FlSun T1 Delta mal ganz kurz angeschaut

Eigentlich wollte ich den T1 Test schon ausfallen lassen, weil das Gerät bei mir schon so lang im Limbo war, dass inzwischen der Nachfolger im Handel ist. Da es den T1 aber immer noch zu kaufen gibt, habe ich dann doch noch einen ganz kurzen Kurztest dazu gemacht.

Der Drucker wurde uns kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt und kann direkt aus dem EU Lager von FlSun in wenigen Tagen geliefert werden. Es existieren keinerlei Absprachen. 

 

Mit dem Flsun T1 brachte FlSun Zuwachs am oberen Ende seiner Modellpalette an Delta Druckern, der T1 (respektive der verbesserte T1 Pro) sitzt nun an zweiter Stelle hinter dem neuen, aber deutlich teureren S1 und dem alten bekannten V400.

Der Versandkarton zeigt das aktuelle Lineup auch nochmal schön:

Große Neuerung: komplett eingehaust und die kontroverse, weil extrem laute CPAP Kühlung, aber dazu kommen wir dann noch. Und er ist noch einmal eine Ecke schneller unterwegs, als es der V400 war. Mit einem Straßenpreis um 400,- ist er eigentlich recht preiswert.

Geliefert wird:

  • Drucker Kit aus wenigen vormontierten Baugruppen, die aneinander geschraubt werden.
  • in Delta Bauweise, 260 mm Durchmesser, theoretisch bis 330 mm Höhe, aber im letzten Viertel der maximalen Bauhöhe nimmt die nutzbare Fläche dann deltatypisch zunehmend ab.
  • Seitenpanels & Tür mitgeliefert für einen geschlossenen Bauraum
  • Hotend mit Messingdüse bis 300 °C
  • Beleuchtung im Innenraum
  • CPAP Kühlsystem, sehr leistungsstark, aber extrem laut
  • Kammerlüfter mit Filter
  • Heizbett mit strukturiertem PEI Magnetplatte, bis 110 °C
  • ABL mit Auto Z-Offset
  • Kamera mit Zeitraffer
  • Ersatzdüse, Ersatz PTFE Liner, Düsennadel, alles zum Aufbau benötigt Werkzeug
  • reichlich Ersatzschrauben
  • USB-Stick mit Flsun gebrandetem Slicer, alternativ geht auch Orca & Co
  • Schlafmodus einstellbar
  • Stromkabel
  • Laut Handbuch sollte Fett und Klebestift mitgeliefert sein, das fehlte bei mir.

Der Drucker basiert auf einem stabilen Metallrahmen, nicht mehr ganz so viel Metall wie noch beim V400, das Ganze aber nun rundherum mit ganz viel Plastik verkleidet. Er ist sehr stabil, steht solide und recht gelassen da, selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten. Das ist gut gemacht. Gut, das Plastik hätte ich jetzt nicht so unbedingt gebraucht, das wirkte beim V400 edler – halt so ein bissel Qidi Serie 3 Charme kommt da auf.

Der Aufbau ist doch etwas zeitaufwändig und zuweilen auch etwas fummelig, gerade für die Montae des Effektors an das Gestänge, da habe ich ewig für gebraucht und es hat mich genervt.

Vermutlich deshalb wird das Topmodell S1 gleich fixfertig montiert ausgeliefert.

Basis mit Heizbett:

Deckel mit CPAP, Rollenhalter und Filter:

Die „Arme“ mit sehr solider Mechanik:

Der Effektor

Kabelstränge sind vorverlegt, man muss nur noch die entsprechenden Stecker in die jeweiligen Buchsen packen (und ein sehr störrisches, etwas knapp bemessenes Kabel hinter eine Blende packen), aber winzige M3 Madenschrauben in schlecht zugängliche Löcher schrauben ist eher was für Leute, die Spaß am Basteln, bewegliche Finger und gute Augen haben. Habe ich alles 3 nicht. Aber ich habe den Aufbau dann doch noch überlebt.

Die mitgelieferten Seitenwände & Türe habe ich jetzt mal nicht montiert, die brauche ich nicht. Wer ABS & ASA drucken will, für den ist das sicher ein riesengroßer Pluspunkt.  Wer eh nur PLA, PETG & TPU druckt, kann die Seitenwände und die Türe so wie ich es getan habe auch weglassen. Gerade in diesem Preissegment sind Deltas schon selten, da hat sich FlSun glaube ich eine komfortable Nische geschaffen, und eingehauste Deltas sind noch viel seltener.

Schauen wir uns mal etwas um:

  • Der eingebaute Rollenhalter (erstes Foto oben) wirkt etwas primitiv, aber es funktioniert und die Rolle befindet sich innerhalb des geschlossenen Gehäuses. Das ist eigentlich eine recht clevere Idee und nutzt den bei den Deltas verlorenen Raum im oberen Drittel des Gehäuses doch noch irgendwie sinnvoll aus. Bei meinem V400 kam die Filamentrolle noch einmal aufs ohnehin schon sehr hohe Gerät obendrauf.
  • Mit 440 * 490 * 840 mm und 20 kg Gewicht ist der T1 auch wieder ein ordentlicher Brocken – er ist aber tatsächlich etwas kompakter als der Vorgänger V400 – wenn man da von kompakt reden mag. An der Stelle kranken die Deltas alle etwas: im Verhältnis zum tatsächlich nutzbaren Druckvolumen sind die Geräte riesengroß.
  • Das Farb-Touch-Display ist hübsch, simpel und vielleicht ein bissel „funktionsarm“, aber für den reinen Anwender reicht das aus. Deutsch kann man auch einstellen. Ich denke, das ist auch für Einsteiger gut bedienbar so.
  • Die Kamera liefert ein vergleichsweise gutes Bild, selbst über mein eigentlich schwaches WLAN mit 6-10fps, ist aber in einem ungünstigen Winkel montiert und deckt zunächst nur etwa die ersten 100 mm Bauhöhe ab, danach sieht man nichts mehr, bzw. die Düse ist dann nicht mehr im Bild und man sieht nur das, was am Anfang gedruckt wurde. Das ist etwas Schade. Eine andere Halterung liegt als GCode zum selber Ausdrucken bei und behebt dieses Manko hoffentlich – probiert habe ich es nicht mehr.

 

Klipper / Mainsail

Der T1 kommt mit Wifi, beim Aufrufen der IP-Adresse im Browser (ohne Port) finden wir das Mainsail/Klipper Webinterface wie gewohnt. Das darunter liegende Debian und auch die Klipper Version sind etwas veraltet, was mich aber jetzt nicht weiter stört. Ich muss tatsächlich nicht immer die neuesten Versionen haben. Alles in allem wirkt das erfreulich wenig verbastelt, einfach ein nicht ganz taufrisches Klipper.

Printer.cfg ist editierbar, M600 wird unterstützt, Kamp ist aber zumindest bislang nicht vorkonfiguriert, Zeitraffer wird unterstützt. Filamentsensor vorhanden. Sensoren für die Resonanzkompensation sind da. Delta Kalibrierung und das Mesh ging problemlos während der Ersteinrichtungsassistent durchgelaufen ist, der Z-Offset saß bei allen Drucken, ich finde nichts zu meckern. Heightmap wird angezeigt, gut, das Bett wirkt etwas „zerklüftet“, aber ist im Großen und Ganzen noch im Rahmen so.

Geschwindigkeit ist einer Meinung noch einmal deutlich höher als Bambu/Qidis Core XY.  Also die, die ich hier selber getestet habe.Die Werbung nennt sehr imposante Zahlen, der en Richtigleit ich nicht verifizieren konnte.  Aber mit einem von mit in der Praxis schon genutzten Materialdurchsatz über 45 mm³/s (lt. Werbung bis 90 mm³/s machbar), Druckgeschwindigkeit bis 700 mm/s in den vorgefertigten FlSun Profilen. Beschleunigung bis 30.000 mm/s² und das Ganze recht gelassen, will sagen: Das Gerät hüpft mir dabei nicht vom Tisch. Das ist beachtlich. Maximal sollen 1000 mm/s im Druck möglich sein, also Druck, nicht Leerfahrt. Was auch immer seine maximale Geschwindigkeit ist, er ist schon sehr schnell unterwegs.

 

Testdrucke:

Hat man den ersten Schock mit der Lautstärke überlebt, stellt man irgendwann fest, dass man das Startgeorgel auch komplett weglassen kann, dann startet der Druck nach so 30 Sekunden. Die Konkurrenz orgelt hier ja inzwischen auch schon mal 5 Minuten in der Gegend rum, bevor ein Druck beginnt, das ist teilweise schon etwas viel.

Ich beginne mich zu wiederholen: Der Drucker ist sehr schnell bei brauchbarer Qualität auch auf sehr hoher Geschwindigkeit, das Benchy ist so out of the Box in 10 Minuten fertig in noch erträglicher Qualität, aber es ist ein 10min Benchy. Sicher nicht mein schönstes Benchy, wir haben minimal Curling am Bug, aber mein schnellstes bisher.

Viel habe ich nicht gedruckt, aber in der Geschwindigkeit vielleicht etwas reduziert um 500mm/s (auch an der Außenkontur wohlgemerkt) bin ich durchaus mit den Drucken zufrieden, aber der Reiz des T1 liegt meiner Meinung bei gaaanz schnell und dafür vielleicht nicht ganz so schön. Aber ja, langsam gedruckt, so in (Achtung nicht so ernst nehmen) „gemächlicher Bambu Geschwindigkeit“ kann der T1 auch sehr schön. Bilder wie immer grottig, aber wenn man die Teile in der Hand hat, gibts ausser beim 10 Minuten Benchy absolut nix zu meckern. Er kann schnell und gut.

Mein Ersteindruck:

Immer wenn man über Deltas redet, muss auch der Hinweis kommen: Deltas mit ihren Spinnen-ähnlichen Bewegungen sind zum Zuschauen sehr unterhaltsam. Also einen Delta sollte der geneigte Drucker-Sammler unter uns doch schon haben, oder nicht? Für Vorführungen bei Druckerneulingen ist ein Delta auch immer gerne gesehen. So, Spaß beiseite.

Fassen wir zusammen: Der T1 ist ein sehr schneller (mein bisher schnellster out of the Box) Drucker, in Delta Bauweise. Grundsolide, mit den heute erwarteten Grundfunktionen – aber ohne großen Schnickschnack. Sicher nicht der neueste Schrei, so fehlen ihm AI, ausgeklügelte Einmessautomatiken, Cloudgedöns.  Die Browsersteuerung geht natürlich wie bei nahezu allen Klipper Druckern hier im T1 mit Mainsail, auch die Übertragung der Druckjobs ist als Klipper/Moonraker Drucker mit fast allen Slicern möglich. ABL/Z-Offset sitzt zuverlässig, Resonanzkompensation kann er, Filamentendesensor ist da, manueller Filamentwechsel M600 funktioniert. Ich sage ja: die Basics sind alle da.

Eigentlich wäre das genau mein Beuteschema, nicht viel Schnickschnack, der Komfort von Klipper/Mainsail/Moonraker mit Kamera, ein zuverlässiges funktionierendes ABL, also woran happert es denn nun?

Der T1 hat ein Riesenproblem: er ist einfach viel, viel zu laut. Mein Kärcher Werkstattsauger ist leiser. Es gibt Bastelanleitungen, um ihn leiser zu bekommen.Es gibt für etwa 70,- Euro auch ein Umrüst-Paket mit anderem Lüftersystem zum Umbau direkt von FlSun zu kaufen – letztendlich ist das der große Unterschied T1 zu T1 Pro.

Ich frage mich jetzt natürlich schon etwas, warum FlSun dieses Modell so überhaupt ausliefert, das hören die doch auch. Selbst wenn ich als Tester wollte, kann ich doch gar nicht anders, als den Lärm zu kritisieren. Für ein Industriegerät in der Werkstatt, ok, aber im Hobby/Consumerbereich in der Wohnung? Jetzt kann man sagen, dann dreh doch die Lüfterleistung runter, ja aber dann muss ich irgendwann halt auch mit der Geschwindigkeit weiter runter.

Ich sehe den Drucker so in dieser Version als schnelle, problemlose Prototypenmaschine – irgendwo im Keller oder der Werkstatt. Da leistet er bestimmt super Dienste, wenn er so zuverlässig bleibt, wie hier in meinem kurzen Test.

Anfängliche Firmware-Schwierigkeiten konnte ich nicht mehr feststellen, allerdings sind seit Release des T1 auch schon einige neue Versionen über den Äther geflogen. Da gehe ich einfach mal davon aus, dass diese Probleme tatsächlich behoben wurden. Anders als z.B. Creality pflegt FlSun durchaus ihre Firmware. Ja, Firmwareupdates können online vorgenommen werden.

Für mich muss hier mindestens noch das CPAP Gebläse getauscht werden, damit der T1 hier einen Heimplatz bekommt, und dann ist man schnell bei dem Gedanken statt dessen einen T1 Pro oder auch noch den Oldie V400 in Betracht ziehen (Testbericht V400 hier).

Wer es noch schneller und nochmal ein Stück größer braucht, der schaut sich auch mal den FlSun S1 an.

 

Ein Kommentar

  • Danke für diesen tollen Bericht!

    Ein Blickfang ist solch ein Deltadrucker schon. Es beeindrucken diese Bewegungen. Das der Drucker nicht taufrisch ist, könnte ein Vorteil sein. Die Probleme in der Firmware sind beseitigt. Paar mm/s mehr oder weniger macht kaum noch einen Unterschied. Lautstärke kommt bei hoher Geschwindigkeit automatisch hinzu. Oft ist es nicht die Bewegung selber. Der Lüfter beim Sovol pfeift auch wie ein lauter Staubsauger. Das Druckergebnis zählt und das sieht doch recht gut aus.

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