Der X5PO hat ein Rad ab
Immer wenn’s nicht passt, gibt’s Bruch. Dem X5PO hat’s nach vielen hundert Drucken einen Y-Schlitten aus Acryl zerhauen. Bei der Reparatur – ganz im provisorischen Stil des Druckers und mit ‚baubegleitender Planung‘, also diversen Planungsfehlern – hab ich ein paarmal das Handy draufgehalten. Vielleicht interessiert den einen oder anderen eine einfache Bastelei diesseits durchoptimierter Maximallösungen.
Anfang 2018 sollten die Tronxy X5S nur ein gemeinsames paralleles Bastelprojekt unter den Moderatoren sein, einen der ersten Core-XY aus China zu probieren und zum Laufen zu bringen. Aber wie es bei mir so ist: Provisorien halten ewig. Fast.
Gleich zu Beginn hatte der X5S neue Riemen bekommen. Die alten waren unflexible aus Stahl und liefen schief zwischen großen Unterlegscheiben um einfache Kugellager. Hier ein altes Bild der originalen Platten und Umlenkung:
Und so hatte ich auf die Schnelle auch ordentliche Umlenkrollen verbaut und mit den blauen Druckteilen die Riemenführung ausgerichtet. Die Schrauben wollte ich immer mal passend absägen. 😉 Die originalen Trägerplatten aus Acryl für die Motoren hinten und die Y-Schlitten links und rechts hatte ich weiterverwendet. Das Ergebnis sieht man auf dem alten Foto im Titel und hier:
Mit diversen weiteren Änderungen an anderen Stellen war der zwischenzeitlich von Ralph X5PO getaufte Kollege so mein Arbeitstier geworden.
Viele 100 Drucke später hat sich jetzt die Kabelkette, die auch noch auf die eigenwillig originale Art verbaut war, an einer dieser nicht abgesägten Schrauben verfangen. Es kam ordentlich Zug auf die Riemen und Umlenkrollen und eine Acrylplattenecke ist abgebrochen. Natürlich zur Unzeit so, dass ein Druck für mein aktuelles Elektronik-Projekt nicht laufen konnte.
Schnell sollte es gehen, und so habe ich letzten Sonntag bei Bohrers Standard Openbuilds Gantry-Platten aus Aluminium bestellt. Dienstag waren sie da. Das war schnell.
Die Platten gabs nur mit Rollen. Das fand ich OK, weil diese jetzt auch auf je zwei Rollen die Exzenter-Justage haben, die bei den X5S-Platten fehlte. Die alten Gummi-Rollen selbst waren eigentlich noch so gut wie neu – und das obwohl sie in der V-Nut quer belastet werden. (Ich habe auch gleich noch Motorplatten mitbestellt, tatsächlich passen die nicht ohne weiteres, weil eine Schraube die Eckverschraubung des Druckerrahmens treffen würde. Da warte ich jetzt mit dem Bohren eines dritten Lochs bis eine Motorplatte bricht. 😊 )
Und schon bin ich in den ersten Planungsfehler gestolpert: Die Anordnung der Rollen ist auf den neuen Platten quadratisch, d.h. das X-Profil kann nicht wie bisher unter die Platte gehängt werden, weil es dann kraftschlüssig zwischen den Innenrollen säße. Eigentlich hätte ich also selbstgezeichnete Platten bei einem Frässervice bestellen müssen, die in Y ein Stück länger sind als die Originale. So musste ich jetzt eine Lösung mit Bordmitteln finden.
Die erste Idee war, das Profil einfach oben auf die Platten zu schrauben. Das Druckbett hätte für die neue Nullposition die ca. 25mm höher fahren können, und das Profil hätte gerade so zwischen die Umlenkrollen gepasst.
Aber – der zweiter Planungsfehler: Da so auch der Druckkopf 23mm höher gekommen wäre, hätten die Anschlagpunkte für den Riemen am Druckkopf in der Höhe nicht mehr zur Riemenführung gepasst.
Also musste das X-Profil unterhalb der Platten bleiben. Ich habe es dann so gekürzt, dass es genau zwischen die neuen Y-Wagenbleche passt und nicht mehr bis zwischen die Rollen reicht. So ein 2020er Profil habe ich auch noch nie abgesägt, aber hier kam es nicht auf den Winkel an, also einfach mit der Handsäge losgelegt und mit dem Spielzeugtellerschleifer halbwegs schön geschliffen.
Ich hab keine zwei linken Hände, bin aber auch nicht der begnadete Handwerker. Aber das hat ganz gut funktioniert. Links gesägt, rechts geschliffen. OK, ganz genau hingeschaut hätte ich noch nen halben Millimeter mehr abschleifen müssen, aber es sieht eh keiner 😉
Vom blauen Form Futura Apollox der alten Umbauten hatte ich auch noch einen Rest, und der Endermorph hat die Befestigungs-Riegel auch nach 4 Jahren noch klaglos bei 40°C Druckraumtemperatur gedruckt.
Die Stufe gleicht die Dicke der Gantry-Platte aus, so dass das X-Profil wieder etwas auf der alten Höhe liegt:
Der Zusammenbau ist einfach: Ein paar Schrauben in passender Länge, Scheiben und Nutmuttern, und schon sitzt das wieder. Durch zahnweises Verstellen der Riemen am X-Schlitten kann man die Brücke wieder prima parallel zum Rahmen ausrichten. Auch hier hält mein Schnellverstell-Provisorium mit den Aktenklemmen schon seit 4 Jahren.
Die Riemen zeigen nach 4 Jahren und vielen 100 Druckstunden noch keine nennenswerten Abnutzungsspuren.
Und schon der nächster Punkt, den ich bei der Planung nicht von Beginn an auf Reihe hatte: Der Riegel oben auf dem Profil ist so lang, dass der Druckopf mit einer Rolle dagegen fährt, bevor der Endschalter auslöst. Also musste noch eine neuer Anschlag für den X-Endschalter her. Er is so gezeichnet, dass er sich gegen die Platte abstützt und oben einfach von einer der – dafür längeren – Riegel-Schrauben mitgehalten wird.
Der X-Weg ist jetzt zwar um ca. 1cm kürzer, aber die Düse des aktuellen Druckkopfs steht ‚im Home‘ immer noch links außerhalb des Druckbetts.
Abschließend musste nur noch der Z-Anschlag um zwei Milimeter justiert werden, weil die neue Platte etwas dünner ist und die Rollenabstandshalter auch, so dass die X-Schiene entsprechend minimal höher sitzt als zuvor. Ein Leveln war – wie immer bei diesem Druckbett – nicht notwendig. Das zeigt, dass die neue X-Brücke genauso parallel zum Druckbett sitzt wie die alte.
Nach einem Tag Lieferzeit für die Platten und wenigen Stunden Drucken und Basteln druckt der X5PO wieder, wie er soll:
Und ja. Vielleicht habt Ihr es schon gesehen. Ich habe die Schrauben auf den Y-Wagen jetzt abgesägt. Aber auch nur dort. 😊