Sunlu S9 Plus
Sunlu ist wohl eher für seine Produkte im Bereich Filament bekannt und durchaus auch beliebt. Allerdings hat Sunlu selbst auch 3D Drucker im Portfolio. Zum einen den Sunlu S8 und neuerdings auch den Sunlu S9 Plus, den wir testen durften.
Der Sunlu S9 Plus wurde uns freundlicherweise von Sunlu kostenlos für einen Test zur Verfügung gestellt. Der S9 wird am 20.04. auf Kickstarter das erste Mal angeboten. Weitere Infos hier auf der Info-Seite von Sunlu
Was ist im Karton
Der Inhalt im Karton ist übersichtlicher, als er von außen vermuten lässt. Wir finden den zu 99% vormontierten Drucker, eine 250gr. Rolle Filament (mal wieder nach langer Zeit, dass Filament beiliegt) was erfreulich ist, denn man kann sofort loslegen, ein paar Schrauben- und SparePart- Tütchen und das übliche Werkzeug.
Ein Goodie habe ich allerdings noch nicht erwähnt und wer aufmerksam die Fotos oben angeschaut hat, hat ihn bereits entdeckt. Sunlu spendiert zum S9 Plus einen Filamentdryer. Das ist wirklich ein nettes Zubehör, auch wenn er nur über das Netzteil des Druckers und über sein Menü am Display zu steuern ist. Ein autark funktionierendes Gerät wäre zwar noch das Tüpfelchen auf dem i, aber so ist es auch schon eine feine Zugabe.
Der Aufbau und die Ausstattung
Der Aufbau ist wie gesagt in weniger als 5 Minuten nach dem vollständigen Auspacken erledigt. Es wird nur der Z Rahmen an die Basis geschraubt und die Stützstangen angebracht. Mehr ist nicht zu tun.
Zu den technischen Daten muss ich nicht viel sagen, oder diese von der Webseite abschreiben, denn Sunlu hat sie direkt auf das Druckergehäuse gedruckt.
Im Bereich der Ausstattung bewegen wir uns im absoluten Standard.
Doppel Z ohne Synchronriemen, aber dennoch einen geteilten Treiber.
Alles in Allem also nicht sehr spektakulär und lässt auch zunächst nicht viel erwarten, als das, was normale Standardkost auch aufs Bett bringt. Der Aufbau wirkt auch ähnlich wie die billigen Aufbauten von Alfawise und wir wissen, was wir von denen zu erwarten haben.
Einfach ein Frame, der vorn durch die Elektronikbox und hinten durch Blechwinkel angehoben wurde.
Allerdings muss man bei Sunlu genauer hinsehen und erkennt, dass man sich trotz des einfachen Aufbaus durchaus Gedanken gemacht hat. Und die sind in vielen Bereichen wirklich nicht zu ignorieren.
Es scheint sogar fast, als ob Sunlu im Hintergrund erstmal abgewartet hat um dann an den relevanten Stellen anzugreifen, wo es für den Benutzer einen Vorteil bringt.
Aber nicht nur der reine Aufbau hat die oben genannten Features, bzw. Verbesserungen. Auch die Mechanik erfreut sich einiger interessanter und nützlicher Eigenschaften.
So finden wir sowohl für X, als auch für Y leicht zugängliche und vollkommen unkompliziert zu handhabende Riemenspanner. Kein Lösen von Schrauben, kein mechanisches Einwirken mittels Schraubendreher oder andern Hebeln um die Riemen zu spannen, sondern einfach nur dicke Schraubenköpfe drehen. Perfekt.
Da muss man schon suchen, aber selbst am Hotend findet sich etwas, was ich so auch noch nie gesehen habe. Eine Metallklammer um das Pushfit zu fixieren. Und vor dem Filamentsensor ist für das Filament aus beiden Richtungen (aus dem Dryer von unten oder vom Filamenthalter von oben) kommend eine Rollenführung angebracht. Ebenfalls eine sinvolle Ergänzung wie ich finde.
Nun will ich nicht zu sehr in Schwärmerei verfallen, denn da wo Licht ist, ist auch ein wenig Schatten.
Es gibt nur eine magnetische Schwibbelschwabbel-Matte dabei anstelle eines Federstahlblechs. Aber das ist zu verschmerzen. In der Größe von 310 x 310 gibt es am Markt genügend Zubehör in diese Richtung, dass man die Bettauflage durchaus auch nach seinen Bedürfnissen upgraden kann.
Der Bettträger muss ebenfalls aufgrund des Rahmenaufbaus etwas höher als bei den klassischen Aufbauten mit Laufprofilen auf der Elektronikbox sein. Das hätte man vermeiden können, aber ist nicht geschehen, somit steht der Betträger auf Abstandshaltern.
Das ist nicht unbedingt eine Lösung, die ich toll finde, aber es funktioniert und zumindest haben die Schlitten jeweils drei Laufrollen mit einem Exzenter. Das Bett liegt also stabil auf den Profilen. Das habe ich in der Vergangenheit öfter auch eingespart gesehen bei den letzten Testdruckern, wo das Bett nur auf insgesamt vier Rollen (jeweils zwei an einer Seite) über das Profil getanzt ist.
Nun komme ich aber bei dem Bett zu einem Punkt, den ich erwähnen möchte und den wir vor Veröffentlichung des Artikels hier auch an Sunlu adressiert haben. Man hat uns mitgeteilt, dass man dies prüfen und für den Release fixen wird.
Bei unserem Testmodell hat die Düse trotz der Abstandshalter nicht das Bett erreicht. Die X Achse hat auf den rechts und links platzierten Z Motoren aufgesetzt, bevor der Sensor (in dem Fall ein 3D Touch) das Bett berührt hat. Das lag an zu kurzen Bettschrauben und Federn. Selbst bei komplett entspannter Feder kam das Bett nicht hoch genug um den Abstand zur Düse vernünftig einstellen zu können. Ich habe das an dem Testmodell korrigiert und die verbauten Schrauben um gute 5mm längere Schrauben, sowie Federn ausgetauscht. Danach war dieser einzige Mangel behoben. |
Die Einrichtung
Trotzdem keine Bedienungsanleitung beilag, lässt sich der Sunlu S9 Plus durch das gut aufgeteilte Menü intuitiv bedienen. Das manuelle Leveling und auch das anschließend folgende Nivellieren des Betts mittels Sensor geht leicht von der Hand. Die Menüstruktur ist übersichtlich, nicht überladen und man findet trotzdem auf Anhieb, was man benötigt. Mir persönlich fehlt im Menü nichts. Während des Drucks lassen sich Temperatur, Geschwindigkeit und auch der Z-Offset regeln.
In Pronterface meldet sich der Drucker wie folgt:
Wir haben also ein recht frisches und aktuelles Marlin auf dem Board, wo sich zur aktuellen Version 2.0.9 momentan aus meiner Sicht kein Updatebedarf ergibt.
Das Druckbett ist in guten 2 Minuten sehr gleichmäßig auf 60°C aufgeheizt.
Weitere knapp 2 Minuten später hat es 80°C erreicht. Auch hier ist die erreichte Temperatur sehr gleichmäßig an allen Stellen des Betts.
Und ziemlich genau 5 Minuten später schafft es nahezu mühelos auch die 100°C ohne Einhausung bei normaler Zimmertemperatur. Wobei es mittig dann etwas über das Ziel hinaus schießt. Aber das halte ich dann eher für positiv, als denn manch anderer Drucker die 100°C gar nicht erst erreicht.
Im Betrieb ist er angenehm leise. Auf X und Y sind mit großer Sicherheit TMC Treiber. Welche habe ich leider nicht herausfinden können, denn die Produktseite schweigt sich da etwas aus. Aber auf Z sind sehr wahrscheinlich keine TMC, sondern Allegros. Z ist etwas lauter bei langen Fahrwegen.
Was mir allerdings mal wieder negativ abgeht ist das Druckkopfgehäuse. Ähnlich wie beim letzten TronXY ist es so tief gezogen, dass man kaum eine Chance hat, die erste Schicht zu sehen und quasi einen Blindflug bei der Feineinstellung startet. Es geht irgendwie, aber eher schwerlich. Die verbaute LED an der Düse wirkt daher auch völlig deplatziert, da sie überhaupt nichts bringt. Nettes Gadget eigentlich, aber so tief hängend, dass der Lichtkegel den physischen Umfang der LED bei den ersten Schichten gar nicht überschreitet. Da ist der blaue Schein des 3D Touch sogar noch heller.
Produktseiten:
Sunlu S9 Plus auf Sunlu dot com
Nochmal Sunlu S9 Plus aus Sunlu dot com
Die Druckergebnisse
Ich habe mal wieder (auch um den Alex zu ärgern 😉 ) mein rotes Filament zur Hand genommen und meine üblichen Testdrucke gemacht. Diesmal keinen Marvin, sondern mal wieder Lattice Cube und die hübschen, aber auch filigranen Damenfüße.
Dazu mit dem mitgelieferten weißen Filament einen Testdruck von der SD Karte. Das Kleeblatt ging noch, aber der andere Kobold….nee, den fand ich häßlich.
An dem Ergebnis dieser vorgeslicten Datei ist nichts auszusetzen. Ok, nen Raft packen die immer drunter, aber dafür gibts ja dann auch die anderen Drucke.
Ach so. Hier mal der andere Testdruck. Ich hoffe Ihr versteht, warum ich den Fraggle nicht drucken wollte. Uuuaahhh!
Meine eigenen Drucke, wie üblich aus S3D mit Standardprofil und nur den groben Einstellungen für Bowdendrucker mit ähnlicher Aussattung, die ich immer im Anfang nehme. Aus meiner Sicht gibts da aber nicht viel, was ich an dem Profil verbessern muss.
Fazit
Wir haben einen Drucker, der optisch in die Riege der „Günstig-Drucker“ passt und seine Ausstattung eigentlich auf einem ganz normalen Standardlevel hält. Aber dafür hat Sunlu alles richtig gemacht. Für einen Drucker mit einer Baugröße von 310 x 310 lässt er sich prima und unkompliziert händeln und die Druckergebnisse sind ohne weitere Optimierungen aus dem Karton heraus auch wirklich gut.
Glänzen tut er aus meiner Sicht mit den kleinen sinnvoll durchdachten Gadgets im Bereich der Mechanik und dem Aufbau, sowie damit, dass er als fast fertig montierter Drucker daherkommt. Für einen Anfänger in der Baugröße absolut geeignet, wenn zum Release der Fehler mit den Bettschrauben behoben ist. Und für den versierten Benutzer ist er durchaus eine Alternative zu den Platzhirschen in dieser Baugröße.
Sunlu könnte noch ein paar Punkte einheimsen, indem Sie beim Feeder und bei der Bettauflage noch nen Groschen springen lassen und hier zumindest DualGear und Federstahl nutzen. Die Druckkopfabdeckung dürfte auch gerne etwas überarbeitet werden und nicht so tief ausfallen, so dass man einen leichteren Blick auf die erste Schicht hat. Das erleichtert insbesondere Anfängern die Feineinstellung des Z-Offset und lässt bei Problemen auch frühzeitiger den Druck abbrechen, bevor man sich eventuell wegen einer zu tief stehenden Düse die Druckauflage direkt ruiniert.
Ansonsten ist der Sunlu S9 Plus ein aus meiner Sicht gelungener Drucker, der sich tatsächlich von der Masse mal etwas abhebt, obwohl man keine Luftsprünge erwarten sollte. Ich mag aber sehr, dass man sich bei Sunlu wirklich mal umgeschaut und auch kleine verbesserte Dinge Einzug hat halten lassen. Dafür gibts von mir einen „Daumen hoch“.
Werbung:
Der S9 wird am 20.04. auf Kickstarter das erste Mal angeboten. Weitere Infos hier auf der Info-Seite von Sunlu
Treiber sind tmc2208 aber das Board ist ein 8 Bit ATMega 2560
Das klingt als wär das ein Problem. ATMega 2560 ist völlig OK. Alle aktuellen CR-10 Modelle bis zum Smart Pro laufen damit. 32-Bit braucht keiner und bringt keine Vorteile. Die Chips sind nur inzwischen so billig, daß die immer häufiger verbaut werden. Notwendigkeit dafür gibt es nicht.
Nené da hat Autokorrektur zugeschlagen sollte nicht negativ rüberkommen!!! Meist bringt etwas ältere Technik mehr Stabilität als so manch neuer. Stefan hatte ja dazu aufgerufen im was dazu zu sagen
Erstmal danke für den Testbericht, und ich hoffe der Drucker landet am Ende der Testphase nicht bei der Elektrogeräte Entsorgung.
Weiterhin Frage ich mich an dieser Stelle aber wieder einmal ob der Hersteller sein eigenes Produkt nach der Entwurf am PC und der Endfertigung auch mal selber testet? Scheint ja eher so die Teile werden auf die Welt der Betatester und Forenbetreiber losgelassen bevor der Hersteller den selber einmal in Betrieb nimmt.
Es ist mechanisch im Auslieferungszustand nicht möglich gewesen, dass der Druckkopf (Düse) das Bett erreicht. Entweder mit heißer Nadel gestrickt oder der Monteur hat in der Teilekiste daneben gegriffen.
Jetzt bringen die schon ein neues Produkt raus, Teile für die Druckerbau gibt es ja mittlerweile mehr als genug. Warum zum Teufel gelötete Stepper? Kein Dual Gear Feeder, obwohl das eigentlich Standard sein sollte und nur minimale Mehrkosten verursacht. Kein Direct Drive, MK8 Hotend? wäre nicht ein guter und günstiger Volcano Clone mehrfach besser gewesen. Wer holt sich denn echt noch 300er Druckbett Drucker um mit 0.4er Düse 0.2 Layer zu Drucken. Tendenz geht doch eher Richtung 0.6 und 0.8er Düse mit gut kalibriertem Flussraten und dafür mehrfacher Geschwindigkeit gegenüber 0.4er Düse.
Also so wie er ist reiner Fun / Hobbydrucker mit einer Menge Bastelspaß. Potential hätte er jedenfalls als Sidewinder Killer, leider nicht genutzt.
Mal sehen wenn Sie den S9 Plus dann irgendwann so verramschen müssen wie den Vorgänger S8 dann landet er evtl auch hier bei mir, da ersparte Geld könnte man dann zumindest in produktionsfreundliche Umbauten investieren um den zum Arbeitstier aufzuwerten.
Mal von meinen Kritikpunkten abgesehen finde ich den ansonsten recht sinnvoll und wartungsfreundlich aufgebaut, jedenfalls könnte man das Mainboard einfach ausbauen wenn mal ein Treiber verreckt um diesen auszulöten nur werden 70% der Zielgruppe bei deisem Vorhaben aufgeben und gleich ein neues Board einsetzen.
Soweit meine 5cent, jetzt Ihr.