
Sinn und Zweck von Simplify3D
139,00 Euro kostet Simplify3D. Ist es das Wert? Was bietet Simplify3D, das diesen Preis rechtfertigen könnte?
Simplify3D
was krieg ich für 139,00 Euro?
Manuelle Stützstrukturen
Im Grunde wird bei der Diskussion über Simplify3D das Ganze immer nur auf die frei manuell setzbaren Stützstrukturen reduziert. Die sind recht praktisch ja.

Das Ding braucht nur an den Fingerspitzen Stützstrukturen, also setze ich sie auch nur da und setze diese in zusammenhängenden, stabilen Blöcken.

.. während mir die üblicherweise rein Winkel gesteuerten automatischen Stützen der meisten Slicer überall Stützen hinbasteln, die Zeit & Material kosten und die Oberfläche verschandeln – und gerne isolierte Pfeiler bauen, die mangels Grundfläche ab einer gewissen Höhe auch gerne mal umkippen..
Stützen und die 100 Einstellmöglichkeiten, wie Stützen erstellt werden ist zwar ein großer Punkt, aber zum Glück bei weitem nicht der einzige.
Je mehr man eigene Teile entwirft anstatt fremde Teile aus Thingiverse zu drucken, umso weniger wichtig wird der Punkt freies Erstellen von Stützstrukturen. Ich nutze heute kaum noch Stützstrukturen, ich versuche meine Teile gleich im 3D-Designprogramm so zu erstellen, dass ich gar keine brauche bzw. setze die Stützen inkl. spätere Sollbruchstellen direkt im Designprogramm.
Druckprozesse
Ein weiterer Punkt, den ich hervorheben möchte, ist die Möglichkeit, unterschiedliche Druckparameter im selben Job zu nutzen – mit Prozessen:

Hier sehen wir, wie 2 Kopien meines Schlüsselanhängers gleichzeitig mit unterschiedlichen Schichthöhen gedruckt werden.
Für jedes Teil auf der Druckplatte dieses Druckjobs kann ich (nahezu *) komplett eigene Druckeinstellungen gleichzeitig benutzen. Nicht nur Schichthöhe, auch Temperatur, Infill, Geschwindigkeit, Kühlung, und (fast) alle anderen Parameter lassen sich so jedem einzelnen zu druckenden Teil zu ordnen. Schnell mal ne Serie mit unterschiedlichen Einstellungen drucken, kein Problem. Nehmen wir an, ich hab die Bauplatte voll mit unterschiedlichen Teilen, die zusammengesetzt werden. Für die Optik relevante Teile drucke ich mit dünnen Schichten und langsam, andere schnell mit dicken Schichten.
*) Es gibt Kombinationen die nicht wirklich gut zusammen funktionieren, unterschiedliche Temperaturen auf der selben Höhe z.b. Ich kann das zwar so anlegen in S3D, aber in der Praxis wirds dann nicht so ganz rund.
Das selbe funktioniert auch innerhalb eines einzelnen Teils:

Unten grobe 0,3mm Schichten mit wenig Infill zum Zeit & Material sparen, oben, damit der Kopf schön glatt wird 0,05mm Schichten und einfach mal so ein deutlich höherer Infill
Wer schonmal einen sogenannten „Temp-Tower“ gedruckt hat und sich gewundert hat, wie man sowas selber macht: Mit Prozessen ist das ganz einfach, jeder Temperaturbereich bekommt einen eigenen Prozess mit Start- und Endhöhe in mm zugewiesen.
Druckvorschau
Ebenso erwähnenswert ist die exzellente Druckvorschau von Simplify3D, die mir schon unzählige Fehldrucke erspart hat. Wer nach dem Slicen und vor dem Druck einfach mal schnell durch die 3D Schichtenansicht der Druckvorschau scrollt, erkennt Druckprobleme noch bevor Filament angewärmt wurde.
Die Vorschau von S3D zeigt dabei nicht nur grob die Umrisse, Schichten und Linien in der gewählten Breite und Abstände sind klar erkennbar, auch viele erweiterte Parameter werden dargestellt:

Leerfahrten, Rückzugsbewegungen, Auswirkung von Optionen wie Wipe & Coasting sowie die Anordnung der Z-Scar direkt in der Vorschau
auch die Auswirkungen meiner Geschwindigkeitseinstellungen kann ich mir vorher anschauen:

Außenhaut langsam, Infill schneller, oben hin greift die Bremse, um ausreichende Kühlzeiten einzuhalten
Wobei man natürlich auch sagen muss, dass andere Slicer auch ne Vorschau haben aber zumindest, als ich ich noch in der Entscheidungsphase war, war die von Simplify3D die aussagekräftigste der von mir getesteten Slicer.
Es gibt auch eine Einschätzung zu Druckdauer, Materialkosten und Verbrauch – krieg ich den Druck noch fertig heute vor Feierabend oder starte ich lieber erst morgen, reicht mir das Filament auf der Rolle noch, usw.
Wobei man allerdings auch sagen muss, die Druckzeitvorhersage und Realität stimmen eigentlich nie (Grund sind weitere Parameter, die S3D nicht bekannt sind: Beschleunigung in der Firmware des Druckers z.b.) – aber trotz der teils eklatanten Abweichung zur Realität taugt die Vorschau dazu, um sich im Vorfeld darüber zu informieren, wie unterschiedliche Einstellung im Vergleich auf die erwartete Zeit auswirken werden. Wenn die eine Einstellung in der Vorschau doppelt so lang ist, dann ist auch die tatsächlich Druckzeit wesentlich länger..
Interface, Design & deutsche Sprache
Ich bin das, was man in Gamingkreisen wohl als „Grafikhure“ bezeichnet. Ich mag mich nicht mit Programmen befassen, die den Charm meiner eigenen Interfacedesignverbrechen aus den 90ern versprühen, da krieg ich die absolute Krise. Mag das Programm noch so gut sein, ich will sowas nicht nutzen müssen. Ja, total oberflächlich, aber ich kanns halt nicht ändern.
Simplify3D ist nach meinem Empfinden gefällig in der Optik, allerdings auch nicht mehr wirklich modern. Und zum teil schon sehr Eigen, was einzelne Herangehensweisen betrifft. Das ist für den Einsteiger sicherlich egal, aber wer zuvor mit anderen Slicern gearbeitet hat, wird sich zuweilen wundern.
Aber es bedient sich „flüssig“, es rechnet schnell und es hakt nicht ständig. Es hat eine gute Auswahl an Werkzeugen, um die Anordnung auf dem Druckbett, Skalierung, usw. präzise anzupassen. Es ist auf Deutsch umschaltbar (wobei ich die deutsche Übersetzung in Teilen grenzwertig finde und auch nicht unbedingt hilfreich, wenn man sich dann eh das benötigte Wissen in Englisch im Netz anlesen muss.
Druckersteuerung und Terminalfenster sind direkt im Programm integriert. Die oben beschriebene Druckvorschau gibts auf Wunsch synchron zum realen Druckfortschritt beim Druck über USB (den ich allerdings nicht empfehle)
Druckt Simplify3D besser als andere?
Es wird oft geschrieben, dass Simplify3D bessere Drucke macht. Ich fürchte, da steckt ein bissl viel Hype hinter der Behauptung. Ob S3D besser druckt oder nicht, kommt meiner Meinung auf die Qualität der Settings an, ein schlechtes Profil in S3D wird schlechtere Ergebnisse liefern als ein fein ausgetüfteltes Druckprofil in einem der Freeware Konkurrenten. Zumindest zu Beginn hängt es primär davon ab, ob ich ein vernünftiges Profil irgendwo erhalten kann oder ob ich mir das selbe in mühsamer Tüftelei womöglich in Trial&Error erarbeiten muss. Ich muss dazu sagen, dass ich bisher über die Qualität der S3D mitgelieferten Drucker-Profile nur wenig zu meckern hatte.
Ich würde mich noch insofern aus dem Fenster legen wollen, dass S3D in der Lage ist, dank der besseren Einstellmöglichkeiten bessere Drucke mit dem nötigen Einstellaufwand zu erzielen, als andere Slicer, die diese Fülle an Einstellungen nicht haben – aber es ist eben nicht allein besser nur weil es S3D ist.
Steigt man da noch tiefer in die Internas der Slicerfunktionsweisen ab, kommen wir dann an den Punkt, wo es um Dinge wie bessere Vorausberechnung der Fahrwege in Slicer X vs Y geht, weshalb lahme Krücken womöglich besser sein sollen, als schnelle Sprinter wie S3D weil diese in der Lahmheit effizientere Codes erstellen. Das ist mir dann allerdings fast wieder zu esoterisch. Vielleicht sind die ja auch einfach nur kack lahm? Wenn ich meine Drucke mir S3D mit den Drucken mit Cura oder von mir aus auch Slic3r vergleiche, sehe ich da allenfalls minimale Unterschiede – und je mehr ich die Settings angleiche, umso geringer werden diese.
Probleme von Simplify3D
Für viele ist wohl allein schon die Tatsache, dass S3D kein Open Source ist und auch noch stolze 139,00 Euro kostet ein absolutes Ausschlusskriterium. Ich muss gestehen, dass ich von Open Source immer mehr abkomme. Dazu kommt, dass S3D mit einem Kopierschutz versehen ist, der die Ausführung auf mehr als 2 Rechnern wirksam verhindert und wohl auch bei dem einen oder anderen schon für Probleme gesorgt hat. Ich hatte damit noch keine, aber das würde mir dann auch schon gewaltig stinken.
Weiter geht es mit der Fülle der Optionen, die einen Anfänger definitiv überfordern wird. Was das alles soll, wozu ist das gut, wo muss ich drehen, dass wird allenfalls in zahlreichen englischen Forenposts verstreut, aber schon mal gar nicht in Deutsch erklärt. „Learning by Doing“ ist angesagt. Um Simplify3D im optionsreduzierten Einsteigermodus zu nutzen ist es zu teuer und kann seine Stärken auch nicht ausspielen.
Die Profilverwaltung für unterschiedliche Materialien, Qualitäten und Drucker ist eine Zumutung – schon seit Jahren. Die Auto-Reparaturfunktion defekter STL Dateien lässt Wünsche offen – andere Slicer komme mit defekten STLs, wie man sie auf Thingiverse zu Hauf findet, besser klar. Kontra-intuitive Geschichten wie die Konfiguration der ersten Schichtdicke oder Breite, umständliche Prozesszuordnung und andere recht eigenartige Vorgehensweisen gibt es durchaus.
Und die Entwickler eiern an irgendwelchen für mich recht obskur anmutenden Baustellen rum anstatt seit Jahren bestehenden Unstimmigkeiten anzugehen. Insgesamt scheinen die S3D Entwickler träge geworden zu sein, während die Freeware Konkurrenten Cura von UltiMaker und Slic3r angetrieben von Prusa Research immer weiter aufholen. Gerade Slic3rs Variable Schichtdickenfunktion, oder das nochmal merklich moderner Interface von CraftWare. Es scheint, als tue man bei S3D gerade noch genug, um die Einnahmen am Sprudeln zu halten (Unterstützung für neue Drucker hinzufügen) aber wenig, um die Software wirklich weiter zu bringen.
Mein Fazit
Wer einfach nur Drucken will, braucht Simplify3D nicht kaufen. Das kann man auch mit der Freeware Konkurrenz. Wer ein bissl weiter einsteigen mag, dem können die Funktionen von Simplify3D durchaus 139 Euro wert sein. Ich würde heute erst mal dazu raten, sein Glück mit der jeweils vom Hersteller empfohlenen Freeware zu versuchen und erst dann, wenn sich da tatsächliche Lücken abzeichnen den Kauf von Simplify3D zu überlegen. Denn leider gibts es keine Demoversion, das Versprechen, bis 30 Tage nach Kauf das Geld zurück zu bekommen, kann eine Demoversion nicht ersetzen, die Hemmschwelle bleibt.
Bei mir war es ja nun mal so, dass der alte Dremel 3D20 eben nicht mit Slic3r und Cura wollte, dank des proprietären Formats des 3D20. Für mich war die Wahl daher recht einfach und S3D zum inzwischen eingestellten Dremel Slicer fast schon ein Muss. Und ein Umstieg / oder gar „Abstieg“? zu was anderem fällt umso schwerer.
Da ich einen Franzis Mendel gebaut habe, mehrfach umbaue und verbessere habe, ist der S3D 4.1 hervorragend flexibel und ungemein praktisch zu optimieren. Allerdings muss man natürlich sich mit der Materie befassen und lernen, lernen, lernen!
Aber mittlerweile habe ich erstaunlich gute resultate!
Dafür haben sich die 149 $ gelohnt.
Rssafety13
Inzwischen hat man nur noch 2 Wochen um bei nicht gefallen sein Geld wieder zu bekommen. Für mich ist das nur noch mache. Viele trauen sich einfach nicht zu sagen das es nix für sie ist.
Und in zwei Wochen kann man den Umfang der Anwendung einfach nicht erfassen. Dafür sind zu viele Optionen drin die man selbst wenn man wollte in 14 Tagen kaum erkennt und schon gar nicht erlernt.
Wenn man den dreh aber einmal raus hat ist man dann doch verwöhnt von den Möglichkeiten.
Ich sehs leider auch immer kritischer.. die anderen Slicer schlafen alle nicht und bei S3D tut sich einfach nix. Ich gebs so schnell nicht wieder her, es ist mir immer doch der liebste Slicer, aber jetzt lass mal Joe Prusa mit seinem 7 Mann Entwicklerteam Slic3r umkrempeln oder gibt Ultimaker noch 3-4 Releases zeit, dann werd ich vermutlich auch abtrünnig..
und was ich auch nicht machen werde, ist auf ein Abo von S3D gehen, das auf keinen Fall, Abo mach ich bei Software, die aktiv gepflegt wird gerne, aber nicht bei Software, wo nur noch abgegriffen werden soll.
Ich halte nach allen Berichten das Programm für recht gut und mir gefällt die Unterstützung von Druckerprofilen verschiedenster Drucker. Ich verstehe nicht warum das bei Cura abgeschafft wurde und die hinterlegten Einstellungen von fremden Druckern sind doch recht halbherzig. Da waren die einfachen ini-Dateien aus älteren Versionen recht hilfreich beim Übertragen von Druckereinstellungen auf andere Rechner. Ansonsten belebt die Konkurrenz das Geschäft. Dieses Abo-Modell mag ich aber garnicht! Das stört mich auch bei Autodesk und Microsoft. Das ist die Lizenz zum Geld drucken. Ansonsten wenn das Programm gut und der Preis angemessen ist darf Software auch was kosten.
Slic3r würde ich auf jeden Fall die Prusa Version installieren (das „Treiberpaket“ von hier: http://www.prusa3d.com/drivers/ ) , da sind sehr umfangreiche Profile mit drin. Cura ab 2.3 soll den Prusa ebenfalls drin haben – allerdings muss ich gestehen ich hab Cura für mein Ultimaker schon nicht gemocht und deshalb gleich wieder deinstalliert.
Ups… da ist wohl kurz nach meinem Download ein neues Packet erschienen. Ja in Cura 2.4 erscheint Prusa i3 MK2 und das Ganze in deutsch also wird ich es nicht gleich wieder deinstallieren. Im Slic3r kann ich nur den RepRap (Marlin/Sprinter) und einige andere aber kein Prusa i3 MK2 finden obwohl sich das Prusa Edition 1.33.8 nennt. Da muß ich wohl noch etwas suchen. Zum Glück ist am Wochenende Ostern und das Wetter soll auch nicht so berauschend werden. Wenn alles gut geht hab ich dann auch meinen MK2SR (Refurbished) zum laufen gebracht.
Hab es gefunden. Nach der Installation noch die Settings unter https://github.com/prusa3d/Slic3r-settings/tree/master/Slic3r%20settings%20MK2 kopieren, dann klappt’s auch mit dem Prusa.
Gruß Uwe
PS.: 3.2 in Arbeit.
Sehr interessant! Das Dremel den Dremel 3D Slicer gegen Print Studio von Autodesk getauscht hat ist wohl zu verschmerzen. Die Einstellung erweitert bringt nur Minimaleinstellungen zum Vorschein und ist die Bezeichnung nicht wert. Was ich im Print Studio von Autodesk vermisse ist VariSlice. Ist schon verwunderlich, daß die Anderen da schneller mit der Integration sind. Im Moment hab ich leider mehr Slicer in die ich mich erst einarbeiten muß als 3D-Drucker. Auch das der Prusa i3 MK2 in Slic3r und Cura nicht direkt unter diesem Namen zu finden ist muß ein Neuling erst wissen. Ob einer der Drucker im Print Studio möglicher weise auch funktioniert konnte ich noch nicht ausprobieren. Auch die direkte Integration von ColorPrint währe sehr schön. Nicht nur für den Mehrfarbdruck sondern auch um Teile wie Muttern in den Druck einbetten zu können. Ansonsten sind 139,-€ angesichts der Vielzahl guter und kostenfreier Alternativen schon eine Hausnummer.
Gruß Uwe
sparst du noch oder druckst du schon ?
Nicht unbedingt der qualifizierteste Spruch zur Lage der Slicer.. Sorry..
Gerade in ner Zeit, wo neue kostenlose Slicer wie Ideamaker, IceSL, oder auch neue Versionen von KISSlicer & Cura ganz massiv an Features nach und teilweise sogar an S3D vorbeigezogen haben..
(Uwe, nicht den Kopf abreissen.. 😉 )
Nee! Ich seh das locker. Ich glaub nicht das es bös gemeint war und wenn dann hat Anonymous schon gewußt warum er sich hinter der Maske versteckt. Aber ich find es doch sehr interessant, wieder in den Kommentaren zu landen! Ist doch gewaltig was sich in der kurzen Zeit bei den Slicern getan hat! Und ich hab noch immer keinen Vergleich der Slicer durchgeführt!