Anycubic Kobra Max – ein Monster?!

Neu von Anycubic: ein riesiger FDM-Drucker, aus der aktuellen Kobra-Serie: der Kobra Max. Mal schauen, was das Monster so kann…

Der Test musste ganz dringend gemacht werden, also war mal wieder ich dran, da ich den Drucker mal kurz nach dem Schaffen beim Stephan abholen konnte. Ein riesiger Bettschubser ist zwar nicht unbedingt mein Traum von einem 3D-Drucker, aber es gibt dafür durchaus einen Markt und ich will Anycubics neue Drucker-Serie „Kobra“ auch mal kennenlernen. Hübsch aussehen tut er ja schonmal. Und zu 95% vormontiert ist er auch, der Test sollte also schnell zu erledigen sein.

Werbung: Der Drucker wurde uns freundlicherweise von Geekbuying kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt, weitere Absprachen gab es nicht.

Erstmal die technischen Daten lt. Anycubic:

● Drucktechnologie: FDM (Fused Deposition Modeling)
● Maschinengröße: 72 x 71.5 x 66.5 cm
● Fläche der Plattform: 1,600 cm²
● Druckgröße: 40 x 40 x 45 cm (LxBxH)
● Druck-Volumen: 72.0 l
● Extruder-Typ: : Bowden extruder
● Nivellierung: Automatisch, 25 Punkte Nivellierung
● Heizbett Temperatur: ≤ 90 °C
● Material der Plattform: Carborundum-Glas
● Z-Achse: Doppelte Gewindestange
● Durchschnittsgeschwindigkeit: 8 – 10 cm/s
● Bedienelement: 4,3-Zoll-LCD-Touchscreen
● Druckmaterialien: PLA / ABS / PETG & TPU
● Größe der Düse: ø 0,4 mm (austauschbar)

 

Und nun wieder die tabellarische Bildergeschichte von meinem Test:

Vormontiertes Teil 1: Basis mit Y-Achse, Heizbett, Netzteil, Elektronik.

Ansicht von unten.

Teil 2 ist zum Glück auch schon fertig zusammengebaut: Z- und X-Achse mit Druckkopf und Extruder.

Ansicht von hinten.

Nur noch fünf weitere Teile: Ultrabase Glasbett, Streben für die Z-Achse, Rollenhalter, Display (von hinten).

Mehr braucht’s nicht, finde ich gut.

Säckchenweise Schrauben und Zubehör, inkl. einer Ersatzdüse.

Werkzeug inkl. niedlichem Seitenschneider, Düsennadel und Schmierfett.

Stromkabel, USB-Kabel, gigantische 10 m Test-Filament.

Gutes (englisches) Handbuch mit etwas kleinen Bildern.

Aber das gibt es auch als PDF auf der 8 GB µSD-Karte, die praktisch und endlich mal nicht versenkbar vorne kopfüber in den Drucker gesteckt wird.
Moosgummistreifen sollen Standplatten an den V-Slot-Rollen verhindern, das finde ich eine gute Idee.

Der Druckkopf von vorne links oben.

Der X-Achsen-Steppermotor und der Filamentende-Sensor.

Der BMG-Klon Bowden-Extruder in klar transparent.

Die Filamentrolle und der von mir gebündelte Kabelstrang.

Der Kopf von unten: Volcano-Heizblock mit Silikonsocke. Und Bauteilkühlung von zwei Seiten: sehr gut!

Die zwei mittels Riemen synchronisierten Z-Achsen und das ganze Drumherum.

Der Doppel-Antrieb macht für das riesige Druckbett absolut Sinn.

Nach einer guten halben Stunde ist das Monster fertig zusammengebaut. Vorne zu sehen: die zwei Riemenspanner für Y.

Das schlichte, auch in heller Umgebung gut ablesbare und intuitiv bedienbare Menü.

Die Dateiauswahl zeigt wenigstens mal lange Dateinamen an, mehr dazu aber dann unten…

Das Übliche im Prepare-Menü: Autoleveling, Vorheizen und Filamentwechsel.

Im Tools-Menü ist alles da, was man von einem 3D-Drucker mit Touchscreen erwarten kann.

Unter System kann man nur zwischen Englisch und Chinesisch als Sprache wählen und die Tonausgabe an- und ausschalten.

Und diese Systeminfos abrufen.

Vor dem Autoleveling wird auf PLA-Temperaturen vorgeheizt, sehr sinnvoll.

Viel mehr ist dann vom Leveling nicht zu sehen, schon gar keine Messwerte.

Die Anzeige während des Druckvorgangs mit den Funktionen Pause und Stop. Leider keine Anzeige der aktuellen Z-Position.

Einstellbare Optionen während des Drucks – Fluss gibt es mal wieder nicht.

Auch im Pause-Menü fehlt was: die Möglichkeit, das Filament zu wechseln. Aaaaah, Anycubic, immer noch nicht?!

Pause fährt den Kopf zwar ein paar Zentimeter nach oben aber leider nicht ganz aus dem Weg.

Erster Druck, mein 30 mm Quadrat: soweit in Ordnung, nur etwas Unterextrusion.

Mit 102% Fluss im Slicer: perfekt, Oberfläche vollständig geschlossen.

Die zweiseitige Bauteilkühlung macht ihre Sache einwandfrei: mein kleiner, fieser Fan Power Test, hier von unten zu sehen: alle Kanten sauber.

Auch die kleine quadratische Vase sieht gut aus: keine Wellen an den Kanten.

Und der gemeine Ooze-Retraction-Test hat perfekte Überhänge und keine Fäden: klasse!
Auch Uwe’s 20 mm Testwürfel kommt sehr sauber heraus.
Und das ist ein sehr schönes #3DBenchy, in 85 Minuten gedruckt inkl. Aufheizen auf PLA-Temperaturen (200 °C Düse, 50 °C Bett).

Mit 60 mm/s, 0,40 mm Linienbreite und 0,20 mm Schichtdicke, wie all die blauen Teile hier.

PETG passt auch sofort, bei 230 / 70 Grad.

Keine Fäden, für PETG durchaus gute Überhänge.

Auch Vasen funktionieren damit schön und einwandfrei, das kann tatsächlich nicht jeder Drucker ab Werk. 😉

Kurzes Video dazu.

Der Druck einer 27 x 30 x 6,5 cm großen Haube hat bei 100 mm/s dann doch 14 Stunden gedauert.

Bei dem Objekt hatte ich Schlimmeres als die max. 2,5 mm Warping an den Ecken befürchtet. Nächstes Mal putze ich aber vorher das Bett oder nehme ein Haftmittel.

Das Mainboard ist ein Anycubic Trigorilla Pro A V1.0.4 mit 32bit Prozessor HC32F460 und vier verlöteten Steppertreibern.

Das Heizbett wird über ein Solid State Relais mit 24V versorgt.

Noch ein paar ausführlichere Infos und Meinungen von mir:

Das ist wirklich eine riesige Maschine, was aber kein Wunder ist bei mindestens 40 cm Bauraum in jeder Richtung. Zum Glück wiegt sie nur 16 kg, aber der Platzbedarf ist mit 88 x 91 x 71 cm^3 doch deutlich größer als die Angaben von Anycubic. Das liegt erstens daran, daß das Bett ja 2x gut 40 cm in Y-Richtung braucht und zweitens an der Filamentspule, die links vollständig übersteht, also mehr als 20 cm.

Der Rahmen aus 4040/4020 und 2020 V-Slot-Aluprofilen ist wie bei Anycubic üblich sauber und präzise gefertigt und macht einen sehr stabilen Eindruck.

Der Zusammenbau ist auch von Einsteigern problemlos zu bewältigen, da er gut dokumentiert ist und es ja eigentlich nur zwei Hauptbestandteile sind, fast alles andere ist bereits vormontiert. Für die Z-Profile sind im Grundrahmen praktische Nuten, damit man die Löcher für die von unten einzusetzenden Schrauben nicht lange suchen muss, das hat echt nicht jeder.

Als Transportsicherungen sind viele massive Kabelbinder verbaut, die man teilweise wiederverwenden sollte, also nicht zu kurz abschneiden, da die paar kleinen beiliegenden nicht ausreichen, um den Kabelwust zu bändigen. Siehe auch in meinen Bildern oben. Aber keine Angst, es ist wirklich kein Kabelsalat, da hat sich bei Anycubic echt jemand Gedanken gemacht, wie das am besten passt.

Der Aufbau war wirklich problemlos, alles ist rechtwinklig und eben, nix wackelt oder rattert. Das Spiel der Laufwagen muss man einstellen, ist aber gut beschrieben und man kommt einwandfrei an die Exzenterbuchsen ran. Bei meinem Exemplar war nur der X-Schlitten leicht zu locker. Auch die Riemen waren ab Werk korrekt gespannt.

Der doppelte Z-Antrieb mit zwei Motoren und einem Synchronriemen macht bei der Größe ebenso Sinn wie die zwei Riemen für die Y-Achse. Sehr gut auch, daß es zwei Streben zum Stabilisieren des Z-Rahmens gibt. Unglaublich, daß sich das andere Hersteller solcher Monsterdrucker teilweise sparen!

Das Autoleveling fährt 25 Punkte an und drückt dabei mit der Düse leicht auf das Druckbett, irgendwo muss im Kopf also ein DMS-Sensor drin sein. Das dauert mit Aufheizen auf 190 / 60 °C ca. 8 Minuten. Immerhin scheint es gut zu funktionieren, der Abstand der Düse zum Bett passt danach. Und man muss es ja nicht vor jedem Druck machen, sondern einmal und dann sollte das über Wochen und Monate halten. Echt schade ist aber, daß es keine Anzeige der Messwerte gibt, einstellen kann man nur einen globalen Z-Offset. Über ein Terminal-Programm (z.B. CoolTerm, Pronterface) kann man das Mesh über die USB-B-Buchse per M503 jedoch auslesen.

Es gibt keine Möglichkeit, das Bett manuell eben auszurichten, aber bei 400 x 400 mm^2 will man das auch nicht wirklich machen müssen.

Ich habe dazu bei Anycubic zwar keine Info gefunden, aber ich vermute, daß die Düsentemperatur nicht wirklich über 240 °C gehen wird, da der Bowdenschlauch direkt auf der Volcano-Düse ansteht. Und der fängt bei höheren Temperaturen dann bald an, sich zu zersetzen…

Das riesige Bett heizt erfreulich schnell auf: PETG-Temperaturen (230 / 70 Grad) sind nach 5,5 Minuten erreicht. Das NoName-Netzteil mit seinen 500W bei 24V reicht erstaunlicherweise dafür aus, das Heizbett wird über ein Solid State Relais mit den 24 V versorgt.

Durch die zahlreichen Lüfter ist er mit seinem offenen Aufbau eher nicht für eine Aufstellung in Wohn- oder gar Schlafzimmer geeignet, wenn man ihn tagelang laufen lassen will bzw. bei dieser Größe schon eher muss. Für den 15-stündigen Druck hatte ich ihn in den Flur verbannt. Immerhin sind alle Lüfter geregelt, wenn er nix tut, ist er also leise.

Die Mechanik der Achsen ist mit den V-Slot Rollen und dank leiser Steppertreiber hingegen erstaunlich leise. Auch quietscht, klappert und rattert nichts.

Die Ultrabase ist in dieser klassischen Version (im Gegensatz zur Kopie bei der Konkurrenz) eine wirklich gute Bettoberfläche auf der alles gut hält, sich nach dem Abkühlen aber quasi von selbst löst. Damit macht aber natürlich ein Fortsetzen des Drucks nach Stromausfall keinen Sinn, was von Anycubic auch nicht beworben wird. Der auf den ersten Blick lächerlich wirkende Plastikschaber (bisher waren immer massive Metall-Spachteln dabei) reicht aber locker für die Ultrabase und verkratzt sie nicht.

Alle meine Testdrucke kamen sofort einwandfrei heraus, bei 60 mm/s, 0,40 mm Linienbreite und 0,20 mm Schichtdicke sowie 5 mm Rückzug mit 60 mm/s. Die ganzen blauen Testdrucke oben sind aus PLA, dank des untersetzten Dual Gear Extruders hat aber auch PETG (die schwarzen Druckteile) einwandfrei ohne Fäden zu ziehen funktioniert und bei anderen harten Filamenten sowie bei TPU mit über 90 Shore A Härte sehe ich auch keinen Grund für Probleme.

Beim Druck der großen Haube für meinen 4Max habe ich die beworbenen 100 mm/s ausprobiert: dank des Volcano-Hotends mit der längeren Heizzone reicht die Förderleistung (selbst bei PETG) problemlos aus, auch bei erhöhter Schichtdicke von 0,25 mm. Eine größere Düse (z.B. 0,6 mm) habe ich nicht ausprobiert, aber selbst dafür sollte genug Leistungs-Reserve vorhanden sein.

Zur Einordnung der „Geschwindigkeit“ von FDM-3D-Druckern: selbst bei einer Grund-Druckgeschwindigkeit von 100 mm/s hat der Kobra Max beim Druck der o.g. Haube für die 10 Bodenschichten, die nur 50% der Fläche des Druckbetts belegen schon 5:45 h gebraucht. Die weiteren 62,5 mm Höhe für die 2,4 mm dicken Wände (und einen kleinen Wulst) dauerten weitere 8:30 h. Macht also insgesamt gut 14 Stunden für einen quaderförmigen Hohlkörper, der nur 7% des Bauraumes ausfüllt und dem sogar die Decke fehlt.

Echt schade, daß Anycubic seine Touchscreens immer noch nicht ganz im Griff hat, auch wenn hier alles deutlich besser aussieht als bei den früheren Serien wie z.B. „Mega“ und „4Max Pro“. Aber es gehen bei der Dateiauswahl immer noch keine Unterverzeichnisse und einige Dateinamen werden einfach gar nicht angezeigt, z.B. chinesische. Etwas unschön ist auch der Font des dynamisch erzeugten Textes, also Dateinamen, Temperaturen, etc.: bei seiner geringen Größe machen die Serifen ihn schlechter lesbar. Und daß man die Pausenfunktion z..B. deswegen aufruft, weil man das Filament wechseln möchte, scheint Anycubic nach 5 Jahren Touchscreens in ihren 3D-Druckern auch immer noch nicht kapiert zu haben, die Funktion fehlt einfach im Pause-Modus.

Die Objektbeleuchtung mittels einer LED am Druckkopf ist bei einem rundum offenen Gerät meiner Meinung nach eigentlich nicht wirklich nötig, aber besser haben und nicht brauchen als andersherum.

Was Anycubic dazu bewogen hat, hier im Gegensatz zum kleinen Modell keinen Direktextruder einzubauen, ist mir nicht ganz klar, vermutlich die Kosten. Aber er druckt auch so sehr schön.

Fazit:

Wer unbedingt so riesige Objekte drucken will oder muss, ist meiner Meinung nach, auch wenn ich persönlich jetzt leider keinen direkten Vergleich zu anderen Geräten in dieser Größe habe, mit dem Anycubic Kobra Max sehr gut bedient.

Die Druckqualität ist hervorragend, der Zusammenbau einfach, die ganze Maschine wirklich stabil konstruiert und sauber gefertigt. Die Firmware ist ab Werk auch in Ordnung, mir sind endlich mal keine wirklich groben Fehler aufgefallen.

Für technische Filamente wie z.B. reines ABS ist er eher nicht geeignet, weil er komplett offen ist und sowohl Düse als auch Bett die höheren Temperaturen (über 240 / 90 °C) nicht leisten können.

Insgesamt bin ich wirklich äußerst positiv überrascht!

Das ist von der Größe her wirklich ein Monster, aber es tut ganz brav seinen Dienst.

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Die Anycubic Kobra Serie ist bei Geekbuying im EU Lager erhältlich, der hier getestete Kobra Max kostet aktuell 519,- mit Coupon Code: NNNDRUCK3D06.

Es gibt ihn als Kobra Plus auch ein wenig kleiner, 300x300x350mm, dann kostet er nur noch 449,- mit Coupon Code: NNNDRUCK3D05

Und zu guter Letzt gibts ihn auch in Ender Größe und mit DirektExtruder als Anycubic Kobra für 270,- mit Coupon Code: NNNANYCUBICKOBRA

Stets aktuelle Angebote findet Ihr auf der Seite hier:
https://drucktipps3d.de/neue-angebote/

PS: 

Hier im Forum habe ich einen Thread angelegt, da man dort besser diskutieren kann als hier in den Kommentaren.

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