lücken in der TopLayer.  Mit dem neuen Schlauch (ebenfalls wieder kalibriert) habe ich das so stark nicht mehr gesehen.

Bei den Retraction Tests auch nur minimale Unterschiede:

Macht den Kohl auch nicht fett.

Alles in allem komme ich

zum vorläufigen Schluss:

Ja, Tatsache, der PTFE Schlauch in einem Bowdensetup kann einen Unterschied machen. Die Revolution im 3D Druck ist das so in der Form allerdings auch erst mal nicht. Auch ein schlechter Schlauch kann, wenn mans richtig macht, sauber Drucken. Wird allerdings Schrott (Tevo) oder viel zu große Schläuche (Renkforce) geliefert, muss man sich glaub nicht wundern.

Ich hätte jetzt hier allzu gerne die wahnsinnigen Verbesserungen gepostet. Kann ich aber nicht, weil konnte ich so bei mir keine entdecken. Vielleicht bringt es ja im HotEnd mehr als der Ersatz als Bowden? Ich werde gegebenenfalls berichten. Jetzt drucke ich erst mal so weiter und beobachte das mal weiterhin.

EUR 15,00 ist jetzt auch nicht soo viel Geld, dass man das nicht mal probieren könnte. Also wen es in den Fingern juckt: eine Verschlechterung scheint es definitiv auch nicht zu sein. Außer: der Capricorn ist blickdicht, man sieht das Filament im Innern nicht mehr. Das ist bei manchen Druckern vielleicht ein Nachteil: Beispiel beim Ultimaker, wenn man die Filamentwechsel-Automatik nutzt, da kann man nimmer erkennen, ob das Filament schon weit genug aus dem Extruder raus schaut und muss nach Gefühl gehen. Wer das schon oft gemacht hat, weiß intuitiv wann es genug ist (bzw. wechselt eh von Hand)

Ich hatte ja ursprünglich befürchtet, dass es beim Filamentwechsel Probleme geben könnte, wenn der angeschmolzene Pfropfen am Ende des Filaments durch den Schlauch zurück gezogen wird. Zwar merkt man, dass der Pfropfen am Schlauch reibt, aber es ging trotz allem bisher immer problemlos durch.

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14 Kommentare

  • Hi,

    ich weiß, etwas langer her dein Test, ich bin aber gerade auf der Suche nach einem „PTFE“ Inliner, der 300 °C aushält.
    Geben tut es sowas, ist bloß als privat und als Kleinmenge praktisch nicht zu bekommen. Beispiel ECCtreme ECA…
    keine Ahnung wo man da einen Schlauch herbekommt.

    Aber nun zu Capricorn, der ist bestimmt aus einem ähnlichen Material.
    Warum den nicht einfach nur als Inliner im Hotend nehmen, mus ja nicht der ganze Bowden daraus sein….

    Hast du eventuell noch den Schlauch?
    Grüße

    André

  • Nun, ich hatte zwei Jahre lang einen Temperaturfehler von ungefähr 16 Grad und druckte viel PETG bei 255 ° C. In Wirklichkeit ungefähr 270 ° C. Dies auf meinem i3 Mega mit einem PTFE, das bis zur Düse reicht. Nachdem ich die Thermistorinstallation repariert und die Temperatur kalibriert hatte, zog ich das PTFE-Rohr heraus und reinigte das Hotend. Sicher war die Spitze des Rohrs schwarz und am Ende der Lebensdauer, aber ich hatte nie irgendwelche Düsenblockaden oder irgendetwas. Seitdem habe ich mit PA bei 260 ° C gedruckt und wollte überprüfen, wie es der billigsten chinesischen Röhre geht. Eine leichte Verdunkelung am Ende, aber nichts Besorgniserregendes. Ich schneide sowieso 1 cm vom Ende ab, was nicht ab und zu schwer zu tun ist.
    Und über den Durchmesser. Alle pneumatischen Steckverbinder, die ich gesehen habe, geben nach kurzer Zeit nach, weil sie in das Rohr eingeschleift sind. du kannst es fühlen, wenn du das Rohr beim Retract am Anschluss haltest. Ich bin mir fast sicher, dass dies mehr Wirkung hat als der Unterschied von 0,1 mm im Rohrdurchmesser. Natürlich abhängig vom Filament. Sehr weiches Filement kann sich eher im engen Rohr verklemmen. Es ist daher eine gute Idee, das Rohr von Zeit zu Zeit an beiden Enden etwas zu schneiden, natürlich so gerade vie möglich..

  • Wie sieht der Schlauch denn nach einigen Stunden ABS druckens aus? Hält der wirklich mehr Temperatur aus als der normale PTFE Schlauch?

    • Kann ich leider nimmer sagen, weil alle meine Hotends sind nun AllMetal und da muss er wie neu aussehen, sonst wäre es ganz traurig

      • Wenn du auf AllMetal gegangen bist, wird es wahrscheinlich nicht viel besser gewesen sein… 😉 Schade, dachte schon es gibt eine einfache Lösung für den 4MaxPro

  • Aktuell möchte ich bei meinem TEVO Tornado den PTFE-Schlauch wechseln. Dabei habe ich das Problem, dass sich das Teil nicht aus dem Hotend ziehen lässt. Muss ich dafür das Hotend zerlegen oder hängt das an den schlechten Eigenschaften des originalen PTFE-Schlauches ?

    • Eigentlich sollte es genügen den Plastering am Schlauchnippel zu drücken und den Schlauch zu ziehen.

    • Das ging mir diese Woche mit meinem Tornado genauso. Ich vermute, die Verschraubung lässt nicht los. Habe mir andere besorgt, aber noch nicht probiert. Der Schlauch scheint nicht so schlecht zu sein. Er hat bei mir schon einiges über 240 Grad gedruckt und sah noch halbwegs brauchbar aus.

    • Meiner hat auch geklemmt. Zur Not kann man die Schlauchklemme abschrauben und den Schlauch in die andere Richtung durchstecken.

  • Wenn der PTFE-Schlauch im Tornado kritikwürdig ist, wie oben dargestellt:
    Woran erkenne ich beim Kauf einen guten.
    Wo kann ich einen guten kaufen?

    • Zieh einfach mal das Ende raus und gucks dir an. Isses wie bei mir so verkokelt obwohl nie übermäßig heiss gedruckt wars ein kack schlauch. Woran man anhand der Artikelbeschreibung einen guten Erkennen kann weiss ich nicht 🙁 Ich hab schon billigste Schläuche auf ebay geordert, die absolut ok waren, weiss nicht, obs da nun Sinn macht, teure Marke zu suchen.

  • Ich habe mal beim Chemieriesen die Schlauchdatenbank durchforstet und nach Schläuchen gesucht, die mehr als 300 Grad aushalten und einen Innendurchmesser von 2mm besitzen.
    Da kam nichts bei raus außer das mir der Kopf voller Abkürzungen und technischen Daten geraucht hat.

    Die vielversprechendsten Schläuche, die 250 Grad aushalten sind da nicht aus PTFE sondern aus Silikon. Dabei fiel mir ein, dass es doch Hochtemperatur-Silikon in Tuben gibt, die bis 500 Grad halten.

    Wäre vielleicht ja mal was für den Bastler ein Verbindungsstück zu zwischen Extruder und PTFE-Schlauch mit diesem Silikon zu basteln.
    Hier mal ein Link: http://amzn.to/2AIwUwm

  • Da fällt mir auf Anhieb der Filament Oiler dazu ein. Über den Sinn wird ja auch gestritten aber zu guten alten Zeiten haben wir dem 2-Takter auch eine Kappe voll Motimol (Molybdändisulfid) in den Tank gekippt um die Notlaufeigenschaften zu verbessern. Nach dem Lehren der Flasche und entfernen des Bodens paßte diese perfekt über die Bierflasche und gehört auf jeden Arbeitsplatz eines Schlossers. Das geflügelte Wort: Motimol tut jedem wohl! brachte die Notlaufeigenschaften dieses Wundermittels bei uns Instandhaltern zum Ausdruck. Heute würde vermutlich WD-40 genügen.
    Die PTFE Schläuche gibt es aber auch in teuer. Ob die deswegen so viel besser für diesen unseren Anwendungsfall geeignet sind möchte ich bezweifeln.

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