Longer3D Orange 120: Resin Drucker

Ein Resin Drucker als Konkurrenz zum Photon und dem D7, von Longer3D. Update: FEP Wechsel, Test Gleichmäßigkeit, Wanhao Waterwashable Resin, neue Slicer Version.

Longer3D sagt Ihr kennt Ihr nicht? Doch kennt Ihr. Laut eigenen Angaben ist Longer3D der Hersteller des Alfawise U20 und Alfawise U30 – darum haben die auch ein Longer3D Board drin. Wie dem auch sei.

Mit dem Orange120 bietet Longer3D nun einen eigenen Resin Drucker und diesmal auch unter eigenem Namen an. Schauen wir mal rein, was der Longer3D anders macht, als die etablierten Einsteiger-Resin Drucker.

Technische Daten:

  • Auflösung 2560 x 1440
  • Pixelgröße: 47,25um
  • 120x68x1500mm Bauvolumen
  • 405nm UV LED Array
  • Abmessungen: 220 Durchmesser x 375mm Höhe
  • 6kg Gewicht

 

Wir beginnen wie immer, wenn ich einen Drucker teste, mit einem Unboxing:

Die im Video vermisste Anleitung und der Slicer ist auf der Homepage von Longer3D downloadbar: http://www.longer3d.com/orange-120/orange-120.html

Was fällt auf beim Unboxing?

  • 4×8 UV LED Array über den gesamten Bauraum
  • Farb Touch Display
  • LAN / WLAN Konnektivität (kein USB)
  • spielfreie Z-Achse
  • justierbare Gerätefüße
  • eigene Slicer Software
  • hohes Gewicht

Stabiles und auch recht schweres Stahlgehäuse:


   

Eines der Highlights: das 4×8 UV LED Array:

Die Idee eines solchen Arrays ist eine möglichst gleiche Ausleuchtung mit UV Licht über die gesamte Fläche zu erzielen, damit bis in die Ecken das Resin gleich schnell aushärtet und so eine Maske (wie sie beim D7 zum Beispiel dringend angeraten ist) verzichtbar macht.

Klassisches FEP Vat aus Metall, mit Ausgießecke. Etwas ungewohnt die Befestigung: es wird direkt in die Basis eingeschraubt. Longer3D liefert eine Ersatzfolie mit.

 

Z-Achse mit Anti-Wobble Nut auf breiter, sauber montierter Schiene:

   

Einfaches Bedienkonzept per Touch-Farbdisplay:

    

 

Die Software

Auf dem Drucker selber läuft ein eigener Webserver, auf dem befindet sich eine stark reduzierte und mit Longer3D gebrandete Version von Photonic3D – die insbesondere um ihre Slicing Eigenschaften erleichtert wurde. Somit akzeptiert der Drucker nur fertig geslicte Projektvorlagen, entweder im Dateiformat des Longer3D Slicers oder Creation Workshops .cws Druckdateien, die über eine Uploadfunktion auf den Drucker übertragen werden. Der Drucker druckt völlig autonom, der PC kann aus nebenher.

Warum Longer3Ds Slicer die Druckjobs nicht automatisch überträgt oder warum man die Druckerkonfig nicht am Webinterface editieren kann, ist mir nicht klar.

   

Der Druckjob wird zum Beginn des Drucks per Browser (entweder über das Web-Interface oder über die Slicer Software) auf den Drucker kopiert und dann aus der Ferne gestartet (übers Webinterface). Danach kann der PC ausgeschalten werden. Solang man in Reichweite des WLAN (oder LAN Kabels) ist, braucht der Drucker nur Strom aus der Steckdose und druckt dann völlig autonom. Der Status des Drucks wird am Display angezeigt, bzw. kann dann im Browserfenster kontrolliert werden.

Wie dem auch sei: diese Photonic Instanz auf dem Drucker ist nur dazu da, Dateien hochzuladen, die Druckjobs zu starten (und natürlich die Druckersteuerung während ein Druck läuft). Das funktioniert.

Druckfortschritt im Browser

Die gesamte Vorbereitung eines Druckjobs muss mit der (für PC und MAC erhältlichen) Slicer Software von Longer3D LongerWare erledigt werden, oder mit einer Dritt-Software, die .CWS unterstützt.

Longerware selber ist dann doch etwas sehr einfach gehalten.

   

Das fängt damit an, dass das Programmfenster nicht frei vergrößerbar ist. Es geht entweder im Fullscreen oder in Briefmarkengröße. Schriften skalieren nicht, UI Elemente auch nicht. Es wirkt doch sehr mit heißer Nadel gestrickt, arbeitet aber bislang soweit stabil. Die Druckersteuerung beschränkt sich darauf ein Browserfenster zu öffnen und da die Weboberfläche (besagtes Photonic) aufzurufen.

Es ist eine einfache Resin Verwaltung vorhanden, der Slicer kann defekte STL Dateien reparieren, die Support Erstellung ist befriedigend, sowohl automatische (editierbar) als auch manuelle Supports sind möglich. Eine Druckvorschau ist vorhanden.

Alles in Allem ist die Software Seite zwar funktionell aber insgesamt doch sehr rudimentär. Einen Vorteil hat das, die Benutzung ist recht simpel. Dadurch, dass der Drucker .CWS Projekte drucken kann, bietet sich der Einsatz von 3rd Party Slicern an, sei es Mango oder FormWare oder eben doch der mehr alte als gute Creation Workshop.

Insgesamt muss Longer3D hier an der Software noch einiges tun. Das heisst aber auch, dass es nun die Hardware, will sagen, die Druckqualität rausreissen muss. Und da legt der Anycubic, obwohl dessen Photon Slicer nun auch nicht der Brüller ist, doch sehr gut vor.

Der Betrieb über LAN ist problemlos, der Drucker bezieht per DHCP eine IP vom Router, bzw. kann ein PC direkt an den Drucker angeschlossen werden (ohne Router / Hub dazwischen, wie nannte man das? Crossover? Ich werd alt). Wifi ist bei mir im Drucker-Keller allgemein schlecht, mit dem Longer3D ist es nicht nutzbar. Das Wifi ist nur während man per Kabel verbunden ist konfigurierbar. Das Fehlen eines USB oder SD-Karten Slots ist verschmerzbar.

Nachtrag: heute funktioniert auf einmal das WLAN, die Sterne müssen wohl günstig stehen gerade. Dieser Punkt geht also auch in Ordnung.

Wie er druckt?

Hier mal die 2 Drucke aus dem Video. Der erste Druck.. nun, normalerweise hab ich das Bett-Haftungsproblem grad andersrum: ich hab Probleme, dass die Drucke halten. Hier musste ich den Druck am Ende mit Gewalt vom Bett kloppen. Da war die Haftung dann doch etwas zu gut. Als Druckprofil hab ich das Standard Profil von LongerWare benutzt – bzw. diese Datei war schon fixfertig als Demodruck auf dem Drucker:

und hier mein Pflicht Druck: der Small Rook aus dem MAKE Magazin:

Ich meine, auch der ist noch ein bissl zu lang belichtet, der Text obenauf ist z.B. nicht lesbar. Also trotz Nutzung des Longer3D Resins (welches übrigens nahezu geruchsfrei zu sein scheint – ich riech auf jeden Fall nix) und des vorgegeben Profils sind wir noch nicht 100% da wir wir hin wollen. Oder liegts am Resin? Nun, ich werds wohl herausfinden. Aber das ist auf jeden Fall schonmal ein ermutigends Ergebnis, das man durchaus so passieren lassen kann.

Auch der Workflow ist gar nicht so umständlich wie befürchtet, mit LongerWare und Photonic auf dem Drucker. Das geht schon in Ordnung. Und das ohne an den Drucker laufen zu müssen einen Druck hochladen und starten hat einen gewissen Reiz.

Ersteindruck nach 2 Drucken:

ja, das schaut gut aus. Ich teste weiter.

Update 27.02.

Inzwischen habe ich mich mal aufraffen können und hab die FEP Folie getauscht. Das Prinzip ist exakt identisch mit dem Wanhao, der 2-teilige Rahmen am Anycubic gefällt mir aber besser. Und wie immer, die letzte Schraube musste ich mit Gewalt (Dremel) rausholen.

Es passen die selben FEP Folien wie beim D7 oder Photon.

Hier nochmal der Chaos Core Tech Rook, der zeigt immer sehr schön einen Wobble auf der Z-Achse an. Ich bin recht zufrieden mit dem Orange 120 in der Beziehung.

Foren-User Ramosofts Schnelltest hat sehr schön gedruckt, ist mir aber beim Härten dann gewarped. Die Löcher links oben und auf dem runden Teil in der Mitte sind durchgängig, der Seitentext glasklar lesbar. Elefantenfuss hab ich allerdings noch.

Inzwischen bin ich dann noch mutiger geworden und habe mit

Wanhaos Water Washable Resin

gedruckt. Mit Wanhaos Wather Washable Resin gedruckte Teile lassen sich mit warmen Seifenwasser abwaschen. Klappt prima. Das stinkende Iso und das auch nicht nach Feilchen duftende Monocure ResinAway wird damit verzichtbar. Dafür riecht das Wanhao Resin doch wieder etwas stärker. Zudem ist das Wanhao Water Washable extrem dünnflüssig und vielleicht das größere Problem: die Pigmente setzen sich extrem schnell am Tankboden ab.

Drucken tut es sich recht gut auf dem Orange 120 bei 8,5s, 70s Bodenschichten – hier der erste Versuch mit dem 3DSLA Test Würfel:

Zu Guter letzt dann noch mal ein erster Test, wie gleichmäßig die Ausleuchtung übers gesamte Druckbett ist, nochmal der 3DSLA Würfel, extra 1s weniger als der letzte Versuch, was insgesamt dann doch etwas zu kurz war, aber es zeigt sich dennoch folgendes Bild:

Würfel 1 ist deutlich schlechter, 2 & 3 sind etwas schwächer ausgefallen, der Rest ist „gleich“, meiner Meinung ist das ein gutes Ergebnis und dürfte der Erfolg des 4×8 LED Arrays sein. Ich muss den Test mal noch auf dem Anycubic machen, auf meinem D7 sah das erheblich schlechter aus.

Und auch Softwareseitig gibts Neuerungen, Longer3D hat mir grad ne neue Version von Longerware 1.21 geschickt, da hat sich auch bissl was getan:

Und wer jetzt frägt, was das Teil kostet, dem kann nun auch geholfen werden: der Orange 120 liegt preislich etwa auf dem Niveau des Photon: bei Longer3D auf AliExpress ist er um 428,- inkl. Versand zu haben.

Fortsetzung folgt – to be Continued

8 Kommentare

  • Beim Preis hat wohl die Marktwirtschaft zugeschlagen.
    Wegen „der hohen Nachfrage“ geht der Preis mit bzw. ohne Resin bei 770 bzw. 820 Euro ins Ziel.

    Das nenne ich mal optimiert.

  • Jetzt wo Du’s sagst hätte ich doch die Silikongußform damit drucken können! Egal! Das der Drucker im Netz hängt ist garnicht schlecht aber daß der sich nicht direkt am Display starten läßt ist doch nervig! Das Ergebnis gefällt. Mich stört noch ein wenig diese schiefe Auflösung dieser billigen Handydisplays die da immer zur Belichtung verwendet werden. 47µm oder 115µm! Mit 50µm wäre die Auflösung genauso gut und der Bauraum noch ein klein wenig größer. Bei metrischen Maßen müßte nicht so viel gerundet werden und das Ergebnis wär dadurch, trotz geringerer Auflösung, genauer. Die Figuren sind zwar hübsch aber da kommt es ja nicht so drauf an. Welche Belichtungszeit verwendest Du im Moment?

    • Ich denk mal, die müssen nehmen, was der Markt an Handydisplays billig abwirft, da ist die Auswahl begrenzt. Drum ist ja überall das selbe Teil verbaut, wo man hinschaut.

      Bodenschichten sind 80s, das ist deutlich zuviel denke ich. Und die normalen Schichten sind aktuell 6,0s, ich denke da sind 5,5s besser. Gilt aber jetzt nur für das Longer Resin.

    • Klar! Ein Display speziell für die Resign-Drucker lohnt vermutlich (noch?) nicht. Da ist die Stückzahl zu gering. Wer sich vom Einheitsbrei abheben möchte sollte aber vermutlich mal darüber nachdenken. Der Bauraum ist damit ja auch recht begrenzt. Ich könnte mir 128mmx80mm mit 50µm gut vorstellen. Das wär die Auflösung meines 28Zoll-Monitors auf 6Zoll zusammen geschoben. Der erste Drucker damit wird sicher ziemlich teuer aber vermutlich fallen die Preise wie überall rasant.

  • Gleich erst mal ne Abdeckung für das FEP Vat drucken. Software… Muß der Computer dafür ständig laufen oder hat der Drucker wenigstens nen internen Speicher? Prusa hatte doch die Unterstützung von Resin-Druckern, auch von anderen Herstellern, durch Slic3r PE angekündigt.

    • Ja, ne Abdeckung und eine Abtropfhalterung werde ich mir drucken, wenn sich der Drucker bewährt.

      Der Druckjob wird zum Beginn des Drucks auf den Drucker kopiert und dann von dort gestartet. Danach kann der PC ausgeschaltet werden. Solang man in Reichweite des WLAN (oder LAN Kabels) ist, braucht der Drucker nur Strom aus der Steckdose und druckt dann völlig autonom. Der Status des Drucks wird am Display angezeigt, bzw. kann dann im Browserfenster kontrolliert werden.

      Prusa kündigt gerne Sachen an, mal schauen, was Slic3r dann tatsächlich kann. Das .CWS Format, dass der Longer3D ebenfalls drucken kann, ist ein recht verbreitetes Format, da könnte also die Chance bestehen, das Slic3r das auch mal können könnte, wenn JP wirklich für Fremdrucker Slic3r öffnen will.

  • Bis auf die Software siehts ja bisher nicht schlecht aus. Bin mal auf die Drucke gespannt.

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