Longer Ray5 20W – respektvolle Annäherung

Longer bietet den Einsteiger-Laser Ray5 nun auch in einer nochmal potenteren 20W Version, zu einem für 20W fairen Preis von 350,- Euro. Kollege Top-Gun schaut ihn sich mal an.

Das Gerät wurde uns kostenfrei von Geekmaxi zum Test zur Verfügung gestellt. Der Longer Ray 20W ist dort aktuell für 365,- Euro aus dem EU-Lager bestellbar. Mit Coupon Code LGRAY520W gibts noch einen kleinen Rabatt, dann kostet er nur noch 352,- und eine Wabenplatte gibts noch oben drauf. 

 

Der Longer Ray5 20W ist ein 450nm blauer Diodenlaser mit bis zu 20 W echter Leistung der Klasse 4. Er ist absolut kein Spielzeug, auch noch sein Streulicht ist gefährlich für Haut und Netzhaut. Beim Lasern können giftige Gase entstehen, eine Absaugung ist dringend angeraten. Es besteht ständige Brandgefahr. Der Betrieb eines solchen Lasers unterliegt gegebenenfalls Auflagen bzw. ist womöglich unzulässig, bitte informiert Euch bei den entsprechenden Stellen bevor Ihr Euch einen Laser dieser Leistungsklasse besorgt. Ich verweise hilfsweise auf das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-alltag-technik/laser/schutz/schutz-laser.html

 

Ein Lasergraviergerät – das hat mir schon lange in den Fingern gejuckt.

Mit den Dingern kann man schöne Oberflächenbearbeitungen bei Holz machen – muss aber auch richtig aufpassen. Laser sind absolut kein Kinderspielzeug, und selbst die Reflexion kann die Netzhaut dauerhaft verletzen.

Als jetzt ein Review zum Longer Ray 5 anstand, war spontan der Finger oben. Als Stephan dann sagte, dass es ein 20W-Modell ist, wurde ich noch mal nachdenklich, aber gesagt ist gesagt 🙂

Der Longer Ray 5 20W ist ein einfaches Basismodell, das Longer mit 5W Modul (Test hier), 10W Modul (Test hier) und neuerdings 20W anbietet – alle drei Modelle können Holz gravieren oder schneiden. 20W auf einem Fleck von 0,08×0,1mm² – auf einen Quadratmillimeter hochgerechnet wären das 2.500W. Muss man sich mal vorstellen. Nachrüstung der kleinen Geräte ist möglich, das Upgradekit kostet aber das gleiche wie das Komplettgerät. Wer 20W will, kauft sich also sinnvoll einen Neuen.

Als Zubehör gibt es noch ein Air Assist-Gebläse das den Rauch vor der Linse wegpustet, und eine Einhausung mit Absaugung.

 

Aufbau:

Zügig und mit wenig Fallstricken.

Verglichen mit 3D-Druckern ist an den Dingern nix dran, gerade an den Geräten ohne Einhausung. Vier Extrusionen für den Rahmen, eine Gantry auf der der Laserschlitten läuft. Drei Füße, als vierter Fuß dient das Bedienfeld.

Hier der Karton von oben, wirklich nicht viele Teile.

Ein netter Zug: Für jeden Schritt in der Anleitung sind die Schrauben und Komponenten in einer Tüte zusammengepackt. 

 

Die Schnellstartanleitung ist wirklich knapp, aber gut bebildert und reicht für den mechanischen Aufbau völlig aus.

 

Beim Zusammenbau des Rahmens knobelt man einen Moment bis man die vier Teile richtig zugeordnet hat. Inbusschlüssel kommen mit, aber das Chinawerkzeug nehme ich nur wenn ich selbst nichts passendes habe.

Die Gantry bitte richtigrum aufsetzen – die Halterung für das Lasermodul muss nach vorne schauen.

Für die Gantry werden rechts und links Riemen eingesetzt, die man mit Nutensteinen und Schrauben im V-Slot der Extrusion fixiert. Der X-Riemen auf der Gantry ist vormontiert.

Zwei Mikroschalter für die Gantry kommen noch mit. Die Doku ist da ein bisschen unklar, ob die mitgelieferte Firmware die schon unterstützt. Ergebnis von Recherche und Test ist: Die Endstopps funktionieren, man kann in Lightburn die Funktion aktivieren die zu Beginn den Gravierer homet. Zwingend ist das nicht, man kann auch vor dem Einschalten den Kopf an die linke vordere Ecke des Werkstückes schieben.

Jetzt die drei Beine und das Bedienfeld montieren, und der Drucker steht.

Zum Schluss kommt die Verkabelung. Ein Kabelstrang, die Stecker sind verwechslungssicher. Kabelbinder sind dabei, allerdings hat sich Longer nicht viel Arbeit mit Zurrpunkten gemacht, man muss sich Befestigungspunkte suchen. Kurz stutzen, weglächeln, pragmatisch lösen.

Fertig. Das war’s? Das war’s.

Unter den Gravierer habe ich noch eine Metallplatte gelegt, um den Tisch zu schützen. 1mx0,60m, 0,75mm starkes Alublech gibt’s bei Hornbach für 14,95 Euro.

Der Gravierer hat einen Anschluss für Druckluft, allerdings muss man sich noch einen Minikompressor und einen passenden Schlauch besorgen. Druckluft ist wichtig wenn man nicht gravieren sondern schneiden will. Ohne Druckluft geht es bei dünnem Holz auch, wenn man aber tiefer schneiden will, dann schafft die Druckluft den Rauch weg und der Strahl ist stärker und präziser. Von Longer gibt es das unter dem Namen „Air Assist“, wahlweise mit oder ohne Zubehör. Beim 20W-Modell sollte der „Air Assist“ reichen, bei den 5 und 10W-Modellen braucht man das Kit, weil da am Kopf noch die Düse nachgerüstet werden muss.

 

Einstellungen: 

Eigentlich ist der sofort einsatzbereit. Dank dem bei Longer standardmäßig mitgelieferte Offline Controller mit Farb-Touch DFisplay kann man ihn ins W-Lan integrieren, das ist unter Settings/Wifi schnell gemacht. Er zeigt die gefundenen Netze an, fragt nach dem Schlüssel, „Connect“. Dann sieht man noch die IP-Adresse und die Signalstärke. Wirklich wichtig fand ich das für die Tests nicht. Wer noch ein bisschen vorsichtiger als ich ist, kann das Werkstück einspannen und dann über den Browser den Graviervorgang starten. Ich habe die Schutzbrille genommen und bin im Raum geblieben, weil ich sehen wollte ob der Kopf tut was er soll.

 

Software:

Longer hat keine eigene Software, man kann entweder Lasergrbl einsetzen, oder Lightburn. Lasergrbl habe ich noch nie gesehen – jeder, wirklich jeder sagt: Nimm Lightburn. Lightburn ist Shareware, 30 Tage kann man es ohne Einschränkungen nutzen. Die Software frisst jedes gängige Vektor- und Bitmapformat, und hat auch ein leicht zu bedienendes Zeichenprogramm, mit dem man selbst Designs machen kann. Die Designs kann man in mehreren Ebenen machen. Warum? Weil jede Ebene ihre eigene Brenneinstellung haben kann – will man z.B. hellere und dunklere Linien haben, macht man die in zwei Ebenen, und gibt jeder Ebene ihre eigene Geschwindigkeits- und Leistungseinstellung.

Laser können zwei Sachen: Gravuren auf Holz zeichnen – oder Holz schneiden. Je nach Einsatz variiert man die Laserleistung und vor allem die Geschwindigkeit.

Für das Gravieren kann man selbst Formen zeichnen, oder auch ganz banal Bilder importieren. Die Software berechnet dann die Grauwerte und druckt das dann mit variierender Leistung je nachdem wie dunkel der Punkt werden soll.

Lasergrbl habe ich nicht getestet – sorry Jungs, aber Freunde, Kollegen, Youtuber raten alle zu Lightburn, dann muss ich mich als Anfänger nicht auf die harte Tour zum Erfolg arbeiten.

Lightburn zu installieren ist banal – Datei beim Hersteller runterladen, installieren, weiter, weiter, ja, ich will ein Icon auf den Desktop, fertig. Nach der Installation kann man auch auf deutsch umschalten – wer sich mit Google einarbeitet bleibt erstmal bei Englisch, dann passen die Anleitungen. Achtung: In der Anleitung von Longer steht „400mmx400mm“. Der 20W-Laser ist aber größer, hier trägt man 375×375 ein.

 

Mein erstes Projekt: 

Die Beispiele runterarbeiten fand ich müßig, dabei lernt man nichts. Es sollte eine Gravur „Drucktipps3d“ auf schwarzem Grund werden.

In Lightburn „Edit text“ anwählen, an die Startposition klicken. Gewöhnungsbedürftig: Die Software arbeitet immer zentriert. Man muss also auf die Mitte klicken, nicht an die linke Kante. Nachdem die Schrift da ist, schnell noch einen Rahmen drum gezeichnet. Und wie kriege ich das jetzt „weiß auf schwarz“? Tante Google sagt: Stell den Modus für die Ebene auf „Fill“. Aha, klick, preview: Ok, so einfach ist Tennis! 🙂

Lightburn, hier habe ich mal das Preview-Fenster mit eingeblendet, in dem man sieht wie der Druck Linie für Linie gebrannt wird.

Bevor man jetzt die GCode-Datei für den Longer erstellt, muss man noch Tempo und Leistung festlegen. Wenn man wie ich Anfänger ist, kommt einem ein 20W-Laser wie ein Fusionsreaktor vor. Bloß nicht so hoch einstellen, soll ja nicht den Tisch beschädigen. Das Tempo gibt man wahlweise in mm/s oder mm/min ein, für Diodenlaser soll man auf mm/min stellen. Die Specs des Druckers sind bei Longer nicht so klar zu finden, aber typische Werte sind wohl 7000mm/min oder 9000mm/min. Ich habe niedrig angefangen und mich hochgetastet. Mit 9000mm/min und 20% Leistung war die Bräunung heller als ich mir das dachte, ein zweiter Versuch mit 9000mm/40% gab dann ein sattes Braun auf dem Versuchsmaterial.

Meine Einstellungen für Gravur:

 

Erste Gravur:

Vor dem Einschalten schon die Brille aufsetzen! Ich lege sie immer auf den Einschaltknopf. Besser ist das. Noch besser oder besser gesagt: dringend angeraten ist der Tausch der mitgelieferten Brille gegen eine Markenbrille mit nachgewiesener Schutzwirkung.

Der Laserkopf muss auf die richtige Höhe eingestellt werden. Dafür hebt man ihn an, an der rechten Seite gibt es eine runterklappbare Fühlerlehre aus Metall. Die muss oben auf dem Werkstück aufliegen, dann wird der Laser mit einer Schraube fixiert und die Lehre wird hochgeklappt.

Lightburn kann den Gcode per Netz oder USB an den Drucker schicken. Ich hab’s erstmal auf eine Mikro-SD-Karte gespeichert, die man oben am Display einstecken kann.

Man drückt auf „Engrave“ und wählt eine Datei von der Karte. Der Kopf kann einen Rahmen um das Druckfeld ziehen, oder auch gleich loslegen. BRILLE AUFSETZEN.

Die Gravur des „Drucktipps3d“ vom Foto dauerte nur ca. 1 Minute, da geht wirklich zügig. Die hohe Laserleistung hilft – wobei ich mit 40% bereits hinkam.

Das Ergebnis auf den Materialproben von Longer. Unten 9000mm/min 20%, oben 9000mm/min 40% Leistung. 9000/40 ist für das leichte Holz eine gute Bräunung, die Schrift ist leicht eingraviert.

Der Rauch hält sich beim Gravieren in Grenzen, ich hatte viel mehr erwartet. Es riecht ein bisschen wie früher bei meinem Opa im Winter wenn er den Holzofen anmachte, aber echter Rauch steigt nicht auf. Beim Schneiden habe ich das schon ganz anders gesehen. In Wohnräumen ist aber schon für das Gravieren eine Absaugung sinnvoll, sonst stört es den Hausfrieden. Ich habe das Gerät im Keller, werde mir aber eine Absaugung konstruieren für die ersten Schnittversuche.

Was jetzt noch fehlt, ist ein Test der Schneidemöglichkeit. Bei den starken Lasern soll man aber mit Gebläse arbeiten. Der Rauch stört den Strahl, was die Schnitttiefe und Genauigkeit reduziert.

 

Zweite Gravur:

Mein Sohn fragte, ob ich ihm nicht einen Hamster „drucken“ könnte. Klar, bei Hornbach hatten sie auch Holzbretter in A4-Format. Bilder findet man im Netz. Ich bin hier beim Bitmap-Modus geblieben. Lightburn soll auch eine Funktion zum Vektorisieren haben. Aus meiner Erfahrung mit Plottern ist das aber selten ein Selbstgänger, und hier war auch das JPG hochauflösend genug. Weil ich das gerne ein bischen heller haben wollte, bin ich für auf 35% Leistung runter – allerdings wurde das sogar deutlich heller als gedacht. Was lehrt uns das? Jedes Holz braucht seine eigene Leistungskalibrierung. Die Brettchen von Hornbach sind deutlich härter als das Holz aus dem Probentütchen, und wären auch mit 40% Leistung heller geworden.

Ein Blick auf das Bild im Lightburn Preview:

Und hier der Gravierer beim Abarbeiten. Das dauert jetzt trotz Wegoptimierung deutlich länger als die kleine Schrift – 28 Minuten laut Preview.

 

Fazit: 

Der Longer ist einfach aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Das A3-Blatt mit den wenigen Schritten ist knapp aber auf den Punkt passend für den mechanischen Aufbau. Was ich komplett vermisste waren die Daten um den Gravierer in Lightburn einzurichten. Man findet das auf Youtube, aber das kann’s eigentlich nicht sein.

Vor den 20W habe ich bis jetzt noch erheblichen Respekt und habe mich auch noch nicht daran getraut, mal Material zu schneiden, bisher habe ich mich auf das Gravieren beschränkt. Das macht der Longer Ray 5 20W sehr gut. Die 20W Laserleistung machen das Teil zum ernsthaften Werkzeug, und es will mit Respekt behandelt werden. Gebrauch der Brille ist bei allen Arbeiten absolute Pflicht. Mit Lasern spielt man nicht, das kann man nicht oft genug sagen.

Der Kopf hat nach vorne und zur Seite Lichtschutzfilter, nach hinten können Reflexionen austreten, ich habe das auch beobachtet, hinter dem Gerät leuchtete es manchmal blau an der Decke. Ein letztes Mal: Bei 20W kann auch Streulicht schon die Augen schädigen. Laser nutzt man IMMER mit Schutzbrille. Nehmt das ernst, Augenärzte können im Ernstfall nur noch wenig helfen. Netzhaut mit Laserverletzung kann man nicht mehr operieren.

 

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Der Longer Ray 20W ist bei Geekmaxi aktuell für 365,- Euro aus dem EU-Lager bestellbar. Mit Coupon Code: LGRAY520W gibts noch einen kleinen Rabatt, dann kostet er nur noch 352,- und eine Wabenplatte gibts noch oben drauf.

4 Kommentare

  • Es ist gut zu hören, dass der Aufbau einfach ist und das Gerät effektiv beim Gravieren arbeitet. Allerdings sehe ich die fehlenden Daten für die Einrichtung in Lightburn als ein potentielles Problem an, das die Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigen könnte. Auch in Bezug auf die Sicherheit teile ich deine Bedenken bezüglich des Streulichts und der potenziellen Augenschäden.

  • …und wovor hattest Du jetzt so viel Respekt? Ist doch gut geworden! Danke für den Bericht! Mir gefällt, daß man das Teil auch ohne Computer betreiben kann. Das stört mich bei anderen Lasern ungemein. Ansonsten sind die 20W und Ausstattung inzwischen Standard. Ohne AirAssist ist ein Laser inzwischen fast unverkäuflich. Unterlage und Wabengitter sollte auch dazu gehören.

  • Hallo WhiteRider,

    mit Metall habe ich keine Erfahrungen. Letzten Endes läuft es darauf hinaus, was mit 20W Leistung und einem blauen Laser erreichbar ist. Ich habe gesehen dass Leute mit mehr Erfahrung schon Metall mit diesen Lasern bearbeitet haben nach einer Vorschwärzung, von außen ist es aber immer schwer zu sagen ob das schon der optimale Weg ist.

    Für das Budget dürfte es nicht möglich sein, Laser mit über 20W oder mit CO2-Technik zu bekommen. Einen Wettbewerber mit überlegener Leistung sehe ich deshalb nicht.

    Ausstattung ist noch ein Thema – bei Longer kostet die Einhausung extra, und die Wabenplatte. Die Wabenplatte ist beim Link von Stefan schon im Aktionspreis drin. Einen fertig eingehausten Laser in der Preisklasse kenne ich nicht, auch beim Wettbewerb muss man sich dazu selbst Gedanken machen – Karton, Kiste bauen oder eine fertige Einhausung kaufen.

    Insgesamt denke ich, dass Du für das Geld zwar andere, aber keine besseren Laser kriegen kannst.

  • Hallo Top Gun,

    Vielen Dank für dein Test und Feedback.
    Ich bin mir am überlegen ob ich einen Laser zulegen soll.
    Das wäre so ein Kandidat der gerade so passen würde.
    Hast Du damit schon Metall graviert? Oder hast Du es noch vor?
    Gibt es in der Preiskategorie bis 400/500 Euro noch bessere Mitbewerber?

    Vielen Dank und eine gute Zeit.

    Grüsse aus der Schweiz
    WhiteRider

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