Creality Filament Trockner „Space Pi“

Passend zum Design der K1 Reihe bietet Creality nun zwei Filamenttrockner an. Hier teste ich das kleine Modell des Space Pi genannten Trockners für eine  einzelne 1 kg Rolle



Das Gerät wurde mir kostenlos zum Test vom Hersteller Creality zur Verfügung gestellt. Es existieren keinerlei Absprachen. Das Gerät trifft in Kürze im EU Shop von Creality ein und kann zum Preis von 69,- Euro bestellt bzw. vorbestellt werden.

 

Einleitung – weil es immer wieder hochkommt

Um der ewigen Diskussion, ob man so etwas wirklich braucht, vorzugreifen: Ich weiß nicht, ob Du ein Trockner brauchst. Ich brauche einen. Ich sitze hier aktuell bei 83 % relativer Luftfeuchte in meinem Druckerkeller. Mir gehen offen gelagerte PLA Rollen innerhalb von ein paar Wochen kaputt. PETG, ASA und TPU fangen an zu dampfen beim Drucken und drucken dann auch zunehmend schlechter – die damit gefertigten Druckteile leiden nicht nur in der Optik, sondern auch in der Stabilität. Ob Du jetzt das Problem auch hast, kann ich Dir nicht sagen, das kommt wohl auf Deine Umgebung an und die kenne ich nicht. Es gibt zumindest einen Hinweis: Ultimaker schlägt zum Beispiel vor, dass die Luftfeuchte bei längerer Lagerung von Filament 30 % nicht überschreiten sollte.

Feuchter Keller wäre also ein möglicher Grund, warum man so etwas kaufen könnte.

Es mehren sich inzwischen auch Berichte im Forum, dass in letzter Zeit Rollen schon feucht ab Werk geliefert wurden. Gemunkelt wird: vermutlich, um die Kosten der Trocknung in der Produktion zu senken.

Ein weiteres Argument wäre, sehr stark feuchtigkeitsempfindliche Filamente (wie zum Beispiel Nylon PA oder gar das wasserlösliche PVA) noch während des laufenden Drucks vor Feuchtigkeitsaufnahme zu schützen. Die könnten sonst während einiger Stunden Druckzeit schon genug Feuchtigkeit aufnehmen, dass es zum Druckende hin Auswirkungen auf den Druck zeigt.

Anwendungsfälle für einen Filament-Trockner

Wir haben es also im Grunde mit zwei Anwendungen zu tun:

  • dem nachträglichen „Durchtrocknen“ bereits feucht gewordener Rollen
  • dem Schutz vor Feuchtigkeitsaufnahme, während man sehr empfindliche Filamente aus der Trockenbox heraus druckt.

Ach ja: stark brüchiges PLA lässt sich in der Regel nicht mehr retten, es bleibt auch nach dem Trocknen noch brüchig. Aber manchmal kann es helfen, wenn man das brüchige PLA eben warm aus der Box heraus druckt. Das warme PLA Filament bricht nicht ganz so leicht.

Der Creality Space Pi

Alle diese Aufgaben erfüllte die Creality Space Pi Box in meinem Test ohne Probleme. Er trocknete meine nasse PETG Rolle und die als Hilfsindikator mit dazu gepackten Trockenperlen mit Farbumschlag. Und man kann aus der Creality Box heraus drucken. Mehr habe ich jetzt noch nicht getestet

Creality hatte schon früher ähnliche Geräte im Angebot, aber das hier ist im März 2024 die neueste Version von Creality – und ist auch optisch recht ansprechend – wobei das ja sehr subjektiv und wenig relevant ist.

Was kann das Ding denn nun?

Es nimmt eine einzelne Filamentspule auf, die sogar etwas breiter als üblich / in der Anleitung genannt sogar bis zu 75 mm breit sein darf. Also typische 1 kg Spulen und auch die etwas breiteren Varianten passen da rein.  Keine 2 kg+ Spulen und auch eine Mini 250 g Spulen, die sind hier eher nicht geeignet. Die 500 g Spulen haben ja meist identischen Durchmesser, die gehen hier aber auch wieder. Also grob gesagt: der Space Pi zeigt sich hier doch recht flexibel, was die Spulengröße anbelangt.

Die Filamentspule sitzt auf 2 kugelgelagerten Stangen, damit sich die Spule leicht drehen kann, wenn man aus dem Trockner heraus druckt. Die Stangen rollen gut. Und viel mehr fällt mir jetzt nicht ein, was man da noch zu sagen könnte 😉

Wir finden oben, stirnseitig ein mit einem Gummipfropfen verschlossenes Loch, wo wir bei Bedarf den mitgelieferte Bowdenschlauch einklemmen können, um das Filament aus der Box zum Drucker zu führen. Ein paar mehr alternative Löcher hätte man noch machen können, aber nun gut. Der Schlauch dient zu besseren Führung des Filaments aus der Box heraus zum Feeder des Druckers, ist aber eigentlich auch verzichtbar. Ich lasse meist nur einen kurzen Stummel des Bowdens aus so Geräten raus stehen. Am besten würde es ja funktionieren, wenn die komplette Strecke vom Trockner zum Drucker Schlauch wäre und das Schlauchende zusätzlich noch beim Drucker angeklippst werden könnte. Denkbar wäre hier der Schlaucheingang beim Filamentsensor bei den K1 Modellen. Den Schlauch, bzw. eine längere Version, kann man auf Ebay & Co als Meterware günstig nachkaufen, wenn man sich da was basteln will.

Die Heizleistung des eingebauten PTC Heizers und die starke Umluft scheinen ordentlich potent zu sein. Es heizt schnell und zuverlässig, die Luft umströmt die Rolle sogar etwas besser als bei meinen anderen Geräten, die gerne mal nur sehr punktuell wirken. Da könnte man ein Fleißsternchen an die Designer geben. Die Temperatur ist einstellbar zwischen 45 und 70 °C.

Mein Vergleich mit einem billigen Thermo-/Hygrometer, den ich zum Test mit hineingepackt habe, zeigt nur kleine Abweichungen, wobei ich nicht sagen kann, wer jetzt richtiger anzeigt. Vermutlich ist beides falsch un die Wahrheit liegt nochmal woanders, aber sei es drum, das ist für den Betrieb so gut genug und vor allem sehe ich keinerlei Überschwinger in der Temperatur, das ist das Wichtigste. Drum ist der Backofen als Trockner-Alternative meist eher heikel.

Die Geräuschkulisse durch das starke Gebläse im Inneren des Space Pi ist schon hörbar, aber mein Dörrobsttrockner neben dran ist da noch mal um vieles lauter. Wenn nebendran ein K1 druckt, machts den Kohl jedenfalls nicht fetter. Mein iPhone sagt in einem Meter Abstand sehr konstant bleibende 46 dB A an. Da sind die meisten Drucker tatsächlich lauter. Das Geräusch ist konstant und gleichmäßig, es heult auch nichts auf und Klackern tut hier beim Creality Space Pi auch nichts. Habe ich also im Grunde nichts zu meckern.

Auch der Creality Trockner profitiert davon, wenn man alle paar Stunden mal den Deckel öffnet, damit ein kompletter Austausch der im Gerät zirkulierenden und inzwischen feuchtwarmen Luft erfolgen kann. Ich hätte hier tatsächlich noch gerne eine Entlüftung gesehen, aber gehen tut es so offensichtlich auch.

Mein Stromkostenschätzeisen (ein Voltcraft SEM6000) zeigt einen stetig und stark schwankende Verbrauch von 3 W bis über 200 W an, aber im Stundenschnitt kommen wir auf gerade mal so 0,02 kWh – das wären bei meinem aktuellen Strompreis von 35 Cent circa 2 Cent pro Stunde. Wenn wir davon ausgehen, dass die Trocknung einer 1 kg Spule bis zu 12 Stunden dauern kann, bewegen wir uns also unter 30 Cent pro Trocknung.

Der Space Pi hat ein eingebautes Netzteil, er kommt mit flachem Euro-Stecker, es gibt also auch kein klobiges externes Netzteil oder gar so eine lästinge eine Wandwarze, die einem 3 Plätze in der Mehrfachsteckdose belegen würde, hat man ja alles schon gesehen.

Zur Bedienung hat Creality ein etwas träges Touch Display vorgesehen, dort können wir die Zieltemperatur 45 – 70 °C und Dauer bis 48 Stunden einstellen, ein vorgefertigtes Profil auswählen (es gibt deren 12, siehe Tabelle weiter unten) und bekommen die Ist-Temperatur und Luftfeuchte sowie die Restdauer des Trockenprogramms angezeigt. Temperaturen zeigt der Space Pi wahlweise in °C oder °F. Das Display ist gut ablesbar, die Bedienung recht intuitiv. Dazu ein schickes Design, was will man mehr?

Ok, ich hätte gerne ein etwas schnellere reagierendes Touch, muss aber zu schreiben, dass ich selbst auf Apple Geräten immer Probleme mit dem Touch habe, scheint also an meinen Fingern zu liegen.

Was den Preis angeht, liegt der Creality auf dem Niveau ähnlicher Geräte von anderen Herstellern. Billiger geht es mit einem Dörrobsttrockner vom Grabbeltisch des nächstliegenden Discounters. Ganz kostenlos geht es auch mit einem Pappkarton direkt auf dem Heizbett des Druckers. Wobei bei diesen 2 Alternativen das Drucken aus dem Trockner heraus dann auch gerne mit etwas Bastelei verbunden ist. Der Selbstbau eines solchen Geräts ist natürlich auch eine gängige Option.

Die Funktionalität des Space Pi ist gut, wobei ich mir eine bessere Entlüftung gewünscht hätte, das Design sieht schick aus und passt gut zur Optik der Creality K-Serie, es ist schlank, rank und kompakt und nimmt vor allem nicht viel Platz weg, der Geräuschpegel ist doch noch akzeptabel (die billigen Dörrobsttrockner machen teil einen Mordslärm) und obwohl der Preis „etwas gehoben“ und sicher nicht die billigste Variante ist, bin ich dem Space Pi nicht abgeneigt. Spannend wäre da auch, mal die größere Variante für mehr Spulen zu sehen.

Vorbereitete Profile:

PLA 50 °C 4-8 Stunden
PLA-CF 50 °C 4-8 Stunden
TPU 55 °C 4-8 Stunden
PP 55 °C 4-8 Stunden
ABS 65 °C 8-12 Stunden
ASA 65 °C 8-12 Stunden
PETG 60 °C 4-8 Stunden
PETG-CF 60 °C 4-8 Stunden
PC 65 °C 8-12 Stunden
PA 65 °C 12+ Stunden
PA-CF 65 °C 12+ Stunden
PET 60 °C 4-8 Stunden

Was Creality, bzw. eigentlich alle Hersteller hier verschweigt, ist, dass das Filament diese Temperaturen zwar (problemlos) abkann, aber nicht jeder Spulenkörper ist gleich beschaffen, ich hatte durchaus schon Rollen, die sich ab 60 °C verzogen hatten, z. B. die altem gewölbten Rollen von Fiberlogy. Das also eventuell mal vorher antesten, bevor man da mit der Maximal Temperatur ran geht. Ne verzogene Rolle kann sehr lästig sein.

Mein Ersteindruck:

Wenn man Bedarf für so einen Trockner hat, kann man hier durchaus zugreifen. Wer das Glück hat, dass an seinem Druck- bzw. Lagerplatz alles schön trocken ist und bleibt, der kann da drauf vermutlich verzichten.

Bonus-Tipp: wenn man noch Silica-Gel Säckchen rumliegen hat, die lege ich beim Trocken noch mit rein, die werden dann auch wieder Trocken, schön zu sehen bei Silika-Perlen mit Farbumschlag.

Wer sich nicht sicher ist, macht schnell einen Referenzdruck, hebt den GCode auf, lässt einfach die Rolle mal 6-8 Wochen offen liegen und vergleicht dann: Es hat sich nix verschlechtert, die PLA Rolle ist auch nicht brüchig geworden, dann könnt Ihr weiterhin auf einen Trockner verzichten und spart die Kohle.

Die anderen können…

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… das Gerät hier im Creality EU Store für 69,- Euro in Kürze bestellen

 

3 Kommentare

  • Vielen Dank für Deinen Bericht. Deine These bezgl. feuchtem Filamemt ab Werk kann ich z.T. bestätigen. Ich habe hier 2 Eryone Nylon Spulen rumliegen. Beide gleich feucht. An drucken ist nicht zu denken,

  • Bei mir herrschen so im Schnitt um die 50% Luftfeuchtigkeit und die Qualität einiger Rollen leidet da schon deutlich drunter. Am sinnvollsten ist noch die Kombination aus Filament Trockner und einem Vakuumierer. Geht auch mit der Handpumpe aber verliert bei den Beuteln ganz schnell das Vakuum. Ich mache das mit einem Caso und Originalbeutel. Trocknen und einschweißen, hält schon monatelang dicht.

    Danke für den Test, optisch sehr interessant, auch mit dem internen Netzteil. Preislich fair wenn einem ein Trockner für eine Rolle reicht, so wie Uwe schon sagt.

  • Danke für den guten Bericht!

    Auch wenn ich extrem trockene Räume habe, für Nylon ist es unerläßlich, das Filament zu trocknen. Mein Vorgehen kostet zwar nichts, ist aber auch nicht sonderlich effektiv und zuverlässig. Ich trockne die Rolle auf dem beheizten Druckbett mit einem übergestülpten Filamentkarton. Der muß dann von Hand immer mal wieder gelüftet werden, um die feuchte Luft entweichen zu lassen. Bei Nylon zieht sich das über Stunden und ist schon ein wenig nervig. Zumindest sieht die Kiste einigermaßen spacig aus. Wenn die Werte in der Kiste für die Filamente passen, ist das zumindest deutlich einfacher zu handhaben und der Preis ist angemessen. Ich überlege schon, ob ich die größere Variante bestelle. Doppelt ist sicher noch etwas effektiver.

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