Qidi X-Smart 3 – der kleine Turbo-Würfel

Und schon wieder habe ich mir einen ganz frisch erschienenen Würfeldrucker gekauft, den Qidi X-Smart 3. Warum? U.a. weil ich mich gefragt habe: kommt hier etwa Konkurrenz für Bambu Lab?

 

Der Qidi X-Smart 3 ist das kleinste und aktuell einzige verfügbare Modell der neuen X-Serie 3 von Qidi, die größeren X-Plus 3 und X-Max 3 kommen dann im Juni / Juli auf den Markt.

Allen drei gemeinsam ist, daß sie mit 500-600 mm/s ungefähr genauso schnell wie die Bambu Lab X1CC und P1P sein sollen aber mit absoluten Kampfpreisen daherkommen: 449,- / 849,- / 1159.- €. Und sie laufen alle ab Werk mit Klipper als Firmware. Und sie sind alle voll eingehaust. Und alle drei haben untersetzte Dual Gear Direktextruder mit Full Metal / Keramik Hotends die bis 280 bzw. 350 °C gehen. Und PEI-beschichtete Flexplates als Auflage auf dem Heizbett, das Temperaturen bis 120 °C erreicht. Und Vibrationskompensation / Input Shaping.

Also schon mal ganz nah dran an den Features der genialen Bambu Lab Drucker!

Ich bin zu faul das alles abzutippen, also hier mal die technischen Daten von allen drei neuen X-Qidis direkt vom Hersteller, im Moment geht es aber um den ganz rechts:

Der Qidi X-Smart 3 ist als das kleinste Modell der Serie sicher nicht mit dem dreimal so teuren X1C von Bambu Lab zu vergleichen, aber er kostet nur etwas mehr als die Hälfte des P1P, also will ich schon wissen, ob hier Preis/Leistung stimmen.

Dann jetzt mal wieder meine Bildergeschichte in Tabellenform:

Das ist schon ein kleiner Plastikbomber.
Aber ein ganz hübscher.
Außer vielleicht von unten, da wurde massiv an Material gespart.
Ein paar Kabelbinder als Transportsicherung für X-Achse und Druckkopf sind völlig ausreichend.
Innenansicht von vorne und von oben: Flexplate auf dem Bett und die zwei Z-Spindeln.
Zwei Warnungen:

Die Carbon-Stangen der X-Achse sorgsam behandeln, sie sind nicht austauschbar.

Wie die Front des Druckkopfes abgeht ist nicht selbsterklärend.

Der Druckkopf von vorne und von links.

Der schwarze Knopf ist der manuell zu betätigende Filament-Schneider.

Der Druckkopf von unten mit dem Leveling-Sensor (blau), der Messingdüse und der zweiseitigen Bauteilkühlung.

Und die abgenommene Front von innen mit dem 5015 Radiallüfter.

Ein Schiebedeckel über den Steckern am Druckkopf, letzteren bekommt man aber nur raus, wenn man die ganze Abdeckung entfernt.

Das 4,3″ Touchdisplay von hinten nach Abbau der Gehäuse-Front.

Das seltsam geformte Bodenblech muss nicht wirklich viele Teile abdecken.

Das ist die gesamte Rechen- und Steuereinheit, Klipper in kompakt, faszinierend.

Die Schnellstartanleitung, englisch aber gut und die Folie zum Bett-Leveln.

Einiges an Werkzeug, Zubehör und Transportsicherungen.

Eine 250g Rolle Filament unbenannten Typs, vermutlich „PLA Rapido“.

Sehr übersichtlicher Inhalt des USB-Sticks: keine vorgeslicete Datei, „eigener“ Slicer.

Der USB-Stick trägt rechts 5 cm auf, der Spulenhalter hinten 10,5 cm.

Macht aber insgesamt trotzdem nur 42 x 47,5 x 40 cm^3 Platzbedarf.

Plus oben drüber noch etwas, wenn man den Deckel abnehmen will.

Erträgliche Bootzeit: 36 Sekunden.

Zuerst die Sprache auswählen.

So besser.

Jetzt wird gezeigt, wie wo welche Transportsicherungen zu entfernen sind: Kabelbinder.

Vier Schrauben am Bett.

Übersetzungsfehler, das sind zwei Klötzchen, in die die Schrauben reingedreht waren.

Grobes Leveln der Bettmitte mit der beiliegenden Level-Folie.

Dann folgt das automatische Leveln per induktivem Sensor

Die Ergebnisse der 16 Messungen.

Danach lässt der Input-Shaper die Motoren sechseinhalb Minuten lang vibrieren: gekürztes Video.

Deppensichere Anleitung zum Laden des Filaments.

😉

Rein in den Kopf.

Aufheizen nicht vergessen.

Mehrfach auf das Pfeilchen tippen.

So oft bis Filament rauskommt.

So ist’s richtig: das rote Filament vom Test im Werk und mein graues von Fillamentum sind zu erkennen.

Einrichtung geschafft!

Das Hauptmenü mit Schaltflächen für Beleuchtung und Signaltöne.

Manuelle Steuerung der Achsen.

Filament Laden und Entladen.

Bett-Leveling.

WLAN-Konfiguration.

Sprachauswahl.

Service-Hinweise.

Wenn ein Fehler auftritt, kann man hier neu starten.

Versionsinfos.

Der USB-Stick (links), die gCode-Datei ist im internen Speicher.

Keine gCode-Dateien auf dem Stick.

Keine Vorschau bei der intern gespeicherten Datei.

Also mit dem aktuellen Qidi Print 6.5.3 von hier mein 30 mm Testquadrat gesliced.

Zwei Aussetzer in der obersten Schicht, komisch.

In der Dateiauswahl funktionieren Unterverzeichnisse und lange Dateinamen!
Dann das 15-Minuten-Benchy von hier heruntergeladen.

Während des Druckvorgangs ist der Dateiname leider nicht zu sehen.

Noch ein Übersetzungs- und Anzeigefehler.

Und nach 15 Minuten stand dann ein löchriges Benchy da.

Die Fehler in den beiden Testdrucken deute ich im Nachhinein als Hinweise darauf, daß mein Hotend schon am Sterben war. Den Filamentwechsel danach wollte der Drucker dann schon nicht mehr machen, weil das Hotend währenddessen aufgehört hat zu heizen. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen habe ich es dann aus dem Kopf ausgebaut und ohmisch durchgemessen: unendlicher Widerstand – tot. Na toll, das lange Wochenende ist jetzt versaut!

Qidi hat sofort (über Nacht) auf meine eMail-Anfrage reagiert und mir ohne Diskussion ein Ersatz-Hotend und „noch ein paar Teile“ per DHL-Express aus China losgeschickt.

Damit ich möglichst schnell weitermachen kann hat mir unser lieber David sofort das baugleiche zweite Hotend von seinem X-Plus 3 in die Post getan. Hier noch ein paar Bilder vom Ausbau des Hotends:

Der Kopf von hinten, Abdeckung komplett entfernt.

Der Extruder von vorne, Frontdeckel entfernt und Hotend ausgebaut.

Das Hotend grob zerlegt.

Messing-Düse und Bimetall Heatbreak ausgebaut.

 

Immerhin konnte ich jetzt mal in Ruhe ein Firmware-Update machen:

Der USB-Stick muß “ “ (ein Leerzeichen) heißen!

Dann kommt im About-Menü der Update-Knopf.

Das Kopieren vom USB-Stick aufs Mainboard dauert nur ein paar Sekunden.

Das eigentliche Updaten dann 14 Minuten.

 

Nach zwei Tagen kam heute das Ersatz-Hotend von David an, ich habe es natürlich sofort eingebaut und siehe da:

Es heizt brav auf.

Und der Testdruck meines kleinen Quadrats sieht diesmal, mit dem mitgelieferten schwarzen PLA Rapido von Qidi, einwandfrei aus.

Seit dem Firmware-Update wird sauber angezeigt wie lange der Druck gedauert hat.

Für 16 Minuten sieht das Benchy gar nicht so schlecht aus.

Auch von oben durchaus anschaubar für 0,25 mm Schichtdicke.

Kurzes Video: fast zwei Schichten Benchy in 6 Sekunden! Kein Zeitraffer!

Erste selbst geslicete Tests mit Fillamentum PLA Extrafill gedruckt:

Mein gemeiner Fan Power Test und Uwe’s 20 mm Würfel.

Beides etwas unruhig bzw. sogar löchrig.

Stundenlang habe ich nach der Ursache für die nicht so schönen Drucke gesucht…

Erstens hatte ich zu viel am mitgelieferten Profil herumgespielt, das so wie es ist schöne Drucke liefert, womit man aber keine Bambu-Geschwindigkeiten schafft. Die gibt der Zwerg halt nicht wirklich her.

Und dann habe ich die arg optimistischen Beschleunigungswerte in der printer.cfg von Klipper auf realistische Werte korrigiert und „Pressure Advance“ kalibriert. Eine hoffentlich auch Einsteiger-taugliche Anleitung habe ich hier im Forum gepostet.

 

So sehen die Ausdrucke jetzt nach meinen Optimierungen aus:

Das 3DBenchy in 0,20 mm Schichtdicke hat 46 Minuten gedauert.

Die Fillamentum-Rolle war leer, das ist jetzt alles mit Sunlu PLA+ gedruckt.

Auch Uwe’s 20 mm Würfel sieht nach nur 16 Minuten Druckzeit jetzt viel besser aus.
Der Ooze Retraction Test: keine Fäden, keine Durchhänger, kein Ringing, richtig gut für nur 5 Minuten Druckzeit.
Mein Fan Power Test ist richtig gemein, kommt hier aber hervorragend heraus.

Die Z-Naht ist halt etwas unschön, das lässt sich aber kaum vermeiden.

 
Noch eine Optimierung: die Rückseite der Flexplate verwenden, da ist die PEI-Beschichtung etwas weniger grob.
Ein Benchy aus rotem colorFabb PLA/PHA, einem meiner Lieblingsfilamente.

Muss ich evtl. noch etwas mit der Temperatur rumspielen, oder es liegt schon zu lange offen rum.

 

Da mir die Druckqualität noch nicht so richtig gefallen hat, habe ich in zig Testdrucken einige Optimierungen für das Standard PLA-Profil von Qidi Print ermittelt, siehe hier im Forum. Und hier seht Ihr die Ergebnisse:

Ich finde, die Ausdrucke sehen jetzt allesamt wirklich besser aus.

Hier mit dem mitgelieferten Qidi PLA Rapido.

Druckdauer Benchy: 39 Minuten

Bei meinem Fan Power Test im rechten Bild sieht sogar die Ecke mit der Z-Naht noch gut aus und die anderen perfekt!
Das PLA/PHA von colorFabb bleibt etwas zickig, sieht jetzt aber doch deutlich schöner aus als zuvor.
Es wurde mit genau denselben Einstellungen gedruckt wie die schwarzen Teile.
Jetzt habe ich auch wieder Fillamentum PLA Extrafill.

Und auch das sieht jetzt richtig gut aus.

Einstellungen wie den anderen PLAs oben auch:

Geschwindigkeit: 180 mm/s
Düsen-Temperatur: 220 °C
Bett-Temperatur: 55 °C
Bauteilkühlung: 100%

 

Hier liefere ich mal langsam ein paar Drucke mit anderen Materialien nach:

Zuerst PETG, in diesem Fall das „Koala Grey“ von Fillamentum.

Für schnell gedrucktes PETG ist das absolut ansehnlich.

   
Meine Einstellungen:

Geschwindigkeit: 180 mm/s
Düsen-Temperatur: 255 °C
Bett-Temperatur: 70 °C
Bauteilkühlung: 30%

Und jetzt ABS, genauer: Fillamentum ABS Extrafill.

Auch absolut problemlos.

Am Fan-Power-Test (unten) ist die vordere Kante die mit der Z-Naht, auch wenn man sie nicht sieht!

Meine Einstellungen:

Geschwindigkeit: 180 mm/s
Düsen-Temperatur: 250 °C
Bett-Temperatur: 80 °C
Bauteilkühlung: 13%

 

 

Ein paar Infos und Gedanken in ausführlicherer Form:

Der Bauraum mag mit 180x180x170 mm^3 schon recht klein erscheinen, aber meist druckt man eh deutlich kleinere Teile und selbst mit so einem Turbo-Drucker dauert es Tage ihn komplett zu füllen.

Nach der Ersteinrichtung sollte man unbedingt hier schauen, ob ein Firmware-Update verfügbar ist und dieses durchführen. Achtung: der Stick muß “ “ heißen, der Name also aus einem einzelnen Leerzeichen bestehen. Ebenso die aktuelle Version des Slicers hier herunterladen, die auf dem USB-Stick ist logischerweise veraltet. Und zumindest zum Beeindrucken kann man sich auch mal das 15-Minuten-Benchy hier downloaden.

Der mitgelieferte Slicer Qidi Print ist eigentlich ein angepasstes Cura 5.2.2, aber immerhin verursacht es keine Konflikte mit dem Original und es enthält schon gut funktionierende Profile für die Qidi-Drucker. Sehr praktisch im Zusammenhang mit dem X-Smart 3 ist, daß Qidi Print diesen automatisch findet, wenn er sich über WLAN im selben Netzwerk wie der PC oder Mac befindet.

Gut finde ich, daß zwei Z-Spindeln verbaut sind, auch wenn sie von nur einem Motor über einen Synchronriemen angetrieben werden. Für ein so kleines Bett reicht das allemal und sie sorgen dafür, daß es selbst bei massiven oder hohen Modellen nicht wegkippt.

Die Kalibrierung der Vibrationsdämpfung (Input Shaping) kann einen erschrecken, wenn man das noch nie erlebt hat, da vibriert und brummt alles am Drucker, wenn die passende Resonanzfrequenz getroffen wird. Aber das ist der Sinn der Sache, also den Drucker währenddessen nicht festhalten oder anders aufstellen als er es im Regelbetrieb dann sein wird. Das wird auch nur einmal so ausführlich gemacht, außer man startet es über das Display manuell erneut.

Das 4,3″ große kapazitive Touchdisplay ist recht übersichtlich strukturiert, gut ablesbar und reagiert einwandfrei. Und in der Dateiauswahl funktionieren Unterverzeichnisse, sogar über mehrere Ebenen, der aktuelle Pfad wird angezeigt und lange Dateinamen werden vollständig dargestellt! Das ist leider absolut nicht selbstverständlich, aber sehr praktisch.

Das Hotend ist recht einfach zu tauschen, es wird über seinen Kühlkörper mittels zweier M3-Schrauben am Extruder befestigt und kann nach Lösen dieser nach unten herausgezogen werden. Etwas unpraktisch ist, daß man zuvor die vier Schrauben der rückseitigen Druckkopf-Abdeckung entfernen muss, um gut an die Kabel zu kommen.

Die Innenraumbeleuchtung ist eine über’s Display abschaltbare LED-Leiste, die ziemlich kräftig und recht neutral weiß von vorne oben scheint.

X und Y homen „sensorless“ links vorne, für Z gibt es links hinten ganz unten eine Lichtschranke.

Das Netzteil ist ein „NoName“ 350 W / 24 V Modell, von der Leistung her völlig ausreichend.

Die Düse heizt dank des Keramik-Heizelements sehr schnell auf, aber auch das Bett ist aufgrund seiner geringen Größe recht flott: das Aufheizen auf PLA-Temperaturen (220 °C / 60 °C) dauert knapp 2 Minuten.

Witzig ist, daß auf der Rolle Testfilament nicht draufsteht, was für eine Materialsorte das ist. Vermutlich das Hochgeschwindigkeits-PLA von Qidi, „PLA Rapido“. Aber vielleicht bedeuten die drei aufgedruckten Piktogramme „Buddha“, „Hahn“, „Laterne“ ja genau das. 😉

 

Ein paar Eigenheiten, die u.a. wohl auch den niedrigen Verkaufspreis möglich machen, sind:

Das Bodenblech ist etwas arg minimalistisch geraten, es deckt nicht gesamte Unterseite ab sondern nur die Bereiche wo elektrische oder bewegliche Teile sind. Sogar das Netzteilgehäuse muss als Teil des Bodens herhalten. Aber keine Sorge, gefährlich oder instabil ist das deswegen noch lange nicht.

Daß die Düse aus gewöhnlichem unbeschichteten Messing besteht ist in Ordnung, PLA, PETG, ABS, etc. lassen sich damit problemlos drucken. Für hochtechnische Filamente wie z.B. fasergefüllte kann man Düsen aus beschichtetem Kupfer oder gehärtetem Stahl einzeln oder als ganzes Hotend nachkaufen.

Etwas blöder ist, daß die Düse wieder ein neues Maß hat: obwohl sie wie eine Volcano aussieht, ist sie kürzer: 19 mm statt 21 mm. Um eine Volcano verwenden zu können, müsste man vermutlich den Leveling-Sensor um 2 mm nach unten verschieben oder verlängern. Da muss ich mal schauen, wie einfach das realisierbar ist.

Der Filamentsensor ist beim Einführen des Filaments etwas hakelig, dem hätte ein kurzes Stück Bowden auf der Eingangsseite gut getan.

Die vordere Abdeckung des Druckkopfes ist leider nur von oben aufgeschoben statt wie bei Bambu Lab magnetisch gehalten. Die schmalen Plastik-Rastnasen werden sicher nicht ewig halten. Aber da dort der Bauteillüfter und dessen Luftdüsen integriert sind, bieten sich da für Bastler sicher schöne Möglichkeiten.

Etwas seltsam ist der Filamentschneider im Druckkopf, weil er manuell betätigt werden muss, wenn man das Filament wechseln will. Die Bambu Lab Drucker fahren ihn einfach langsam gegen den Geräterahmen. Hier braucht man viel Kraft in den Fingern.

Leider laufen sowohl der 6015 Radiallüfter des Netzteils als auch der 3010 des Mainboards dauernd und sind aufgrund ihrer kompakten Bauform ziemlich laut und hochfrequent.

Die PEI-Beschichtung der Flexplate ist arg grob, das erzeugt eine etwas unruhige Bodenfläche am Druckobjekt. Die Rückseite der Platte ist etwas feinkörniger, aber immer noch ziemlich rau.

Und den Klebestift bzw. noch besser 3Dlac plus sollte man trotzdem verwenden, damit die Druckobjekte sicher haften bleiben.

Ablösen geht problemlos, da die stabile Flexplate dafür bestimmungsgemäß hin- und hergebogen werden kann, hier wurde nicht am Metall gespart.

Apropos Plastikbomber: es ist bei weitem nicht so viel Metall verbaut wie bei den Bambus, aber instabil oder klapprig ist die Maschine deswegen trotzdem überhaupt nicht. Und das Plastik hat eine hochwertige Anmutung. In dieser Preisklasse geht das absolut in Ordnung.

 

Faszinierend finde ich:

Klipper, das aktuelle Hochleistungs-Betriebssystem für schnelle 3D-Drucker, ist auf einem einzigen Mainboard ab Werk vollständig integriert und konfiguriert. Man muss keine externen Komponenten dazukaufen oder gar basteln.

Der Druckkopf ist über ein einziges Kabel, USB-C Typ, mit dem Mainboard verbunden. Darüber laufen sowohl die Spannungsversorgung von Düse und Lüftern als auch die Signale der Level- und Temperatur-Sensoren. Es scheint sich dabei an den USB-C Standard zu halten und nicht nur die Stecker zu missbrauchen, aber ganz sicher bin ich mir da noch nicht.

Das Mainboard dürfte von MKS / BTT stammen, zumindest steht auf dem eMMC-Modul „MKS“ drauf, es wird in Klipper fluidd als MKSPI angezeigt und dieser Hersteller ist eigentlich führend bei Klipper-geeigneten Boards. Soll mir recht sein, ich mag deren Boards.

 

Apropos Klipper:

Klasse, daß hier Klipper als Firmware genutzt wird, das ist im Jahr 2023 einfach Stand der Technik, gerade für schnelle 3D-Drucker.

Ich finde es übrigens gut, daß beim X-Smart 3 für den normalen Anwender nicht offensichtlich ist, wie man auf die ganzen komplexen Funktionen und die Web-Oberfläche von Klipper zugreifen kann.

Sonst könnte der unbedarfte User dort ganz leicht etwas verstellen, was die Funktion des Druckers immens beeinträchtigen kann. Das will der Qidi-Service sich verständlicherweise wohl nicht antun und wir im uns Forum glaub ebensowenig.

Das ist schließlich ein Drucker, der der Einsteiger-Kategorie zugeordnet werden muss. Da reicht es, wenn die normale Bedienung über den Touchscreen funktioniert.

Fortgeschrittene erreichen die Klipper Weboberfläche Fluidd über die IP des Druckers mit Port 10088.

 

Fazit:

Es ist schon erstaunlich, was Qidi alles in diese kleine, günstige Kiste gepackt hat.

Das ist ja immerhin ein fertig aufgebauter, voll eingehauster Core XY Würfel mit Klipper inkl. Input Shaping / Vibrationskompensation und Pressure Advance, einem Dual Gear Direktextruder mit großen Ritzeln und einem Full Metal Hotend mit Bimetall-Heatbreak das bis zu 280 °C erreicht. Und das für um die 500,- €.

Zwangsläufig wurde da an einigen Ecken, teils auch offensichtlich, gespart: am Bodenblech, an der Düse, am Filamentsensor, an der vorderen Abdeckung des Druckkopfes und an der PEI-Beschichtung der Flexplate.

Aber nichts davon ist wirklich dramatisch, damit kann man problemlos leben. Und ich meine daran zu erkennen, welche Zielgruppe Qidi für den X-Smart 3 im Auge hat:

Einsteiger, die einen in allen Bereichen auf aktueller Technologie basierenden, wirklich schnellen und voll eingehausten Drucker für relativ wenig Geld haben möchten und keinen allzugroßen Bauraum benötigen.

Wer sich also dieser Zielgruppe zugehörig fühlt: kaufen!

Werbung:

Zu haben direkt im Qidi EU Store für 449,- € (bis 30.05.) oder bei AliExpress für 505,- €.

Zur Ausgangsfrage: Nein, als eine direkte Konkurrenz zu den Bambu Lab Druckern X1C und P1P sehe ich den X-Smart 3 nicht. Vielmehr wird mit ihm eine Nische (siehe zuvor genannte Zielgruppe) bedient, die diese nicht erreichen können und die vermutlich auch nicht ins Konzept von Bambu Lab passt. Qidi hat hier das Hauptaugenmerk definitiv auf einen niedrigen Verkaufspreis gelegt.

Aber die deutlich teureren voll eingehausten Konkurrenzmodelle wie z.B. der Flashforge Adventurer 4 und der Creality CR-200B Pro werden jetzt wohl noch schwerer verkäuflich sein, da sie absolut nicht mehr zeitgemäß sind. Selbst der günstigere und wirklich gute Flashforge Finder 3.0 wird es zukünftig schwerer haben, da er nicht voll eingehaust und nicht besonders schnell ist.

PS:

Bei dem von mir getesteten Gerät handelt es sich um eines aus der ersten ausgelieferten Charge, da sind ein paar Kinderkrankheiten wie mein defektes Hotend durchaus möglich. Das ist zwar schon ärgerlich aber Qidi kümmert sich ja wirklich vorbildlich um seine Kunden und liefert umgehend die ggf. nötigen Ersatzteile mit ausführlichen Anleitungsvideos.

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