Zonestar Z5F

Friedhof der Kuschelbenchys

Irgendwann muß man einen Schlußstrich ziehen. Nach dem sich der Z5F als eine mechanische Katastrophe heraus gestellt hat, hat der Ehrgeiz zugeschlagen und ich hab kaum eine Stelle ausgelassen den Drucker zu überarbeiten.

ob Kapton, Kleber, Krepp oder UltraBase das Ergebnis wird ein Wrack

direkte Verschraubung

Verschraubung + Winkel

Verbindung Rahmen/Y-Achse

Ich hab die Blechwinkelchen ersetzt, den Rahmen gebohrt und verschraubt, mit Winkeln den Rahmen mit der Y-Achse verbunden, die Umlenkungen der Zahnriemen zweiseitig ausgeführt, die Lagerung der Spindel korrigiert, einen Filamenthalter erstellt, eine Ultrabase gekauft und bekomme kein Ergebnis präsentiert! Selbst wenn der Drucker nun ordentlich drucken würde wäre er weit entfernt von dem was ich einen ordentlichen Drucker nennen würde. Einige Dinge habe ich bereits in den vorherigen Beiträgen aufgeführt und ich könnte die Liste fortsetzen aber das bringt einfach nichts! Ich finde das Grundkonzept noch immer gut und koche vor Wut wie man diesen Drucker so versauen kann! Dieser Geiz an jedem Teil dieses Druckers läßt mich förmlich toben! Auch die Empfehlung besser zum D805S zu greifen ziehe ich hiermit zurück! Auch wenn da der Rahmen ordentlich verschraubt und mit Winkeln mit der Y-Achse verbunden glaube ich nicht, das die vielen anderen Probleme auch nur ansatzweise behoben sind. Finger weg!

geänderte Y-Umlenkung

Was hat das Faß nun zum Überlaufen gebracht? Ihr seht oben die Benchys. Es ist mir beim besten Willen nicht gelungen einen Benchy fertig zu drucken! Das was gedruckt wurde sieht teilweise gar nicht so schlecht aus aber keiner wollte bis zum Ende des Drucks auf dem Bett verweilen. Egal welche Unterlage oder welcher Abstand es hält nicht! Um die beiden letzten Benchys zu drucken hab ich sogar einen negativen Düsenabstand eingestellt! Die Düse hat also das Druckbett nach unten gedrückt und konnte trotz Brim, 215°C am Hotend und 65°C Betttemperatur keine ausreichende Haftung des Filaments auf dem Druckbett herstellen. Der Träger unter dem Druckbett federt und gibt nach während die Federn unter den Stellschrauben bereits fest zusammengezogen sind. Ausreichend Steifigkeit konnte ich erst erreichen durch das Aufkleben der Ultrabase auf das Heizbett.

Druckbettträger aus Acryl

vergeblicher Versuch den Träger zu versteifen

Den Hintergrund der Geschichte kann ich auch liefern. Ich hab das Heizbett abgebaut um mir die Trägerplatte genauer anzusehen. Was sofort auffällt, die wird auch für andere Drucker mit LM8UU verwendet. Kommt sofort die Frage auf: Warum funktioniert es da und nicht hier? Die Antwort sticht ebenfalls sofort ins Auge. Die Abstände der Rollen sind viel geringer als die der Lager. Ich hab das mal in vereinfachter Form mit einem Aluprofil 50×8 und 210mm Länge von AutoCAD nachrechnen lassen. Das es so krass ist erstaunt auch mich. Die Trägerplatte ist etwas komplizierter geformt und aus Acryl. Acryl hat AutoCAD nicht in der Liste und so genau kommt es gar nicht drauf an. Der schwächste Querschnitt ist 50×8 und die Abstände sind eigentlich noch ungünstiger da ich nur in X-Richtung die Abstände berücksichtige und die in Y-Richtung ignoriere. Die Kräfte sind willkürlich aber in beiden Fällen gleich und im gleichen Abstand von 210mm angesetzt. Im Bild seht Ihr die Tendenz.

Oben seht Ihr die Version mit LM8UU 140mm Abstand unten mit Rollen 40mm Abstand. Der Abstand der Lager zur Krafteintragung ist ein völlig anderer. Schon der Verlauf der Biegemomente (grün) ist viel extremer was an der Biegelinie (orange) extrem deutlich wird. Der Absolute Betrag der Durchbiegung ist bei der Rollenführung 3,5-mal so hoch. Meine Aussage daher: Acryl ist für die Trägerplatte hier absolut nicht ausreichend. Ich überlege ob ich durch Flacheisen etwas unterstützen kann aber tatsächlich muß die Trägerplatte getauscht werden.

freier 220V-Anscluß

lose frei hängende Kabel am Board

Die nächste Katastrophe ist die fehlende Einhausung von Netzteil und Steuerung sowie die frei liegenden 220V an Netzteil und Stromanschluss. Ich hab eine Einhausung konstruiert und gedruckt.

Einhausung

So komm ich zu dem Schluß: das der Drucker im besten Fall als Teilelieferant für einen anderen Drucker dienen kann. Möglich das ich den Drucker nochmal in die Hand nehme wenn mir ein geeignetes Stück Blech in die Hände fällt! Wer den Drucker kauft und nutzen möchte sollte sich auf umfangreiche Umbauten einstellen. Wenn ich das mal vorsichtig versuche zusammen zu rechnen dann kommen da:

  • Schrauben für den Rahmen mit Bohrung und Senkung in den Profilen
  • Nutensteine mit Schrauben
  • Winkel zum Verbinden mit der Y-Achse
  • Zahnriemenscheiben für die Umlenkungen
  • Neue Halterung für die Y-Umlenkung
  • 2.Halterung mit Endanschlag für X
  • Trägerplatte für Druckbett
  • Spindelhalterung
  • beide Z-Schlitten
  • Halterung für Display
  • Filamenthalter
  • Filamentsensorhalter
  • Endlagenschalter
  • Ultrabase
  • Schlauch für Filament
  • Einhausung für Netzteil
  • Einhausung für das Board
  • Kabelmanagement

Entschuldigt wenn ich bei der Masse etwas übersehen habe.

Der Zonestar sieht nach dem vielen Umbau einigermaßen brauchbar aus. Dennoch gibt es noch immer Bedarf zur Nachbesserung. Allen voran der Druckbettträger aber auch die viel zu dünnen Bleche der Schlitten oder die fehlenden Excenter an den Rollen. Der Aufwand für das Nachrüsten steht eigentlich in keinem vernünftigen Verhältnis und der gesamte Drucker ist eine einzige Baustelle. Dennoch gibt es Gründe für den Z5F. Das Board bringt alles zum Aufrüsten des Druckers mit. Der ABL-Sensor wird bereits beigelegt. Freie Anschlüsse für 2.Extruder und Filamentsensor sind vorhanden und in der Firmware belegt. Die Firmware ist nicht verrammelt und der Bootloader ist aufgespielt. Damit läßt sich die Firmware ohne Zusatzaufwand mit Cura flashen. Die Masse an Downloads auf dem Google-Drive von Zonestar ist jedoch etwas unübersichtlich.

Nun ist wieder Zeit mich den lohnenden Dingen zu widmen!

Update 01.10.2018:

Lange haben sie gebraucht bei Zonestar! Zonestar hat den ZONESTAR Z5M Mix-Color 2-In-1-Out 3D Printer Diy Kit 220 x 220 x 230mm – BLACK EU PLUG überarbeitet und scheint gelernt zu haben. OK! Mit den Mängeln konnten sie vermutlich nicht mehr gegen Ender-3 und Co ankämpfen. Leider hab ich ihn nicht zum Test hier aber auf den Bildern ist zu erkennen, die Elektronik, das Netzteil und das Display haben Gehäuse erhalten. 220V liegen nicht mehr frei. Das Druckbett hat einen Träger aus Blech erhalten und die Blechteile der Schlitten sind verstärkt worden. Auch die Blechwinkelchen am Rahmen sind verschwunden. Vermutlich jetzt direkt verschraubt wie bei mir. Die Y-Achse ist mit einem Knotenblech mit dem Rahmen verbunden. Warum nicht gleich so! Damit spricht eigentlich nichts mehr dagegen wenn die Qualität stimmt. Die Elektronik läßt eigentlich keine Wünsche offen.

Update 01.09.2019: Wozu schicken die Chinesen uns die Testdrucker wenn wir das Ergebnis nicht veröffentlichen dürfen? Ein Jahr nach dem Erscheinen des überarbeiteten Z5S (ist auch nicht mehr so taufrisch) und die meisten der Mängel wurden sogar behoben. Ist Kritik wirklich so unerwünscht? Dann sollte sich an den Druckern endlich etwas ändern. Ich hoffe, die Meinung überdenkt China nochmal. Wir haben keine Lust Euch den Beitrag vorzuenthalten.

7 Kommentare

  • Zonestar hat den Z5 überarbeitet…

  • Mit 1000 N auf den Bettrand zu druecken ist nicht nett 😉

    • Hallo Native Development Kit,
      was ist an der Erklärung zu der Berechnung nicht zu verstehen? Die Höhe der Kraft ist für den Vergleich völlig uninteressant und darum absolut willkürlich. Wichtig ist, daß beide Modelle mit der gleichen Kraft beaufschlagt sind um die Biegelinien beider Berechnungen miteinander vergleichen zu können. So lange die Kraft nicht 0 ist wird das Verhältnis bei der Durchbiegung immer gleich bleiben. Das darzustellen war mir wichtig. Mit größerer Kraft wird es optisch deutlicher dargestellt. Ansonsten ist auch das Material des berechneten Querschnitts nicht das Richtige und die gesamte Berechnung stark idealisiert. Hauptsache Ihr versteht, daß der Träger nichts taugt!

  • Du Armer, ich weiß ja seit dem TronXY X8, wie das ist, wenn man doch gerne ein Happy-End haben möchte, um dann ein schönes Resümée zu ziehen und Anleitung bzw. hilfreiche Tipps am Schluß geben möchte. Und dann steckt man da unglaublich viel Freizeit rein und am Ende: außer Spesen nichts gewesen.
    Nun hat jeder seine persönliche „Never-ending“-Baustelle bzw. Teilekiste.

    Ich frage mich seit dem TronXY, warum Anet’s Acryl-basierte Drucker so beliebt sind und die anderen da nicht gut genug kopieren können.

    • Macht eigentlich keinen Sinn über den Schrott zu fachsimpeln aber das mit den Acrylteilen funktioniert bei den Rollenführungen nicht. Der Hebelarm ist einfach zu lang und dem kann das Acryl nicht stand halten. Bei den Druckern mit den LM8UU Lagern ist der Abstand deutlich größer und der Träger nicht annähernd so schmal an der Stelle der Lagerung. Hier kommen 2 negative Punkte beim Z5F zusammen und das muß einfach schief gehen. Aber selbst wenn der Träger stabil währe bleiben die dünnen verbogenen Bleche der Z-Schlitten. Die lassen sich auch nur durch stärkere gelaserte Bleche ersetzen. Davon das der Drucker das Druckbett nicht ausnutzt und die Mitte des Drucks ca. 20mm nach hinten versetzt und der gesamte Verfahrweg des Druckbetts auch noch kleiner als die angegebenen 220mm ist hab ich schon gar nicht mehr berichtet. Die Liste der Mängel nimmt bei dem Drucker einfach kein Ende. Ich hätte gern irgend etwas positives berichtet aber wenn der eigentliche Zweck nicht erfüllt wird…. Abhaken!!!

  • Abhaken, demontieren, ab in die Teilekiste.

    (Ich brauch so lang, weil einer meiner Kamera Akkus spinnt und Amazon erst morgen liefert.)

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