Ortur Laser Master 3 Testbericht
Ortur hat ein neues Topmodell. Und nicht einfach nur eines der neuen 10W Module an den alten Rahmen gezimmert, nein, der Ortur Laser Master 3 oder kurz OLM3 ist ein komplett neues Gerät..
Den Ortur Laser Master 3 erhielt ich kostenlos zum Test von Zbanx zur Verfügung gestellt. Es gab eine Liste von Merkmalen, die erwähnt werden sollten und einen Zeitrahmen zur Veröffentlichung. Ich verwende Affiliate Links von Zbanx, über die ich Provisionen verdiene, wenn darüber irgendwas eingekauft wird.
Der Ortur Laser Master 3 ist ein 450nm blauer Diodenlaser mit bis zu 10,5W echter Leistung. Er zählt damit zur Cat IV und ist absolut kein Spielzeug, auch noch sein Streulicht ist gefährlich für Haut und Netzhaut. Beim Lasern können giftige Gase entstehen, eine Absaugung ist dringend angeraten. Es besteht ständige Brandgefahr. Der Betrieb eines solchen Lasers unterliegt gegebenenfalls Auflagen bzw. ist womöglich unzulässig, bitte informiert Euch bei den entsprechenden Stellen bevor Ihr Euch einen Laser dieser Leistungsklasse besorgt. Ich verweise hilfsweise auf das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-alltag-technik/laser/schutz/schutz-laser.html
Der neue Rahmen beim Ortur LaserMaster3
Der komplett neugestaltete Rahmen des Ortur Laser Master 3 weiss nicht nur optisch zu gefallen. Ist ein echter Hingucker – wobei man das bei Lasern ja gar nicht sollte. Bis auf wenige Spritzguss-Plastikkappen zur Abdeckung ist der Rahmen komplett aus Metall. Custom Alu-Profile, bzw. große C-Profile, in denen Mechanik und Elektronik verschwinden. Ortur hat sich die Entwicklung seines neuen Topmodells einiges kosten lassen. Ein neues Verbindungssystem nach Nut-Feder Prinzip sogt für einfaches Zusammenschrauben. Der Rahmen wird ohne Mühe schön rechtwinklig, ist steif, verwindungsfrei und lässt sich in êiner guten halben Stunde montieren.
Das Verschrauben der 5 fertig vormontierten Einzelteile gelingt kinderleicht. Etwas kniffliger wird’s bei dem Einfädeln der 2 geschlossenen, über eine Welle beidseitig angetriebenen Riemen für die Y-Achse. Ich hatte dann ein bissl Malheur mit einem der beiden Riemen, der klang als ob er schleifen würde, dem war, aufgrund der Tatsache, dass die Mechanik in einem verschlossenen C-Profil steckt, etwas umständlich beizukommen, konnte aber gelöst werden. Das Endprodukt ist ein sehr schicker Rahmen, mit ausgesprochen sauberer Kabelführung, 2 geschlossenen Riemen (beidseitig über eine Welle angetrieben), schlau gestaltete Riemenspanner.
Fein, da hat sich Ortur richtig Mühe gegeben, das gefällt mir richtig gut.
Nicht geändert hat sich die Halterung des Lasermoduls und die Rändelschraube zur Fixierung. Ich find die immer noch ein bissl hakelig, aber irgendwie gewöhnt man sich dran.
Nicht ganz so praktisch ist, dass der Rahmen eher flach ist, dazu sitzt der X-Motor zwar optisch schön unten am Querbalken, schränkt aber so die eh schon etwas knappe Höhe weiter ein. Wie man hier am Foto sehen kann, ist das mit meiner 400×400 Wabenplatte nicht ganz so ideal – aber es geht.
Es war auch recht schwierig, an das Board zu kommen, deshalb gibt es leider in diesem Test keine schönen Bilder vom Board. Der Rahmen steht auf 4 Gummifüssen, mir gefällt das, aber wenn jemand den fest irgendwo auf ein Brett schrauben mag, muss er sich was anderes einfallen lassen.
Eine Wabenplatte, eine Vergrößerung auf 800×400, ein faltbares Laserzelt sowie ein Rollendreher werden in Kürze als Zubehör angeboten.
Das Board des Ortur Laser Master 3
Scheint eine Eigenentwicklung von Ortur zu sein. Basiert auf einem ESP32 Chip und TMC2209 Stepper Treiber. Es bietet internen Speicher, Micro-SD Karte, es hat einen USB Anschluss zum Betrieb an LightBurn oder LaserGRBL, es hat ein Web Interface und unterstützt die iOS & Android App Laser Explorer und kommt damit quasi mit einem Offline Controller, den ich so oft vermisse. Es spannt entweder sein eigenes WLAN auf oder klinkt sich in ein vorhandenes WLAN ein. Das Board wird in LightBurn problemlos erkannt. LaserGRBL habe ich nicht getestet, dürfte aber genauso problemlos sein.
Und jetzt kommt was ganz erfreuliches: der Ortur Laser Master 3 hat zwar keine Endstops, die braucht er aber gar nicht, denn er nutzt die Sensorless Homing Funktion der TMC2209. Respekt. Das ist neu und schlau gemacht.
Ein zusätzlicher IO Port erlaubt den Anschluss von weiterem Zubehör, angekündigt ist z.b. eine motorisierte Z-Achse als Upgrade. Der Kabelstrang dafür ist bereits vorhanden, spart also bei der Aufrüstung dann auch nochmal zusätzlichen Aufwand.
Ein dedizierter YRR Port erlaubt den problemlosen Betrieb eines Dosenrollers. Über einen Kippschalter hinten am Rahmen kann man ganz ohne Basteln zwischen Rollendreher oder Y-Achse gewechselt werden. Sehr komfortabel.
Ortur glänzt auch wieder mit einer ganzen Latte von Sicherheitsfunktionen, die scheinen der Konkurrenz weitgehend zu fehlen:
- Schlüssel zum Sperren des Lasers
- Kipp & Neigesensor
- Abschaltung bei Stillstand, Erschütterung
- Überwachung von Spannung & Strom.
- Abschaltung beim Verlust der Verbindung zum Host-PC
- Notaus-Taster
die IR-Flammerkennung des LaserMaster 2 Pro wurde allerdings gestrichen.
Als Netzteil liefert Ortur ein 24V, 4A Netzteil für 110-240V mit.
Die Laser Explorer App
der Ortur Laser Master 3 ist voll kompatibel mit Laser Explorer:
macht das Handy zum Offline Controller. Mehr dazu hier: für iOS, für Android
Über die App wird in Kürze auch die Direktgravur eines Fotos angeboten werden (die Funktion war zum Testzeitpunkt noch nicht fertig).
Das Web Interface:
Zur Nutzung des Webinterface muss zunächst das WLan im OLM3 aktiviert werden, das geht entweder in Lightburn oder in LaserGRBL, in dem man in Register $74 die WLAN SSID und in Register $75 das Passwort schreibt, dann mit $WRS aktivieren. Die deutsche Anleitung zeigts aber dann auch nochmal, wie es genau geht.
Die wichtigsten Grundfunktionen sind vorhanden: Jogging, Home, die Frame Vorschau, Leistungs- & Geschwindigkeitsanpassung im laufenden Job. Die Jobs werden zuvor in Lightburn oder LaserGRBL erstellt und als Gcode gespeichert. Den Gcode lädt man dann im Webinterface hoch und kann den Job dann starten. Ich find sowas recht praktisch.
Das Ortur 10W Modul LU2-10A
Wie bei den anderen 10W Modulen üblich, kombiniert Ortur den Output 2er 5Watt Dioden zu einem einzelnen Strahl mit etwa 10W. Die Punktgröße ist beim Ortur jedoch nicht ganz so fein, Ortur nennt rechteckige 0,05mm x 0,10mm.
Der Streulichtschutz ist vorhanden, könnte aber gerne noch etwas weiter runter gehen
Ein weiteres Komfortfeature OLM3 ist der ein/ausklappbare Hebel als Fokussierhilfe des Fixfokus Lasermoduls. Hebel ausklappen, Modul absenken bis der Hebel das Werkstück berührt, Rändelschraube anziehen, Hebel einklappen, Fokus sitzt zumindest für Gravur und nicht ganz so tiefe Schnitte. Ist praktisch, den Hebel verlegt man nicht so schnell wie die Alu-Zylinder der Konkurrenz.
En weiteres Highlight des Moduls ist die Umsetzung der AirAssist Vorbereitung. Wir stecken oben am Modul einfach nur den Schlauch der Pumpe ein, das wars. Die Luft kommt dann parallel mit dem Laserstrahl aus der „Düse“. Schön gemacht. Ortur liefert zusätzlich noch einen brauchbaren Schlauch, ein Druckregler und eine weitere Schlauchkupplung mit. Die Pumpe selber muss man sich allerdings immer noch selber besorgen.
Zur Schnitt und Gravurleistung hat Ortur auf der Homepage einige Beispielangaben gemacht, da linke ich jetzt einfach nur mal rüber. Ortur Material Guide
Schnitttests:
Ortur trimmt den LaserMaster 3 ab Werk gnadenlos auf Speed. So leise er im Standby ist, im Betrieb macht er gut Lärm, die Mechanik macht mit solchen Geschwindigkeiten doch einigen Radau. Leerfahrten führt der Lasermaster 3 mit einem Affenzahn aus, Beschleunigungsrampen so steil, dass der dadurch ins Schwingen geratene Tisch den Gyroskop-gestützten Notaus triggert. Haben wir das auch getestet. Funktioniert.
Update: das soll in den nun ausgelieferten Versionen des OLM3 etwas optimiert worden sein. Wird wahrscheinlich einfach eine etwas weniger aggressive Beschleunigung sein, die kann ja jeder selber ändern. Firmware Update liegt auf der Homepage.
Ich seh ehrlich gesagt den Sinn nicht, dass so auf Tempo zu trimmen – also für meinen Anwendungszweck nicht. Aber wer auf Speed (Bewegung – nicht zwangsweise der erzielbaren Schnittgeschwindigkeit) steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Letztlich wirbt Ortur hier mit 20.000mm/min, das ist das Doppelte der Konkurrenz. Der OLM3 müsste zum Gravieren (nicht Schneiden) damit der schnellste 10W sein.
Leistungsmäßig sortiert sich dieses Modul hier im Vergleich zu den zuvor getesteten 10W Modulen hinter den anderen auf einen immer noch sehr respektablen Platz 3 ein, mein 4mm Sperrholzbrettchen macht er mit 275mm/min bei 90% mit 1 Durchgang. Zum Vergleich: der Sculpfun S10 schnitt das Brettchen mit 300mm/min, der Longer Ray 10W sogar mit 425mm/min. Wenn das der Haltbarkeit des Lasers zugute kommt, wäre das nicht mal negativ zu werten. Alles ohne Air Assist, selbes Brettchen. Mit AirAssist haben wir ja schon gesehen, geht alles nochmal eine Ecke flotter und vor allem feiner.
Die letzte komplett ausgeschnittene Reihe war 200, 225, 250 & 275mm/min, wie man sehen kann, ging 300mm/min dann nicht mehr ganz durch, es blieben Späne stehen. Der braune Fleck war mal ein Ast.
Die Schnitte sind auch ohne AirAssist noch ansehlich. Aber die von Sculpfun & Longer waren insgesamt feiner, das deckt sich auch mit den Angaben auf der Ortur Homepage, die dem 10W Modul eine Punktgröße von 0,05×0,1mm attestieren – während mein bisheriger Favorit bei den 10W Modulen das Longer 10W eben mit 0,04×0,04 wirbt.
Gravur Test:
.DXF Vector Grafik, Line Modus, 5000mm/min bei 50%
Fototest:
6000mm/min, 40% Grayscale Modus
Mein Ersteindruck
Toller neuer Rahmen, viele Sicherheitsfeatures, die andere nicht haben. Dazu Endstops, quasi Offline Controller, netzwerkfähig, viele Erweiterungsmöglichkeiten, gutes Konzept für AirAssist. Ja, der Laser Master 3 macht vieles richtig gut, da stört es mich jetzt im Moment auch nicht so arg, dass das mitgelieferte hier getestete LU2-10-A-22F18 Modul nicht ganz so schnell schneidet wie die anderen zwei bisher getesteten 10W Module – die reine Schnittleistung ist ja nicht alles und sie liegt ja trotzdem immer noch deutlich über 5.5W Modulen der letzten „Generation“. Und wer weiss, wie die Streuung bei solchen Modulen ist. Gravur und Fotos gelingen mir überraschend gut mit dem OLM3. Und da kann man auch mal die höhere Geschwindigkeit des OLM3 nutzen.
Ortur bietet hier einen gut ausgestatteten Laser, der vor allem beim Gravieren sehr flink zu Werke geht und recht komfortabel in der Nutzung ist. Und der Preis ist für ein so gut ausgestattetes Modell mit 10W auch im Rahmen (Listenpreis 709,- Euro, aber wer kauft schon zum Listenpreis?), daher:
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Den Ortur Laser Master 3 gibt es aktuell für 615,- Euro bei
- MadeTheBest mit Code: LM3ZB100
- direkt bei Ortur mit Code: OLM3PRESALE
Aktuelle Angebote finden sich immer hier: Neue Angebote
http://www.Der-Brutzler.de
Wir sind im falschen Blog hier. Jetzt legen auch die 3D-Drucker Hersteller nach mit diesen Dingern. Das kann ja was werden. Mit bis zu 20W rücken diese Diodenlaser den CO2-Lasern auch immer dichter auf den Hals. Einer erzählt in der Werbung großspurig was von „schneidet Metall wie ein wildes Biest“ und ganz klein irgendwo dann 0,05mm. Das schafft meine Papierschere auch. Schaun wir mal, wie das weiter geht.
Das Thema Laser ist wirklich sehr interessant. Wirklich tolle Ergebnisse!
Leider ist mir das alles zu riskant trotz vieler Sicherheitsfeatures wie hier. Ich hätte trotzdem schiss das ich mir die Bude abfackle, nen Auge ausbrenn oder einen Arm abschneide!
Danke fürs vorstellen!
Ich glaub beim Arm abschneiden kann ich Dich beruhigen, das schafft er nicht.. aber die anderen 2 Punkte sind durchaus im Rahmen des Möglichen. Die Dinger sind alles andere als sicher.
Naja, ein Auge ausschiessen wird auch nicht unbedingt klappen aber die Reflektionen sind nicht ohne!
Was grausam ist wenn so ein Teil nicht beaufsichtigt wird oder die falsche Unterlage in Verbindung mit Luft und dem unvermögen bzw. der Meinung so Rauchmelder reichen.
Ich hab da mal gesammelt : )
https://www.signtech.online/sonstiges/unf%C3%A4lle/
Selbstgedrucke AirAssist sind schon fast fahrlässig und das bunte Glas als Sichtschutz eher eine Gefahrenquelle.
Stephan, hast Du mal geschaut ob Du auch andere Laser verbinden kannst mit dem LaserExplorer?
Ich habs noch nicht probiert, aber ich denke, das klappt auch mit anderen.