Artillery SW X4 Pro

Artillery, Hersteller der einst sehr populären Sidewinder X1 Geräte, die sich auch hier im Forum einer sehr großen Beliebtheit erfreuten, haben nun die 4. Version Ihrer Geräte am Markt. Ich habe bisher keinen davon auf meinem Tisch gehabt. Nun ist der SW X4 Pro bei mir eingetrudelt und ich darf ein Äuglein werfen.

Was ich nicht ganz realisiert habe als der Artillery SW X4 Pro zum Test angekündigt wurde, ist die Tatsache, dass Stephan bereits mit dem SW X4 Plus, der lediglich eine andere Bettgröße besitzt, einen ausführlichen Test dieser Baureihe vorgenommen hat.

Und wenn Chef selbst Hand anlegt, ist eigentlich schon alles über den Drucker gesagt.
An der Stelle ist also mein Test des X4 Pro zu Ende. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und ein schönes Wochenende.

Ok, kleiner Scherz! Noch nicht ganz!

Der Artillery SW X4 Pro ist uns freundlicherweise direkt vom Hersteller zur Verfügung gestellt worden. Absprachen zu den Testbedingungen gab es keine. Der X4Pro ist im Artillery Store direkt aus dem DE Lager zum Preis von 251,- verfügbar

Aus Erfahrung hat mitunter eine andere Bettgröße erheblichen Einfluss auf die Eigenschaften des Gerätes, selbst wenn alle anderen Komponenten identisch sind. Nun ja, das gilt insbesondere im umgekehrten Fall. Also wenn das später getestete Gerät einen größeren Bauraum hat. 200mm bis 240mm sind schon immer absoluter Standard gewesen und daher eigentlich die Referenz zum jeweils größeren Exemplar.

Besonders deutlich wird das, oder wurde das bei z. B. dem K1 und dem K1 Max. Oder Qidis 3er Serie vom Smart über den Plus zum Max. Größerer Bauraum, andere Eigenschaften, mitunter Probleme, die es bei den kleineren Größen nicht gibt.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum BambuLab die Bettgröße von 256mm x 256mm als Pendant zu den sonst üblichen, glatten Werten von 220mm x 220mm oder 240mm x 240mm gewählt hat und bisher mit keinem weiterem Modell darüber hinaus gegangen ist.
X1C, P1P, P1S und A1 haben alle die gleiche Bettgröße. Zufall, oder tatsächlich die physikalische Grenze für die Kombination aus Geschwindigkeit und Druckqualität?

Wollen wir mal nicht so weit abschweifen. Denn egal welcher Grund dafür vorliegt, dass es keinen 300mm x 300mm oder sogar 350mm x 350mm Bambu Drucker gibt, Artillery bzw. Artillery und Stephan haben mir mit dem Testergebnis des SW X4 Plus gewissermaßen das Pferd von hinten aufgezäumt und ich muss nun rückwärts aufsteigen.

So! Jetzt ist mein Test zu Ende! Der SW X4 Pro ist eine exakte Kopie des SW X4 Plus, oder umgekehrt. Ich kann alles, was Stephan in seinem Blogeintrag über den SW X4 Plus geschrieben hat, eins zu eins auf den X4 Pro übertragen.

Aus diesem Grund werde ich im Weiteren auch nur ein etwas ausgiebigeres Fazit erstellen und Euch mit den sonst üblichen Fakten zum Lieferumfang, Elektronik und der Ausstattung verschonen. Ist alles, bis auf 36V am Heizbett und er Schublade im Gehäuse  identisch zum X4 Plus.

Ein paar Bilder und Anmerkungen gibts allerdings schon noch von mir. Zumindest von den erwähnenswerten Dingen und vielleicht auch im Kontext mit Stephans Eindruck.

Dazu gehört zunächst einmal die Konstruktion. Wie auch bei dem großen Bruder fällt die Wahl der Profile auf massive 40x20mm und der X Rahmen ist ebenfalls mit Stangen zur Stabilisierung versehen. Das ist bei dieser Größe eher ungewöhnlich. Auch der Synchronriemen zwischen beiden Z Motoren ist bei der Länge der X Achse nicht selbstverständlich. Auf diese beiden zusätzlichen Optionen verzichten viele Hersteller bei Ihren Druckern mit dieser Bettgröße. Der Artillery SW X4 Pro hat beides.

Ich weiß nicht ganz genau wie der SW X4 Plus montiert wird, aber von einer 3/4 Stunde wie Stephan es schreibt, ist der SW X4 Pro bei der Montage weit weg.

Der Drucker ist bis auf die Schraubverbindung (4 Schrauben) des X Rahmens und die Stangen zur Stabilisierung (ebenfalls 4 Schrauben) komplett vormontiert. Ok, Filahalter und Displayhalter muss noch angeschraubt werden, aber das geht alles in allem unter 15 Minuten inklusive auspacken, zurechtlegen, Schraubentütchen sortieren und Kaffee trinken.

Warum das Display allerdings ein Spiralkabel besitzt und man es vom Halter nehmen kann, erschließt sich mir nicht wirklich. Für Leute, die das wie ein Handy bedienen wollen, ist es vielleicht nutzbringend, für mich ergibt es keinen Sinn es „mobil“ zu halten. Da hätte mir eins im Querformat vorn an der Basis besser gefallen.

Die Ersteinrichtung lief bei mir zwar unkompliziert, aber für den ersten Druck mit nicht so guten Einstellungswerten ab.

Die Bedienungsanleitung beschreibt die Schritte zum Leveling und die sind auch zwingend einzuhalten. Insbesondere die zur Einstellung des Z Offset. In meinem ersten Vorgang und mit dem „männlichen“ Anspruch auch ohne Bedienungsanleitung einen Teilchenbeschleuniger aufbauen zu können, hat es mir die Düse beim Druckstart ins Bett gesemmelt. Grund war das Auslassen der vorher zwingenden Nullstellung des Z Offset, wenn man ihn neu justieren möchte.

Das geht in der Tat unter Klipper auch anders. Da muss man normal nicht manuell die Werte löschen. Hier ist es aber absolut notwendig.

Wer sich die von Stephan beschriebenen grauen Haare beim Leveling und der Einstellung des Z Offset sparen möchte, der installiert vor Inbetriebnahme direkt das Software Update vom 19. März 2024.

Hier wird unter anderem ein neuer Menüeintrag im Display hinzugefügt, der den Z Offset wesentlich einfacher einstellen lässt, als es Stephan und ich noch mit der alten Firmware Version machen mussten und weshalb mein erster Druck auch in die Hose ging.

Leider ist auch beim Pro kein Sensor für die Resonanzmessung mit dabei. Das müsste man dann ganz klassisch über Klipper machen, hab ich mir allerdings gespart, da das vorgeslicte Benchy für mich gut genug war. Im Weiteren liefert der Artillery SW X4 Pro schlichtweg nur ab. Was man ihm zu drucken gibt, druckt er ordentlich und ohne weitere Auffälligkeiten oder Zwischenfälle.

Einzig bei dem Blick auf die erste Schicht versperrt einem der massive Druckkopf trotz LED Beleuchtung bei kleineren Modellen lange die Sicht.

Was die Slicer Profile angeht, bin ich auch absolut Stephans Meinung. Die sind zu zaghaft eingestellt. Der Drucker kann schneller bei gleichbleibender Qualität, wie man unten auch sieht. Während das vorgeslicte Benchy oben noch rund 40 Minuten gebraucht hat, habe ich das PrusaSlicer Profil von Artillery angepasst und die Geschwindigkeitswerte stumpf verdreifacht. Vase, Capibara und Dose mit Deckel, die passgenau ist, sind bereits mit den höheren Geschwindigkeiten gedruckt worden.

Leider konnte ich den Artillery Slicer nicht nutzen, da ich ihn in der macOS Version nicht downloaden konnte. Allerdings ist das für mich jetzt kein großer Verlust, denn ich mag es eh nicht zu jedem Drucker jeden Herstellers ein Derivat von PrusaSlicer, Cura oder was auch immer für Eigengewächse zu bekommen. Wenn die Drucker nicht im Orca oder Galaxy Slicer aufgeführt sind, sollte sie für mich ein PrusaSlicer Profil haben und das reicht. Cura nutze ich schon fast aus Tradition nicht und Simplify 3D, obwohl es die V5 nach wie vor gibt und diese auch bestimmt nicht verkehrt ist, habe ich bei mir auch obsolet gesetzt. Das ist zu meiner letzten Möglichkeit geworden, sofern ich gar keine anderen Profile vom Hersteller geliefert bekommen als Cura Profile.

Zu Klipper ein paar Worte

Klipper findet sich nun fast nahezu auf jedem neuen Drucker von jedem beliebigen Hersteller. Und es ist sicher auch ein feines Thema um kontrovers zu diskutieren, welche Version genutzt wird, welche Weboberfläche sich zeigt, welche und wie viele Makros und dazu in welcher Qualität diese vom Hersteller implementiert wurden, usw.

Meine bescheidene Meinung dazu ist, dass es mir vollkommen Wumpe ist, in welcher Art und Weise Klipper an einem Drucker, den ich ab Werk mit dieser Firmware ausgeliefert bekomme, umgesetzt wurde und ob ich es aktualisieren kann oder nicht. Solange das Gerät mit dieser Firmware funktioniert und ich autark ohne PC am Display alle Funktionen sinnvoll nutzen kann und sie auch das Ergebnis bringen, was ich erwarte, ist das ok für mich.

Beim Sidewinder X4 Pro merkt man es bei der Offline Bedienung nicht, dass man eine Klipper Installation im Hintergrund auf dem Mainboard hat. Und das ist für mich positiv zu werten. Der Drucker kann völlig „Netzwerk frei“ bedient werden. Damit stimmt für mich das Paket aus Firmware und Hardware auf jeden Fall. Wenn ich anfange bei jedem mit Klipper ausgelieferten Drucker die Config zu optimieren, die Version auffrische und was auch immer Klipper noch so bietet umsetzen zu wollen, dann verlagere ich die Bastelei an den Druckern von der Hardware auf die Software. Am Ende bleibt es dann aber dabei, dass man einen Basteldrucker da stehen hat. Und davon will ich zumindest weg.

Mein Fazit zusammengefasst

Der Artillery SW X4 Pro ist ein grundsolider, ehrlicher Drucker zu einem sehr fairen Preis. Die Einrichtung ist zwar nicht so komfortabel wie man es von Bambu und Co. gewohnt ist, jedoch problemlos zu handhaben. Die Komponenten wirken nicht billig und er liefert eine gute bis sehr gute Qualität, wenn man sich etwas mit den Profilen des Slicers beschäftigt und sich an seine Idealwerte herantastet.

Pro

  • Stabiler Aufbau über einen massiven Rahmen und Stabistangen
  • teilautomatisches Bettleveling (wird die manuelle Fraktion freuen)
  • DualGear Extruder
  • Keramik Hotend bis 300°C mit einer Düse im Stil der BambuLab Drucker
  • Sensorless Homing und TMC Treiber
  • LED Beleuchtung am Z Rahmen und mehrfarbig am Druckkopf
  • gute bis sehr gute Druckqualität
  • beidseitige PEI mit Rastnasen

Neutral

  • Standard Mainboard, vermutlich MKSPI Derivat
  • Speicher begrenzt auf 2GB
  • drucken über WLAN und USB
  • geräuschlos im Standby
  • er ist im Betrieb leise, jedoch zu laut um es als positiv einzustufen
  • eher billiges Display

Negativ

  • der Druckkopf ist zu massiv und versperrt die Sicht auf die erste Schicht
  • etwas umständliche Ersteinrichtung. Das ginge besser.
  • kein Sensor für die Resonanzmessung

Wem 240mm x 240mm Bettgröße ausreichen und wer einen Drucker mit guter bis sehr guter Druckqualität zu einem fairen Preis sucht, zusätzlich der Meinung ist, dass man nicht unbedingt an einer Werksfirmware, auch wenn sie Klipper heißt, rumfummeln muss, der macht grundsätzlich mit dem Artillery Sidewinder X4 Pro nichts verkehrt.

Auf der neutralen und pro Seite steht bei mir deutlich mehr als auf der negativen Seite. Und wenn man ehrlich ist, ist ein massiver Druckkopf keine negative Eigenschaft. Vielleicht hätte er nur nicht so dicht am Bett mit der Umhausung liegen sollen.

Und solange es einen A1 von BambuLab gibt und der auch nicht plötzlich bei allen Besitzern nicht mehr druckt (ach…öhhh…tut er ja grade auch nicht….was fürn Zufall….kleiner Wink mit dem Heizbett), werden es alle Drucker diverser Hersteller in dieser Größenkategorie schwer haben. Eigentlich ist das nicht richtig, aber man kommt an einem Vergleich einfach nicht mehr vorbei. Zu sehr hat Bambu den Consumer und Hobbyschmelzer Markt aufgemischt.

Der Artillery SW X4 Pro braucht sich aber hier definitiv nicht zu verstecken. Qualitativ macht er ganz vorne mit und ohne AMS, also ohne Mehrfarb- oder Multimaterialdruck ist er zudem preislich auch deutlich attraktiver als seine Konkurrenten. Und das nicht nur für den Einstieg in den 3D Druck.

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Den Artillery X4 Pro gibts im Artillery Store zum Preis von 251,- Euro direkt aus dem DE Lager.

 

Ein Kommentar

  • Hi David,
    prima Testbericht!
    Ich bin ja Artillery Fan der ersten Stunde und hätte mir vor kurzer Zeit den X4 Pro sofort gekauft, aber …….
    Das ABER hat mindestens 2 Ursachen. Erstens erschlagen mich die vielen Drucker inzwischen, ich habe es wohl übertrieben, und zweitens schiebe ich einen Teil der „Schuld“ an meiner Druckerkaufunlust der Firma Bambu Lab zu. Meine 3 Bambus X1C, A1 und Mini lassen keine Wünsche offen.
    Mal sehen, wie es weiter geht, oder endet. 😉

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