Longer LK4 Pro
Nun kann ich auch mein erstes „offizielles“ Review fürs Blog schreiben. Zum Longer LK4 Pro. Ja, wie jetzt Longer? Den kenn ich doch irgendwoher. Ach, richtig – der Alfawise U30 Pro sieht doch genauso aus. Aber nee, ist doch Longer – oder doch nicht? Egal, wir schauen mal. Uns erwarten…einige unangenehme Probleme am Anfang, jedoch zum Schluss zieht er über eine lange Grade direkt aufs Treppchen.
Nach ein wenig Recherche bezüglich der Namensgebung dieses Druckers, können wir es nicht schön reden. Der Alfawise U30 Pro und der Longer LK4 Pro sind ein- und derselbe Drucker. So wie es sich zeigte, kam der Alfawise, den TTx380 hier bereits ausführlich (im wahren Sinn des Wortes auseinandergenommen) …äh…getestet hat, sogar mit Longer Umkarton bei ihm an.
Ich bin also vorgewarnt, was mich erwarten kann. Nichts desto trotz gehe ich an den Longer LK4 Pro ebenso heran, wie ich es mit meinen anderen Druckern auch gemacht habe. Ob und wie sich einzelne Schwachstellen des Alfawise auch im Longer wiederfinden, oder ob es eventuell noch mehr davon gibt, werden wir dann sehen.
Der Longer LK4 Pro wurde uns freundlicher Weise direkt von Longer für ein Review kostenfrei zur Verfügung gestellt. Aktuell unter diesem Link bei Amazon zu bestellen.
Was ist im Karton?
Neben der komplett zusammengebauten Basis des Druckers und der komplett vormontierten und bereits im Bereich Druckkopf mit dem Mainboard verkabelten X-Achse, finden sich schön verpackt und gepolstert das Display, der Z-Motor, die Z-Spindel, der zugehörige Z-Endstopp und der X-Rahmen, sowie der Filament-Halter noch separat im passend zugeschnittenen Schaumstoff.
Ebenfalls sind mit im Lieferumfang:
Der Aufbau
So schnell habe ich noch keinen Drucker aufgebaut. Selbst für den komplett vormontierten 4Max Pro habe ich mehr Zeit benötigt um ihn von allen Kabelbindern und Schaumstoff-Innereien zu befreien. Der reine Aufbau des Longer LK4 Pro erfolgt lediglich über 6 Handgriffe und insgesamt 10 Schrauben. Die X-Achse wird auf den Rahmen gesteckt, dieser wird an der Basis verschraubt, anschließend muss der Z-Motor angeschraubt werden, die Spindel wird eingeführt und an der Kupplung befestigt, der Z-Endstopp montiert, das Display wird am Rahmen angeschraubt und zuletzt kommt der Filamenthalter auf den Rahmen. Die X-Achse im Bereich Motor und Endstopp verkabeln, ebenso den Z-Motor samt Endstopp und das Displaykabel dran. Fertig!
Das hat keine 5 Minuten gedauert. Rekordverdächtig und in der Hinsicht für einen Bausatz wirklich lobenswert. Wäre da nicht….
Der erste Eindruck
Und dieser ist alles andere als durchweg positiv und lobenswert. So wunderbar der leichte Aufbau ist und ich das wirklich schätze, wenn man mit wenigen Handgriffen den kompletten Drucker faktisch einsatzbereit hat, sind die Vorarbeiten hier doch deutlich über einer noch akzeptablen Grenze angesiedelt.
Über den Aufbau an sich kann ich nicht meckern. Der gesamte Aufbau besteht aus 4020er Aluprofilen, die auch sauber geschnitten und an den Montagestellen sauber gebohrt, bzw. ordentlich mit Gewinden versehen worden sind. Das macht insgesamt einen sehr stabilen Eindruck.
Nun hat aber die werkseitige Vorarbeit der Montage auch ein paar Schattenseiten. Wie in TTx380s Bericht schon zu lesen war, waren die Exzenter am Druckschlitten der X-Achse sehr stramm und haben somit einen Standplatten an den V-Slot Führungsrollen erzeugt. Dies hat sich beim Longer LK4 Pro nicht wirklich geändert. Alle drei Führungsrollen zeigen diesen typischen Rast-Effekt nach jeder vollen Umdrehung. Nun ist beim Longer allerdings auch das Heatbett komplett vormontiert und hier hat man es ebenfalls geschafft die Exzenter an den Rollen so stramm zu ziehen, dass hier auch alle vier!!! Rollen einen Standplatten aufweisen.
Sehr, sehr ärgerlich, wenn man keinen Ersatz hat. Dabei wäre es so schlicht zu umgehen, indem man die Exzenter nach dem Testdruck einfach wieder löst und dem Käufer einen Punkt mehr in die Aufbauanleitung schreibt, eben diese Exzenter vor dem Druck zu justieren. Zumal man eh dort seinen Blick bei jedem Drucker schweifen lassen sollte.
Weitere Punkte, die mir aufgefallen sind und welche man vor dem ersten Druck kontrollieren und ggfls. beseitigen sollte:
Riemenscheibe am X-Motor kontrollieren
Riemenführung an der X-Achse kontrollieren
Elektronik überprüfen
Die Elektronik zu überprüfen ist nicht für jeden so einfach und auch nicht so selbstverständlich. Eigentlich sollte es das A und O vor der Inbetriebnahme eines chinesischen Druckers sein, da man hier schon viel gelesen, gesehen und gehört hat, wobei es einem Angst und Bange wird. Man muss nicht messen und auch kein Elektriker sein, aber man kann sich zumindest auf eine optische Prüfung beschränken. Hierzu aber bitte das Gerät vom Netz trennen.
Netzteilposition kontrollieren
Z-Endstopp sitzt zu hoch
Ich bin mir mit der Überschrift nicht sicher. Es könnte auch heißen, der Bettträger sitzt zu tief, oder die Bettschrauben bzw. Federn sind zu kurz. Am Ende ist die Folge etwas, was ich bei der Montage des Z-Endstopps bereits vermutet hatte, aber es zunächst „nach Anleitung“ ausprobieren wollte.
Wer sich jetzt denkt – Ey, reicht aber nun mit den ganzen mechanischen Unzulänglichkeiten – den kann ich etwas beruhigen. Auch wenn der eigentliche Aufbau nur 5 Minuten gedauert hätte, habe ich mit allen Sichtprüfungen, der Kontrolle aller Schrauben, der Elektrik und dem Beheben der Mängel nicht länger als eine Stunde gebraucht um den Drucker endlich leveln zu können um nun auch mal den ersten Druck zu starten.
Ok. Ein wenig Haare raufen kommt noch, aber erst später.
Zu den Standplatten der V-Slot Führungsrollen muss ich aber noch etwas sagen. Dies ist ein erheblicher Mangel und ich muss an dem Drucker insgesamt sieben dieser Laufrollen austauschen. Eine Qualitätsrolle kann da gerne schonmal bis zu 10EUR kosten, was natürlich in gar keinem Verhältnis zu den Anschaffungskosten des Druckers steht. Bei Amazon gibt es die Rollen für ungefähr 10 bis 20EUR im 10er Pack. Allerdings mit ebenfalls fragwürdiger Qualität, aber ich denke, dass an allen meinen anderen Druckern keine anderen als solche „günstigen“ Rollen verbaut sein werden.
Da ich aber leider keine Rollen im Ersatzschränkchen hatte (ich brauchte bisher einfach keine), habe ich mir bei dem Longer nun so beholfen, dass ich jedes sich gegenüberliegende Paar um ungefähr 60 Grad in entgegengesetzte Richtungen gedreht habe. Mit dem nächsten Paar bin ich genauso vorgegangen, nur dass ich die dann ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung des vorherigen Paars gedreht habe. Effekt ist hier, dass nun kein Pärchen und keine zwei Rollen einer Seite mit dem Standplatten gleichzeitig über das Profil fahren. Somit hebt die Nachbarrolle den Standplatten der anderen zu einem kleinen Teil auf.
Wie gesagt: Das ist ein Mangel und muss definitiv beseitigt werden, denn spätestens bei größeren Drucken, bei denen die Rollen mehr als nur zwei oder drei Umdrehung fahren, wird man das in der Druckqualität sehen. Meine Testdrucke weisen das auch schon in ganz kleiner Ausprägung auf, sind aber glücklicherweise gut genug um das Potential des Druckers noch vernünftig abschätzen zu können.
So, und nun aber zur….
Ausstattung
Wir finden nichts wirklich besonderes an dem Drucker. Alles Standardkost in einfacher Ausführung. Zwei kleine Highlights gibt es aber dennoch. Zum Einen verfügt der Drucker über die leiseren TMC2208 Treiber, und er bietet ein Marlin in wenigstens der Version 1.1.9
Da haben andere Hersteller heute immer noch einen großen Aufholbedarf, denn man kann weiterhin Drucker kaufen, die mit einer Firmware auf Basis der allerersten Marlin 1.1.x Version ausgeliefert werden.
Leider finden sich zu der Firmware des Longer LK4 Pro keine Source-Dateien, obwohl die Beschreibung des Druckers auf der Herstellerseite dies vermuten lässt. Entweder ich bin zu dumm hier einen Download-Knopf zu finden, oder aber der Download-Link des LK4 Pro führt tatsächlich immer im Kreis auf der Seite, aber definitiv nicht zu irgendeiner Datei. Vielleicht schaue ich mal bei Alfawise nach?
Die Ausstattung im Detail:
Die technischen Daten: (der Herstellerseite entnommen)
- Build Volume: 220mm(L)*220mm(W)*250mm(H)
- Layer Thickness: 0.1-0.4mm; Printing Speed: 180mm/s; suggested 30-60mm/s
- Heated Bed: Yes; Extrusion Temperature: room temp to 250℃
- Built-in 3kits of TMC2208 for Quiet Printing;
- Filament Type: PLA, ABS, HIPS, PETG, Wood
- Support Software: Cura, Repetier,etc; Operating Systems: Windows/Mac/Linux
- File Format: STL/G-CODE;
- Connection:USB cable or TF card off-line print
- Product Dimension: 425mm(L)*405mm(W)*505mm(H);
- Gross Weight: 8.6kg
- Operating Temperature: 5℃-35℃;
- Relative Humidity: 30%-90%
- Electricity: Input:100-120V AC 7A,200-240V AC 3.5A, 50-60Hz;
- Output:24V/DC 15A; Maximum Power: 280W
Im groben kann man die angegebenen Werte nachvollziehen, jedoch dürfte bei der Höhe je nachdem, wie Filamentzuführung und auch der Hotend-Kabelstrang ab Werk gesetzt sind und wie man sie anschließend noch optimiert, einiger Spielraum gegeben sein. Bei meinem Modell ist bei 200mm Schluss. Darüber hinaus wird der Bowden geknickt und für die Kabel ist auch nur noch sehr begrenzt Platz. Hier muss man dann auch berücksichtigen, dass die X-Achse in dieser Höhe ja auch noch verfährt und nicht nur still steht wie auf dem Bild.
Das Druckmenü im Farbdisplay
Ich nutze überwiegend LCDs mit Drehregler und sonst die TouchDisplays der Creality Drucker. Mir gefällt das Touch-Display des Longer LK4 Pro von der Form her recht gut, da es an ein Smartphone erinnert. Aber ich bin auch ehrlich. Hier hat man das mögliche Potential vollkommen verschenkt. Das Menü ist lediglich bunt und nicht wirklich effektiv aufgebaut. Es wartet mit den nötigsten Standardfunktionen auf und lässt aus meiner Sicht viel vermissen. Ok, für den Druck von SD Karte reicht es, aber auch nur dafür. Hier hätte viel mehr möglich sein können.
Etwas seltsam empfinde ich das Homing. Dies geschieht getrennt. Man kann nur X und Y gleichzeitig homen und muss anschließend Z noch separat homen. Mir erschließt sich der Grund nicht. Es ist kein wirkliches Individual Homing und für ein über alle Achsen geltendes G28 fehlt ein Button.
Nun endlich die Einrichtung und die ersten Drucke
Das Leveling gestaltete sich äußert einfach und zielführend. Bis auf den Umstand, dass man den in der Anleitung erwähnten Punkt „More“ – „Leveling“ nicht findet. Das Leveling befindet sich nämlich im Menüpunkt „Utilities“, während es gar keinen Menüpunkt „More“ gibt.
Ich habe mit 60°C warmen Bett gelevelt und das war wie gesagt erstaunlich einfach und ich bin wirklich überrascht, wie eben das Bett und auch wie gerade die X-Achse ist. Das hatte ich in der gleichen Druckergröße beim Ender 3 so nicht. Ich brauchte etwa 4 Durchgänge und das Leveling passte an allen von mir ausgewählten Punkten.
Also auf zum ersten Druck. Die SD Karte bietet folgenden Inhalt:
Da ist nicht viel drin, außer ein paar GCodes und ein Video, sowie eine PDF als Instruction und Installations Hilfe. Longer legt hier keine Cura Version bei, sondern den hauseigenen „Longer 3D Slicer“. Mangels Mac-Version habe ich den aber auch gar nicht erst ausprobiert.
Die GCodes waren mein eigentliches Ziel und ich wollte mal alles quer Beet drucken um überhaupt ein Gefühl für den Drucker zu bekommen.
SD Karte rein, GCode Datei ausgewählt, Drucker heizt das Bett und anschließend die Düse, macht ein X und Y Homing und…..bleibt stehen. Häh? Wie bitte? Was soll das denn?
Andere GCode Datei, gleiches Spiel.
Also gut, dann eben keine vorgeslicten GCodes, mach ich meine eigenen. S3D angeworfen, festgestellt, dass es kein Longer LK4 Pro Profil gibt, mein Ender 3 Profil genommen, Testwürfel geslict, auf die SD Karte kopiert, Druck gestartet und……
…..gleiches Spiel. Es wird aufgeheizt, ein halbes Homing gemacht und dann nix mehr.
Alles klar, da war doch was mit dem SD Schacht – richtig! Da klebte nen Kühlkörper drauf. Vielleicht doch nicht so ohne Grund? SD-Inhalt gesichert, die SD Karte formatiert, den Inhalt wieder zurück und gleiches Spiel wie vorher. Es ließ sich nicht von SD-Karte drucken.
Jetzt blieb mir nur eins. Pronterface dran und schauen, was da los ist.
Der Drucker meldet sich am PC folgendermaßen:
echo: G21 ; (mm) echo:Filament settings: Disabled echo: M200 D1.75 echo: M200 D0 echo:Steps per unit: echo: M92 X80.00 Y80.00 Z400.00 E92.60 echo:Maximum feedrates (units/s): echo: M203 X300.00 Y300.00 Z5.00 E25.00 echo:Maximum Acceleration (units/s2): echo: M201 X1000.00 Y1000.00 Z100.00 E3000.00 echo:Acceleration (units/s2): P<print_accel> R<retract_accel> T<travel_accel> echo: M204 P1000.00 R1000.00 T1000.00 echo:Advanced: Q<min_segment_time_us> S<min_feedrate> T<min_travel_feedrate> X<max_x_jerk> Y<max_y_jerk> Z<max_z_jerk> E<max_e_jerk> echo: M205 Q20000.00 S0.00 T0.00 X10.00 Y10.00 Z0.30 E5.00 echo:Home offset: echo: M206 X0.00 Y0.00 Z0.00 echo:PID settings: echo: M301 P22.20 I1.08 D114.00 |
Also mal ein M501 hinterher schicken und siehe da:
SENDING:M501 echo:EEPROM version mismatch (EEPROM=? Marlin=V55) echo:Hardcoded Default Settings Loaded |
Das lässt in Bezug auf den SD-Druck hoffen, aber auch vermuten, dass hier einfach eine Firmware draufgebügelt wurde, ohne zu initialisieren, oder wenigstens mal die Firmwaredefaults zu laden.
Das Problem lässt sich sehr einfach beheben mit M502, anschließend M500 und nun funktioniert auch ein M501 ohne Fehlermeldung. An den Parametern hat sich logischerweise nichts geändert, da ich noch keinerlei Parameter angepasst habe.
Drucker neu starten, Druckdatei von SD Karte laden und….
Möööööp!
Es bleibt dabei. Der Druck startet nach dem Heizvorgang nicht und der Drucker bleibt einfach hängen. Meine letzte Möglichkeit, eher per Zufall, war eine andere SD Karte, die ich mir aus dem Ender 3 geschnappt habe, weil der in Reichweite stand. Und siehe da. Er druckt.
Warum habe ich an die SD-Karte nicht gedacht? Sie ließ sich problemlos am Rechner beschreiben, es ließen sich Daten davon kopieren und sie ließ sich formatieren. Dennoch scheint sie defekt zu sein, oder aber sie ist schlicht zu langsam. Da sie nicht gelabelt ist, kann ich das nicht so einfach sagen, welcher Klasse sie angehört. Ist für die Karte allerdings egal, denn die ist bereits im Müll. Schade drum.
Da ich nun aber endlich drucken konnte, habe ich hier die Ergebnisse der vorgeslicten Modelle von der SD-Karte. Gedruckt habe ich mit hellblauem PLA+ von Makeasy, von dem ich die Beschaffenheit und die Drucktemperaturen am MK10 von meinen anderen Druckern kenne.
An diesem Druck ist wirklich rein gar nichts auszusetzen. Der Übergang von Raft zum Modell ist ein wenig holprig, aber darüber zeigt sich eigentlich das Potential des Druckers. Das Quadrat sollte eine Kantenlänge von 30 mm haben, was es im Grunde auch hat. Ohne irgendwelche Optimierungen, dazu noch mit 7 (sieben!!!) Standplatten an allen relevanten V-Slot Führungsrollen. Das ist im Grunde ein „Traumergebnis“ für einen gerade erst zusammengebauten Drucker, ohne jegliche FW oder Slicer Optimierung.
Die Eulen waren als nächstes dran:
Wir sehen ein wenig Stringing und sonst eigentlich nicht wirklich etwas Auffälliges. Das sieht ebenfalls gut aus. Also weiter….
Der Fuchs:
Ja hoppla, was ist denn nun los? Fängt das Hotend doch langsam an sich zuzusetzen? Oder sind nun doch schon die Rollen schuld an dem Ergebnis? Der Fuchs ähnelt stark dem Druck von TTx380 an seinem Alfawise U30 Pro und ich war nach dem nun mittlerweile dritten Druck doch etwas enttäuscht, dass es sich so schnell drehen kann mit der Qualität.
Die Problematik hier liegt allerdings woanders. Der Fuchs ist im Gegensatz zu dem Eulenpaar oder auch dem Quadrat schlicht mit anderen Parametern geschnitten. Auch das habe ich nur zufällig herausgefunden, da ich den Fuchs versehentlich ein zweites Mal angestoßen habe zum Druck. Eigentlich wollte ich nachfolgenden Würfel drucken, hatte aber den Fuchs noch in der Auswahl.
Der Grund für die schlechte Oberfläche ist eine zu hohe Temperatur. Eule, Quader und Würfel sind mit 200°C an der Düse gedruckt, der Fuchs baute sich mit 210°C auf. Daher die Auffälligkeiten in Form von kleinen Blobs auf der Oberfläche und die nicht ausreichend gekühlten Überhänge am Hals. Wobei ich gestehen muss, dass ich dem Bauteilkühler auch erstmal nur eine Duldung ausgesprochen habe. Hier setzt man nämlich auf einen Axial-Lüfter und eine sehr große Düse. Ich habe damit schlicht keine Erfahrung und muss damit erstmal weiter testen.
Aber an dieser Stelle ein kleiner Wink in Richtung Hersteller. Wenn ihr schon vorgeslicte Modelle mitliefert, dann doch bitte alle mit den gleichen, für den Drucker ausgelegten Parametern.
Ich wollte es aber dann doch wissen und habe mir mit dem Ender 3 Profil den Kalibrierungswürfel hier aus dem Downloadbereich von Drucktipps3D gesliced. Mit 200°C, 60mm/s und den Einstellungen, die ich für den Ender 3 mit MK10 Hotend und Standard-Feeder für PLA nutze.
Auch dieses Ergebnis spricht für sich:
Der Longer LK4 Pro kann es also. Und das auch wirklich gar nicht mal so schlecht in der Ausstattung in der er geliefert wird. Im Gegenteil, er macht das hervorragend. Nun bin ich doch ein wenig in Vorfreude auf einen Druck mit neuen Laufrollen, denn der Würfel hat dann letztlich überzeugt.
Die Lautstärke hält sich auch in Grenzen und übersteigt bei mir einen Wert von 52db im Abstand von etwa einem Meter nicht. Ich habe das allerdings mit dem iPhone und einer App gemessen. Hier dürften ein paar Dezibel Toleranz drin sein. Die gemessene Lautstärke ist das eine, aber ich finde die subjektiv empfundene Lautstärke als viel wichtiger. Und hier ist er aus meiner Sicht einer der angenehmeren „lauten“ Vertretern. Die Lüfter schröngeln nicht, sie fiepen nicht, sondern laufen gleichmäßig mit einem absolut zu vertretenen Grundrauschen. Longer setzt übrigens hier auf einen 30mm Hotend-Lüfter. Ich bin gespannt, wie der sich bei Drucken jenseits der 15 bis 20 Stunden Marke schlägt und ob er ausreicht. Der ist nämlich nicht wie beim V6 direkt an den Kühlkörper geklemmt, sondern befindet sich in etwa im gleichen Abstand zum Kühlkörper wie bei Druckern mit 40mm Hotend-Lüfter. Insgesamt gibt es an dem Drucker vier Lüfter, wovon drei (nach erster Sichtung) Dauerläufer sind. Einer kühlt das Mainboard, einer das Netzteil, der dritte dann das Hotend und der einzige regelbare Lüfter sitzt an der Bauteilkühlung. Das erklärt dann auch die minimalen Lautstärkeunterschiede zwischen „Standby“ und „Druck“. Hier wird dann ja lediglich der Bauteilkühler zugeschaltet. Die Mainboardkühlung gefällt mir übrigens sehr gut. Anders als andere Hersteller hat Longer hier den Lüfter seitlich an die äußere Seite der „Elektronikbox“ gebaut und nicht unten drunter. Somit wird hier kühle Umgebungsluft von der abgewandten Seite des Druckers durch das Gehäuse gepustet und kann auch auf der anderen Seite weitestgehend ungehindert wieder raus. Es wird also nicht nur warme Luft in einem geschlossenen Raum zirkuliert.
Ein wenig optimieren werde ich vielleicht noch, so dass es sich mit der Lautstärke der Lüfter vielleicht doch noch etwas anpasst.
Ich werde aber zunächst erst noch auf die neuen V-Slot-Rollen warten und dann weitere Drucke (auch mit Originalkühlung) nachlegen und hier ergänzen.
Mein erstes Fazit
Der Longer LK4 Pro taugt. Definitiv kann er was. Nicht wirklich überdurchschnittlich besser als andere in seinem Preissegment, definitiv aber auch nicht schlechter. Ich kann mir vorstellen, dass er aufgrund seines stabilen Aufbaus und der insgesamt guten Verarbeitung mit ein wenig Optimierung durchaus den Ender 3, vielleicht sogar den i3 Mega locker in die Tasche stecken kann. Das schafft er nur leider nicht direkt „out-of-the-box“.
Was dann den ersten Eindruck wirklich trübt. Die Tatsache dieser vollkommen überflüssigen kleinen Fauxpas, die sich der Hersteller hier leistet, lässt den LK4 Pro nicht guten Gewissens in eine Top Platzierung aufsteigen und somit auch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Ein Einsteiger dürfte hier sehr schnell an seine Grenzen kommen und den Spaß an seinem neuen Hobby direkt verlieren können, wenn er so ein Exemplar bekommt, wie ich es habe.
Das können andere Hersteller definitiv besser und tun das auch. Sicher hatte ich die eine oder andere Unzulänglichkeit sogar bei Geräten von mehreren Hundert Euros, bis knapp unter die 1000er Marke. Aber nicht so viele und nicht in so einer Ausprägung.
Negativ
- Abdeckung der Netzteilanschlüsse mangelhaft bis ungenügend (hier muss definitiv das Blech verlängert werden)
- Standplatten an ausnahmslos allen vormontierten V-Slot Führungsrollen (auch hier muss was passieren. Es würde reichen, die Exzenter nicht so stramm zu ziehen)
- Defekte SD-Karte (kann passieren, vielleicht hatte ich Pech)
- Anleitung zu ungenau, bzw. auch falsch (das ist immer unglücklich, wenn Anleitungen nicht aktualisiert werden. Im Falle des zu hohen Endtopps aber auch ein nicht leicht zu findender Fehler für einen Anfänger. Leveln ist so nicht möglich)
- X-Achse sehr ungenau ausgerichtet und schlecht justiert (auch das muss nicht sein)
- Nicht sehr saubere Arbeit bei den Klebefixierungen der Anschlüsse am Mainboard
- Keine Quelldateien der Software, obwohl beworben
- 16gr Filament sind zu wenig. Bis auf den Quader (8gr.) kann damit kein einziges Modell von der SD Karte gedruckt werden. Die wiegen alle mehr als 20gr. und somit ist der erste Frust bereits vorprogrammiert, wenn die Eulen oder der Fuchs nur halb rauskommen.
Positiv
- stabile Basis
- schnelle und einfache Montage durch komplett vormontierte Teile
- mit Beseitigung der Mängel hohes Potential für qualitativ hochwertige Drucke
- sehr ebenes Heizbett und Druckplatte
- Hotend sauber montiert
- TMC Treiber an den Achsen
Nun liest sich die Liste der negativen Dinge doch länger als die der positiven. Das mag u. U. einen falschen Eindruck vermitteln, denn die negativen Punkte sind in erster Linie auch nur so richtig negative Punkte für komplette Einsteiger, die einen leicht zu händelnden Drucker suchen, bei dem ohne großen Aufwand auch akzeptable Ergebnisse erzielt werden können.
Ein erfahrener Anwender wird hier weniger Zeit und Energie aufwenden müssen, um den Drucker flott zu bekommen, wenn er so wie mein Exemplar bei ihm ankommt. Daher kann ich den Drucker nicht gänzlich aus einer Liste von empfehlenswerten Druckern streichen. Ich würde nur Einsteigern dringend raten, sich die potentiellen Fehlerquellen hier anzusehen und dann zu entscheiden, ob man sich das auch zutraut und gegebenenfalls bereit ist, für notwendige Ersatzteile noch Geld oben drauf zu legen.
Wenn denn dann einmal beseitigt, traue ich dem Longer LK4 Pro, wie auch dem Alfawise U30 Pro ein hohes Potential an qualitativ hochwertigen Drucken zu.
Konkret bedeutet das, die Standplatten bei der Auslieferung müssen weg, die Positionierung des Z-Endstopp muss in der Anleitung anders beschrieben werden, wobei die grundsätzlich sowieso gerne mal aktualisiert werden sollte, die Achsen sollten etwas sorgfältiger ab Werk montiert werden und als Sicherheitsaspekt muss die Netzteilabdeckung hinten verlängert werden, damit die Lücke weg kommt.
Danach ist das ein Top-Einsteiger-Drucker, der ganz sicher bereits bei den ersten Drucken eine hohe Qualität liefert, die gefällt und Lust auf mehr macht.
Nachtrag vom 26.09.2020 und abschließendes Fazit
Ich habe nun die defekten V-Slot Rollen getauscht und musste daher den Drucker nochmal neu leveln. Das ging ebenso unproblematisch wie beim ersten Mal, was sehr erfreulich ist. Der Rasteffekt der Rollen ist nun weg und die X-Achse, sowie das Bett gleiten nun sehr sauber über das Profil.
Da die vorgeslicten Modelle auf der SD-Karte für mich nicht ganz so aussagekräftig sind, habe ich ein paar Modelle neu geslict und auch einfach mal das Filament gewechselt. Der zweite Durchgang ist dann mit KD PLA Standard Filament in blau gedruckt worden. Die Rolle ist schon was älter – schätze so um die 8 Monate und hat bisher angebrochen in einer IKEA Box gelagert.
Ich finde, das kommt der gängigen Praxis beim 3D Drucken sehr nah. Ersteinrichtung, ein Modell von der SD-Karte drucken, Feintuning und anschließend selbst geslicte eigene Modelle mit verschieden Filamenten drucken.
Die Ergebnisse seht Ihr hier:
Ich muss sagen, dass mir der Drucker nun doch sehr gut gefällt. Die Unzulänglichkeiten am Anfang sind schon fast vergessen, zumal man hier auch recht einfache Fehlerbeseitigung betreiben konnte. Fakt ist allerdings, dass man sich dies hätte sparen können, ebenfalls die Mehrkosten für die V-Slot Rollen, wenn der Hersteller hier nur ein kleines bisschen sorgfältiger gearbeitet hätte.
Zum Schluß noch den Torture-Würfel:
Ich denke, das kriegt man nicht viel besser hin. Ich habe die Datei auf 50% skaliert und mit 0.2mm Layerhight und 50mm/s gedruckt. Wenn ich nicht noch eine eigene Konstruktion gedruckt hätte, wäre ab diesem Zeitpunkt für mich allerdings schon klar gewesen, dass man nun in der Nachbetrachtung einen wirklich guten, stabilen, sauber und ordentlich arbeitenden Drucker mit dem Longer LK4 Pro hat.
Allerdings musste er dann noch durch die letzte Prüfung, und hier habe ich mit 0.08mm Layerhight und 40mm/s gedruckt. Zum Einsatz kam 3DJake ecoPLA in schwarz.
Schlusswort
Der Longer LK4 Pro ist mit erheblichen Mängeln hier eingetroffen. Ein wenig Vorkenntnis sollte man haben um diese Mängel direkt beseitigen zu können. Vom Aufbau und der sonstigen Verarbeitung war er sowieso in Ordnung. Mit dem Zubehör hat man etwas gegeizt und er hat auch nur reine Standardkost im Bereich Hotend und Feeder verbaut. Allerdings hat er sich dann innerhalb eines Tages nach Beseitigung der Mängel zu einem Top Gerät entwickelt, mit dem es wirklich Spaß macht zu drucken.
Von mir bekommt er nun eine klare Kaufempfehlung (wenn man ein wenig Vorkenntnisse besitzt) und ist eine ernstzunehmende Alternative für die gängigen und bekannten Marken in dieser Baugrößenordnung. Wenn Longer den nun auch vernünftig ausliefert, braucht der Longer LK4 Pro sich nicht hinter einem Anycubic i3 Mega und auch nicht hinter einem Ender 3 in allen seinen Ausprägungen zu verstecken. Aus meiner Erfahrung heraus steht er, was die Qualität der Drucke angeht, sogar über den beiden. Ich musste zwar am Ender 3 nicht so viel richten, aber bis er diese Druckqualität erreicht hatte, war es ein wesentlich längerer Weg als jetzt beim Longer LK4 Pro.
Sind die Profile mit einer Abdeckung versehen, oder an der breiten Seite glatt?
Beim Alfawise sind es Standardprofile mit je 1 Nut an der schmalen Seite, und je 2 an der breiten Seite.
Ja, genau. Das wollte ich eigentlich erwähnt haben, habe es aber dann tatsächlich vergessen in den Testbericht zu schreiben. Die Profile sind alle nur einseitig und an den Seiten gefräst und auf der anderen Seite glatt. Die glatte Seite schaut überall nach vorn, bzw. nach oben.
Das habe ich persönlich so auch noch nicht gesehen, finde es aber recht ansprechend, da in die nun nicht mehr vorhandenen Nuten keine Filamentreste mehr fallen können und kein Staub mehr eindringen kann.
Für eventuelle Anbauten mit Nutensteinen wird es dann natürlich etwas schwierig.