Ortur Luftfilter für Laser – nutzt das was?

Ja, ich habe auch gelacht, als ich das aufgebaut habe …



aber ganz nutzlos ist es auch nicht …

Aber fangen wir von vorn an, Ortur bietet für aktuell 269,- Euro (über Geekbuying mit Code: NNNSOLDEORTUR) einen „universell nutzbaren“ Luftfilter an. Mit 3 Filterstufen, einem Luftumsatz von 250 m³/h. Ortur versichert eine Filterleistung von 99,97 % bei Partikelgröße über 0,30 µm.

Ich habe mir das Gerät für einen Test gewünscht und kostenlos von Geekbuying erhalten. Ich versuche trotzdem, so objektiv wie möglich das Gerät zu bewerten. 

Versand bei Geekbuying aus dem EU-Lager, wenn tatsächlich am Lager, wie immer schnell und zuverlässig und ohne Steuer oder lästigen Zoll. EU Lager eben. Probleme habe ich bei Geekbuying eigentlich nur, wenn die Ware erst angekündigt und noch gar nicht am Lager ist.

Verpackung, jo. Gibts auch – insgesamt bringt der Filter satte 10 Kilo Kampfgewicht auf die Waage:

Neben dem 1,20 m Rüssel, aus angeblich flammhemmenden Material, der sich halbwegs beliebig in Form biegen lässt, aber nicht unbedingt sonderlich steif ist und die Form nicht zwangsweise auch hält, finden wir noch 4 zusätzliche Vorfilter Matten, einen Schlauchadapter, die trapezförmige Staubsauger Düse, eine kurze Anleitung und eben der fertig montierte Luftfilter selber.

Ortur gibt den Schlauchanschluss mit 50 mm an, wenn ich direkt am Gerät messe, erhalte ich 56 mm Innendurchmesser, entsprechend habe ich meinen Schlauchadapter weiter unten mit 56 mm AD auf 100 mm AD gedruckt. Aber dazu später.

Gebaut ist das Ding wie ein Panzer, das fängt beim Gehäuse an:

und hört bei der Elektronik nicht auf:

Elektronik im Ortur Air Purifier V1:

Da wird eigenartig viel Aufwand betrieben, irgendwie wirkt das im Vergleich zu unseren Hobby-Lasern irgendwie „überzogen“ – over the top. Da steckt kein einfacher PC Lüfter drin, der da vor sich hin rödelt, die haben da was auch immer für ein Teil eingebaut, ich klaue mal aus der Ortur Werbung:

Bedienelemente gibt es wenig: Wir haben ein Drehregler, um die Saugleistung stufenlos einzustellen, wir haben einen Ein-/Aus Knopf und eine kleine LED, welche je nach eingestellter Saugleistung unterschiedlich hell brennt.

Das war es. Ich bin kein Elektronik-Mensch, ich habe keine Ahnung von sowas, wenn ich am Drehding dreh, beginnt der Lüfter langsam zu beschleunigen, das finde ich ungewohnt, da muss wohl noch irgendeine Elektronik dazwischen sein.

Hier der Aufbau der 3 Filter-Stufen:

Hier haben wir zunächst den Vorfilter, eine recht lose Gewebematte:

dann die 2. Filterstufe:

Man beachte die mit „Packband?“ angebrachten Laschen, um diesen Filter zu entnehmen.

Darunter finden wir nun die 3. Filterkassette, der sogenannte Hauptfilter:

Und diese Filterkassette bekomme ich leider nicht raus, die scheint verklebt zu sein. Weiter kann ich also nicht reingucken, ohne den Filter an den perforierten Kanten kaputtzureißen. Ich gehe mal stark davon aus, das wäre dann eher kontraproduktiv.

In der Werbung sieht das so aus:

 

Die Filter im Ortur Air Purifier v1:

Ortur bietet das Filterpaket für 99,- als Ersatzteil an. Schnäppchen ist das auch nicht gerade.

Über die Haltbarkeit der Filter sagt Ortur:

  • Ersetzen Sie den Vorfilter, wenn mehr als 70 % der Filterfläche mit Staub bedeckt ist, der nicht mehr entfernt werden kann. (nach 7 bis 15 Tagen)
  • Mittlerer Filter (Tausch nach 2 bis 3 Monaten Nutzung) oder wenn der Staub für eine schlechte Saugleistung sorgt und sich der Staub nicht mehr entfernen lässt.
  • HEPA Filter (Tausch nach 3 bis 6 Monaten Nutzung) Ersetzen, wenn der HEPA Filter Rauch und Gerüche nicht mehr herausfiltern kann.

Da tun sich bei mir dann gleich 2 Fragen auf, die ich leider bis dato mangels Antwort von Ortur nicht klären kann:

  1. Irgendwie klingt es, als ob man die Filter reinigen könnte? Den Vorfilter waschen denke ich jetzt mal, der ist auch nicht anders, als die Filtermatten in meiner Airbrush Sprühkabine (gut trocknen lassen, bevor man das wieder benutzt!).
  2. Was versteht Ortur unter einem Tag bzw. einem Monat Nutzung? Wie viel Stunden Nutzung am Tag?

… und auffällig ist auch, dass Ortur mit keiner Silbe einen Aktivkohlefilter erwähnt, dabei wäre das nach meinem Laienverständnis eigentlich das Richtige für den Zweck: Schadstoffe aus der Luft zu ziehen? Also müssen wir wohl davon ausgehen, dass es sich um einen reinen Partikelfilter handelt. Ist das der richtige Filter für den gedachten Einsatzzweck?

Wie teste ich das jetzt, ob das etwas bringt?

Hmm. Letztendlich habe ich mich entschieden, einfach mal die Luftqualitätsanzeige meines Xiaomi Smart Filter im Auge zu halten, während ich mit dem Ortur Laser Master 3 ein bissel Buchensperrholz in einem 5 Minuten Programm in Asche verwandle.

Ohne den Ortur Air Purifier sieht der Xiaomi schon nach wenigen Sekunden rot, seine Anzeige geht auf 600 µg/m³ (mehr kann er wohl nicht anzeigen, egal, was ich mache, er zeigt nie mehr als 600 µg/m³ an).

Selbst mit dieser windigen Konstruktion, mit dem Ofenrohr so mal grob über dem Laser angebracht, ist eine eindeutige Verbesserung „messbar“ als auch riechbar. Der Xiaomi kommt in der gesamten Laufzeit des 5 Minuten Programms nicht über 400 µg/m³. Es ist also ein Effekt da. Riechen tut es trotzdem wie beim offenen Kaminfeuer und verstopften Abzug.

Also so, wie das hier beworben wird, reicht das noch lange nicht aus, um das Lasern von Holz doch noch Stuben kompatibel zu bekommen. Ja, es verringert den Gestank etwas, aber noch lange nicht genug.

Auch einem weiteren Punkt der Werbung muss ich deutlich widersprechen: leise ist das Gerät leider absolut nicht. Um einen spürbaren Effekt zu erzielen, habe ich den Ortur Air Purifier V1 auf höchster Leistung betrieben. Die Geräuschkulisse dabei ist enorm. Mein iPhone schätzt so 76 dB A in 1 Meter Abstand. Die Werbung spricht von unter 55 dB A. Ich glaube meinem iPhone mehr als der Werbung.

Als Filter am Laser Sarg:

Deutlich besser geht es, wenn man den Filter an so einen Laser Gehäuse oder Laser-Zelt anschließt. Das ist ja auch irgendwie logisch, woher soll die Luft auch wissen, dass sie bitte da ins Rohr soll, gerade wenn man aktuell in einer Ecke der Arbeitsfläche lasert. Die Luft aus dem Laserkopf, womöglich noch ein AirAssist mit dazu, bläst ja den Rauch auch eher seitlich weg, das steigt nicht gerade nach oben, wo der Ansaugstutzen wartet und soviel Sog entsteht da nun auch wieder nicht. Kurz: mein Werkstatt-Staubsauger, der olle Kärcher saugt mehr und ist leiser, nur filtern kann er halt nicht.

Hier für den weiteren Test habe ich den Ortur Laser Master 3 inzwischen in ein Laser-Zelt von Tevo (mehr dazu in Kürze) verfrachtet und über einen Schlauch und einem selbst gedruckten Schlauchadapter an den Air Purifier angeschlossen.

Ja, so wird da schon eher ein Schuh draus:

Hier ist die Filterleistung erheblich besser. Kein Wunder, aber auch so reicht es nicht, um Gerüche komplett zu filtern. Aber immerhin, hier könnte es einen ausreichenden Unterschied machen. Aber Acryl oder Leder oder sonstige beim Lasern bekannt giftige Abgase erzeugende Materialien will ich damit auch nicht in Lasern.

Wo stehen wir denn inzwischen?

So im „Freiluft“ Betrieb mit dem Rüssel über dem Laser baumelnd, finde ich das nicht ausreichend. Da ist mein Xiaomi Mi Raumluftreiniger effektiver (und günstiger, auch die Filter). Wer auf diese Anwendung schielt, lässt es besser sein. Der Xiaomi ist übrigens so verkehrt nicht.

Da ich das Gerät nun mal hier habe, kann es gut sein, dass ich das so mal nutze, z. B. bei längeren Lötaufgaben oder aber wenn es punktuell was abzusaugen gibt (z. B. beim Werkeln mit unangenehmen Chemikalien) – also Sachen, wo ich den Rüssel nahe an die Quelle bringen kann und die Quelle rast nicht hin und her nebenbei.

Deutlich besser sieht es aus, wenn man seinen Laser in einem Gehäuse oder Zelt hat und eben wirklich keine Möglichkeit hat, die Abluft ins Freie zu befördern. Für diese Anwendung sehe ich einen Nutzen. Statt des biegbaren Rohres mit leichter Potenzschwäche tuts dann allerdings ein simpler Abluftschlauch. Entsprechende Schlauchadapter sind ja schnell und einfach gedruckt. In exakt diesem Szenario: Der Laser ist eingehaust und es gibt keine Möglichkeit nach draußen, dann kann man über die Anschaffung des Air Purifiers meiner Meinung nach nachdenken. Aber man sollte sich nichts vormachen: unbedenklich wird es damit auch nicht.

Das Gerät selber macht jedoch einen hervorragenden Eindruck. Nicht, dass wir uns da falsch verstehen. Ich habe da überhaupt nichts dran auszusetzen. Das Gerät selber (hoffentlich nicht die Filter) wird mich wohl überleben. Meine Kritik ist einzig die Eignung für den gedachten Zweck: einen Laser zimmertauglich zu machen. Das sehe ich bestenfalls als Notlösung.

Meinen Laser werde ich also trotzdem weiterhin über den Mauerdurchbruch in der Waschküche ins Freie pusten lassen. Ich werde vermutlich den Air Purifier hinten an meine Airbrush Sprühkabine anschließen, da nutze ich rein nur wasserbasierte Acrylfarbe, dort geht es mir rein um das Filtern von Partikeln. Und spare mir so das Umhängen des Schlauchs.

Wenn der AlFrank das nächste Mal hier vorbeischaut, soll er mal Probe riechen, wie er den Nutzen einschätzt. Vielleicht bin ich ja zu kritisch?

Vielleicht hat mir ja auch jemand auch mal ein Tipp für ein günstiges Messgerät, damit ich da vielleicht etwas bessere Zahlen liefern kann?

Nachtrag:

Weil in den Kommentaren danach gefragt wurde, hier das CE Zeichen im Bild. Ob das nun ein echtes CE ist oder nur da dran geklebt ist, weil man in China jedes Prüfzeichen als Aufkleber bekommt, vermag ich nicht einzuschätzen.

Die Frage, ob man eventuell die Hauptfilter Kassette gegen eine Aktivkohle-Filterkassette tauschen könnte, finde ich recht spannend. Da muss man wohl mal auf die Suche gehen, ich vermute mal, die Maße der Filter dürften ein Standardmaß sein? (Ja, ich bin Optimist, ich glaube auch nicht, dass Ortur die Teile selber baut).

Mit so einem Aktivkohlefilter wäre das Teil dann plötzlich auch im Resindruck spannend.

Werbung:

Den Ortur Air Purifier V1 gibt es derzeit bei Geekbuying mit Code: NNNSOLDEORTUR zum Preis von 269,- Euro

9 Kommentare

  • Für Staub ist er bestimmt gut geeignet. Wegen der unterschiedlichen Filterstufen.
    Geruch ist halt wirklich ein sehr schwer zu eliminierendes Problem.
    Eventuell mit Superabsorbern, vielleicht mit Aktivkohle könnte das funktionieren.
    Was bestimmt am besten klappt, das wäre einen Ozongenerator mit einzubauen,
    dem wiederum ein Aktivkohlefilter nachgeschaltet ist. Aber diesen Aufwand
    wird man zuhause in der Wachküche eher nicht betreiben. Dann schon eher der
    Mauerdurchbruch.
    Aber einen „normalen“ Aktivkohlefilter kannst du ja immer noch statt eines der
    anderen Filter einsetzen, oder nicht?

  • Hallo,

    das ist dann wie die Masken bei den Riesendruckern.Sollen ja auch helfen.

    Die Absaugung macht einen guten Eindruck. Ist den ein Deutsches CE druff oder eher ein anderes?

    Mir persönlich fehlt der Kohlefilter für Innenraum. Ohne diesen Filter würde ich es in Innenräumen nicht betreiben.
    Den Oberen Filter würde ich gegen einen Metallfilter wechseln. Das sind die etwas Dickeren ( Pommesfettfilter ) . Vorteil hier ist einfach nur das man diese aus waschen kann.

    Ansonsten eine schöne Absaugung, aber leider nur ohne Kohlefilter.

  • Erstmal herzlichen Dank für den Bericht.
    Es sei gesagt, Holz gast aus…den Geruch wird man also nicht los oder packt auch seinen Abfall in eine Tuppa-Schachtel „luftdicht“ verschlossen.
    Die Absaugung ist nur so gut wie sie genutzt wird…in einem Gehäuse sollte etwas unterdruck herrschen.
    Sprich, mehr Absaugen als im Vollumen ist und egal was da gelasert wird sollte immer eine Absaugung vorhanden sein!
    Was die Filter betrifft…entsorgen.
    Nie die Filter auspusten denn was da drin ist muss nicht wieder in die Raumluft!
    Dran denken, je nach Material kann es giftig sein und man müsste sich Gedanken machen ob es ein Gefahrstoff (Filter) ist den ich da entsorgen möchte?!

    Dann testet mal schön weiter und berichtet.

  • Solche Dinger werden schon lange als Lötdampf-Absaugung verkauft. Möglicherweise sind die Filter hier etwas andere.

  • Holztransistor

    Gibt es eigentlich so etwas in der Art (ohne Staubfilter, dafür mit mehr Aktivkohle) für Resindrucker?

  • Du testest aber auch wirklich alles! Klasse! 🙂

  • Und ich dachte, meine Absaugung wäre sperrig! Danke für den Bericht!

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