Endermorph und das Warping von ASA
Ein kurzer Erfahrungsbericht, keine Bauanleitung!
Der Creality Ender 2 ist provisorisch in ein improvisiertes Gehäuse umgezogen und kann jetzt z.B. ASA warpfrei drucken.
Eigentlich wollte ich über dieses kleine Monster gar nicht berichten. Schon alleine wegen seiner mindestens fragwürdigen Betriebssicherheit. Aber Stephan meinte, für ein Dasein hinter den Kulissen sei er vielleicht doch zu schade, und so gibt es jetzt diesen Kurzbericht – wie immer bei solchen Basteleien verbunden mit reichlich Warnungen.
Überall las ich, dass ein Gehäuse hilft, warpfrei zu drucken. Das wollte ich wissen. Also hat mein Ender sich gehäutet …
… und ist in das oben gezeigte Gehäuse umgezogen, das im Kern aus vorhandenem Material improvisiert ist. Jetzt kann ich Versuche bei geregelter Druckraumtemperatur machen.
Den linken Druck habe ich aus naheliegenden Gründen abgebrochen. Der rechte ist mit demselben Gcode erstellt, nur die Druckraumtemperatur lag bei 40° statt 20° links.
Das Filament ist Formfutura Apollox, das ursprünglich als sehr teuer galt, inzwischen aber für 30 bis 40 Euro/kg zu bekommen ist. Gedruckt bei 245°/95° ohne Bauteilelüfter.
Details
Der Umbau war ursprünglich als Versuchsaufbau und nicht für eine dauernde Nutzung gedacht. Inzwischen hat er sich mit meinen Versuchen weiterentwickelt und genießt ein gewisses Bleiberecht, wird aber schon allene wegen der Sicherheitsmängel kein Drucker für die „normale Produktion“.
Die Maße des Sockels sind durch den Platzbedarf der Druckmechanik, die Höhe des nach hinten blasenden Netzteils und die Stärke des vorhandenen Plattenmaterials bestimmt.
- Das Originalnetzteil saugt links an und bläst nach hinten.
- Ein 120mm PC-Lüfter saugt rechs und bläst durch den vorne querliegenden Elektronikkanal links aus.
- Ein 300 Watt Gehäuse-Heizer heizt den Druckraum in 90 Sekunden von 20° auf 40°.
- Er wird gesteuert von einer Inkbird 2000 Thermostat-Elektronik mit Alarmfunktion bei Übertemperatur, bewusst unabhängig vom Brainboard.
- Netzanschluss, Brainboard und Heatbed mit Mosfet-Modul sind getrennt abgesichert.
- Ein SD-Card-Extender sitzt vorne in der gedruckten Konsole.
- Die Filamentzuführung erfolgt durch einen kurzen PTFE_Schlauch durch den Sockel.
- Gedruckt wird hier auf einer zugeschnittenen Spiegelfliese, ggf. mit Printafix.
- Die Haube ist unten gedichtet und wird im Stück nach oben abgenommen.
- Die Ecke vorne links ist innen Styropor-Alu-kaschiert.
Ergänzen könnte man:
- Ein Rauchmelder in der Haube.
- Eine USB-Verlängerung, um den Anschluss von außen zugänglich zu machen.
- Eine klappbare Befestigung des Heizers; er ist recht neu und eigentlich schon für das Gehäuse eines größeren Druckers geplant. Bis dahin hatte eine 100W-Glühbirne den Job auch erfüllt, die Aufheizzeit betrug damit 15 Minuten.
- Evtl. eine geregelte Warmluftabsaugung oben aus dem Gehäuse über ein Standrohr durch den Sockel, um bei langen Drucken nicht zu überhitzen.
Eigentlich sollte die Haube komplett isoliert werden. Im Langzeitbetrieb addiert sich zum aktiven Heizung aber die Abwärme von Heatbed und Hotend und man braucht dann den Wärmeabfluss oder eben sogar eine geregelte Warmluftabsaugung. Der Heater wird nur zum erstmaligen Aufheizten benötigt.
Bei Temperaturen deutlich über 40° wird das Druckbild von ASA wieder schlechter und es entstehen sehr rauhe Oberflächen.
Mein Fazit: Für anspruchsvollere Kunststoffe wie ABS oder ASA ist ein Gehäuse echt hilfreich, zu warm sollte es aber auch nicht werden.
Und Benchys aus ASA können natürlich auch aus einer Werfthalle vom Stapel laufen:
Ich habe diesen Aufbau auf eigenes Risiko nur für Vorversuche zusammengebaut. Er wird nicht regelmäßig für Drucke verwendet und läuft nur unter ständiger Aufsicht. Für eine Dauerlösung müsste man vieles nicht zuletzt mit Blick auf die Betriebssicherheit optimieren. Deshalb ist dieser Erfahrungsbericht auch nicht als Bauanleitung gedacht.
Arbeiten an Netzspannungen sind lebensgefährlich und Fachleuten vorbehalten. Ein 3D-Drucker, schon gar in der Nähe brennbarer Materialien, sollte unter keinen Umständen – auch nicht kurzzeitig unbeaufsichtigt betrieben werden. Ein geeigneter Feuerlöscher gehört in Griffweite.
Mir gefällt dieser Aufbau sehr sehr gut und das würde ich gerne nachbauen, also den Heizungsteil. Ich hoffe der Autor liest diesen Kommentar noch und könnte beantworten, um was für ein Heizelement es sich handelt und wo man das bekommen kann. Das Inkbird 2000 Thermostat würde ich auch nehmen, wenn es sich bei dir bewährt hat. Bist du damit immer noch zufrieden? Wäre klasse, wenn du mir weiterhelfen könntest. Vielen lieben Dank!!
Der Autor liest noch mit, ja. 🙂
Der Inkbird 2000 Thermostat funktioniert prima.
Ich bin – ganz Maker und Nerd – inzwischen auf einen Aduino-basierten Eigenbau umgestiegen, aber das spricht eher über mich als gegen den Inkbird.
Der Heater ist so einer hier: https://de.aliexpress.com/item/1005001704170831.html
Mit dem Suchbegriff „PTC Heater“ findest Du auch Varianten für nicht lebensgefährliche Spannungen. Ob die dann mit dem Inkbird zusammenspielen, müsste man nochmal prüfen.
Der Ordnung halber die generelle Warnung: Arbeiten an 230V sind lebensgefährlich und Fachleuten vorbehalten, insbesondere wenn die Bauteile keine europäischen Prüfsigel tragen. 😉
Ich möchte hier nicht zwischen funken aber mal einfach nur an eine simple Einhausung nachgedacht? Das Heizbett schmeißt ja schon ordentlich Wärme. Ein Druckerzelt wie das von Creality läßt kaum etwas davon nach außen und heizt sich damit von ganz alleine auf. Thermometer rein und einfach mit dem Druck warten bis die gewünschte Umgebungstemperatur erreicht ist.
Jo. Das funktioniert auch. Ist aber nur halb so nerdig. 😀
Schön hast du ihn ins Rampenlicht gestellt! Ein Brand hinten in der Kulisse wäre länger unbemerkt geblieben.
Toll finde ich, dass du daran gedacht hast, die „sicherheitsrelevanten“ Massnahmen separat zur Steuerung des Druckers umzusetzen.
Derweil frage ich mich eben auch, was ich für ABS und so einrichten soll.
Abluft, mit Lüfter, Klappe und HEPA- Zuluftfilter stehen bereit – nur möchte ich ungerne die gesamte Elektronik meiner Ender 5 in eine warme Kiste „stecken“.
Womöglich stelle ich eine zweite Elektronik zusammen, mit Netzteil, Controller, Display. Diese steht dann ausserhalb der Box, die Original-Teile ebenso – nur sind sie dann ausgesteckt.
Zufluft ist ein Problem, ob man nun eine Umluft warm mit teilweisem Austausch bauen sollte – oder einfach einen grossen Trichter drüber bauen – bin noch nicht so weit.
Daumen hoch, weiter so!
Ist ja schon bald zwei Jahre her. Es gibt ihn immer noch, inzwischen mit Duet Maestro, geregelter Abluft und Alarmfunktion. Ist immer noch so ne skurrile Bastelbude. Die Zuluft saugt er durch den Sockel.
Nen Hepa würd ich eher für die Abluft einsetzen. Da muss man aber echt genau nach dem Filterklassen schauen, sonst lügt man sich da selbst in die Tasche.
Das ist eine gute Idee aber noch einfacher geht es mit einer großen Plastiktüte welche man über den Drucker stülpt. Ich habe einige Tests mit meinem Ender 2 gemacht und das klappt super. Ich erreiche nur durch die Tüte ca. 40 Grad im Innenraum bei 235 Grad Nozzle und 95 Grad Heizbett.
Gedruckt wird auf eine Glasplatte welche mit einem Pritt Stift leicht eingestrichen ist. Sehr selten habe ich zwar noch Warping aber die Situation ist bedeutend besser geworden. Diese Lösung klappt für mich nun schon seit 4 Wochen hervorragend und die Tüte sorgt dafür das kein Luftzug auf den empfindlichen ABS Druck kommt. Ich benutze eine Plastiktüte welche normalerweise zum Vakuum für Kleidung gedacht ist und daher etwas größer ist Diese hat ein etwas dickeres Material und steht ohne Hilfsmittel über dem Drucker. Vielleicht hilft dieser Tip ja dem einen oder anderen auch.
Das Ding ist einfach geil geworden 🙂
Die Druckergebnisse überzeugen! Da kann auch ein leichter Schönheitsfehler in der Optik der Einhausung nicht stören. Wenn Peter uns noch eine Aufstellung der Temperaturen für die Materialien im Druckraum erstellt währ das SUPER! Wenn ich den X5S dann mal endlich sauber zum Drucken gebracht habe muß ich mir darüber auch mal Gedanken machen.