Flying Bear Reborn 2
Ich hatte ja angekündigt, dass ich mir nach Hinweisen aus dem Forum und aus Interesse an der Marke Flying Bear, zumal ich bereits den Ghost 5 seit knapp 1 1/2 Jahren besitze, den Ghost 6, den ich hier getestet habe, auch den Reborn 2 geordert hatte.
Der Reborn 2 kam etwas später als der Ghost 6 und das nenne ich mal Schicksal. Warum ich den Ghost 6 storniert hätte, wenn der Reborn 2 zuerst geliefert worden wäre, und warum ich am Ende den Reborn 2 doch nicht zurückschicke, lest Ihr hier.
Dies ist im Übrigen ein Doppelreview von Alex und mir. Wir haben beide gleichzeitig den Reborn 2 bestellt und zu unterschiedlichen Zeiten erhalten. Auch wenn das Review hier von mir veröffentlicht wurde, ist es eine Gemeinschaftsarbeit.
DirectExtruder – DualGear betrieben, 350°C maximale Düsentemperatur und ein 220V Silikon Heizbett, 32bit MKS Board mit TMC2209 und voll eingehaust waren mir die knapp 500EUR aus eigenem Geldbeutel wert. Zumal ich deutlich teurere Drucker hier stehen habe, die allesamt die gesamte oben aufgelistete Palette an Ausstattung nicht aufweisen können. Mindestens hat keiner von denen ein 220V Heizbett und 350°C können auch nicht alle, sowie einige ab Werk auch nicht eingehaust sind.
Also war das ein Instinktkauf. Bis dahin kannte ich auch nur den Ghost 5 und war mit ihm zufrieden. Wenn der Reborn 2 nur ansatzweise so gut druckt, hätte sich das bereits gelohnt.
Gekauft habe ich ihn direkt bei Flying Bear für exakt 503,05EUR inkl. Versand aus EU Lager, Shipping Versicherung und EU Service Option.
Spezifikation
Mal wieder der Herstellerseite entnommen und diesmal nicht der Einheitsbrei, sondern ein paar Features, die man nciht immer und an jeder Ecke bekommt.
Lieferumfang
Oh je….ein Bausatz. Das habe ich bei der Bestellung komplett überlesen. Kein Wunder, dass man heuer damit nicht mehr rechnet, wo doch entweder die Drucker zu 95% vormontiert sind, oder direkt wie Qidi, Flashforge und auch der Ghost 6 zuletzt komplett montiert verschickt werden, oder zumindest nur noch drei Handgriffe gebraucht werden.
Mein erster Drucker war ein Anycubic Mega S, der schon fast fertig montiert kam, aber dennoch nur wenige Tage meine Gesellschaft teilte. Der Prusa MK3s war der zweite Drucker und ein Bausatz bis zur letzten Schraube. Ähnlich war es auch mit einem TronXY X5SA, bei dem nur noch fehlte, dass man die Profile selbst hätte sägen müssen.
Und nun der Reborn 2. Nicht ganz so zerlegt wie die oben beschriebenen, aber immer noch genug um ein „echt jetzt?“ mit genervtem Unterton zu erzeugen.
Vier Lagen Bauteile in dem Karton.
Also gut, dann mal ran an den Speck. Ist ja nicht der erste Drucker den man so aufgebaut hat. Wo ist die Anleitung? Handbuch aufgeschlagen, nix drin was nach Aufbauanleitung aussieht. Ok, vielleicht auf der SD-Karte? Flötepiepen….die ist genauso leer wie die Karte vom Ghost 6. Nur ein Test GCode drauf. Der wird aber noch lange warten müssen.
Nochmal das Handbuch durchgeblättert und siehe da, auf Seite 6 ein QR Code zu einem Aufbau-Video. Ein zweites, nun wirklich laut ausgesprochenes „echt jetzt?“ kommt noch genervter rausgeschossen. Ein Video? Was soll der Blödsinn?
Und mal echt jetzt: Da hat doch einer Tinte gesoffen in der Kreativ-Abteilung von Flying Bear. Alles ok, wenn es zusätzlich zu einer verschriftlichen Aufbauanleitung auch Videos gibt. Aber doch bitte nicht anstelle dessen. Flying Bear….ganz miese Nummer mit diesen (musikunterlegten) Videos. Druckt ein anständiges Handbuch oder packt eins als PDF dabei. Ich mag Videos grundsätzlich ganz gerne (vielleicht nicht mit dieser WarCraft TNT Spiele Musik), aber als Aufbauanleitung geht das gar nicht.
Und auf die Frage:
„Muss ich mir die Videos angucken?“
„Ja, guck sie dir an!“
„Ich hab doch schon Erfahrung und den ein oder anderen Drucker aufgebaut. Muss ich wirklich?“
„Ja, es ist besser wenn du sie dir ansiehst!“
„Jetzt komm…wirklich?“
„Ja, um Himmels Willen, guck dir die verdammten Videos an. Ohne kriegst den Kram nicht ordentlich zusammen! Und selbst mit Videos überrascht man sich noch selbst„.
Aufbauvideos zum Reborn 2
Montage
Da möchte ich eigentlich gar nix zu sagen, weil das in Gänze ein Krampf ist, entweder auf dem Handy Mäusekino die Videos anzusehen und gleichzeitig die Schritte nachzugehen, oder sich ständig vom Bauplatz zum Rechner zu bewegen und die Videos ständig anzuhalten, Sequenzen zurück zu gehen und erneut anzusehen und das dann mit dem echten Drucker vor einem zu vergleichen.
Ich habe auch keine großartigen Fotos vom Aufbau gemacht. Flying Bear kann gefälligst selbst eine ordentliche verschriftliche und bebilderte Anleitung erstellen.
Als Beispiel nur die Verschraubung der senkrechten Eckprofile in der Druckerbasis, wo man mit 4 Nutensteinen auf zwei Seiten das Profil einschieben muss und gleichzeitig darauf achtet es unten plan abschließen zu lassen und nebenbei noch festschrauben muss. Vier Bohrungen mit passenden Gewinden hätten es hier auch getan. Schon rein aus zeitlichen Gesichtspunkten. Die Montage der Eckprofile dauert schon fast eine halbe Stunde.
Im Forum habe ich von knapp 4 Stunden gesamter Aufbauzeit gelesen, ich selbst habe mit Videos anschauen und teilweise wieder demontieren und einer etwas zu ausgeprägten Korrektur einiger Montageschritte ca. 2,5 Stunden gebraucht. Für jemanden, der noch nie einen Drucker zusammengebaut hat und sich den ganzen Kram noch anschauen muss auf Youtube, halte ich die 4 Stunden aus dem Forum sogar für richtig schnell.
Ausstattung und Aufbau
Der Reborn 2 folgt wie der Ghost 6 einem CoreXY Aufbau, von dem ich schon sagte, dass ich die Vorteile gegenüber dem MakerBot Aufbau nur bedingt beschreiben kann. Dazu aber später bei den Testdrucken noch ein wenig mehr.
Und nun halten wir uns die knapp 500EUR wieder vor Augen und schauen, was der Drucker so an weiteren Ausstattungsmerkmalen mitbringt.
Wir finden den bereits erwähnten und für mich nun nicht mehr so neuen DualGear Feeder, den auch der Ghost 6 bereits besitzt. Diesmal müssen wir ihn nicht montieren, da die gesamte Extrudereinheit bereits fertig zusammengebaut ist.
Das Hotend soll bis zu 350°C heizen. Leider habe ich keine HighTemp Filamente um dies auch zu testen. Jedoch nehme ich mal an, dass es das kann, denn wir finden ein (Copper?) Heatbreak und eine Edelstahldüse, sowie einen fast doppelt so langen Kühlkörper als den des Ghost 6 Hotends.
Das 220V Heizbett besteht aus dem Bettträger, einer Silikonheizmatte und einer fast 6mm dicken Borosilikat-Glasplatte. Das ist deutlich dicker als die Platte am Ghost 6 und sogar auch an den 350 x 350 Betten der Ender 5 Plus Modell. Ich hatte im Artikel für den Ghost 6 bereits geschrieben, dass die Glasplatte (Fake Ultrabase) von Flying Bear für mich eine der besten Glasplatten ist, die man für Geld kaufen kann, bzw. sich ab Werk an einem Drucker befinden. Und das gilt auch für die Platte des Reborn 2. An alle, die diese Platte sofort gegen eine abnehmbare PEI Platte tauschen wollen, oder diese vielleicht sogar on Top kleben wollen, versucht es erstmal mit der Glasoberfläche. Meine am Ghost 5 sieht nach 1 1/2 Jahren immer noch aus wie neu und hat nichts von ihren guten Hafteigenschaften verloren. Und obwohl ich für den Ghost 5 ein Federstahlblech und Magnetmatte schon über ein Jahr hier liegen habe, habe ich sie bisher noch nicht ausgetauscht.
Im Innern der Elektronikbox sieht alles sauber verlegt aus.
Als Mainboard kommt ein MKS Nano 6 V3.2 zum Einsatz. Und wir zählen mal….1, 2, 3, 4, 5 gesockelte Treiber, aber es sind vier TMC2225 und nur ein TMC2209 (für E). Das bedeutet, der Reborn 2 verfügt über ein echtes DualZ. Beide Z Motoren werden von je einem Treiber unabhängig angesteuert. Beim Homing des Druckers kann man das auch direkt sehen, wenn das Bett beide Seiten gegen die optischen Endstopps fährt. Da der Reborn 2 auch keinen Levelingsensor besitzt, ebenso wie der Ghost 5 und Ghost 6, erübrigt sich hier ein Z-Align, denn das Bett richtet sich somit automatisch bei jedem Homing wieder an den Endstopps aus. Aber auch der Reborn 2 hat eine (eher Sinn befreite) Einstellung für einen Z-Offset wie der Ghost 6, jedoch hat man hier wenigstens die Möglichkeit das Bett wegen der optischen Endstopps ins Minus zu fahren.
Wer also ein zu hohes oder zu tiefes Leveling in manchen Situationen hat, der braucht nicht unbedingt an den Bettschrauben zu justieren, sondern kann den Abstand mit + und – auch elektronisch regeln.
Als Netzteil ist wieder vermeintlich ein NoName Netzteil verbaut. Ebenso wie beim Ghost 6 ist es so eingebaut, dass man die Leistungswerte nicht ablesen kann und auf Demontage hatte ich hier auch keine Lust. Allerdings kann das Netzteil hier lüfterlos betrieben werden und benötigt für das große Bett nicht so viel Leistung, da sich ein SSR um die 220V des Betts kümmert. Das macht den Reborn 2 schon leise im Betrieb. Man hört nur Bauteil- , Mainboard- und Hotendlüfter. Und die sind recht geräuscharm im Betrieb.
Das Aufheizen des Betts erfolgt für mich erstmalig etwas anders, als ich es sonst gewohnt bin. Daher kann ich auch die Zeitangabe nicht unbedingt mit anderen 12V oder 24V Betten vergleichen. Die eingestellte Solltemperatur am Bett ist relativ schnell wegen der 220V Architektur erreicht, jedoch braucht die sehr dicke Glasplatte noch etwas an Nachlaufzeit um die Wärme auch gleichmäßig zu verteilen. Aufgeheizt ist das Bett in gut 1,5 Minuten, allerdings nur unten.
Bis die 60°C auch oben gleichmäßig ankommen, vergehen nochmal etwa 2 bis 2,5 Minuten. Dafür hat es aber dann eine wirklich gleichmäßige Hitzeverteilung und hält die Wärme wesentlich länger ohne Nachheizen zu müssen. Ich würde mal sagen, 220V sind an der Stelle etwas effizienter.
Die Anschlüsse für den Druckkopf links und das Heizbett rechts.
Der Reborn 2 verfügt über WLAN mit den gleichen Eigenschaften wie es auch der Ghost 6 und jeder andere WLAN fähige 3D Drucker in meiner Sammlung aufzuweisen hat (außer der Flashforge Creator 3). Ich kann es nicht nutzen, da ich nicht mit passenden Slicern arbeite. Es gibt aber ein Cura PlugIn für MKS Boards, die eine solche Anbindung unterstützen. In Repetier meldet sich der Drucker wie erwartet und lässt sich ohne Probleme ansprechen. Daher gehe ich davon aus, das Octoprint ebenfalls keine Probleme macht.
Die Filamentführung ist ähnlich wie beim Ghost 6. Nee, nicht ähnlich, sondern genauso. Ein vom Filamentsensor über ein PushFit geführter Bowdenschlauch geht zum Feeder. Ein bisschen fragwürdig ist die Entscheidung von Flying Bear die Filamentführung rechtsseitig zu machen. Auf der linken Seite hat man bereits den Netzstecker und hier wäre auch das Filament gut aufgehoben gewesen, hätte man dann doch die rechte Seite komplett frei gehabt. So breitet sich der Drucker zu beiden Seiten aus und von der eigentlich kompakten Bauweise bleibt beim Platzbedarf dann nichts mehr übrig.
Laut dem Datenblatt und den Angaben auf der Herstellerseite hat der Reborn 2 auch einen Branddetektor. Jedoch hat er nicht so ein hübsches Lämpchen wie der Ghost 6 und sonst finde ich am Drucker auch keinen Hinweis auf eine solche Funktion.
Auch am Licht hat man gespart. Der Ghost 6 hat im Innenraum eine eingebaute LED Beleuchtung. Die vermisse ich am Reborn 2. Schade eigentlich.
Einrichtung
Die Einrichtung ist zwar hier ein separates Kapitel, jedoch gingen Montage und Einrichtung in den frustgeschwängerten insgesamt 2,5 Stunden gemeinsam von Statten.
Normalerweise ist die Einrichtung nach der Montage ein Klacks. Eventuell muss hier und dort noch ein Schräubchen mal lösen und bissl neu Ausrichten, aber in der Regel lässt sich der aufgebaute Drucker anschließend problemlos einrichten.
Da das Menü nun mittlerweile auch bekannt ist, der Drucker über keinerlei elektronische Helferlein wie den Levelingsensor verfügt, ist es einfach nur ein Homing und anschließend das manuelle Leveln des Betts.
Aber nicht beim Reborn 2. Es fing schon damit an, dass der Drucker das Bett nicht homen konnte. Etwa nach Zweidrittel seines Fahrweges nach oben drehten die Motoren durch und schafften es nicht das Bett nach oben zu den Endstopps zu fahren.
Also alles nochmal im Bereich der Bettmechanik lösen und versuchen nachzujustieren. Kann ja nur die Führung des Betts sein. Aber so viel ich auch gelöst habe, da bewegte sich nichts auch nur einen Zehntel Millimeter. Die Ausrichtung der Stangen und auch der beiden Spindeln schien sauber zu sein. Die Spindeln ließen sich auch ohne Anstrengung per Hand drehen und so kam das Bett auch problemlos nach oben. Warum also nicht mit den Motoren? Nachdem ich dann die Kabel nochmal alle auf richtigen Sitz geprüft hatte, fiel mir auf, dass die Spindeln furztrocken waren. Bei anderen Druckern sind sie in der Regel in Frischhaltefolie eingewickelt und sind vorgefettet. Beim Reborn 2 leider nicht. In den Gewindeführungen war auch kein Pfropfen Fett zu finden.
Spindeln also mit eigenem Fett eingeschmiert, ein paar mal in der Mittenstellung 10cm nach oben und unten fahren lassen und schon fuhr das Bett zum Homing auch butterweich zu den Endstopps.
Und da ich ja noch nicht genug montiert und demontiert hatte, direkt die nächste tolle Überraschung. Das Bett fährt zu hoch. Und zwar deutlich zu hoch. Die Bettschrauben und Federn reichen nicht aus um das Bett unter die Düse zu bekommen.
Dafür gibt es zwei Ursachen. Entweder sind die Kontaktplättchen für die Endstopps zu kurz oder die Endstopps selbst sind zu hoch montiert. Da nun aber die Seitenwände wieder dran waren hatte ich keiner Lust mehr nach der Ursache zu suchen und habe einfach Muttern als Abstandshalter unter die Kontaktplättchen geschraubt. Damit konnte ich nun auch endlich das Bett so absenken nach dem Homing, dass die Düse darüber passte und ein Leveling möglich war.
An diesem Punkt war ich schon zweimal kurz davor, den Drucker wieder ganz auseinander zu bauen und ihn zu retournieren. Und das heißt eigentlich was bei mir. Und da habe ich auch das erste mal mit Blick auf den Ghost 6 gedacht: Gut, dass du zwei Tage eher angekommen bist, sonst hätte es dich hier nie gegeben.
Druckergebnisse
Eine eingeschobene Zwangspause von mindestens einer Nacht und ein wenig Abstand zu den Erfahrungen des Aufbaus hat es dann gedauert, bis ich mich überwinden konnte, den ersten Testdruck zu starten. Nochmal das Leveling kontrolliert und was druckt der gute Drucktipps3D Test-Heini als erstes immer? Richtig. Die Testdrucke von der SD Karte. So auch diesmal, obwohl es hier nicht viel Auswahl gab.
Tja….was soll ich Euch sagen? Jetzt stand mein Entschluss schon fest den Drucker wieder dahin zu werfen, wo er herkam. Es war nicht im geringsten möglich den Testdruck aufs Bett zu bekommen. Immer scheiterte er bereits beim Skirt. Keine Betthaftung. Also Leveling erneut kontrollieren – macht ja soviel Spaß. Mit dem Z Offset rumspielen und sich dabei die Frage stellen, ob man das nun bei jedem Druck machen muss usw.
Aber wer nen TronXY X5SA 400E zum Laufen bringt und da auch noch einen sauberen Dualdruck mit hinkriegt, der gibt erstmal nicht so schnell auf.
Und so habe ich mein Ender 5 Plus Profil auf DirectExtruder Werte und die Bettgröße angepasst und mit S3D selbst einen Druck gesliced um die Problematik der Betthaftung in den Griff zu bekommen. Brauchte ich aber gar nicht, denn der Druck kam 1a raus. Keine Probleme am Bett, keine Probleme bei Extrudieren, keine Probleme bei überhaupt gar nichts.
Ursache also der mitgelieferte Test GCode.
Im Laufe des Abends habe ich dann noch einige Testdrucke laufen lassen und zwischen 60mm/s und 120mm/s immer mehr Spaß an der Kiste bekommen, so dass heute, wo ich den Artikel schreibe, das Frustgefühl während Aufbau und Einrichtung schon fast wieder weg ist.
Wenn er einmal aufgebaut ist, dann druckt der Reborn 2 um sein Leben. Ebenso wie der Ghost 6 ist er für das Geld mit der gelieferten Ausstattung nachträglich als Glücksgriff zu bezeichnen.
Fazit
Allerdings kann ich das im Fazit auf keinen Fall unter den Tisch kehren.
Wenn man die Ausstattung im Verhältnis zum Preis und auch im Verhältnis zur Qualität der Drucke mit (bei mir) bis zu 120mm/s sieht…so schnell habe ich bisher noch mit keinem Drucker irgendwas brauchbares hinbekommen…dann muss man ganz klar sagen: Kaufempfehlung. Sofern Nylon oder andere HighTemp Filamente damit nutzbar sind, dann geht eigentlich kein Weg am Reborn 2 vorbei, wenn man denn die Ansprüche und die Anwendungen dafür hat und keine 1.000 bis 3.000EUR für ein Gerät mit vergleichbaren Eigenschaften ausgeben will. Das beinhaltet auch die Druckgröße. Größer ist nur noch mein Ender 5 Plus.
Nur ist dieser Drucker in überhaupt gar keinem Fall ein gefälliges Gerät für Anfänger.
Angefangen mit der Aufbau Anleitung und dem eigentlichen Aufbau, über die Probleme mit der Einrichtung bis hin zum ersten Druck, wenn man sich auf den Test GCode der SD Karte verlässt. Hier benötigt es einen relativ hohen Anteil an Erfahrung und vor Allem Geduld und sonst viel Geschick und Vorstellungsvermögen in Verbindung mit einer sehr steilen Lernkurve, bis der Reborn 2 einsatzbereit ist.
Das ist echt schade, denn der Ghost 6 hat so gnadenlos gepunktet bei mir und ich habe für den gesamten Aufbau und die Einrichtung des Reborn 2 keinerlei schlichtende Worte übrig, obwohl er am Ende genauso gut abliefert wie der Ghost 6 und bisher auch genauso gut, wenn nicht besser aufgrund der zu erreichenden Druckgeschwindigkeit, als meine Drucker im 4stelligen Preisbereich.
Ich hoffe, dass nicht jeder der neuerlichen Besitzer des Reborn 2 diese Erfahrung machen musste. Daher wäre es für mich auch interessant zu wissen, inwieweit Ihr meine Erfahrungen teilen könnt, oder eventuell sogar ganz das Gegenteil davon erfahren habt.
Jetzt noch ein paar Sätze von Alex:
Da ich ja auch einen Reborn 2 besitze (Kommunikation zwischen den Moderatoren vor Beschaffungen ist …) darf, will und soll ich auch noch etwas dazu schreiben.
Insgesamt habe ich eigentlich dieselben Eindrücke gewonnen wie David:
Zu dem Preis bekommt man sonst keinen so großen und so gut ausgestatteten Drucker in Würfelform. CoreXY, über 300 mm Bauraum in jeder Richtung, Marken-Mainboard, sehr gut bedienbares Touch-Display, zwei separate Z-Achsen, voll eingehaust, Hochtemperatur, untersetzter Dual Gear Direktextruder.
Natürlich muss man bei diesem Preis (ca. 500,- €) schon ein paar Abstriche machen:
Es ist ein Bausatz, kein (Fast-) Fertiggerät. Das Gefitzele beim Aufbauen nervt schon etwas, weil man es mittlerweile nicht mehr gewohnt ist. Vor 4,5 Jahren habe ich für meinen 4Max (ohne Pro) sechs Stunden gebraucht. Da relativieren sich die 2,5 die auch ich für den Reborn 2 benötigt habe aber schon wieder.
Die Aufbauanleitung nur als Videos zur Verfügung zu stellen, geht echt gar nicht! Ich habe mir vor dem Zusammenbau zig Schlüsselbilder aus den Videos herauskopiert an denen ich mich dann orientiert habe. Habe ich mittlerweile als PDF zusammengefasst und hier in unserer FileBase abgelegt.
Die Seitenpaneele (ABS-Platten) schwingen sich auf, da sie nur mit ein paar Schräubchen am Alurahmen fixiert werden, das ist halt kein steifes Spritzguss-Gehäuse. Aber man kann ja mit Schaumstoff unterfüttern.
Etwas schockiert war ich aber, daß auch FlyingBear es schafft, wie Anycubic, den Thermistor für die Düse falsch zu konfigurieren, sodaß die tatsächliche Düsentemperatur um ca. 9% höher ist als die eingestellte und angezeigte. 206 °C statt 190 °C und 262 °C statt 240 °C:
Dann habe ich etwas im Marlin-Sourcecode von FlyingBear hier rumgestochert und herausgefunden, daß dort Typ 1047 als Hotend-Thermistor eingetragen ist, also ein PT1000 Sensor für den es keine alternativen Typen mit anderen Kurven in Marlin gibt, wie für die normalen NTCs. Die Korrektur wäre ja sonst auch zu leicht gewesen.
Also habe ich direkt die Marlin-Thermistor-Tabelle des Typs 1047 editiert, sodaß dort ein höherer Wert für den Pullup-Widerstand drinsteht. Nach einigem Rumprobieren passt es jetzt bis auf 1 °C genau überall zwischen 190 °C und 300 °C, höchstwahrscheinlich auch darunter und darüber. Hier habe ich die fertige Firmware und die geänderte Datei abgelegt. Ohne Gewähr! Evtl. hat auch nicht jedes Exemplar des Reborn 2 dieses Problem! So sollte es eigentlich schon ab Werk aussehen:
Interessanterweise hatte ich bei den Z-Achsen andere Effekte als David: meine liefen trotz fehlender Schmierung auf Anhieb einwandfrei. Ich hatte die Endlager oben und unten aber auch gelöst, bevor ich alles ausgerichtet habe. Allerdings standen bei mir die Spindeln oben aus den Lagern über, nicht die Lager selbst, sodaß die X-Achse daran hängen geblieben ist. Also habe ich die Kupplungen unten etwas weiter auf die Motorachse geschoben – passt. Und bei meinem Exemplar müssen die Z-Lichtschranken wohl eher zu niedrig montiert sein, da ich mir unter alle vier Bettfedern 4 mm dicke Unterlegscheiben drucken musste, damit die Federn noch gut unter Spannung stehen, wenn der Abstand Düse-Bett passt. Also genau der gegenteilige Effekt wie bei David. Also am besten die Seitenpaneele erst nach dem Bett-Leveln anbringen, dann kann man die Endschalter noch justieren!
Die Ultrabase finde ich auch einwandfrei, da hält alles brav drauf. Flexplate mit PEI wäre zwar vielleicht noch schöner, aber unbedingt brauche ich das nicht. Ich lasse das so.
Der Dual Gear Extruder ist auch ein feiner Klon mit seinen großen Ritzeln und dem Sichtfenster. Tip: maximal 1,5 Umdrehungen Vorspannung (ohne Filament) sollten mehr als ausreichend sein.
Sehr schön ist auch, daß der Drucker nicht zu hören ist, wenn er nix (mehr) zu tun hat.
Zu den zwei Z-Achsen noch: bitte keinen Synchronriemen nachrüsten, das ist absolut kontraproduktiv, da die wirklich einzeln angesteuert werden und ja auch zwei Endschalter haben.
Was ich noch schauen muss: der Steppermotor des Extruders wird recht schnell ziemlich heiß, evtl. stimmt die Stromeinstellung am TMC-2209 nicht. Nachtrag: das Trimmpoti für die Einstellung der Referenzspannung des Extruder-Treibers war defekt, da ist jemand beim Fixieren des Treibers mit Heißkleber dran hängegeblieben. Ich habe den ganzen Treiber getauscht, jetzt wird der E-Stepper nicht mehr zu heiß.
Ich muss noch ein paar mehr Testdrucke machen, besonders größere Objekte, aber ich denke, ich habe bald einen Ender 7 übrig, der zuletzt mein Turbo-Drucker war. Soll heißen: ich bin äußerst positiv überrascht, was das Preis-/Leistungsverhältnis des FlyingBear Reborn 2 angeht. Nachtrag: etwas bekomme ich nicht in den Griff: die Bauteilkühlung ist viel zu schwach, ich habe noch kein Benchy mit sauberem Bug hinbekommen. Der Ender 7 bleibt also erstmal da, weil er damit keine Probleme hat.
Hier findet Ihr eine aus den Videos extrahierte Aufbauanleitung für den Reborn 2 und eine Leveling Anleitung.
Es gibt hier im Forum einen Thread vom User Gama, den wir einfach mal frech in der nun aus drei Personen bestehenden Gemeinschaftsarbeit kapern um dort auch weiter über den Test-Artikel zu diskutieren. Die Arbeit und den Ersteindruck vom User Gama wollen wir nicht untergraben.
Zitat: „Was ich noch schauen muss: der Steppermotor des Extruders wird recht schnell ziemlich heiß, evtl. stimmt die Stromeinstellung am TMC-2209 nicht. Nachtrag: das Trimmpoti für die Einstellung der Referenzspannung des Extruder-Treibers war defekt, da ist jemand beim Fixieren des Treibers mit Heißkleber dran hängegeblieben. Ich habe den ganzen Treiber getauscht, jetzt wird der E-Stepper nicht mehr zu heiß.“
Ich habe wohl das gleiche Problem bei meinem neuen Ghost 6.
Gibt es dazu eine Anleitung oder Bilder, wie ich das Problem lösen kann? Oder muss ich die Kiste wieder einschicken?
Beste Grüße
Karl-Heinz
Schau einfach mal, ob die wie hier beim Reborn auch nur eingesteckt sind, wenn ja, kann man sie problemlos tauschen. Kiste einschicken kannst knicken bei den meisten China Händlern, wenn die Treiber nicht getauscht werden können, kriegst inn der Regel ein neues Board zugeschickt.
Ich habe praktisch keine Ahnung von Elektronik. Was über einfaches löten oder Crimpen von Kabeln hinausgeht, ist nichts für mich. Ich kann zwar ein Poti identifizieren, wüsste aber nicht einmal, wie ich herausfinden kann, dass es, oder gar der Treiber, defekt ist.
Versand kam aus Deutschland. Daher müssten die hier auch Service anbieten.
Woher der Versand kam ist irrelevant, wo Du bestellt hast ist wichtig. Bei welchem Shop war es denn?
Mach mal ein Foto vom Mainboard.. und am Besten dann gleich nen Post im FlyingBear Unterforum, hier in die Kommentare zum Reborn schaut ausser uns paar Blogautoren kaum einer rein.
Löten und Crimpen wird vermutlich nicht benötigt.
Weist Du wie man im Forum ein Thema aufmacht?
Ich habe jetzt auch einen Reborn 2
Aber bei meinem Drucker springt immer der Extrudermotor zurück sodas der Druck unbrauchbar wird.
Habe es schon mit höherer Düsentemperatur versucht und auch den Strom von 0,9 auf 1 erhöht.
Werde wohl einen größeren Steppermotor einbauen.
Interessanter Drucker und ebensolcher Bericht 🙂
Was ich aber vermisse und auch auf den Bildern nicht sehen konnte: 230V sind ja nun nicht gerade trivial, am Gehäuse selbst hab ich an der Kaltgerätebuchse keinen Erdungspunkt gesehen, beim Druckbett selber mit der 230V Heizmatte seid ihr auch nicht drauf eingegangen, ob das Bett geerdet wurde. Im Fall des Falles kann das ohne recht final sein und ich denke mal das wäre schon von Interesse, ob man da als erstes mal Hand anlegen sollte…
Hi,
Ich war der erste Besteller vom Reborn 2. Da ich auch schon den Ghost 5 hatte der null Ausstattung hatte wie auch der Reborn 2 aber im Vergleich zu meinen anderen Druckern die ich bis jetzt besessen habe das beste Ergebnis geliefert hat war mir klar das bei einem sauberen Aufbau mit dem Reborn nichts schief gehen kann.
Im Gegensatz zum Test finde ich nicht das der Reborn 2 kein Anfänger Drucker sein kann .
Der Ghost war genau so ein Bausatz und war mein erster Drucker und wenn er dann so gut läuft dann zeugt das schon für das Gerät. Es ist halt wichtig alle Schrauben zu kontrollieren auch die ab Werk das hier ist Made in China und da wird nicht so gearbeitet wie bei uns.
Die Spindeln habe ich sofort gereinigt und gefettet kannte ich vom Ghost schon so.
Auch finde ich die Videoanleitung klasse und so kann man keine Fehler beim zusammenbauen machen die man eventuell in einer Bedienungsanleitung falsch deuten könnte.
Am Anfang war der Drucker ein wenig laut aber das liegt wohl daran das die Wagen der Führung sich erst ein wenig einlaufen müssen.
In den Führungen sehe ich den größten Vorteil endlich keine Rollen mehr die ganze Mechanik sieht schon professionell und robust aus.
Der Look ist schon wie Industrie und hat gar nichts mehr mit den Ender Bettschubsern ala Ender oder Artillery zu tun.
Die Haube sieht witzig aus erfüllt aber ihren Zweck. Man sollte sie aber 1 Tag an der frischen Luft auslüften lassen.
Das die Riemen schlaff sind ist wohl bei jeden so ich glaube FB macht das wegen dem Transport da doch Verpackungsteile an die Riemen drücken und sie dadurch verhindern wollen das sie ausleiern.
Für mich und mein Teil bin ich zufrieden und hoffe das der Reborn mir genau so viel Freude wie der Ghost macht.
Auch werden wir sehen wie er unter Klipper läuft dann sollte eventuell noch mehr aus den Drucker zu hohlen ein.
Grüße
Bisher war es so, dass man 3D-Drucker Reviews auf Youtube, je nach Influenzer, zwischen 10 und 70% glauben konnte, weil da sehr viel Selbstdarstellung, Subjektivität und Marketingmotivation die Beurteilungen beeinflusst haben.
Hier bei Drucktipps3d konnte man schon immer zu weit über 90% glauben, was die Geräte können, leisten oder nicht.
Wenn Ihr nun schon im TEAM Reviews erstellt, sogar mit doppeltem Eigenkapital 2 Testkandidaten beleuchtet, dann sind wir echt schon bei 99.9%
(die 0.1% behalte ich mir vor, solange ich den Drucker nicht selbst besitze) 😉
Habt Ihr fein gemacht!
Gruß Fritz
Also, den Drucker als „Bausatz“ zu bezeichnen halte ich für gewagt! Respekt dafür! Ja, ist kein Qidi….zum Glück! Alle beschriebenen Probleme hatte ich nicht bis auf die trockenen Lager und Spindeln. Ich habe etwas überextrusion. Es schaut so aus als ob die Layer insgesamt zu dick werden, als ob es rausquillt und der Druck deshalb unsauber aussieht. Cali-Cube werde ich morgen mal drucken. Ansonsten läuft er sehr leise und problemlos. Bis 80mm bin ich gegangen. Als ich die Riemen nachgespäht hatte wurde das Druckbild deutlich schlechter. Ich bin damit zufrieden auch ohne ABL, was bei den meisten Herstellern eh nicht funktioniert! 1x warm gelächelt und seitdem läuft er. 8 Druckteile bis jetzt zwischen 2 und 8 Stunden. (Calibration Drucke nicht eingerechnet). Ich hätte mir ein PEI-Shett gewünscht. Der sind vom Glasbett lässt sich nur mit krummen Alubetten rechtfertigen!
Wenn ich ein Gerät vor der Inbetriebnahme erst mal aus über 50 Teilen (ohne Schrauben und Muttern, das sind jeweils ca. nochmals so viele) selbst zusammenbauen muss, dann ist das für mich ein Bausatz. Es ist zwar bei weitem kein komplett selbst zu bauender Drucker wie ein Hypercube, ein V-Core oder ein Voron, aber erst recht kein Fertiggerät.