Anycubic Mega Zero 2.0

Endlich hat auch Anycubic mal einen richtigen Einsteiger-Drucker, also gut und günstig.

Den Mega Zero 2.0.

Nachdem die erste Version ja weder Fisch noch Fleisch war, weil ohne Heizbett, gibt es nun den Mega Zero 2.0. Größte Änderungen: ein Heizbett und ein starkes Netzteil.

Man sieht auf den ersten Blick, was da Pate gestanden hat: der schon lange bewährte Creality Ender-3. Wenn nicht Anycubic draufstehen würde, wäre er nicht als solcher erkennbar.

Da uns von Anycubic noch nie ein Testgerät gestellt wurde, habe ich auch dieses von meinem eigenen Geld gekauft. Hier gibt es ihn aktuell: AliExpress Anycubic Zero 2.0 für 148,- (aus DE)

Erstmal die technischen Daten, Übersetzung und Präzisierungen von mir:

● Drucktechnologie: FDM (Fused Deposition Modeling)
Layer-Auflösung: 0.1-0.3 mm
● Unterstützte Materialien: PLA, TPU, ABS, HIPS, PETG, …
● Druckgeschwindigkeit: 20~100mm/s (empfohlen 60mm/s)
● Positionier-Genauigkeit: X/Y/Z 0.0125/0.0125/0.002 mm
● Düsen-Durchmesser: 0.4 mm
● Bauraum: 220 mm x 220 mm x 250 mm (X/Y/Z)
● Anzahl Extruder: einer
Extruder Temperatur: max. 255ºC
● Heizbett Temperatur: max. 110ºC
● Umgebungs-Betriebstemperatur: 8 – 40 ºC
● Software: Cura, Simplify3D, etc.
● Dateiformat: gCode
● Anschlüsse: microSD Karte, USB-Kabel (nur für Experten)
● Anschlusswerte: 100/240 V AC, 50/60 Hz
● Ausgang: 24 V / 15 A (360 W)
● Drucker-Platzbedarf: 510 mm × 490 mm × 680 mm (B/T/H)
● Nettogewicht: ~7 kg

Wie bei Anycubic üblich: sehr kompakt aber sehr gut verpackt. Drei Lagen Hartschaumstoff-Formteile, in denen die vier Hauptbestandteile sowie Zubehör liegen.
Also Elektronik-Box, Netzteil, Z- und X-Achsen-Einheit, Y-Achsen-, Bett- und Basis-Einheit.

Apropos Netzteil: meines ist zwar ein NoName, hat aber 400 statt 360 W.

Und ein paar lächerliche Meter Test-Filament.

Auch wie üblich bei Anycubic: umfangreiches Zubehör, aber eine kleine Spachtel statt der schönen großen, passt aber schon.

Und kein Ersatz-Hotend wie bei den teureren Anycubic-Druckern.

Es passen bis zu 86 mm breite Filamentrollen auf den Halter.

Der Aufbau ist dank der präzisen, gedruckten (englischen) Anleitung in unter 30 Minuten erledigt, inkl. Bettleveln. Auf allen Kabeln steht, wo sie hingehören. Einzig die Kabel zu den Endschaltern sind etwas fummelig, da sie in kleinen Kabelschuhen enden, die man evtl. sogar vorher noch etwas enger biegen muss, damit sie sicher halten.
Das -endlich beheizte- Bett hat eine Magnetmatte mit einer FakeTak-Oberfläche und große Leveling-Muttern.
Die Y-Achse ist ein 4020 V-Slot-Profil, der Wagen hat vier Rollen, also zwei Exzenter, das Spiel war perfekt eingestellt.
Das Netzteil hängt am linken Z-Profil, rechts ist die einzelne Z-Spindel und der transparente BMG-Klon Bowden-Extruder, der in Z mitfährt.
Auch Anycubic hat nun wohl kapiert, daß die Titan-Klon-Extruder problematisch sind.
Der Druckkopf sieht auch sehr nach Creality-Klon aus, selbst die gleichen Lüfter-Typen: ein 4010 Axial für das Coldend, ein 4010 Radial für das Bauteil, der sogar mal an die richtige Stelle bläst.
Die Elektronik-Box ist mit zwei Schrauben rechts an der Basis zu befestigen.
Sie enthält ein klassisches 12864 Dreh-Klick-Display und ein minimalistisches Melzi-Board mit ATMega 1284P Prozessor und verlöteten A4988 (o.ä.) Treibern sowie einen 4010 Lüfter.
Die ersten zwei Drucke, nur das Bett über das Display geführt manuell gelevelt, die E-Steps haben sofort gepasst!
Im Prinzip sollte jedes i3 Mega oder Ender 3 Slicer-Profil gehen, wenn man den Bauraum anpasst.
Auch das Benchy und unser Würfel sind auf Anhieb gut geworden, trotz meiner üblichen Turbo-Einstellungen: 0,5 mm Linienbreite, 0,25 mm Schichtdicke und 60 mm/s.
Die SD-Karte enthält das übliche, aber sogar Cura-Profile, die ich nicht getestet habe, da ich Simplify3D nutze.

Rechts: meine eigene, absolut unnötige und optionale, Marlin-Version.

Der Drucker gefällt mir ausgesprochen gut, ich hatte null Probleme während des Tests!

Er ist schnell und einfach aufzubauen, da alle Achsen schon fertig zusammengebaut sind. Die Fertigungs- und Montagequalität sind typisch Anycubic: einwandfrei, alles massiv, präzise und gut verschraubt, das ist also kein Billig-Klon. Nur die vier Schrauben am oberen Ende der Z-Profile musste ich etwas fester anziehen.

Der BMG-Klon Extruder mit seinem 3:1 untersetzen Dual Drive (greift das Filament von zwei Seiten) ist stark und präzise, auch TPU (Shore A95 habe ich getestet) und PETG machen keine Probleme. Andere Materialien, die nicht zwingend eine Einhausung benötigen, sollten auch funktionieren, aber arg weiches TPU braucht einen Direkt-Extruder, da ist der Bowden hier hinderlich, auch wenn er schön kurz ist, da der Extruder auf Z mitfährt.

Auch eine sehr willkommene Neuerung: ein 24V Netzteil, das heizt u.a. schneller auf als die 12V Modelle. Es dauert gerade mal 100 Sekunden bis Bett und Düse stabil auf PLA-Temperaturen sind.

Der angegebene Bauraum von 220*220*250 mm^3 ist vollständig nutzbar, da das Bett je 10 mm mehr misst, die Home-Positionen von X und Y außerhalb des Bettes liegen und die Zuleitungen zum Druckkopf noch nicht oben unter der Querstrebe eingeklemmt werden.

Die flexible magnetische Bettauflage ist ganz praktisch und hält alle von mir getesteten Filamente gut fest, PETG wie bei BuildTak üblich zu gut (dafür einfach die Bettschrauben 1/8 Umdrehung fester anziehen).
Da sie wirklich weich ist, werden Spuren und Dellen vom Abziehen auf Dauer nicht zu vermeiden sein.
Und sie kann natürlich nicht mit einer Federstahl-Platte mit BuildTak- und PEI-Folie konkurrieren, aber die kann man ja nachkaufen, wenn man will.

Leise ist der Drucker leider nicht, da keine TMC-Steppertreiber verbaut sind und auch die Lüfter deutlich zu vernehmen sind. Aber es rattert oder klappert nichts.

Ach ja, er kann wohl sogar nach Stromverlust weiterdrucken, meldet das auch entsprechend, getestet habe ich das aber nicht.

Die Firmware ist, für Anycubic erstaunlich, endlich mal eine normale, aktuelle Marlin, also 1.1.9.

Den Sourcecode muss man aber leider wieder beim Support beantragen (Dank an @spok, der das getan hat.). Wozu hat Anycubic eigentlich einen Download-Bereich auf der Homepage und eine GitHub-Seite? Ich habe die Datei unten angehängt.

Da sie aber in der alten Struktur für Arduino gehalten und wohl eine Version älter (0.0.1) als die vorinstallierte (0.0.2) ist, habe ich mir spaßeshalber eine neue von Null aus der aktuellen VS Code + PlatformIO kompatiblen V1.1.9.1 direkt von der Marlin-Homepage gebaut. Eine Zip-Datei mit den von mir oder Anycubic geänderten oder neuen Dateien hängt unten ebenfalls dran.

Wichtiger Hinweis: absolut optional, die originale ab Werk installierte funktioniert einwandfrei!

Fazit:

Für einen Einsteiger ist der Anycubic Mega Zero 2.0 mindestens genauso zu empfehlen, wie der Creality Ender-3.
Er ist sogar noch leichter aufzubauen, da fast alles vormontiert ist.
Zum Basteln lädt er nicht gerade ein, das ist aber auch nicht nötig. Wer das will soll sich bitte eine Preisklasse höher umschauen.

Klare Kaufempfehlung, solange der Preis unter 200,- € bleibt, meiner hat sogar nur 141,- € gekostet!

So hätte der erste Mega Zero schon sein sollen, den man leider nicht wirtschaftlich auf diesen Stand aufrüsten kann. Von Anycubic wird es da sicher auch nichts geben.

Hier die beiden Firmware-Downloads, beide sind völlig unnötig, da die vorinstallierte einwandfrei funktioniert und daher nur für Bastler! 😉

Anycubic Marlin 1.1.9 Sourcecode V0.0.1

Mega Zero 2.0 Marlin 1.1.9.1 Dateien von alfrank

Update, 05.11.2021:

Hier die fertig kompilierte Hex-Datei meiner obigen Firmware-Variante, aber ungetestet, da ich den Mega Zero 2.0 nicht mehr habe.

MZ20 alfrank.hex

Die Diskussion zu diesem Testbericht und zum Drucker im Allgemeinen bitte hier im Forum führen.

28 Kommentare

  • ich finde im netz leider nirgenswo eine anleitung wo ich den kapazitiven sensor anschließen kann an diesem board, also kein pinout nichts. hast du evtl. was? danke dir lg chris

    • Dieser Drucker hat ein extrem minimalistisches Mainboard, das hat keine freien Anschlüsse, sorry.
      Aber ABL wird auch total überbewertet.
      Ich levele meine Drucker einmal manuell und dann erst wieder, wenn ich die Düse gewechselt oder den Drucker woanders hingestellt habe.

  • christiankoeck

    Hat schon jemand veruscht das Mainboard zu tauschen? Mir gefällt er gut, die Drucke sind sehr gut. Allerdings macht mich die Lautstärke etwas verrückt. Die Treiber sind ja nicht gesteckt, was ich gesehen habe.

  • Ich würde gerne meine Mega Zero das Firmware Update von @alfrank spendierem um die Funktion M503 und M500 zu aktivieren. Ich habe mir schon einen Wolf gegoogelt und ich lese immer nur die hex Dateien müssen auf die SD Karte, dann Drucker einschalten, warten und Drucker startet neu.

    In der Zip Datei liegen so einige Dateien, müssen alle aus dem Ordner „Marlin“ auf die Karte? muss die Dateiendung .h auf .hex geändert werden?

    Danke 🙂

  • Hallo,
    leider habe ich mein Mainboard kaputt gemacht, was kann ich denn als neues benutzten und kann ich die unten stehende Firmware dann drauf tun? Würde mich sehr über eine Antwort freuen

  • Hallo,
    Da muss ich ein Montagsgerät erwischt haben.
    Habe es als gebrauchtes von einem älteren Herrn erworben der mit der englischen Anleitung und mit der Bedienung nicht zurecht kam.
    Ich habe die Anleitung erst einmal in’s Deutsch übersetzt.
    Der Extruder transportierte nicht, geöffnet und das Ritzel auf der Welle festgeschraubt, gut so.
    Das magnetische Bett hat sich nach den ersten Versuchen aufgelöst. Beim entfernen der gut festsitzenden Drucke ging die oberste Schicht ab. Nein nicht zu heiß.
    Ich habe dann bis auf die Aluplatte alles runter gemacht, Platte gesäubert und eine GFX Dauerdruckplatte drauf. Den Z-Axen Endschalter etwas nach oben, die Rollen unter der Heizplatte festgeschraubt, wackelte gewaltig.
    Nach dem Nivellieren druckt er jetzt einwandfrei. Nur bei sehr großen Drucken die die Größe der Platte ausnutzt hebt sich vorn links immer etwas der Druck nach oben. Bin noch am Experimentieren mit Temperatur und Geschwindigkeit.
    Über Tipps wäre ich Dankbar

  • Tach zusammen, jo derselbige steht nun auch bei mir und ich bin am testen…
    Macht einen soliden ersten Eindruck, ich hatte am Mainboard wohl einen Wackelkontakt,
    sobald ich das Bett aufheizte blinkte das Display und ein Art klackern war zu vernehmen,
    ähnlich wie beim alten Blinkerrelais(ich hatte das Display geöffnet um zu schauen was dort zu ersehen ist
    und danach war Ruhe)….komisch.
    Naja…jetzt gehts ans Testen……mein Geeetech A20T geht zurück nachdem sich das Display nicht mehr durch den Kontrollknopf steuern lies….aber bekomme einen neuen selbigen, hab mich an diese Zippe halt gewöhnt…

  • Solider Ttestbericht und toller 3D-Drucker, auch wenn dieser an andere China-Klone erinnert 😉 Die Anycubics haben mir persönlich schon immer mehr zugesagt als die Ender-Teile. Aber das ist Geschmackssache.

  • Danke für den Bericht Alex,

    da freu ich mich jetzt schon wenn meiner kommt. Wird gut neben den Chiron passen 🙂

    • Bechler Johannes

      Guten Tag, ich habe mir den Zero 2.0 zum Geburtstag bestellt. Gut, dass ich bei der ersten Generation nicht zugegriffen habe. Genauso ist mein Plan, einen kleineren Drucker neben den Chiron stehen zu haben. Für kleine Teile, ist es einfach zu viel Energie die verschwendet wird beim Chiron.

  • Welches Board ist da eigentlich verbaut?

    Und was ist denn an den Titan-Klonen „problematisch“?

    Im Prinzip liest sich ansonsten der Bericht wie eine Beschreibung vom Tornado, nur hat der Mega ein Drittel weniger Bauraum in jeder Dimension…

    • Ein nur für diesen Drucker von Anycubic gebautes Melzi-Board.

      Ich habe bei den Titan-Klonen immer das Problem, daß sie das Filament nicht zuverlässig fördern, was schon daran zu erkennen ist, daß keiner auf den Hardware-bedingten 393 Schritten pro mm steht und daß bei jedem Versuch der Kalibrierung etwas anderes herauskommt. Das liegt hauptsächlich daran, daß das Filament nur einseitig von einem Ritzel gegriffen wird.

      PS: Der Tevo Tornado kostet ungefähr das doppelte!

  • Mahlzeit,

    also ich bin ja absoluter 3D-Drucker Neuling und hatte mir wie @alfrank ja das gute Stück im Sale für unter 150€ gekauft.
    Kurz zum Background, ich bin gelernter Zerspanungsmechaniker und habe vor einigen Jahren zum Fachinformatiker umgeschult, privat wird mir etwas der Nerd nachgesagt.

    Ich bin mit der Konstruktion, der Stabilität und der Vormontage vom meinem Gerät sehr sehr zufrieden.
    Lediglich die im Bericht angesprochenen Kabelschuhe für die Endanschläge halten zum Teil wirklich schlecht. Das ist mir aber erstmal gar nicht so aufgefallen und am zweiten Tag ist bei mir einen der Kabelschuhe vom Y-Achse Anschlag abgegangen wodurch das Gerät immer die Position in Y verloren hat.

    Ich weiß nicht ob das generell bei Betten mit so einer magnetischen Druckplatte ist, aber ich level das Bett vor jedem Druck, was aber in meinen Augen sehr schnell geht und daher für mich jetzt einfach zur Startprozedur gehört.
    Derweil bin ich an einem Projekt mit mehreren Teilen wobei die größeren zwischen acht und elf Stunden brauchen. Da machen in meinen Augen die 2 Minuten zum leveln auch nichts mehr.

    Was aber noch angesprochen werden sollte ist, dass in der Anleitung geschrieben wird, man sollte in Cura das Profil von einem i3 Mega nehmen und dieses für den Zero 2.0 umbauen.
    Wer die aktuelle Cura 4.8 nutzt kann in meinen Augen einfacher das Profil vom Zero nehmen welches da mitgeliefert wird und dort im Profil das Heizbett aktivieren. Geht einfacher, schneller und funktioniert bei mir absolut problemlos.

    In meinen unerfahrenen Augen kann man das Gerät als Anfänger oder als kleines Zweitgerät für um die 150€ gut kaufen.
    Teilweise wird der Zero 2.0 aber für 250€ bis 300€ angeboten, für den Preis würde auch ich zu einem anderen Drucker greifen.

  • Klasse Bericht.
    Schade nur, dass er der Drucker so laut ist. Macht ansonsten einen guten Eindruck.
    Gut ein Mainboard Wechsel ist nicht der Akt, aber dann ist man preislich auch gleich etwas höher.

    • Nabend und danke für den tollen Bericht. Ich überlege derzeit, ob ein Wechsel vom i3 Mega zero auf den zero 2.0 sinn machf. Wie steht ihr dazu?

  • OK! Der Drucker sieht gut aus. Aber trotz fertiger Vorlage von Creality erst beim 2. Anlauf geschafft. Abgesehen vom Extruder hat sich Anycubic auch nichts weiter einfallen lassen als einen gespiegelten Ender-3 zu bauen. Man hätte ja einfach mal auf thingivers nachsehen können, was die Leute an dem Ender verbessert haben. Auf Anhieb fällt mir das Netzteil ein. Das kann man ohne zusätzlichen Aufwand zur Versteifung des Rahmens nutzen. Prusa macht das schon ewig. Den Rollenhalter könnte man mal an eine intelligentere Stelle setzen…. Na gut! Dann haben wir nichts mehr zum Basteln! Schöner Beitrag! Danke Alex!

    • Ja Alex, super Testbericht! Und Uwe, um Deine Kritik noch zu ergänzen, ich kann nicht verstehen, warum immer noch laute Treiber in neuen Druckern verbaut werden. Wenn das ein Einsteigerdrucker sein soll, ist es unfreundlich denen gleich einen Boardwechsel zuzumuten. 😉

      • Klar! 2208 kosten auch nicht so viel mehr aber lieber laut und es funktioniert. Deshalb empfehle ich den Ender 3 ohne Pro oder V2. Damit kann man gut drucken und das Restgeld nach eigenen Wünschen verbasteln.

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