Retraction
Retraction ist engl. für Rückzug, in Cura mit Einzug übersetzt. Und zwar wird das Filament im HotEnd ein kleines Stück zurückgezogen, damit zum einen der Druck aus der Düse genommen wird und zum anderen, damit es bei Leerfahrten (= Druckbewegungen, bei denen kein Filament gefördert wird) nicht weiter aus der Düse tropft (das wäre dann Oozing) oder Fäden ziehen (Stringing).
Eingestellt, wie viel mm zurückgezogen, wie schnell und wann, wird in der Regel in der Slicer Software, kann aber auch im EEPROM des Druckers hinterlegt werden, wenn man Material- / Drucker-unabhängige GCodes erstellen will. Der gCode enthielte dann für die Rückzugsbewegungen nur noch G10/G11 anstelle eines klassischen G1 Befehls mit Angabe von Länge und Geschwindigkeit (z.B. G1 F1600 E-1)
Die zu verwendeten Werte richten sich individuell nach Drucker & verwendetem Filament, da muss ein bissel experimentiert werden.
Retraction Speed: (Einzugsgeschwindigkeit) spielt sich in der Regel in der Größenordnung um 20-45 mm/s ab. Retraction Speed wird in der Regel von der Firmware auf eine recht niedrige maximale Geschwindigkeit limitiert und rigoros gebremst, falls man diese überschreitet. Einfach mal hohe Geschwindigkeiten einzutragen, ohne das Firmware Limit zu erhöhen, ist demnach nutzlos. Retraction Speed ist daher in der Suche nach den passenden Settings auch eher zweitrangig, orientiert Euch einfach am Limit des Druckers. Häufiger Grund für Frust bei der Suche nach guten Einstellungen ist, wenn man immer weiter mit der Geschwindigkeit hochgeht, die Firmware schon lange bremst und es keine Änderung mehr gibt. Weniger ist manchmal mehr. Das Limit der Firmware für die Rückzugsgeschwindigkeit kann man mit einem Terminal wie Pronterface und dem Befehl M503 auslesen, der höchste zulässige Wert steht in der Zeile M203 Exx, wobei xx das Limit ist.
Retraction Länge: (Einzugslänge, Rectraction Amount) typisch um 0,5-2 mm für Direct Extruder und 4-8 mm Länge bei Bowden Extrudern. Zu hohe Werte führen hier neben Ineffektivität des Retracts unter Umständen später im Druck auch zu anderen Problemen, von Aussetzern im Materialfluss bis hin zur totalen Verstopfung. Als Anhaltspunkt kann das Bowdenspiel des Filaments ermittelt werden + ein kleines bissel extra. Es geht *nicht* darum, mit dem Filament spazieren zu fahren, sondern rein nur um den Druckabbau, mehr hilft nicht mehr.
Weitere wichtige Faktoren im Kampf gegen Stringing und Oozing sind: Die Geschwindigkeit der Travel Moves („Leerfahrten“) & die Düsentemperatur im Allgemeinen = je heißer gedruckt wird, umso flüssiger und umso mehr Stringing. Auch sollte der Extruder soweit kalibriert sein, dass er die korrekte Materialmenge fördert.