Qidi X-Plus 3 – nächster Versuch

In der neuen Turbo-Drucker-Reihe von Qidi ist der X-Plus 3 das mittlere Modell. Als er vor gut drei Monaten herauskam waren die ersten Berichte dazu eher ernüchternd, da an zu vielen Stellen gespart wurde. Jetzt kam bei mir eine laut Hersteller grundlegend überarbeitete Version an, mal anschauen.

 

Unser Kollege David gehört zu den Unglücklichen, welche die erste Version des Druckers bekommen haben, er hat sich dazu in seinem Testbericht hier ausführlich ausgelassen.

Zur Einordnung: die Drucker aus den bisherigen Qidi X-Serien sind als robuste und unproblematische Maschinen bekannt, selbst von der Druckqualität fast auf dem Niveau der High End Modelle von Flashforge, die gerne als Referenz genommen werden.

Die Modelle der aktuellen Qidi X-Serie 3 sollen mit 500-600 mm/s ungefähr genauso schnell wie die Bambu Lab X1CC und P1P sein, kommen aber mit absoluten Kampfpreisen daher: 399,- / 749,- / 1049.- €.

Sie laufen alle ab Werk mit Klipper statt einer proprietären Closed Source Firmware wie die von Bambu Lab.

Und sie sind alle voll eingehaust. Und alle drei haben untersetzte Dual Gear Direktextruder mit Full Metal / Keramik Hotends die bis 280 bzw. 350 °C gehen. Und PEI-beschichtete Flexplates als Auflage auf dem Heizbett, das Temperaturen bis 120 °C erreicht. Und Vibrationskompensation / Input Shaping.

Das hört sich doch alles ziemlich gut an, oder?

In meinem Test des kleinsten Vertreters der neuen Qidi X-Serie 3, dem X-Smart 3, musste ich aber bereits feststellen, daß Qidi eher auf niedrigen Verkaufspreis Wert gelegt hat und daß dieser daher kaum mehr als ein schneller Einsteigerdrucker ist.

Doch ich bin der Meinung, daß wenn ein Hersteller so schnell und konsequent auf Kritik reagiert, dann muss ich ihm eine zweite Chance geben. Also habe ich meine schon Ende März getätigte Bestellung des X-Plus 3 nicht storniert, sondern gewartet bis er am 23. Juni bei mir aufgeschlagen ist.

Zuerst mal die technischen Daten und die Optimierungen laut Qidi:

Hier geht es um den X-Plus 3, also die mittlere Datenspalte. Hier ist nicht viel Neues zu entdecken, außer daß der Drucker 5 kg schwerer geworden ist.

Das hingegen sind doch ein paar grundlegende Änderungen.

Nun sollen also alle tragenden Teile aus Metall sein statt großteils aus Plastik wie bei der ersten Version des X-Plus 3 und beim X-Smart 3, soweit so gut. Warum die Carbon-Stangen der X-Achse durch Edelstahlrohre ersetzt wurden, erschließt sich mir jedoch nicht.

Wie das im Detail tatsächlich aussieht ist meiner Bildergeschichte zu entnehmen:

Einiges wurde zum Transport im Drucker verstaut.

Die empfindlichen Mechanikteile wurden gut gesichert.

Die recht niedrige Haube.

Und die Kiste mit dem Zubehör.

Die Filament-Trockenbox, rein passiv!

Die Anleitungen, die Leveling-Folie und der USB-Stick.

Das ganze Zubehör und das Werkzeug, Anti-Vibrationsfüsse, 500 g Testfilament.

Zweites Hotend mit gehärteter Düse.

Von vorne.

Die Kabelbinder müssen noch weg.

Von links.

Und von rechts.

Von hinten, mit Ethernet-Buchse.

Abdeckung des Mainboards entfernt: leicht anderes Modell als beim X-Smart 3.

Von unten. Am Abdeckblech wurde zwar wieder gespart.

Aber die Bodenplatte ist jetzt aus dickem Blech und mit Einpressmuttern versehen – sehr gut. Zwei Netzteile!

Das Druckbett von oben: 280 x 280 mm^2.

Und von unten: jetzt wird eine massive Blechplatte als Träger verwendet.

Der Druckkopf von vorne mit dem Hinweis zu den unterschiedlichen Hotends.

Hier zu sehen: die Standarddüse aus beschichtetem Kupfer und die zweiseitige Bauteilkühlung.

Kopf von links: kein Filamentschneider im Gegensatz zum X-Smart 3.

Von rechts: neu positionierter induktiver ABL-Sensor.

Rückseite des Druckkopfes: ohne den sinnlosen Schiebedeckel.

Abdeckung komplett abgenommen: das USB-C Kabel ist jetzt besser fixiert.

Nach dem ersten Einschalten wird einem ausführlich gezeigt wie man die Transportsicherungen entfernt.
Wirklich sehr ausführlich, also Einsteiger-freundlich.
Das Bettleveling: zuerst den Düsen-Offset mit Hilfe der Folie ermitteln.

Dann werden vom ABL 16 Messpunkte angefahren.

Die Kalibrierung der Vibrationskompensation dauert etwas.

Anbringung und Nutzung der „Filament-Trockenbox“.

Sobald Filament in der aktuellen Farbe kommt, ist die Einrichtung beendet.

Hauptbildschirm.

Der massive Blechboden von innen.

Unten in die Filamenttrockenbox kommt das Silicagel-Päckchen rein. Rechts der fitzelige Filament-Auslass.

Innenansicht zentral mit dem Innenraumlüfter und der grob strukturierten PEI-Flexplate.

Linke Seite mit dem Heizlüfter hinten unten in der Ecke.

Rechte Seite mit dem Zusatz-Bauteilkühler.

Dessen breiter Auslass ungefähr auf Höhe der Düsenspitze.

Ein paar Testdateien sind schon im Druckerspeicher abgelegt.

U.a. ein 17-Minuten-Benchy.

Ja, Danke für den Hinweis, druck bitte einfach mal das Benchy.

Ziemlich viele Einstellmöglichkeiten während des Drucks.

Viel vom Benchy sieht man im Video nicht, aber flott geht’s zu.

Tatsächlich nach 17 Minuten fertig.

Dafür sieht’s echt annehmbar aus.
Wenn auch längst nicht perfekt.
Ziemlich gut strukturierte und gut bedienbare Menüs.
Self-Service-Funktionen
Sobald man den USB-Port in der rechten hinteren Ecke der Drucker-Oberseite gefunden hat, kann man eigene Objekte drucken.

Der Fluss ist ab Werk fast perfekt.

Die Drucke sind alle aus Fillamentum PLA Extrafill, mit den Qidi-Standard-Einstellungen für ihr Rapid PLA.

Uwe’s 20 mm Testwürfel ginge durchaus schöner.

Der Ooze-Retraction-Test auch, aber ich habe ja auch noch nix kalibriert oder optimiert.
Das Firmware-Update dauert fast 40 Minuten, macht aber Sinn.
Ein mit dem Orca Slicer erzeugtes 3DBenchy sieht schon besser aus, dauert aber auch 35 min inkl. Aufheizen.
Meinen Fan Power Test habe ich schon schöner gesehen.

Immerhin ist Uwe’s Würfel jetzt weniger unruhig.

Bei kleinen Objekten mit vielen Retracts gibt es dann, leider wiederholbar, Verstopfungen.

Also muss das Hotend kurz mal raus, das geht aber recht einfach.

Der 2510 Coldend-Lüfter ist einfach nur lächerlich.

Der Extruder ist leider derselbe zu simple Schweden-Klon wie im X-Smart 3.

Ein Vergleich zwischen Qidis Vorschubritzel und dem Original.

Erträgliche Lautstärke bei geöffneter Türe während der ersten Tests.

Ein paar mehrstündige Drucke später hört sich einer der Lüfter nicht mehr so gesund an.

 

Ich werde jetzt nicht mehr arg viel Weiteres zum Qidi X-Plus 3 schreiben, da ich einfach enttäuscht und frustriert bin.

Eigentlich hätte Qidi mit den Druckern der X-Serie 3 absolut die Möglichkeit gehabt, den Geräten von Bambu Lab Konkurrenz zu machen: Klipper statt Closed Source Firmware, kleinere und größere Modelle, niedrigere Preise durch Weglassen von Features, die nicht jeder braucht.

Aber leider reichen die durchaus sinnvollen und effektiven Optimierungen der hier getesteten Version 2 nicht aus, daraus einen zuverlässigen Drucker zu machen, den man gerne benutzt.

Das größte Problem ist der viel zu simple Druckkopf bzw. dessen Extruder, der bei vielen aufeinander folgenden Retracts einfach versagt und das Filament zerquetscht. Ich vermute als Ursache daß das Coldend zu wenig und der Extruder gar nicht gekühlt wird. Auch ist er viel zu unpräzise konstruiert und gefertigt, kein Vergleich zum Vorbild aus Schweden!

Es kann ja nicht sein, daß die Top-Modelle der Baureihe exakt denselben Kopf haben wie der Einstiegs-Drucker, das ist in der Herstellung eines der kostenintensivsten Teile bzw. sollte es sein.

Daß die Druckqualität nicht wirklich gut ist und ein Lüfter schon nach ein paar Tagen am Sterben ist, macht’s leider nur noch schlimmer. Ach ja noch was: die Struktur der PEI-Flexplate ist unansehnlich grob.

 

Eigentlich sollte der Qidi X-Plus 3 bei mir auf Arbeit die Nachfolge des Flashforge Finder 3.0 antreten, der absolut zuverlässig aber halt relativ langsam diverse kleine, unkomplizierte Mechanikteile für uns druckt.

Jetzt steht dort ein Bambu Lab P1P.

Und das obwohl an diesem keiner meiner Kollegen einen Druckauftrag starten kann, da auf dessen Mini-Bildschirm keine so intuitive Navigation durch die meine zig Dateien in x Unterverzeichnissen möglich ist wie auf dem Finder 3.0 und auch auf dem X-Plus 3.

 

Sorry Qidi, aber das war leider auch im zweiten Versuch nix.

Echt schade, da Eure bisherigen Geräte wirklich klasse waren!

Wenn Ihr jetzt noch den Kopf und die Lüfter optimiert könnt Ihr die niedrigen Preise sicher nicht mehr halten, aber vielleicht wäre es doch sinnvoll, die „Billig“-Schiene wieder zu verlassen.

8 Kommentare

  • Warte, bitte was? Qidi und früher gute Qualität? MK10 Düsen mit Bowden bis an eine Fase, welche nicht schließt? Plastikumlenkrollen? Nutzung schlechter Riemen? Zwei Endstops auf Z die mit unterschiedlicher Höhe (2 verschiedene Modelle!!) in einem Drucker eingebaut wurden. Schlechte Bauteilkühlung? Softwareupdates die den Drucker lahmlegen? Support der zwar schnell antwortet aber die ersten 5-10 Male nur Müll erzählt? WO, WIRKLICH WO war Qidi jemals gut?

    • Dem stimme ich voll und ganz zu! Der X-CF war der schlechteste Drucker den ich je hatte. Was für eine Baustelle! Ich lass die Finger von Qidi weil ich mir die zu teuer verbrannt habe!

  • Moin Alex. Das ist sehr ärgerlich, wenn der Hersteller auch seine 2. Chance versemmelt.
    Qidi macht sich damit seinen Namen kaputt. Dann lieber 100-150,-€ mehr nehmen und die Kiste ist so gut wie vorher.

  • Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Erkenntnisse mitgeteilt haben. Ich habe einen X-max 3 vorbestellt und frage mich, ob ich ihn stornieren soll. Liegt das Problem beim 2510-Lüfter daran, dass er zu klein oder nicht leistungsstark genug ist, um das kalte Ende zu kühlen? Und welcher Fan ist Ihrer Meinung nach gestorben?

    Bitte entschuldigen Sie etwaige Grammatikfehler, da ich Google Translate aus dem Englischen verwende!

    • Ich habe das jetzt nicht weiter untersucht, weil ich keine Lust mehr dazu habe, andauernd die Fehler der Hersteller zu beheben.

      Der Druckkopf ist einfach zu billig konstruiert für einen Highspeed-Drucker. So wie auch der des Snapmaker J1, der große Mitschuld an meiner Frustration trägt.

      Weitere Diskussion bitte im Forum, z.B. hier: https://forum.drucktipps3d.de/forum/thread/27452-x-max-3-rev-juli-2023/

      • Vielen Dank für die vielen detaillierten Fotos und Informationen. Ich denke darüber nach, meine Vorbestellung zu stornieren, was mich traurig macht, mir aber auf lange Sicht vielleicht eine Menge Kopfschmerzen ersparen wird. A

  • Vielen Dank für den Test.
    Ich war kurz davor den großen Qidi zu kaufen nach den ersten Berichten im Forum.

    Mal gut, dass ich es gelassen habe. Auch wenn der Drucker günstiger ist, sollte der Frust dennoch nicht aufkommen.

  • Hi Alex,
    danke für den ausführlichen Testbericht und dass Du Dich geopfert hast. So werden viele Fehlkäufe verhindert.
    Gruß Fritz

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