Elegoo Neptune 3 Pro

Und wieder ein Ender 3 Klon, diesmal war das Vorbild wohl der Ender 3 S1 Pro. Endlich mal wieder ein Drucker von Elegoo für mich, diesmal nennt er sich Neptune 3 Pro.

Die beiden Vorgänger (Neptune 3 und 2) fand ich ja schon klasse, also den auch mal anschauen…

 

Der Drucker wurde uns freundlicherweise wieder direkt von Elegoo kostenlos zur Verfügung gestellt, weitere Absprachen gab es nicht.


Technische Daten lt. Elegoo, Übersetzung von mir:

* Modell: Neptune 3 Pro
* Rahmenmaterial: CNC-bearbeitetes Aluminium-Profil
* Drucktechnologie: FDM(Fused Deposition Modeling)
* Netzspannung: 115/230V 50/60Hz
* Bauraum: 225X225X280(mm³)
* Platform size: 235 mm * 235 mm
* Geräteabmessungen:475 mm * 445 mm * 515 mm
* Max. Düsen-Temperatur: 260 °C
* Max. Heizbett-Temperatur: 100 °C
* Datenübertragung: µSD-Karte, Online Druck
* Dateiformate: .stl, .obj, .amf
* Filament: PLA, ABS, TPU, PETG, Holz, Marmor, etc.
* UI-Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch, Chinesisch
* Weiterdrucken nach Unterbrechung: ja
* Filament-Sensor: ja
* Nettogewicht: 8,1 kg


Diesmal gibt es von mir mal ganz viele Bilder mit etwas weniger Text dazu:

 

Mit viel Hartschaumstoff sicher verpackt.
Es ist fast alles vormontiert, somit bleiben nur wenige Einzelteile:

Basis mit Y-Achse, Netzteil und Elektronik.

Und die Z- und X-Achsen-Einheit.

Dazu noch Display, Display-Halterung, Rollenhalter und Netzkabel.

Sowie eine Menge Werkzeug, Zubehör, zwei Ersatzdüsen und ein paar Schrauben.

Info-Blatt zur Netzspannungs-Einstellung und das Anleitungs-Heftchen.

Lächerlich wenig Testfilament: 20 g PLA (inkl. Tüte).

Die Basis von unten: links das Netzteil, rechts der Blechdeckel über der Plastikbox mit der Elektronik.

Mainboard: ZNP Robin Nano_DW V2.2 mit fest verlöteten (leisen) Stepper-Treibern und einem freien Sockel.

Nur ein paar unverwechselbare Stecker sind zwischen den zwei Hauptteilen zu verbinden. Ansicht von links bzw. rechts hinten.
Fertig, nach max. einer Viertelstunde: Angeschaut von hinten – doppelte Z-Achse, V-Slot-Rollenführungen.

Und von vorne – Flexplate, Touchscreen, …

Hauptmenü: sehr übersichtlich, gut ablesbar und gut reagierender kapazitiver 4,3″ Touchscreen.

Im Print-Menü: nur eine vorgeslicete Datei ist auf der µSD-Karte vorhanden.

Das Prepare-Menü mit seinen Unter-Seiten „Move“ zum Bewegen der Achsen, „Temp“ zum Aufheizen von Bett und Düse, und …
… „Extruder“ zum Laden und Entladen des Filaments.

Das Settings-Menü mit richtig vielen Funktionen.

Acht verschieden UI-Sprachen stehen zur Auswahl.

Über die Maschine.

Man kann die Vorheiz-Temperaturen anpassen, endlich mal auch auf einem Touch-Display!
Erweiterte Einstellungen.

Was soll „E-axis pulse“ denn sein?

Aha, die E-Steps, wow, sogar die sind hier einstellbar!

Und hier noch mehr Optionen, die es bei Touchscreens sehr selten gibt.

Und zwar:

Maximale Geschwindigkeit pro Achse.

Maximale Beschleunigung pro Achse.

Das kommt nach dem Druck auf den Level-Button im Hauptmenü.

Und los geht’s.

Oben hängt der Filamentsensor ziemlich beweglich aber angeschraubt rum und „leuchtet blau“.

Ja, mach doch…

Aha, es wird vorgeheizt, aber nur so weit, daß das Filament nicht gleich aus der Düse tropft, das ist clever.

36 induktive Messpunkte und 5 Minuten später.

Der Z-Offset wird dann klassisch mit einem Blatt Papier geprüft und am Display eingestellt.

Ja, so kann man beurteilen, ob der Z-Offset auch passt. Darunter die 36 Messwerte.

Und so gehört das Kabel zum Druckkopf hin, da muss man beim Aufbau genau in die Anleitung schauen.

Jetzt kommt erstmal der vorgeslicete Buddha dran.

Das Aufheizen auf 200 °C Düse und 60 °C Bett dauert keine 2 Minuten.

Während des Drucks kann man einiges einstellen: Temperaturen, …

… Druckgeschwindigkeit, Fluss, Bauteilkühlung, …

… und den Z-Offset in Hundertstel Millimetern!

Und er druckt…

Ein kurzes Video, die Lüfter säuseln vor sich hin.

Und die Bühne wird von oben angestrahlt…

…was jetzt während und nach dem Druck eines so kleinen Objektes nicht so arg viel bringt.
Der Zwerg sieht nach 70 Minuten Druckzeit bei richtiger Ausrichtung zur Lichtquelle doch sehr gut aus!
Die (englische) Anleitung ist zwar nur ca. DIN A5 quer groß, kann aber mit sehr guten Bildern und Beschriftungen überzeugen.
Sie zeigt wirklich alle wichtigen Aufbauschritte.

Und ist zusammen mit Slicer und Co. auch auf der µSD-Karte enthalten.

Zusätzlich auch als Video, na wer’s mag.

Das war wohl nix:

Auf meinem Mac drohte das Elegoo Cura 4.8.0 mein normales 5.2.1 zu zerstören!

Hab‘ ich natürlich gleich abgebrochen.

Gelöscht habe ich es erst, nachdem ich die Definitions-Datei herauskopiert und in mein aktuelles Cura hineinkopiert habe.

Was direkt nach der Auswahl beim Anlegen zum Absturz geführt hat. Na vielen Dank!

Also gut, habe ich mein 08/15 Cura-Profil von hier genommen und den Bauraum angepasst.

Funktioniert.

Die damit selbst gesliceten Objekte kommen sehr schön heraus: der Ooze-Retraction-Test: keine Fäden, keine Durchhänger.

Mein gemeiner Fan-Power-Test zeigt nur an der Z-Naht leichte Probleme, doppelter Bauteilkühlung sei Dank.

Uwe’s Würfel: einwandfrei.

Meine 15x15x30 mm^3 „große“ Vase: sehr sauber.

Auch das 3DBenchy ist super geworden.

Alle blauen Testdrucke mit Sunlu PLA+ bei 200 °C Düse, 50 °C Bett und mit 60 mm/s.

Hartes Eryone TPU (Shore 95A), gedruckt bei 220 °C Düse, 50 °C Bett und mit 30 mm/s.

Einwandfreie Drucke einfach so, ohne irgendwelche Tricks.

Weiches Fiberlogy TPU – FiberFlex 30D (Härte vergleichbar mit Shore 82A). Einstellungen wie zuvor, nur den Fluss hätte ich doch auf etwas mehr als 110% hochdrehen sollen.

Aber das sieht echt gut aus für dieses kritische Filament.

Jetzt noch ein PETG-Benchy, d.h. aus Extrudr XPETG Matt, bei 230 °C Düse, 75 °C Bett und mit 60 mm/s – echt gut.

Der Druckkopf von unten mit den beiden Lüfterdüsen der Bauteilkühlung und dem extra Coldend-Lüfter.

Was soll ich jetzt zu dem dritten von mir getesteten Ender 3 „irgendwas“ Klon von Elegoo denn noch schreiben, ohne alles zu wiederholen? Na gut:

Wie die Vorgänger auch: sehr gute Fertigungsqualität, problemlos aufzubauen, einwandfreie Druckqualität. Ohne Basteln und ohne Einstellorgien. Funktioniert halt einfach.

PLA wird sehr schön gedruckt, die Druckqualität setzt wirklich Maßstäbe, nicht nur für einen Einstiegsdrucker.

Auch hartes TPU (Shore 95A) funktioniert sofort, mit einwandfreien Druckergebnissen.

Selbst weiches TPU (Shore 30D, vergleichbar mit Shore 82A, fast wie ein Gummiring) wird problemlos eingezogen, sogar durch den Filamentsensor. Die hiermit übliche Unterextrusion kann man mit ca. 10% mehr Fluss ausgleichen, sie ist kein Zeichen von grundlegenden Einzugsproblemen.

Generell wäre es für TPU vermutlich aber sicherer, den Filamentsensor temporär zu deaktivieren (auch das geht über’s Display) und das Filament daran vorbei zu führen, nicht daß der das Filament doch mal zu sehr bremst.

PETG funktioniert auch top, so wie ich das von einem Elegoo FDM-Drucker erwarte, selbst so eine exotische (matte) Variante wie das XPETG von Extrudr. Eine kleine Macke an der rechten vorderen Ecke der Kajüte ist zu sehen, aber ich habe an meinem 08/15 Profil nix optimiert, nur die PETG-Temperaturen eingetragen.

Ohne Gehäuse kann der Drucker natürlich nicht absolut leise sein, aber die lt. Elegoo ca. 47-48 dB erscheinen mir realistisch. Die Lüfter sind relativ leise Modelle, die Stepper fast nicht hörbar.

Der Elegoo Neptune 3 Pro hat alles (und mehr), was aktuell in der Einsteigerklasse üblich und mehr oder weniger sinnvoll ist:

– 32bit Mainboard mit leisen Steppertreibern
– sehr gut bedienbarer, großer (4,3″), abnehmbarer Touchscreen
– extrem viele Funktionen auf dem Touchscreen
– Dual Drive Direkt-Extruder
– effektive Bauteilkühlung von zwei Seiten
– Magnetische Stahl-Flexplate mit texturierter PEI-Oberfläche als Bettauflage
– induktives ABL Bettleveling (keine Einstellschrauben)
– doppelte Z-Achse mit zwei Motoren und Synchronriemen
– Filament-Sensor
– Fortsetzen des Drucks nach Stromausfall (solange die Flexplate noch nicht abgekühlt ist)

Nicht hat er, im Vergleich zum Ender 3 S1 Pro:

– Hochtemperatur-Hotend (sondern max. ca. 240-260 °C), wozu auch, ohne Einhausung..
– Werkzeugschublade 😉

Es sind tatsächlich einige meiner kleinen Kritikpunkte am Vorgänger behoben worden:

– es gibt leichte Vertiefungen in der Basis zum präzisen Finden der Soll-Position des Z-Rahmens beim Zusammenbau
– der Einschalter ist richtig herum eingebaut (oben Ein)
– das Netzteil ist in der Basis integriert und hängt nicht mehr am Z-Rahmen rum
– der extrem stramme Filamentsensor wurde durch ein leichtgängiges Modell ersetzt

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch:

Das ansonsten richtig gute Touchdisplay unterstützt leider keine Unterverzeichnisse auf der µSD-Karte. Alle gCode-Dateien müssen im Hauptverzeichnis liegen. Aber Creality ist da auch nicht besser und in Bezug auf die Funktionen am Touchdisplay weit hinter Elegoo.

Und noch was, das Einsteiger aber nicht betreffen dürfte, da sie ja noch keinen Slicer auf dem Computer haben: wieso muss da ein extra Elegoo Cura als Slicer dabei sein, das älter ist und Konflikte mit der Originalversion hervorrufen kann? Einfach ein sauberes, getestetes Profil für das aktuelle Cura mitliefern.

Fazit:

Kaufen!

Jedenfalls wenn man Einsteiger ist und einem der normalgroße Bauraum ausreicht, die Bauform (offener Bettschubser) zusagt und man nicht zu viel Geld ausgeben will, also das Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut sein soll.

Elegoo macht einfach richtig gute Ender Klone, Punkt.

Werbung: Der Neptune 3 Pro im Elegoo-Shop.


Oder auch bei 3DJake.

10 Kommentare

  • Super Test, einer von vielen der mich überzeugt hat in die 3d Welt einzusteigen. was soll ich sagen. Ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin in der IT zu Hause, was aber nicht heißt, dass ich immer frickeln will. ootb hat er so geniale Drucke hingelegt, angefangen beim buddha, der nun der Liebling von meinem großen ist, bis zu zwei „Bierkästen“ für aa/aaa Batterien. absolut ohne Beanstandung. wenn ich daran denke wie viel früher gebastelt wurde und die Preise der Drucker. bei dem Neptune ist es als würde ich ein Bild in meinem Papierdrucker drucken, genauso einfach, dauert nur länger. 😉
    volle Empfehlung, nur an den Lüftern muss ich wohl mal was einstellen, die drehen sofort voll hoch.

  • Hab ihn gestern bestellt und er soll am 12. Mai kommen.

    Bin jetzt schon in zügelloser Vorfreude.
    Ist jetzt der Zweite Drucker den ich mir auf die Empfehlung von Euch kaufe.
    Der erste war der Anycubic Mega SE mit dem ich bis auf anfängliche Schwierigkeiten (Bedleveling) sehr zufrieden war.

    Danke für den ausführlichen Test.

  • Hallo,
    gibt es eine vollständig Liste der Materialien was der Drucker drucken kann ?

    in der Beschreibung steht nur
    Filament: PLA, ABS, TPU, PETG, Holz, Marmor, etc.

    aber was ist etc/usw ?

  • Da der Drucker jetzt 3 Monate auf dem Markt, und einer davon in meinem Besitz ist, warum hast du den Drucker nicht auf die aktuelle Software für Display und Drucker aktualisiert?
    Elegoo hat einige Kinderkrankheiten beseitigt.
    In einem Testbericht auf deutsch, die Anzeigen in englisch, obwohl der Drucker deutsche Anzeigen anbietet ist m.E. nicht so toll. Nicht jeder ist im englischen bewandert!

  • Vor zwei Wochen habe ich meinen Neptune 3 Pro erhalten und bin immer noch von dem Preis-Leistungs-Verhältnis begeistert. Toller Drucker! Kann überhaupt keinen Grund finden, mich über etwas zu beschweren.

  • Schöner Test, ist schon ein feines Teil was Elegoo da gebracht hat. Habe zwar nur den N2
    aber selbst der läuft Klasse. Einzig die Touchdisplays müsste ich nicht haben. Ich mag die Drehklick Displays lieber.

    • Viele bisherige Touchdisplays an den 3D-Druckern waren echt eher zum Abgewöhnen, aber das hier ist wirklich klasse, so viele Funktionen hatte ich noch bei keinem anderen. Und dabei trotzdem sauber strukturiert und intuitiv bedienbar.

  • Vielen Dank für den informativen Bericht.
    Für 230,-€ ein Drucker der alles hat, was man zum Start braucht.
    20gr. Filament ist doch eher was für den 3D Stift
    Ach was waren das für Zeiten als noch 0,5 oder 1kg Filament Rollen dabei lagen.
    Aber da waren die Drucker auch teurer.

  • Wieder einmal ein super Testbericht!
    Umfassend und professionell!
    Da bekommt man auch als „Nichteinsteiger“ Lust, den Drucker zu kaufen.
    Elegoo baut wirklich feine Drucker!

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