China Kompressor Schnäppchen AS196

Ok, ich konnte einfach nicht anders, für 80,- Euro einen AS196 Airbrush Kompressor mit 3L Tank aus einem DE Lager bei AliExpress? Hier das Urteil..

Die Lieferung erfolgte schnell und problemlos, nach 72h stand der Postbote mit dem Paket vor der Türe. Die Verpackung ist etwas dünn, also um den halben Globus hätte ich das so jetzt nicht schicken wollen, aber aus einem DE Lager wars wohl kein Thema, denn der Kompressor kam hier gänzlich unbeschädigt an.

Geliefert wird der AS196 Kompressor komplett montiert, der Druckminderer mit Wasserabscheider ist auch schon dran und mündet in einen Standard 1/8″ Außengewinde Airbrush Schlauchanschluss und ist sofort einsatzbereit. Zubehör gibt es keines. Eine Anleitung auch nicht. Es scheint soweit alles weitgehend dicht zu sein, der Kompressor hält seinen Druck einen ganzen Tag. Wer es noch dichter haben will, besorgt sich am besten mal eine Rolle Teflonband und geht mit Seifenwasser auf lustige Leckage Suche. Habe ich mir gespart, ein ganzer Tag passt schon.

Im Betrieb:

Wie von der AS Kompressor Serie gewohnt, hat der Einschalter 3 Stufen: 0 = Aus, 1 = Automatikbetrieb zwischen 3 und 4 Bar und den „Dauerlauf“ bis maximal 6 Bar = 2. Das Manometer am Druckminderer reicht mit seiner Skala bis 10 Bar, da hätte man auch was mit etwas besser passendem Druckbereich ran schrauben können, war wohl grad nichts Anderes im Lager. Aber sei es drum, bei den PSI Werten muss man halt zur Not Strichlein zählen, wenn man es ganz genau wissen will. Bewegt man sich in der Bar Welt, ist das schon OK.

Im normalen Betrieb stellt ihr den Kompressor einfach auf Stufe 1 und lasst ihn sein Ding machen. Stufe 2 ist die Ausnahme und sollte maximal 15 Minuten an Stück nur dann gewählt werden, wenn ihr z.B. mal kurzfristig vielleicht für eine Ausblaspistole oder eine Luftpumpe etwas mehr Druck braucht. Bitte den Kompressor nicht auf Stufe 2 stehen lassen.

Zum Einstellen des richtigen Sprühdrucks für Eure Airbrush schließt Ihr die Airbrush an, schaltet den Kompressor auf Stufe 1 und wartet, bis der Tank nach dem Einschalten komplett gefüllt ist. Nun zieht den schwarzen Drehregler nach oben, drückt den Trigger Eurer Airbrush, damit Luft fließt, und dreht dann den schwarzen Regler, um den gewünschten Arbeitsdruck einzustellen. Gegen den Uhrzeigersinn verringert den Druck, im Uhrzeigersinn erhöht ihn. Nicht wundern, beim ersten Mal nach dem Auspacken muss man erst mal eine Weile (runter) drehen, bis sich der Zeiger bewegt.

In der Regel sprühen wir in einem Bereich zwischen 1,5 Bar und 2,0 Bar. Mehr Druck ist nicht zwangsweise besser, der korrekte Druck zum Sprühen ist abhängig von Düsengröße, Konsistenz der Farbe, Abstand zum Objekt und noch ein paar anderen Faktoren. Hier hilft am Anfang glaub nur probieren und studieren. Wird der gewünschte Druck angezeigt, den Regler durch Herunterdrücken wieder arretieren und dann kann man den Trigger an der Airbrush auch wieder los lassen. Nicht wundern, die Nadel springt dann gerne wieder ein kleines bissl nach oben.

Als 2-Kolben System ist er wenig verblüffend dann doch auch eine Ecke lauter als der zuvor von mir getestete AS189, macht jetzt nicht die Welt aus und ist wohl grad noch wohnraum-erträglich. Ich messe hier in gleicher Situation wie bei dem vorigen Kompressortest ca. 62-65 dB A mit Abschalt-Puff bei 74 dB A. Und vermerke etwas mehr Vibrationen am Kompressor als bei meinem kleineren AS189. Flüsterlese ist das nicht mehr.

Zum Vergleich:
AS189:  50-55 dB A mit Plopp um 75 dB A
AS196: 62-65 dB A mit Plopp um 74 dB A
AeroPro 30: 40-44 dB A mit Plopp um 61 dB A

Wartung:

Der A196 ist wie seinen kleineren Brüder öl- und (fast) wartungsfrei.

Einzig das Kondenswasser sollte gelegentlich über die Ablassschraube am Tankboden sowie am Wasserabscheider abgelassen werden. Je nach Luftfeuchte und wie heiß der Kompressor im Betrieb wird sollte das also mehr oder weniger oft geleert werden, das verhindert zum einen das Durchrosten des Tanks und zum anderen ist Wasser im Tank auch so nicht hilfreich. Wasser im Schlauch bei vollem Abscheider landet am Ende zwangsweise in der Farbe, das will man da absolut nicht haben.

Zum Ablassen sollte Druck im Tank sein.

  • Den Wasserabscheider hat man ja gut im Blick und leert ihn, wenn man sieht, dass da was drin ist. Zum Leeren drückt man einfach den silbernen Nippel etwas hoch und schon pfeift die Luft und angesammeltes Wasser da raus.
  • Beim Tank sollte man an Anfang vielleicht mal einmal pro Woche schauen und kann ja dann die Intervalle immer um eine Woche erhöhen, wenn sich da nicht viel ansammelt. Stellt nen Eimer drunter. Das Wasser, dass da raus kommt ist dreckig und stinkt und macht auf dem Teppichboden im Wohnzimmer der Regierung keine Freude.

An der Seite findet ihr das Überlastventil, das sollte man nach dem Auspacken und auch so alle Jahr mal testen, in dem man an dem Ring zieht, nachdem etwas Druck im Tank aufgebaut wurde. Nicht erschrecken, das knallt ganz fürchterlich.

So einmal im Jahr kann man auch mal nach den Filtern gucken.

Was leistet denn das gute Stück?

Erfreulich viel 🙂

Seinen 3L Tank füllt der AS196 in etwa 1 Minute. Wenig überraschend gelingt es dem AS196 eine 0,2er Airbrush komplett ohne Abfall des Arbeitsdrucks an der Airbrush – hier wieder mit 2 Bar getestet – dauerhaft zu versorgen, ohne dazu selbst zum Dauerläufer zu werden. Sinkt der Druck im Tank während des Sprühens unter 3 Bar, pumpt der AS196 automatisch bis 4 Bar wieder nach. Am Sprühdruck merkt man davon nix. Nur am Geräusch.

Mit der 0,2er Airbrush kann ich mit vollem Tank 38 Sekunden am Stück sprühen, bis die Pumpe wiedereinsetzt. Wenn ich dann pausiere, ist der Tank in 20 Sekunden weder voll. Sprühe ich ununterbrochen weiter, dauert das wieder Auffüllen des Tanks 48 Sekunden und er schaltet dann automatisch wieder ab. Die nächsten 38 Sekunden sprühe ich nun wieder aus dem Tank bis die Pumpe wieder anspringt.. Usw. usf. Das ist nicht ganz 50:50 aber gut genug um zu sagen: mit einer 0,2er Düse muss man sich hier absolut keinen Kopf machen.

Zum Vergleich:
AS189: 28s / weiter Sprühen ohne Druckabfall >= 5 Minuten möglich
AS196: 38s / weiter Sprühen ohne Druckabfall, nach 48s wieder voll

AeroPro30A: 2:17min / weiter ohne Druckabfall, nach 1:10min wieder voll

Mit der 0,4er Düse sieht es dann wie folgt aus, reine Sprühzeit von vollem Tank bis die Pumpe wieder einsetzt sind 21 Sekunden. Dem AS196 gelang es nicht, in dem von mir gesetzten Limit von 5 Minuten während des ununterbrochenen Weitersprühens den Tank wieder zu füllen, erwärmte sich dabei erwartungsgemäß merklich – aber – und das rechne ich ihm hoch an: der AS196 hielt die ganze Zeit den Druck an der Airbrush konstant ohne einzubrechen. Das ist meiner Meinung der relevante Unterschied zum AS189.

Zum Vergleich:
AS189: 18s / weiter Sprühen nur mit Druckabfall
AS196: 21s / weiter Sprühen ohne Druckabfall >= 5 Minuten möglich

AeroPro30A: 1:25min / weiter ohne Druckabfall, nach 2min wieder voll

Während also noch beim AS189 (und umso mehr bei dem ganz kleinen AS186) der zunehmende Druckabfall aufgrund der geringeren Leistung, die stärkere Erwärmung und die damit einhergehend höhere Kondensatbildung womöglich noch hinter dem Wasserabscheider den Erfolg des Bemalvorgangs potenziell gefährdet, hat der AS196 auch mit der 0,4er Düse keine nennenswerte Probleme mehr.

Trotzdem sollte man zumindest ein bissl die Gesamtpumpzeit im Auge behalten – es gilt die universelle 50:50 Kompressor-Regel: „Maximal 15 Minuten am Stück pumpen, dann ebenso lang Pause, um ein Überhitzen zu vermeiden“.  In der Praxis wird das allerdings wohl nur bei größeren Flächen interessant.

 

Mein Fazit:

Der AS196 macht einen rundum guten Eindruck und ist auch für größere Airbrush-Aufgaben ein zuverlässiger und leistungsstarker Helfer. Er bietet genug Mehrleistung, um den Flaschenhals der kleineren AS186/AS189 bei Düsen >0,2mm zu knacken und diese Düsengrößen bis 0,4/0,5mm auch mit anspruchsvolleren Medien wie Grundierungen in der normalen Anwendung zuverlässig und stabil mit ausreichend Luft den Tag über zu versorgen. Wir sprühen ja anders als ich hier teste nur sehr selten wirklich Non-Stop durch.

Wer mit seinen Airbrush Tätigkeiten über den Bereich Tabletop Minis und Modellbau in kleinen Maßstäbe hinaus, etwas mehr in die Fläche gehen will, was im 3D-Druck mit unseren bis zu 500x500x500mm Druckvolumina ja schnell der Fall ist, der greift ab einer Düsengröße über 0,2-0,3mm besser zum AS196, vor allem eben, weil der AS196 billiger zu haben ist, als seine schwächeren Brüder.

Kurze Sprühstöße gefolgt von kurzen Pausen mit einer 0,6er Düse sind jetzt auch kein Beinbruch, aber große Flächen damit am Stück werden auch ihn schnell überfordern.

Die Mehrleistung zum AS186/AS189 erkauft man sich mit der höheren Lautstärke.

Unterm Strich stelle ich fest, die beworbene Lautstärke ist zu niedrig angegeben, und ich nehme ihm die behaupteten 35-40 L/min als Luftdurchsatz nicht ab und behaupte das ist reine Ansaugleistung und damit ist der Wert ohne wirkliche Aussagekraft. Und auch die pauschale Eignung für 0,6mm Düsen will ich so nicht ohne Einwand nachplappern.

Mit einem tatsächlichen Luftdurchsatz von 35+ L/min (und eben nicht reiner Ansaugleistung) müsste er den Aero Pro 30 bei den größeren Düsen 0,6 und höher übertreffen – tut er nicht. Aber: der Aero Pro kostet 6 mal mehr und gewaltig oder auch nur wahnsinnig relevant sind die Unterschiede abseits der großen Düsen eben auch nicht, einzig in der Lautstärke und Größe des Tankinhalts.

Ich wäre, denke ich, auch mit dem AS196 glücklich geworden, auch wenn ich den Kauf des Aero Pro 30 absolut nicht bereue. Noch nicht, das kann ja noch kommen, wenn ich den ersten Werkstattkompressor teste 😉

Kommen wir zum aktuellen Preis

und das ist der eigentliche Knackpunkt

Das AliExpress Angebot von Hilitand aus dem DE Lager ist mit seinen 80 Euro so günstig, dass mir gar nichts anders übrig bleibt, als interessierten Neueinsteigern diesen Kompressor zu empfehlen, solang die Lautstärke nicht der wichtigste Faktor ist und man absehbar wirklich nur im Bereich Tabletop Minis bzw. in kleinen Modellbau Maßstäben unterwegs sein wird. Schon für mittlere Düsen ab 0,4mm zum Grundieren / Klarlacken mittelgroßer Flächen ist der AS196 dann auch abseits des Preises die bessere Wahl als die paradoxerweise teureren kleineren Modelle AS186 und AS189.

Den AS196 Kompressor gibt es natürlich auch im deutschen Fachhandel mit Beratung, Service und der hierzulande üblichen Garantie – aber damit steigt zwangsläufig auch der Preis. Wenn ich bei meinem favorisierten Airbrush Händler PK-Pro.de rein schaue: auch die dort aufgerufenen im Preisvergleich immer noch günstigen 167,- Euro ist der AS196 ohne Zweifel Wert.  Mit China kann ein deutscher Fachhandel preislich einfach nicht mithalten.

Mein Empfehlung für knappe Budgets ist daher wie folgt: 

Nehmt den AS196 von Hilitand über AliExpress. Für 80 Euro habe ich trotz langer Recherche einfach nichts Überzeugenderes gefunden.

Wie soll ich einen schwächeren Kompressor empfehlen, wenn der kleinste AS186 am Ende mindestens 25 Euro mehr kostet, das macht nur dann Sinn, wenn die Lautstärke wichtig ist, der AS189 lag ja mit seinen ca 55 dB A schon hörbar drunter. Selbst wenn man die Mehrleistung eines AS196 nicht braucht, ist der AS196 ja deswegen nicht schlechter nur etwas lauter.

Und mit dem gesparten Geld kauft Ihr bei Eurem Fachhändler dann eine qualitativ hochwertigere Airbrush. So empfinde ich das als sinnvoll angelegte Kohle und Euer Fachhändler hat auch was von.

Ausblick

Wer jetzt gedacht hat, mit dem AS196 sei das Ende der Fahnenstange in der AS Kompressor Serie erreicht, der irrt übrigens: es gibt ihn auch als 4-Kolben Version AS48A z.b. von Fengda zu 305,- Euro (Amazon.de) oder auch Kastor zu 159,- (Amazon.de).

Diese Preisunterschiede mache mich kirre.

Die werde ich allerdings auslassen, macht für mich in der Form und nur einem 3L Tank ausgestattet dann keinen rechten Sinn mehr und wahrscheinlich geschönte 60 dB A lt. Datenblatt ist in Echt dann bestimmt nochmal ein gutes Stück lauter und mir dann bestimmt zu viel.

Ich werde mir statt dessen als nächstes dann mal einen klassischen Werkstattkompressor der Marke Implotex ansehen. Kann aber noch etwas dauern.

 

16 Kommentare

  • Danke für den Bericht. Ich habe mir den AS 196 vor gut drei Jahren gekauft. Aus Zeitmangel für mein Hobby habe ich ihn eher selten benutzt, geschätzt ist er weniger als 30 Stunden total gelaufen.
    Letzte Woche rappelte er wie verrückt. Bei der Ursachensuche habe ich festgestellt, dass die Pleuelstange des einen Zylinders gerissen ist. Nach knapp 30 Stunden Betrieb, verteilt auf drei Jahre.
    Bei Wiltec gibt es übrigens die ganze Pleueleinheit als Ersatzteil für unter 20,- € plus Versand. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

  • Nur ein kleiner Tipp zum AS 196 :
    Wenn man den Kompressormotor zwischen dessen Befestigungslaschen und Tank auf gute Silentblöcke setzt, wird der ne ganze Ecke leiser.
    An denen wurde in Chinesistan gespart.

    Grüße
    Hans

  • Jetzt bin ich verwirrt, dein Chinaknaller schaut aus wie ein beinhartes Plagiat
    Ich dachte bislang immer, die Firma WilTec Wildanger Technik GmbH vertreibt den AS196?

    • Ich meine Wiltec verkauft das selbe Plagiat eines chinesischen Herstellers nur mit Wiltec Aufkleber drauf.. Und bei Wiltec dann natürlich 2 Jahre deutsche Garantie/Gewährleistung inklusive. Ich bezweifle ganz arg, dass Wiltec die selber baut. Ist bei den Wiltec Sprühkabine das Selbe in Grün.

  • Also ich bin von ölfreien weg, die waren mir schlicht zu laut in meiner Mietwohnung. Habe mir dann den SilAir 20D im Angebot geholt. Der Unterschied in der Lautstärke ist erheblich. Den SilAir könnte man überhören wenn man nicht wüsste dass er arbeitet. Das einzig laute an dem ist dieses Pling wenn er aufgepumpt hat.

    Bin letztendlich zufrieden mit dem Ding, leise, hübsches Gehäuse und hochwertige Teile.

    • Der SilAir 20A müsste der leiseste heute am Markt sein und schön kompakt ist er auch. Die AS sind merklich lauter – AS189 und AS196 ein ordentliches Stück sogar. Ist natürlich auch ein gutes Stück im Preis oben drauf, aber wenns leise sein soll, ist der SilAir 20A der Maßstab.

  • Ich bin auch sehr zufrieden mit dem AS196. Am WE werde ich mal die Paasche HS1 ausprobieren.
    Die Bilo Airbrush von Amazon hat daran mit 0.8 Nadel gut funktioniert.

  • Wohin soll ich das Geld schicken?

  • Hallo Stephan, ich hätte da echt Interesse an dem Teil und würde ihn gerne kaufen.

    • Ich muss mich korrigieren, da war jemand noch schneller.. Aber nicht verzagen, ich werde nochmal Kompressoren testen und mach mir nn Notiz dass Du Interesse hattest. Sorry 🙁

      • Schade….
        denn mein Troll ist explodiert und weiß nicht wo reparieren. Die guten haben alle zugemacht.
        ……………

  • Hi Stephan, ordentlicher Test und gute Einschätzung.
    Ich habe das Ding ja „im Kasten“ direkt von WilTec weil ich nicht länger warten wollte aber auch mich macht der Preis ein bisschen kirre. Einfach krass und unglaublich wie viele Klone auf dem Markt vertreten sind…von 80,-€ bis 180,-€

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