Stephans Airbrushes Teil 1: Paasche H

Ob Ihr wollt oder nicht, im Zuge des Themas 3D-Druck Nachbearbeitung stelle ich kurze Reviews meiner Lieblings – Airbrushes hier ein: Was. warum und wofür ist diese Airbrush gut. Den Anfang macht die die Paasche H



Paasche ist ein US Airbrush Hersteller mit Sitz in Chicago, IL und seit 1902 im Bereich Farbsprühsysteme tätig. Preislich günstig bis „Mittelfeld“, mit Sicherheit keine überteuerte Luxusmarke. Solide Verarbeitung, schneller Support und eigene Ideen würde ich als Pluspunkte nennen wollen. Das Händlernetz ist in DE aber etwas löchrig. Auf die Frage nach einem deutschen Distributor nennt Paasche die Airbrush-City GmbH in Niedersachsen.

Mit der Paasche Vision TGX und der Paasche Talon TG hat Paasche auch sehr interessante moderne „normale“ Double Action Airbrushes für gehobene Ansprüche im Angebot.

Aber heute geht es um was ganz bodenständiges, althergebrachtes, was bereits 1947 das Licht der Welt erblickte und seitdem oft kopiert wurde:

Die Paasche H bzw. HS

Es handelt sich um ein „external Mix“ (1), Single Action (2), Siphon (3) Gerät, d.h.

  1. Externe Mischung „external Mix“ die Luft / Farbmischung passiert außerhalb der eigentlichen Airbrush, während in einem „internal Mix“ die Mischung innerhalb des Sprühkopfes erfolgt. Der interne Mix produziert den feineren Farbnebel.
  2. Single Action: anders als bei einer Double Action Airbrush steuert man mit dem Trigger Knopf nur rein Luft an oder aus. Die Farbmenge wird nicht über den Trigger geregelt, sondern im Fall der Paasche H (und dem Schwestermodell HS) über das Verstellen des Abstand Nadel zu Düse durch verdrehen der Düse vor dem Sprühen.
  3. Siphon oder „Ansaug-Gerät“  (engl. Bottom / Bottle Feed – vom Boden / Flasche ansaugend): durch das Vorbeistreichen der Luft an der Düse wird ein Unterdruck erzeugt, welcher die Farbe aus dem Farbbecher saugt. Die Alternativen dazu wären Seitenbecher oder der heute am weitesten verbreitete Fliessbecher (engl. Gravity Feed). Was da am Besten ist, kommt auf den Einsatzzweck drauf an.

(Rändelschraube links ist von mir, statt der original Madenschraube – Airbrush Tuning light)Diese Art von Airbrush (Single Action, external Mix, saugend) ist heute meiner Meinung nach völlig zu Unrecht nicht mehr sonderlich populär, abseits des absoluten Einsteiger-Marktes findet sich neben der Paasche H bzw. HS eigentlich nur noch die verblüffend ähnlich aussehende Badger 350 in den Regalen der Händler.

Single Action ist heute verpönt, jedem Einsteiger wird sofort eingebläut: es muss unbedingt eine Double Action sein. Dabei ist Single Action doch so herrlich einfach und der Umgang damit ist schnell gelernt. Die Möglichkeit, die Farbmenge dynamisch während des Sprühens direkt variieren zu können ist für viele Aufgaben einfach schlichtweg nicht notwendig. Irgendjemand beschrieb die Single Action mal sehr treffend als „Simulation der ollen Farbspraydose“, man drückt den Trigger und es kommt Farbe, mehr ist nicht zu tun. Die richtige Sprühtechnik einer Double Action Airbrush dagegen erfordert weit mehr Übung und Disziplin, das musste ich mir mühsam anlernen:

  1. Luft an
  2. Farbe an
  3. nicht zu weit nach hinten ziehen, sonst zu viel Farbe
  4. Farbe aus
  5. Luft aus

Die Abfolge ist penibel einzuhalten und wollte mir so gar nicht in Fleisch und Blut übergehen, was in der Regel mit einer verstopften Düse oder schlechtem Spritzbild quittiert wird. Was so simpel klingt, dauerte bei mir ewig: erst die Farbe aus, dann die Luft aus, sonst in Kürze alles aus, weil Düse dicht. Das ist bei einer Single Action wesentlich angenehmer: die Farbmenge ist fix eingestellt, ich muss mich nur um Luft an/aus und den passenden Abstand kümmern. Wenn ich den Knopf drücke, kommt jedes mal die selbe Farbmenge (hoffentlich). Das ist angenehm. Wie ne Spraydose halt, nur dass ich die Farbmenge vorher einstellen kann.

Ein Siphon System wie bei der Paasche H ist für die kleine Farbmengen, wie man sie im Bereich Tabletop und Modellbau in kleinen Maßstäben nur benötigt, meist nicht wirklich ideal. Für die Paasche H werden über 10 unterschiedliche Farbbehälter bis hoch zu 2,5 Liter angeboten, dazu noch diverse kompatible Becher anderer Hersteller. Für die meisten Aufgaben außer Grundieren und großflächiges Einfärben langen mir jedoch in der Regel ein paar Tropfen. Da bliebe in den Bechern mehr Restfarbe kleben, als ich für das Bemalen brauche. Daher kommt für mich persönlich auch nur der kleinste Steckbecher mit einem Fassungsvemögen von 1/4oz = 7ml in Frage, alles andere macht keinen Sinn für mich. Der theoretisch größte Nutzen des Siphon Systems, nämlich schnell einfach einen Farbwechsel durch simples Umstecken der Behälter zu ermöglichen, kommt bei mir also gar nicht zu tragen.

Übrigens: das Schwestermodell HS hat als einzigen Unterschied zum Model H am Anschluss für die Farbbehälter ein zusätzliches Gewinde, um die Behälter festzuschrauben, bei dem Modell H werden die Behälter nur gesteckt. Man kann eine H jederzeit durch Tausch der „Nadel“ (ja, die Nadel hat auch den Anschluss für den Behälter) zu einer HS umrüsten, falls man diese zusätzliche Arretierung braucht. Ich brauch es nicht. Aber wer sein 3DLabprint Flieger mit der Airbrush komplett besprühen will, der braucht bestimmt die großen Pullen und da kann die Verschraubung durchaus nötig sein. Beim kleinen 1/4oz Steckbecher und den Gläschen geht es auch noch ohne.

Ein weiterer Nachteil des Siphon-Systems ist: das Ansaugen braucht mehr Luft, also Druck vom Kompressor, dazu kommt dann noch, dass die Paasche nur mit sehr großen Düsengrößen angeboten wird. Die kleinste Variante H#1 (bzw. HS#1) ist schon eine 0.45mm Düse, H#2 sind 0,65 und H#3 wären beachtliche 1mm. Je nach „Dicke“ der zu versprühenden Farbe wird da einiges an Luft benötigt, Paasche gibt an: mindestens 1,5  bis 2 Bar, gerne mehr.  Wobei ich sagen kann, dass mein kleiner AS189 bei großzügiger Verdünnung noch ausreichend mit der H#1 zurecht gekommen ist, solang man öfter mal Pause macht und nicht am Stück durchsprüht, damit der Tank wieder nachgefüllt werden kann. Viel kleiner sollte der Kompressor aber nicht werden.

Reinigungstipps:

 

  1. So schnell wie möglich nach Ende der Benutzung etwas Reiniger einfüllen und kurz (!) mal sprühen (damit die Farbe nicht eintrocknet). Mit dem Rest Reiniger ein bissl durchfeudeln und dann abkippen, nicht aussprühen. Der Schlonz soll raus und nicht zur Düse gespült werden.
  2. Steckbecher auswischen (mit Wattestäbchen oder Zewa), die dabei gelösten Farbreste kleben meist als Bröckchen an der Becherwand, diese rauswischen und  nicht versuchen durch die Düse zu sprühen.
  3. Nun Steckbecher abnehmen und Anschlussrohr säubern (ein kleines Interdentalbürstchen eignet sich dazu hervorragend)
  4. Ist der Becher sauber, dann mit Reiniger durchsprühen, bis keine Farbe mehr kommt.
  5.  Rändelschraube bzw. im Original die kleine Madenschraube an der Stelle lösen und Nadel (im Bild unten, 2. von Rechts) und Düse (unten rechts) säubern (Wattestäbchen und das kleine Interdentalbürstchen geht prima)
    5. Luftkopf (unten 2. von Links) mit Wattestäbchen ausputzen
  6. Fertig. Dauert keine 5 Minuten.

Was mir an der Paasche H gut gefällt?

 

  • günstiger Preis. Die Pasche H#1 mit nur dem kleinen Steckbecher ist unter 50,- zu haben
  • ich halte die Paasche H für nahezu unkaputtbar
  • mit ausreichend starkem Kompressor bringt die Paasche H#1 eine beachtliche Menge an Farbe (oder Grundierung) auf meine Druckteile
  • sprüht meine Lieblingsgrundierung Badger Stynylrez ohne Verdünnen direkt aus der Flasche auf die Druckteile
  • Einfache Bedienung dank Single Action und fest einstellbarer Farbmenge
  • Wurstfinger- & Maulwurfsaugen kompatibel: Kein kleiner Fitzelkram: viele gängigen Airbrushes haben klitzekleine aber dafür sauteure Düsen, so klein, dass man die fast nicht greifen kann und wenn man die einmal aus den Augen verliert, sind die für immer weg. Mit den Düsen der Paasche H kannst jemand tot schmeißen. Das kleinste Teil an der Pasche H ist eine M3 Madenschraube zum Festziehen der Nadel, die habe ich gegen eine Rändelschraube ersetzt, seitdem ist das herrlich bequem, die H zu zerlegen und wieder zusammen zu setzen. Werkzeuglos.
  • Ich meine, durch die externe Mischung (und die große Düse und Nadel) ist die Reinigung der Paasche H super einfach und schnell erledigt. Das Ausputzen des  Rohrs des Steckbechers oder des Ansaugschlauches macht ein bissl mehr Arbeit als den Topf eines Fließsystems auszuwischen, aber unterm Strich gewinnt die Paasche H bei der Reinigung: schnell und schmerzlos.
  • eigentlich Lösemittelfest: die Nadeldichtung ist aus PTFE und damit lösemittelbeständig, sonst muss man da nirgends mit Lösungsmittel ran. Die Luftkopf-Dichtung ist zwar ein O-Ring, aber kommt nicht mit Farbe in Berührung.

Was mir nicht so gefällt:

 

  • kleine feine Linien kann sie nicht. Das ist ein Werkzeug fürs Grobe.
  • die Paasche H ist nicht sexy, der Plastikgriff hinten wirkt fast schon etwas billig
  • Paasche hat sein eigenes Schlauchanschlussgewinde und braucht extra Adapter zum Anschluss an den Standard 1/8″ Zoll Schlauch oder das Schnellwechsel Stecksystem
  • wie alle Single Action Airbrushes kann die Paasche H auch gelegentlich ein bissl spucken, wenn man den Trigger drückt und zu sprühen beginnt. Abhilfe schafft: erst mal neben das Druckteil zielen, dann den Trigger drücken und dann während des Sprühens erst zum bzw. über das Teil „ziehen“.
  • die Paasche H passt nur in diese bügelförmigen Airbrush-Halter, die kleinen runden Hülsen zum einstecken gehen nicht, wegen dem Gebamsel da vorne dran. Einfach mal abstellen geht wegen dem Steckbecher auch nicht.  Darum habe ich mir selber einen Halter gebastelt, siehe Foto ganz oben, der taugt aber nicht solang die Brush noch am Schlauch hängt (und höher ist auch doof bzw. der Schlauch zieht den Halter vom Tisch). Wer das STL trotzdem mal möchte, hier bitte schön: paasche_h_staender.zip

 

Meine Meinung:

Die Paasche H ist eine preiswerte, zuverlässige Airbrush, einfach in der Bedienung und schnell zu reinigen. Für größere Flächen und Grundierung nehme ich die immer gerne. Kann ich empfehlen (bei ausreichendem Kompressor) und wird sicher immer wieder hier bei mir zum Einsatz kommen. Als Einsteiger, der sich ein eigenes Set zusammenstellt, und was für große Flächen sucht, ist die Paasche H immer eine Überlegung wert.

 

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Wenn man das Zubehör aus dem Amazon Set brauchen kann, ist das große Set ein echter kleiner Schnapper, die Einzelpreise der Teile und dann womöglich gar noch in DE gekauft kommen *deutlich* höher. Allein schon die 2 größeren Düsen kosten mehr als der Aufpreis für das Set.

Spannend ist, wieviel günstiger Airbrushes teilweise in den USA sind, da kann man durch Import selber oder eben auch über Amazons Global Shipping durchaus ein paar Mark sparen.

Im Global Shipping erledigt Amazon den Zoll. Die Kosten und EUSt. sind dafür schon mit im angezeigten Preis eingerechnet und schnell geht es auch: Die letzte Lieferung war nach 6 Tagen da, versandkostenfrei dazu noch. Aber: Als Zahlungsmittel muss bei Global Shipping zwingend eine Kreditkarte genutzt werden, warum auch immer. Am Besten vor der Bestellung auf eine hinterlegte Kreditkarte wechseln, sonst kriegt Amazons Bestellsystem die Krise.

PS: Ich hab da gerade wieder ein kleines Schnäppchen gemacht, die Badger Sotar 2020 2F für 110,- Euro statt 200-300,- Euro aus DE – aber das Thema Badger ist dann später dran. Es ist kompliziert 😉

5 Kommentare

  • Danke für den Hinweis und Test > ich überlege schon länger mir ein Airbrush Set zu kaufen, bzw. mir etwas „zusammenzustellen“… Bin aber noch unschlüssig ob ich das auch hinbekomme mit dem sprühen 😉 😀

    • Zusammenstellen.. so ein kleiner Chinakompressor mit Tank und eine passende Airbrush dazu, das geht und auch da kommt man um 150,- als Set schon hin. Als Brush wenn ich deine Bilder noch recht im Kopf habe jetzt vielleicht nicht unbedingt die Paasche H, in Deinem Fall vielleicht doch eher was „feiner Sprühendes“, für Grundierung, Pre-Shading & Lichteffekte, Schlusslack, sowas..

      Wenn Du Bedenken wegen Double Action hast, dann ruhig erst mal Single Action – oder eine Double Action mit Pistolengriff, das ist immer noch einfacher, weil man da die Regel „Luft an > Farbe an > Farbe aus > Luft aus“ gar nicht erst verbeuteln kann. Double Action wird immer dann wichtig, wenn man während eines „Sprühstosses“ die Linienbreite ändern will.

  • Kam wieder mal wie gerufen. Ich habe sie mir bestellt.

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