Atomstack P7 M40 Lasergravierer

Wir haben mal wieder einen Lasergravierer zum Testen bekommen, diesmal ein etwas schickeres und moderneres Modell, den Atomstack P7 M40.

Diesmal bin wieder ich der Tester, aber zuerst mal das Wichtigste:

Warnung! Laser sind keine Spielzeuge!

Das hier gezeigte Gerät hat eine Leistung die mindestens 1000 Mal höher ist als die von Laserpointern! Gefahr von permanenten Augenschäden bis zur Erblindung! Brandgefahr! Nur mit geeigneter Schutzausrüstung an geeigneten Arbeitsplätzen von geschultem Personal zu benutzen!

Siehe DGUV Vorschrift 11.

Obige Warnung ist ernst zu nehmen, besonders auch aufgrund folgender Eigenschaften bzw. Eigenheiten des Gerätes:

– Es hat keine Einhausung, erst recht keine laserdichte, wie es in höheren Preisklassen üblich ist.
– Es ist freistehend und hat keine integrierte feuerfeste Unterlage sondern nur ein lose beiliegendes Blech, das diesen Zweck erfüllen soll.
– Es liegt keine Laser-Schutzbrille bei, aber die sonst bei den China-Geräten übliche grüne ist ja eh nur untaugliches Spielzeug. Hier ist man wenigstens gezwungen, sich eine anständige zu holen, die tatsächlich als Schutz vor der verwendeten Wellenlänge von ca. 445 nm ausgelegt ist.

Auch mit der besten Schutzbrille darf man keinesfalls in den Laserstrahl blicken.

Auch die Reflektionen des Strahls sind nicht minder gefährlich!

Niemals ohne Schutzbrille auch nur am Strom oder am Computer anschließen!

Benutzung auf eigene Gefahr!


Der Atomstack P7 M40 Lasergravierer wurde uns von Banggood zur Verfügung gestellt.

Er wird mit 40W Leistung beworben, aber immerhin ist Atomstack so ehrlich zuzugeben, daß das die elektrische Leistung, also die Gesamtaufnahme der Maschine ist.

Hier mal die technischen Daten, Übersetzung von mir:

Nutzfläche: 200*200mm
Gravierbare Materialien: Holz, Bambus, Karton, Plastik, Leder, MDF, Schiefer, lackiertes Metall, „spiegelnder Edelstahl“
Schneidbare Materialien: Karton, nicht-gewebter Stoff, Furnier, Acrylglas, manche dünne Plastikplatten, Schwamm, MDF, Leder.
Elektrische Leistung: 40W
Laser Leistung: 4.5-5.5W
Laser Wellenlänge: 445 ± 5nm
Graviergenauigkeit: 0.01mm
Fokussiermethode: fester Fokus, Fokussieren unnötig
Laser Schutzabdeckung: Schützt die Augen des Benutzers, verhindert, daß Haustiere den Laserpunkt fangen wollen.
Unterstützte Software: LaserGRBL, LightBurn, unter Win XP / Win 7 / Win 8 / XP / Win 10
Dateiformat: NC, BMP, JPG, PNG, DXF, etc.
Datenübertragung: USB-Kabel
Eingangsspannung: AC100-240V, 50/60Hz
Ausgangsspannung: DC12V, 5A
Zertifikate: CE FCC RoHS FDA PSE

Noch ein paar grundlegende Infos, die wie bei den meisten Lasergravierern in dieser Preisklasse auch hier gelten:

– Betrieb nur mit dauerhafter Verbindung über USB zum Computer.
– Keine SD-Karte oder USB-Stick nutzbar.
– Keinerlei Bedienmöglichkeit am Gerät: keine Tasten, kein Display, nix.
– Keine Software dabei.
– Keine fahrbare Z-Achse, nur manuell verstellbar.
– Die Firmware ist GRBL, auf dem auch das uns bekannte Marlin aufbaut.
– Es wird statt eines Slicers ein gCode-Streamer benötigt, der die Quelldateien passend umwandelt und die Befehle direkt über USB an die Maschine schickt.

Es gibt grundsätzlich drei Betriebs-Modi:

– Zeilen-/Pixelweises Gravieren in Graustufen, bzw. gerastert, das ist relativ langsam und sieht hart ausgedrückt aus wie von einem Nadeldrucker aus dem letzten Jahrtausend.

– Gravieren von Vektor-Grafik oder Text, das geht recht flott, wird scharf und präzise, da immer nur die Umrisse als durchgehende Linien abgefahren werden.

– Schneiden von gewissen Materialien, wenn man die Geschwindigkeit reduziert, die maximale Laserleistung einstellt und die Konturen mehrfach abfährt.

Meine Tests habe ich unter macOS mit der kommerziellen Software LightBurn vorgenommen, die man aber 30 Tage lang in vollem Umfang kostenlos testen kann. Diese gibt es zwar auch für Windows-PCs, aber da wird gerne das kostenlose Programm LaserGRBL genutzt. Die Links dazu stehen sogar auch auf der Seite von Atomstack unter Support.

Ziemlich kompakte aber stabile und sichere Verpackung für diesen Lieferumfang.
Anleitung auch auf Deutsch, so sieht es fertig aufgebaut aus.
Ansicht von oben und von hinten mit unterlegter „Brandschutz“-Blechplatte.
Das Lasermodul von unten und in seitlicher Nahaufnahme.
Sehr sauber aufgebautes Mainboard, wie üblich ATMega 328P basierend, sogar mit Kühlkörpern auf den Stepper-Treibern!

Das NoName Netzteil.

Ein kurzer Video-Clip und das Endergebnis des Laserns eines Bitmap-Bildes.
Vektorgrafiken, zwei graviert, zwei geschnitten.
Die Höhenverstellung ist zwar nur manuell aber sauber gelöst und erlaubt bis zu 50 mm hohe Objekte.

Schneiden von 10 mm dickem Holz simuliert: kann funktionieren.

Im Gegensatz zu meinem letzten Laser-Test hat mich dieses Gerät, wenn man die anfangs genannten Eigenschaften berücksichtigt, nicht gleich schockiert, sondern sogar überwiegend positiv überrascht.

Der Lieferumfang ist recht umfangreich, abgesehen von einem Datenträger und einer Laserschutzbrille ist alles für den Anfang benötigte dabei. Mehrere Schraubenschlüssel, ein USB-Kabel, ein paar Materialpröbchen aus Holz und Plastik, ein Whiteboard-Marker (keine Ahnung wozu), ein Putztuch für die Laserlinse und ein externes Netzteil mit Kaltgerätekabel mit Schuko-Stecker.

Ungewöhnlich sind die vier beiliegenden Plastik-Türme, die sowohl beim Zusammenbau helfen als auch dazu dienen sollen, das Gerät für höhere Objekte um 95 mm anzuheben, auch wenn das die Stabilität nicht gerade verbessern dürfte.

Dank der ausführlichen, präzisen und sogar neben Englisch und Französisch auch in gutem Deutsch verfassten gedruckten Anleitung ist die Maschine in wenigen Minuten aufgebaut. Einen Download-Link für die Anleitung habe ich bisher leider nicht gefunden.

Die Fertigungsqualität ist einwandfrei, keine Grate oder so, und ich finde das Design durchaus nett anzuschauen, auch weil alle Rahmen-Teile aus Metall sind. Vier Moosgummi-Aufkleber dienen als tatsächlich praktikable Antirutsch-Füße. Natürlich ist das ein mechanisch sehr einfach aufgebautes Gerät, aber es ist aufgrund der langen Seitenteile nicht besonders kippgefährdet.

Die automatische Laser-Abschaltung beim Kippen des Gerätes um mehr als 20 Grad ist direkt hardwaremäßig im Lasermodul verbaut und funktioniert somit glücklicherweise unabhängig von der Software auf dem Computer. Das war bei den Geräten in meinem letzten Test leider nicht so.

Der Laser kann und muss nicht fokussiert werden, sondern wird einfach ein paar Millimeter oberhalb des zu bearbeitenden Objekts positioniert.

Zur Höhenverstellung ist das Lasermodul in einem Aluschlitten geführt, man löst also einfach die Rändelschraube am Modul, schiebt es nach oben und zieht sie wieder fest.

Eine feuerfeste Unterlage unter dem Objekt sollte man keinesfalls vergessen, auch wenn ich die mitgelieferte blanke Stahlplatte aufgrund ihrer Spiegelwirkung für ungeeignet halte.

Die Sichtschutzblende am unteren Ende des Lasers mit Fenster auf einer Seite ist ja ganz nett und kann vielleicht auch großteils das seitliche Austreten des (reflektierten) Laserstrahls verhindern, aber nur wenn der Kopf ganz nah am Objekt ist, das reicht aber nicht!

Eine anständige Laserschutzbrille kann sie also keinesfalls ersetzen, auch wenn Atomstack das auf der Webseite behauptet! Im Handbuch hingegen wird deutlich auf die Gefahren hingewiesen.

Die GRBL 1.1 Firmware ist korrekt konfiguriert, auch der Bauraum stimmt, auch das ist leider nicht selbstverständlich.

Die Maschine hat sogar Endschalter für X und Y, man kann also Homen und somit auch absolute Koordinaten anfahren, wenn man unbedingt will. OK, für einen absoluten Maschinennullpunkt macht es durchaus Sinn.

Sehr wichtig, aber leider nicht selbstverständlich: der Laser bleibt beim Einschalten oder Verbinden mit dem PC brav aus. Es gibt tatsächlich einen mechanischen Kippschalter am Gerät, der aber natürlich nur die sekundäre Spannung schaltet, das Netzteil ist also immer an.

Folgende Geschwindigkeiten konnte ich in meinen Tests mit speziellem, lasergeeignetem 3-schichtigem, 1,5 mm starkem Birkensperrholz erzielen:

Vektorgrafik: 500 mm/min bei 100% Power
Schneiden: 3 Durchgänge mit 500 mm/min bei 100% Power
Bitmap: 6000 mm/min bei 100% Power

Das sind die bisher besten Werte im Vergleich mit allen von mir jemals genutzten China-Lasergravierern, die 4,5-5,5 W Laserleistung scheinen somit durchaus realistisch zu sein.

Das oben gezeigte Bild von Stephans Hund dauerte in 60*40 mm^2 bei 0,1 mm Linien-Abstand gerade mal 8:00 Minuten, da hatte ich schon Werte von über einer Stunde. Unser Logo in 50*28 mm^2 war sogar schon nach 90 Sekunden fertig. Die Smileys haben einen Durchmesser von 20 mm.

Das von Atomstack beworbene mögliche Schneiden von 10 mm dickem Holz habe ich nur simuliert, indem ich den Abstand zu meinem Birkensperrholz-Brettchen um 10 mm erhöht habe, da mir u.a. kein geeignetes Stück Holz zur Verfügung stand.
Das letzte Bild obiger Tabelle zeigt das Ergebnis dieser Simulation. Der linke Smiley wurde mit 2 mm Abstand graviert, der mittlere mit 12 mm Abstand, der letzte in derselben Höhe mit 6 Durchgängen versucht zu schneiden. Man sieht, daß der Fokus zwar deutlich leidet, der Laser aber durchaus noch Kraft hat. Die sechs Durchgänge haben jedoch nicht gereicht, das Holz zu schneiden, bei kurzem Abstand haben schon drei genügt.
Das Schneiden von 10 mm dickem Holz kann also zwar funktionieren, aber dann nur mit zig Durchgängen, macht also wenig Sinn.

Nicht-transparentes Plastik und andere Materialien sind auch durchaus damit bearbeitbar, aber da muss man einfach experimentieren. Auf Metall kann man höchstens Verfärbungen erzielen aber keine echte Gravur.

Ich habe jetzt auch keine Dauertests durchgeführt, kann also nichts dazu sagen, wie lange das Modul dies durchhält. Aber Stephan hat da ja schon sehr ernüchternde Erfahrungen machen müssen. Das sind halt nunmal einfache Hobby-Geräte…

Fazit:

Einem SnapMaker z.B. kann dieses Gerät natürlich nicht das Wasser reichen, allenfalls kommt es bei der Geschwindigkeit hin. Bei Komfort, Ausstattung, im Garantiefall, etc. sicher nicht. Wenn man das weiß und akzeptieren kann, ist es durchaus kaufbar, wenn man sich auch der nicht zu unterschätzenden Gefahren beim Lasern bewusst ist und alle Schutzmaßnahmen in Eigenverantwortung ergreift.

 

Werbung:

Hier ist die Maschine aktuell erhältlich: Atomstack P7 M40 bei Banggood (ca. 269,- Euro)

15 Kommentare

  • Hallo, kann mir jemand helfen ?
    Mein ATOMSTACK Laser P7 kennt seinen Arbeits /Druckbereich nicht mehr. Die komplette Achensteuerung ist irgendwie durcheinander gekommen.
    Kann mir jemand helfen die gerätespezifische Einstellungen über GBRL wiederzuherstellen.
    Oder hat jemand eine Konfigurationsdatei die Einspielen könnte?
    Vielen Dank schonmal

    • $0=10
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      $132=200.000

  • Welche Laserbrille oder Laserbrillenhersteller könnt ihr empfehlen? Also natürlich für den jeweiligen Wellenbereich.
    Könnt ihr auch Plexiglas oder Makrolon empfehlen als Schutz für ein Einhausung

  • Pascal Mölders

    Eventuell soll der „Whiteboard-Marker (keine Ahnung wozu“ ein Maskierlack sein zum Gravieren von Alu oder anderen Metallen..

    Interessanter Artikel, Danke.

      • Wenn dann Edelstahl der zum lasern geeignet ist mit Edding „schwarz“
        Settings bei mir 50 mm / min und 90 % Leistung bei ca. 5 Watt optischer Leistung in 8 Min.
        Was prima funktioniert ist Cermark LMM 6000 mit knapp 100 mm / mm und gleicher Leistung in 8 Min.
        Das gleiche macht mein Faserlaser in 30 Sekunden und der trägt dabei ab.
        Eloxiertes Material ist auch so eine Sache weil auch da je nach Aluminium auch nicht alles funktioniert.
        Diodenlaser sind keine Wollmilchsäue denn zum Eierlegen braucht es mehrere Hühner.

  • Hast du Erfahrungen bezüglich des gravierens auf Edelstahl gemacht? Es ist wirklich sehr schwierig einen Laser zu finden der Edelstahl direct gravierst ohne teueres marking spray zu kaufen.

    Liebe Grüße!

  • die vier beiliegenden Plastik-Türme, könnten auch für die Rotarys sein um Gläser, Flaschen runde Teile zu gravieren.

    Seit wann ist der Zoll für die Kontrolle von Technik mit CE Kennzeichen zuständig?

    Das Lasermodul müßte das hier sein
    https://www.kaufland.de/product/390003161/

    Ich denke das die Nutzung des Lasers mit 100% der Lebensdauer nicht zugänglich ist.
    Aber darüber gibt es endlose Diskussionen im Netz

  • Wauw!
    Hätte ein zwei Fragen….
    Ist der Laser mit 3 Pin oder 4 Pin gesteckt?
    Wird er ubera Mainboard versorgt oder direkt?
    Kann man nur das Lasermodul auch kaufen?

    • Er ist mit vier Pins angeschlossen, die Belegung ist auf dem Bild der Unterseite des Lasers zu sehen, Probe ist vermutlich für die Temperatur-Abfrage.
      Alle Signale kommen vom Mainboard, über eine kleine Verteilerplatine auf der Y-Achse, siehe vorgenanntes Bild.
      Das weiß ich leider nicht, aber vergleichbare Module von Neje sind problemlos erhältlich.

  • Die machen sogar Werbung mit einer meiner Lieblingsbands auf der Banggood-Seite des P7… wenn ich nicht schon ein Gerät hätte, müsste ich wohl dieses kaufen 😉

  • Gruselige Gerät, das sowas überhaupt durch den Zoll kommt.

  • Danke für den Bericht!

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