Qidi X-Smart 3 Testbericht (Rev. 09.2023)
Aller guten Dinge sind 3. Der dritte Qidi aus der 3er Serie nun im Nachtest (nach den Revisionen, die Qidi nach dem holperigen Start gemacht hat).. Ist er jetzt gut?
Der Qidi X-Smart 3 wurde uns freundlicherweise von Geekmaxi zur Verfügung gestellt. Der Qidi X-Smart 3 ist dort direkt ab EU Lager lieferbar. Es existieren keine Absprachen.
Der X-Smart ist Qidis Kleinster in der V3 Serie. Mit 175x180x170mm Druckvolumen gehört er fast noch zu den Minis und dazu noch in der beliebten Core XY Bauweise. Eingehauste Minis, die Temperaturen bis 300 °C an der Düse und 120 °C am Bett bringen und dazu noch in dieser hohen Geschwindigkeit drucken können, gibt es nicht viele. Und das ist so im Grunde das Kaufargument für den X-Smart: ein etwas zu großer Mini, der auch ASA/ABS noch ordentlich drucken kann. Allerdings wird der X-Smart anders als seine zwei größeren Brüdern ab Werk mit einem einfachen Messing-Hotend ausgeliefert, das abrasive Filament nicht lange überlebt. Das Ganze wird zu einem Preis unter 400,- Euro angeboten.
Gehäuse & Mechanik:
Beim Gehäuse muss ich den Kritikern recht geben, das wirkt schon etwas sehr.. spärlich. Doch noch einmal etwas weniger wertig als die Gehäuse der größeren zwei Brüder. Das knarzt, die Tür klemmt etwas, die Spaltmaße sind abenteuerlich, der Deckel klemmt dafür etwas mehr, Kanten der Spritzgussteile hätten vielleicht noch beim Kollegen Entgrater vorbeischauen können. Zum Glück ist das nur die Plasteverkleidung, die muss außer möglichst wenig Wärme hinauslassen, nicht viel tun.
Der Boden gibt tatsächlich etwas nach, das tut er bei meinem Bambu allerdings auch. Bei X-Plus und X-Max wurde hier mit einem fetten Metallbalken nachgebessert, das hat mein X-Smart nicht.
Geblieben ist die praktische Innenraumbeleuchtung. Aber statt eines Aktivkohleluftfilters bläst hier ein einfacher kleiner Lüfter warme Luft nach draußen. Den Sinn des Lüfters verstehe ich offen gesagt nicht, bei PLA langt das nicht, da muss ich trotzdem mit offener Tür und Deckel drucken, bei allen anderen brauche ich den Lüfter nicht.
Unter dem Plasteverhau finden wir allerdings wieder einen stabilen Grundrahmen aus gefalztem Blech, das geht so völlig in Ordnung. An der Core XY Mechanik gibts ebenfalls nichts auszusetzen, Riemenspanner sind da, Motorritzel aus Metall, auch hier bin ich durchaus zufrieden mit dem kleinen Qidi.
Beide Z-Achsen Spindeln werden von einem Motor per Riemen angetrieben, das hatten wir früher schöner, wo sich das Bett noch automatisch beim Homing links/rechts ausrichten konnte. Das ist in der 3er-Serie dann schon eine größere Aktion.
Beim X-Smart ist Qidi bei den Carbonstangen in X geblieben. Warum Carbon bei Bambu OK ist, aber bei Qidi nicht, weiß ich nicht. Für X-Plus und X-Max 3 wurden die Carbonstangen inzwischen in einer der Revisionen durch hohle Stahlrohre ersetzt.
Das Problem mit den Carbon-Stangen ist, dass man die bei Verschleiß nicht so tauschen kann, da muss die halbe Baugruppe ersetzt werden.
Extruder im X-Smart 3
Der Druckkopf durchlief einige Revisionen, hier in der im September gelieferten Variante kam ein von Prusa bekannter PINDA ähnlicher Sensor, nun rechts montiert, zum Einsatz, während der X-Plus einen neueren „Mini Sensor“ nutzt und der X-Max unerklärlicherweise auf einen ollen BL-Touch setzt. Den Sensor des X-Plus kann man aber problemlos auch in einen X-Smart einbauen, den gibts als Ersatzteil im Qidi Shop.
Das Problem mit dem PINDA war, dass er temperaturabhängig etwas driftet, wohl deshalb hatte Prusa diesen Sensortyp dann letztendlich aufgegeben und setzt selber inzwischen auf Wägezellen und ABL, wie es auch Bambu und Creality (beim K1 zumindest) tut. Und diese Temperaturabhängigkeit meine ich beim Druck von ASA/ABS mit aufgeheiztem Druckraum dann doch deutlich zu spüren, den Offset muss ich tatsächlich temperaturabhängig immer neu einstellen. Mögliche Käufer mit einer ausgeprägten Z-Offset Phobie werden hier wohl nur glücklich, wenn man sich auf Standardmaterialien wie PLA/PETG/TPU beschränkt und nur gelegentlich mal auf ASA/ABS wechselt, bzw. andersherum. Wen das nicht schockiert, muss beim Druckstart mit der Baby-Stepping Funktion wohl häufiger nachbessern, als einem lieb ist.
Warum Qidi das Hotend mit 300 °C statt wie bei den Brüdern mit 350 °C angibt, ist mir nicht ganz klar, denn zumindest laut dem Ersatzteilshop kann ich einfach ein X-Plus oder X-Max Hotend reinschrauben. Geliefert wird beim X-Smart nur das einfachste Messing-Hotend, daran wirds wohl liegen. Kupfer-beschichtet und Stahl gehärtet kann man im Shop nachkaufen. Notfalls gibts auch die Düsen einzeln, da kann man auch einfach nur die Düse tauschen und muss nicht das ganze Hotend kaufen.
Beim X-Smart wirbt Qidi auch nur noch mit 30 mm³/s – was bei X-Plus und X-Max aber auch schon nicht gestimmt hat. In meinen Tests würde ich die Schmelzleistung des mir vorliegenden X-Smart mit immer noch ausreichenden 20 mm³/s festlegen. Bei 0,2 mm Schichten und 0,4 mm Breite sind das bis zu 250 mm/s. Witzigerweise ist das Werksprofil im Qidi Slicer auf eben die 20 mm³/s voreingestellt. Ein Schelm, wer da jetzt nen Schritt weiter denkt …
Das Heizbett des X-Smart 3:
Beim Heizbett des X-Smart gibt es nur noch gewöhnliche Standardkost, ein Aluheizer mit wenigen mm Stärke, darauf klebt eine Magnetfolie und dazu gibts eine schwarze, texturierte PEI Platte auf Federstahl. Absoluter Standard, nichts Besonderes. Ok, 120 °C am Bett sind besonders, und weil es so klein ist, geht es auch recht schnell. Besonders plan ist das Bett jedoch wieder nicht, daran krankten bisher alle meine Qidis aus Serie 3.
Nun gut, man kann damit drucken. Leveling Räder gibts keine mehr, es lässt sich über die Verschraubung mit dem Bettträger immerhin etwas nachjustieren, aber eigentlich will ich da nicht ran, das ist nicht der Sinn eines Fixfertigdruckers.
Klippers ABL mit 4 ∗ 4 Punkte Meshleveling und KAMP bekommt es auch wieder in den Griff, aber der Kritikpunkt bleibt: früher waren die Betten bei Qidi deutlich besser.
Sonstige Elektronik am X-Smart 3:
Beim Board kommt wie bei allen Serie 3 wieder ein MKS Pi zum Einsatz, hier wurde jedoch die LAN Buchse gestrichen. Oder.. doch nicht? Auflösung im nächsten Bild. Geblieben ist das Wi-Fi. Kein Zwang zur App, keine nervige Cloud, alles gut. Druckdaten können aus Qidi Print oder jedem mit Klipper (Moonraker) kompatiblem Slicer übers WLAN oder eben ganz offline per USB zum Drucker getragen werden.
Wir sehen 3 Sachen:
- Das ist dasselbe Board wie bei den anderen zwei Qidis..
- An den zwei USB-Ports steckt einmal der Wifi Stick und der zweite Port wird per USB Verlängerung an das Gehäuse geführt. Der Haken: stecken wir hier die optionale Kamera an, dann können wir keine USB-Stick mehr nutzen, um GCode zum Drucker zu tragen. Zum Glück hat der Drucker einen internen Speicher, sodass wir, wenn wir das Heimnetz zur Übertragung nutzen, notfalls auf den Port verzichten können
- und jetzt kommt etwas, was mich etwas irritiert: der LAN Port ist auf dem Board bestückt, man kommt aber nicht ran. Ich würde wetten wollen, der würde ganz normal funktionieren, probiert habe ich es allerdings noch nicht. Das finde ich nicht schön, den Smart so künstlich zu verkrüppeln. Wenn der Drucker nicht schon versprochen wäre, würde ich nun den Dremel zücken.
Mit nur noch 360W ist auch der Stromverbrauch des Druckers etwas niedriger. Das Heizbett ist trotzdem keine Schnecke und die Düse ist richtig gehend flott. Im rechten Bild sehen wir auch die zwei schlimmsten Krachmacher: der Mainboardlüfter und der Netzteillüfter machen das Standby Geräusch.
Selbstverständlich ist auch der InputShaper wieder dabei und auch ein immer noch eher nutzloser Filament-Ende Sensor auch (der ist zu weit vom Extruder weg, ist hakelig beim Einführen von Filament, im Grunde ein simpler Schalter).
Dem Rotstift zum Opfer fiel leider die aktive Bauraumheizung und auch die Trockenbox. Druckraumbeleuchtung ist vorhanden, hatte ich ja schon gesagt, ach ja, Kamera: Die ist vorkonfiguriert und muss nur noch eingesteckt werden, entweder das Original von Qidi oder viele andere USB Kameras, wie z. B. eine C270 oder dergleichen.
Da der Touchscreen im X-Smart etwas geschrumpft ist, sind die einzelnen Elemente etwas anders angeordnet, aber ansonsten ist das dasselbe in Grün wie bei den 2 Größeren. Gut, viel wegstreichen kann man ja auch nicht, das Menü an der Serie 3 Drucker kann ja von vornherein wirklich nur die rudimentärsten Grundfunktionen.
Das Webinterface (wieder Klippers Fluidd) ist hingegen nur wenig beschnitten, es zeigt nicht nur das Mesh, es erlaubt auch das Editieren der printer.cfg und sonstiger Konfigurationsdateien. Generell ist die Qidi Klipper Version angenehm wenig verbastelt und gehört meiner Meinung zu den besseren Umsetzungen eines Klipper Druckers heute am Markt. Qidi stellt den Quellcode seiner Klipperversion lizenzkonform auf ihrem GitHub zur Verfügung. Firmware Updates gehen nicht OTA und dauern ewig (gute Stunde).
Wieder ein kleines Ärgernis sind dagegen die sehr lauten Lüfter, das Gerät macht auch im Stand-by einen Heidenlärm, arbeiten neben dran geht nicht. Dabei wäre die Mechanik schön ruhig. Das ist kein Mini für auf den Schreibtisch..
Testdrucke:
Mit dem obligatorischen 17 Minuten Benchy bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich fordere: Wer mit einem 17 Minuten Benchy werben will, muss auch ein passendes Slicer Profil dafür anbieten. Selbst geslicet mit dem Werksprofil in Qidi Slicer dauert es über 27 Minuten. Egal, das hier ist das 17 Minuten Benchy mit Qidi Rapido PLA (250g etwa werden mitgeliefert):
das Pflicht-Einhorn in Geeetech Silk PLA (Standardprofil) ist sehr schön geworden, aber Einhörner, vor allem hochglänzende, sind echt kacke zu fotografieren, auch die echten draußen in der Natur, drum gibts da fast keine Fotos von.
Der Ghosting/Ripple Test (durchgehend selbe Geschwindigkeit) zeigt ganz erfreulich wenig vertikale Artefakte und nur ganz wenig Ghosting. Das machen alle 3 Qidis richtig gut, besser als mein Bambu und besser als die beiden K1 bei gleicher Geschwindigkeit.
Das rote Filament hier ist dieses Mal ASA (uraltes rigid.ink ASA, habe ich hinter einem Schrank gefunden und nen halben Tag vorgebacken). Und auch mit dem habe ich ein wenig gekämpft. Das Z-Offset Problem und meiner Meinung ein nicht so tolles ASA Profil in QidiSlicer.. Am Ende kam ein noch ansehnlicher Druck raus, auch wenn die Ecken erst mal nicht unten geblieben sind, muss wohl doch noch ein Haftvermittler oder ein Brim. Dafür ist die Schichthaftung richtig gut geworden.
Mein Fazit zum Qidi X-Smart 3:
Man merkt den Rotstift am kleinen Qidi schon. Filamentwechsel ist auch wieder eher lästig, aber ohne die Trockenbox und weil man sich gut drüber beugen oder die Kiste drehen kann, ist es nicht ganz so schlimm wie bei den Brocken X-Plus & X-Max. Zu laut ist er im Stand-by. Das Betten-Drama.
Aber schnell ist er und er druckt gut, sichtbar ruhiger als mein P1P oder K1(max). Klipper vergleichsweise unverkrüppelt umgesetzt, hinkt dem offiziellen Klipper etwas hinterher und auch wichtig: nicht frei updatebar, aber das gehört definitiv zu den besseren Fertigdrucker-Klippern. Kein App/Cloudzwang, verhält sich in LAN nicht wie eine Wildsau.
Konkurrenz macht ihm von einer Seite der Creality K1, der inzwischen schon unter 420,- zu bekommen ist. Der ist dazu noch größer und hat das bessere ABL. Auf der anderen Seite der neue Bambu A1, der zwar bei ASA/ABS die Segel streichen muss, aber dank AMS Lite für viele Farb-/Filamentwechsel ein Traum ist, da kann der Qidi so gar nicht mithalten.
Ich schrieb es in der Einleitung schon: kleiner(er) komplett eingehauster Mini mit HighTemp Fähigkeit in Core XY und flott unterwegs.. nicht ohne Macken, aber wer ist das schon. Mit PLA/TPU/PETG aus der Box raus schöne Ergebnisse, ASA/ABS muss man etwas herumprobieren und Offsets nachstellen, aber es geht, wenn man es dann eingestellt bekommen hat, auch gut. Dank 300 °C bzw. 350 °C mit anderem Hotend und 120 °C am Bett besteht zumindest die Möglichkeit, auch anspruchsvollere Materialien zu drucken.
Ich finde den kleinen im Endeffekt bei entsprechendem Bedarfsprofil recht attraktiv.
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der Qidi X-Smart 3 ist bei Geekmaxi, die uns das Gerät zum Test überlassen haben, direkt an EU Lager lieferbar.
Speziell für diesen Test hat uns Geekmaxi noch diesen Coupon Code mitgegeben: ZuhhMzhK
Der Preis reduziert sich dadurch auf 359,- Euro.
Ob man den Gehäuselüfter durch die Bauraumheizung mit Lüfter ersetzen kann ,das wäre echt die 28€ Aufpreis wert
Klasse Bericht Stephan. Der Drucker ist mehr als ausreichend, wenn mann nur einen kleinen Bauraum benötigt.
Nach den Berichten habe ich meine Bestellung für den x-plus storniert. Warte erstmal ab und drucke mit meinem alte x-plus weiter. Ist langsam, allerdings supergenau. Allerdings kann ich den auch einfach über Nacht drucken lassen, da er sehr leise ist.
Stephan, super Test Bericht! Vielen Dank.
Mir macht der X-Smart 3 auch große Freude!
Tja, diese Betten-Geschichte wird wohl das neue Steckenpferd sein. Ich wüsste echt zu gerne, inwiefern Qidi es schafft diese Vibrationen so optimal zu dämmen, ob das ein sehr aggressives Shaping ist oder letztlich doch eine zumindest solide Grundkonstruktion. Da ich aber Sachen drucken möchte, die sauber aufeinander passen, bleiben die Qidis, bis es eine vernünftige Lösung gibt, außen vor. Vielleicht wird Qidi, genau wie Creality, weiter gezwungen die Preise zu senken. Dann kann man auch überlegen, ob selbst Hand anlegen sich lohnt. Es wird Zeit, dass die Hersteller merken, dass sie sich sowas nicht mehr erlauben können und der Kunde nicht das eigentliche Produkt fertig bauen muss.
Danke für den absolut Sachlichen Beitrag