
Der Anycubic M7 unter der Lupe
Der Anycubic Photon M7 ist ein Resin-Drucker der neuesten Generation und setzt mit seinem 14K-Bildschirm auf die aktuell gängige Auflösung, die mittlerweile fast jeder Hersteller bietet. Doch hebt er sich von der Konkurrenz ab – und wenn ja, womit?
Hinweis: Resin ist nicht ungefährlich. Hautkontakt und die Dämpfe, aber auch die meisten Reinigungsmittel für Resindruck, stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Resin und das Waschwasser gehören nicht in die Kanalisation und in ungehärteter Form auch nicht in den Restmüll. Ein paar Nitrilhandschuhe und eine Schutzmaske gehören zudem zur Grundausstattung.
Der Drucker wurde uns von kostenlos vom Hersteller Anycubic zur Verfügung gestellt. Er ist aktuell zum Preis 429,- von direkt aus dem DE Lager erhältlich
Die M7-Modellreihe
Die Photon M7-Reihe umfasst drei verschiedene Modelle. Die Standardvariante bietet ein Bauvolumen von 223 x 126 x 230 mm, während die Pro-Version mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet ist, jedoch keinen Mehrwert im Bauvolumen bietet. Einzig der M7 Max kommt hier auf beeindruckende fast 30cm Bauraumhöhe, dafür aber bedeutend schlechterer Auflösung. Ich greife mal ein wenig vor: der einfache M7 ist in allen Bereichen absolut ausreichend.
Merkmal | Photon Mono M7 | Photon Mono M7 Pro | Photon Mono M7 Max |
Preis (UVP) | 519 Euro | 669 Euro | 899 Euro |
Bauraum | 223 × 126 × 230 mm | 223 × 126 × 230 mm | 298 × 164 × 300 mm |
Schichthöhe | 0,01 – 0,15 mm | 0,01 – 0,15 mm | 0,01 – 0,15 mm |
LCD-Bildschirm | 10,1 Zoll Monochrom-LCD | 10,1 Zoll Monochrom-LCD | 13,6 Zoll Monochrom-LCD |
LCD-Auflösung | 14K | 14K | 7K |
X/Y-Achsen-Auflösung | 16,8 × 24,8 µm | 16,8 × 24,8 µm | 46 × 46 µm |
Lichtquelle | COB-Lichtquelle + Fresnel-Linse + Lichtuniformitätsalgorithmus | COB-Lichtquelle + Fresnel-Linse + Lichtuniformitätsalgorithmus | COB-Lichtquelle + Fresnel-Linse + Lichtuniformitätsalgorithmus |
Lichtuniformität | ≥ 90 % | ≥ 90 % | ≥ 90 % |
Lichtintensität | 4500 ± 10 % µW/cm² | 5500 ± 10 % µW/cm² | 4500 ± 10 % µW/cm² |
Release-Film | Verbesserte ACF-Folie | Verbesserte ACF-Folie | Verbesserte ACF-Folie |
Intelligentes Druckassistenz-System | Ja | Ja | Ja |
Lüftungssystem | Ja | Ja | Ja |
Dynamische Temperaturkontrolle des Resin-Tanks | Nein | Ja | Ja |
Automatische Harznachfüllung | Nein (optionale Pumpe) | Nein (optionale Pumpe) | Ja |
Display | 4,3-Zoll Farb-Touchscreen | 4,3-Zoll Farb-Touchscreen | 4,3-Zoll Farb-Touchscreen |
Anycubic App-Unterstützung | Ja (naja… mehr dazu später) | Ja | Ja |
Nivellierung | Nivellierungsfrei | Nivellierungsfrei | 4-Punkt manuelle Nivellierung |
Slicing-Software | Photon Workshop & Chitubox & Lychee Slicer | Photon Workshop & Chitubox & Lychee Slicer | Photon Workshop & Chitubox & Lychee Slicer |
Dateiübertragung | USB & WLAN & LAN-Modus | USB & WLAN & LAN-Modus | USB & WLAN & LAN-Modus |
Produktabmessungen | 312 × 315 × 520 mm | 312 × 315 × 520 mm | 425 × 362 × 652 mm |
Verpackungsabmessungen | 620 × 395 × 395 mm | 620 × 395 × 395 mm | 785 × 520 × 490 mm |
Gewicht | 12 kg | 12,8 kg | 24 kg |
Lieferumfang
- Anycubic Photon Mono M7
- Bauplattform
- Resin-Tank mit ACF-Folie
- Displayschutzfolie (muss selbst aufgebracht werden)
- Air Purifier (Luftreiniger)
- Schutzhandschuhe & Papiertrichter
- Metallschaber & Plastikschaber
- Werkzeugset
- USB-Stick mit Dateien
- WiFi-Antenne
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
- Levelpapier
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Unboxing, Aufbau und erste Inbetriebnahme
In Schaumstoff eingebettet ist es ein winziges Detail das mich zum Schmunzeln brachte. Direkt, nachdem man den Drucker aus dem Karton gezogen hat, begrüßt einen ein großer Smiley. Sehr süß (ich steh auf sowas, tut mir leid).
Schaumstoff und Tüten entfernen und dann sind wir bereits beim Aufbau.
Da gibt es nur einen wirklich wichtigen Punkt: Entfernt alle Schutzfolien! Dazu gehören nicht nur die offensichtlichen wie auf dem LCD-Screen, sondern auch die an der Unterseite des Tanks, am Schutzglas (vorne und hinten) sowie auf der Druckplatte. Alle sind mit bunten Stickern gekennzeichnet, also wird das keine Ostereisuche.
Das Anbringen der Schutzfolie auf dem Display ist etwas unschön gelöst, denn es gibt hier kaum Orientierungshilfen außer ‚Loch auf Loch‘. Nehmt euch Zeit, denn man hat meist nur einen Versuch, sonst kommt euch Staub in die Quere. Während Luftblasen absolut unproblematisch sind, würdet ihr eingeschlossene Staubpartikel später sehen können. Und zwar nicht nur unter dem Schutzglas, sondern auch in eurem Ausdruck.
Hinweis: Verschiebt das Anbringen der Folie nicht auf später. Diese Folie ist euer Schutz, falls mal Resin ausläuft. Ihr lauft sonst Gefahr, dass ihr alternativ das ganze Display tauschen müsst.
Nach dem physischen Aufbau erfolgt die erste Inbetriebnahme. Einrichtung vom WLAN und Installation der Anycubic App. Die App müsst ihr nicht nutzen und in meinem Fall könnte ich das auch gar nicht. Denn Anycubic kennt keinen M7 (und das, nachdem er seit einigen Monaten auf dem Markt ist).
Der M7 ist ein selbstlevelndes Modell, was den Einstieg grundsätzlich erleichtert – in der Theorie. In der Praxis kann es dennoch zu Problemen kommen. Um euch das besser zeigen zu können, habe ich exakt so ein zickiges Gerät bekommen. Soll ja auch nicht langweilig werden…
- sicher verpackt
- Bitte lächeln!
- Kein M7?
- WLAN + LAN
- USB Anschluss
- Sprachauswahl
- App Download
- LCD Schutzfolie
- teilweise unpassende Übersetzungen
Leveln des Druckers
Anders als bei älteren Resin-Druckern muss der Photon M7 nicht mit dem „Blatt Papier“ gelevelt werden. Stattdessen ermittelt er die Z=0-Position automatisch über die Druckplatte, die Druck auf das Display ausübt und durch eine leichte Federwirkung signalisiert „unten“ zu sein. Allerdings heißt das nicht, dass er werksseitig direkt perfekt eingestellt ist.
Die Platte muss absolut parallel zum Display hängen. Ist sie das nicht, besteht in erster Linie die Gefahr, dass einseitig Drucke fehlen, weil der Abstand dort zu hoch war.
Anycubic wirbt damit, dass der Drucker werksseitig richtig eingestellt kommt. Das habe ich erstmal ausprobiert und kann sagen: nein, bei mir jedenfalls nicht.
Je nach Resin hatte er sich noch längere Zeit sehr zickig und wollte absolut nicht gehorchen. Da war das Leveln der alten Drucker irgendwie leichter. Da haben nicht noch so viele Sensoren verrückt gespielt.
Die Schrauben der Druckplatte waren zudem eine Frechheit. Die saßen unglaublich fest und ließen sich bescheiden eindrehen, außerdem krümelten die trotz mehrere Waschdurchläufe noch längere Zeit! Noch während der ersten Drucke hatte ich überall im Resin plötzlich Farbplatzer der Schrauben schwimmen (schwarz mit blau). Also das ist mir echt noch nie vorgekommen.
Es hat mich viele Stunden gekostet die Druckplatte auszurichten ohne das die Sensoren danach meinten sagen zu müssen „nö, geht nicht“. Und wenn es dann mal funktionierte, hing am Druck danach wieder ein Teil nicht. So ging das einen ganzen Tag. Und ganz plötzlich lief es dann. Wieso? Fragt mich was anderes.
Hinweis: Wer eine Magnetplatte nutzt, sollte übrigens unbedingt einen Spacer/Abstandshalter einsetzen, da der Drucker sonst die dickere Platte nicht erkennt und sie zu stark gegen das Display drücken könnte.
Werksseitig verbaute ACF Folie + Vat
Meine Freude war groß als ich den Tank in die Hand nahm und die klare Optik sah „keine ACF! Juhu“ … zu früh gefreut. Mit dem Abziehen der Schutzfolie war es dann doch der Wolf im Schafspelz. Diese bietet zwar sehr gute Ablöseeigenschaften, aber durch ihre milchige Optik wird das Licht gestreut und die Detailgenauigkeit negativ beeinflusst (Bloating-Effekt).
Der Tank fasst bis zu 1000 ml Resin, was angenehm viel Spielraum bietet. Diese „Übergröße“ ist wirklich angenehm. Die Druckplatte ist ein gutes Stück kleiner und man muss sich hier keine Gedanken über Spritzer machen oder das Resin von der Druckplatte auf den Rand vom Tank tropft. Sowas vermisse ich bei meinen anderen Druckern. So kann man auch mal den vollen Tank auskippen, ohne dabei die Luft anhalten zu müssen weil es gleich überschwappen könnte.
Touchdisplay und Bedienung
Das Touchdisplay funktioniert grundsätzlich gut, zeigte aber Schwächen bei der Eingabe des WLAN-Kennworts: Randbereiche reagieren oft erst nach mehrfachem Drücken. Die Menünavigation ist hingegen intuitiv und bietet eine grafische Übersicht über den aktuellen Druckfortschritt. Hier waren auch keine Aussetzer mehr zu erkennen. Das scheint sich lediglich auf den äußeren Rand zu konzentrieren.
Die Benutzeroberfläche lässt sich auch auf Deutsch nutzen und ist grundsätzlich gut übersetzt. Es gibt zwar einige komische Übersetzungen, paar Sachen fehlen, aber insgesamt ist sie gut verständlich.
Großes Lob, das bedient sich einfach so gut und ist vor allem sinnvoll angeordnet. Ohne, dass ich das System vorher gekannt habe, habe ich auf anhieb alles gefunden.
Design und Handling
Optisch bleibt der M7 dem typischen Anycubic-Design treu: keine Kipphaube. Stattdessen gibt es eine klassische Käseglocke, die bei jedem Öffnen Platz zum Ablegen benötigt. Wer wenig Platz hat, wird das schnell als Nachteil empfinden. Denn die Haube ist nicht gerade klein. Während man Kipphauben mit einem Finger öffnen und schließen kann, braucht man hier 2 Hände + Platz + Zeit.
Zubehör und Erweiterungen
Zum Standardzubehör gehört der Air Purifier, der aber eher als nette Beigabe zu sehen ist – die Geruchsentwicklung bleibt erhalten. Schwächer, aber trotzdem vorhanden. Ich fand die Lüfter von Elegoo hier Leistungsstärker, obwohl beide durch den einfachen USB Anschluss theoretisch die selbe Menge Strom zur Verfügung gestellt bekommen sollten. Öffnet vor der ersten Inbetriebnahme den Filteraufsatz. Der eingelegte Kohlefilter ist noch geschützt in einer Tüte.
Sobald der Air Purifier per USB eingesteckt ist, surrt er vor sich hin. Völlig egal ob ihr gerade druckt oder nicht. Drucker an = Luftreiniger an. Obwohl es auf der Vorderseite einen kleinen Powerknopf gibt, interessiert sich das kleine Gerät dafür nicht. Will man ihn nicht nutzen bleibt einem so nur das Ausstecken.
Optional lassen sich noch eine Resinpumpe oder ein Heater (Miniheizlüfter) installieren, wobei nichts von beiden ein Muss ist.
Wer die Resinpumpe installiert, kann den Air Purifier nicht nutzen. Wer den Air Purifier nutzt, kann die Öffnung für eine Eigenmontage bzgl. Abluft nicht nutzen. Also so richtig sinnvoll ist das alles nicht. Einzig die Käseglocke ist für diese Zusatzspielereien vorbereitet. Ein kleines Loch zur Kabelführung und ein größerer Bereich für die, die eine Pumpe nutzen wollen. Wer darauf verzichten kann, hat im Paket eine Abdeckkappe, die man einfach festkleben kann.
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Sensoren – manchmal ist weniger mehr
Der M7 ist mit mehreren Sensoren ausgestattet – eine gut gemeinte Idee, die jedoch auch die Anzahl potenziell fehleranfälliger Bauteile erhöht.
Resinmenge: Erkennt, wie viel Resin eingefüllt wurde, funktioniert aber nur bedingt. Selbst bei 300 ml Resin kann es vorkommen, dass der Drucker eine Warnung ausgibt, obwohl das Druckobjekt nur 100 ml benötigt. Es gibt also keine logische Verbindung zwischen Menge und Druckobjekt – obwohl im Display steht, wieviel er benötigt.
Keine Haftung: Der Drucker erkennt, wenn sich keine weiteren Schichten mehr von der FEP-Folie lösen – sei es, weil das Resin leer ist oder weil sich das Druckobjekt von der Bauplatte gelöst hat – und pausiert den Druckvorgang. Falls er dies rechtzeitig registriert, kann das sogar einen Fehldruck aufgrund von „Resin leer“ verhindern. Hat bei mir sogar 1x ausgelöst… funktioniert tatsächlich.
Plattenmontage: Erkennt, ob die Bauplatte installiert wurde. Falls man bewusst einen „Leerdruck“ starten möchte, kann dieser Hinweis einfach ignoriert werden.
Tankfixierung: Der Sensor warnt, wenn der Resin-Tank nicht korrekt befestigt wurde. Genau so etwas hat mir bisher gefehlt! Ich kann gar nicht zählen, wie oft mir wegen nicht festgezogener Schrauben schon das Herz in die Hose gerutscht ist.
Foliennutzung: Zählt die Anzahl der Ablöseschichten. Hier sollte man jedoch mit Augenmaß vorgehen – einige Folien halten länger/kürzer als andere.
Automatische Nivellierung: Diese Funktion war bei mir anfangs ein absoluter Albtraum. Der Prozess scheiterte mehrfach ohne Grund, obwohl ich nichts verändert hatte. Erst nach etlichen Versuchen funktionierte es schließlich – ohne ersichtliche Erklärung. Diese sinnlosen Fehlversuche haben mich Stunden gekostet und für viel Frust gesorgt.
Druckrückstände: Vor dem Start überprüft der Drucker, ob sich Reste im Resin befinden (z. B. abgefallenen Supports), um das Display zu schützen. Allerdings reagiert er dabei extrem sensibel. Beim Einsatz von metallic Resin reichten ihm bereits die Pigmente aus, um eine Warnung auszugeben. Falls man sicher ist, dass keine Gefahr besteht, kann diese Meldung – wie fast alle anderen – einfach ignoriert werden.
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Photon Workshop und App
Auf dem mitgelieferten USB-Stick befindet sich der Photon Workshop, die hauseigene Slicer-Software von Anycubic, allerdings in einer veralteten Version. Es empfiehlt sich, direkt die aktuelle Version herunterzuladen. Alternativ können auch Lychee oder Chitubox verwendet werden – jedoch mit leicht abweichenden Standardwerten (TSMC aktivieren! Two Stage Motion Control).
Die Bedienung des Photon Workshop ist grundsätzlich solide, aber nicht ohne Schwächen. Eine Mehrfachauswahl fehlt komplett, sodass man jedes Modell einzeln anklicken muss. Zudem ist die Modellliste winzig: Legt man beispielsweise 20 kleine Objekte mit längeren Namen auf die Bauplatte, wird das schnell unübersichtlich. Die Liste zeigt meist 4 Einträge gleichzeitig an, und das auch nur mit den ersten ca. 10-12 Zeichen des Namens. Das ist wirklich schlecht gelöst. Abgesehen davon ist der Slicer immerhin werbefrei, funktional, aber insgesamt noch ausbaufähig. Positiv zu erwähnen ist jedoch die Geschwindigkeit vom Slicing-Prozess. Da stellt er sowohl Chitubox als auch Lychee in den Schatten. 3400 Schichten? Ca. 1 Minute. Da brauche ich bei Lychee 5x so lange und bei Chitubox mind. 3x so lang. Da werden wirklich alle CPU Kerne die zur Verfügung stehen zu 100% ausgenutzt.
Da der Drucker WiFi unterstützt (externe Antenne) lassen sich Druckdateien statt per USB auch drahtlos übertragen. Vom PC aus funktionierte das über den Photon Workshop problemlos. Wie es mit der mobilen App aussieht, kann ich leider nicht sagen – zumindest unter iOS ist die Erfahrung frustrierend.
Die App erkennt den M7 nicht, weder per QR-Code-Scan noch durch manuelle Einrichtung. Sie listet lediglich den M7 Pro und den M7 Max, nicht aber den normalen M7. Den gibt es nicht. Anycubic hat seinen eigenen Drucker vergessen hinzuzufügen? Dadurch schlägt das Hinzufügen des Druckers immer wieder fehl. Vielleicht erklärt das auch die durchschnittlich katastrophale Bewertung von 1 von 5 Sternen.
RERF-Kalibration – effiziente Belichtungstests
Anycubic bietet eine spezielle RERF-Testdatei an, mit der sich die optimale Belichtungszeit schnell und effizient bestimmen lässt.
Was macht diese Methode besonders? Der Drucker erkennt die Dateibezeichnung und passt die UV-Einheit automatisch an. Dadurch entstehen in einem einzigen Druckvorgang acht Kalibrationswürfel mit unterschiedlichen Belichtungszeiten. Das spart enorm viel Zeit, da man statt mehrerer einzelner Testdrucke direkt eine vollständige Vergleichsreihe erhält.
Die mitgelieferte Datei lässt sich einfach anpassen: Man legt eine Grundbelichtungszeit fest, und der Drucker erhöht die Belichtung der folgenden Würfel jeweils um 0,25 Sekunden. So deckt ein einziger Test eine breite Spanne an Belichtungswerten ab.
Eigene RERF-Dateien können ebenfalls erstellt werden – allerdings gibt es dabei einige Feinheiten zu beachten. Falls Interesse besteht, kann ich dazu einen gesonderten Crash-Kurs anbieten. Meine eigene Testdatei druckt beispielsweise in nur 8–10 Minuten und ist durchnummeriert, sodass die jeweilige Belichtungszeit leicht zugeordnet werden kann.
Auf dem beigefügten Foto lässt sich der Effekt deutlich erkennen: Der erste Würfel wurde mit 2,0 Sekunden belichtet, während der achte bei 3,75 Sekunden liegt. Die Unterschiede sind klar sichtbar – etwa an der zunehmend matschigen Schrift. Zudem zeigt sich der sogenannte Bloating-Effekt der ACF-Folie (gelb markiert): In Test 1 hätten die Spalten eigentlich nicht geschlossen sein dürfen.
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Druckplatte
Die Druckplatte des M7 ist insgesamt sehr angenehm in der Handhabung. Sie wird einfach aufgesteckt (eine falsche Ausrichtung ist nicht möglich) und mit einem großen Drehknauf fixiert. Ist alles korrekt eingestellt, haften auch schwere Drucke sicher – und lassen sich dennoch mit einem kleinen Schubser problemlos lösen, ohne die Platte zu beschädigen. Die mittlerweile standardmäßige Laserstruktur sorgt auch hier für guten Halt.
Allerdings hätte die Platte etwas stärker geneigt sein können, um überschüssiges Resin besser ablaufen zu lassen. Ihre leicht raue Oberfläche trägt dazu bei, dass sich Resin dort stärker sammelt als bei glatteren Platten. Das ist kein großes Problem, aber im Vergleich zu anderen Druckern musste ich hier teilweise mit einem Silikonschaber nachhelfen, weil selbst nach 30 Minuten noch eine beträchtliche Menge Resin auf der Platte verblieb. Eine Abtropfhilfe, bei der die Platte nach dem Druck schräg eingehängt werden kann, hilft hier ebenfalls (Link zu der von mir verwendeten findet ihr am Ende).
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Druckqualität, Auflösung und Geschwindigkeit
Anycubic wirbt mit 150mm/h. Also ca. 1,5h um einmal die komplette Druckplatte in der Höhe auszunutzen. Allerdings bei einer Schichthöhe von 0,1mm. Das ist wie ein Speed Benchy… keiner druckt am Ende so. Für eine saubere Druckqualität mit sinnvollen Ruhezeiten kann man mit ca. 8h für ein 20cm hohes Teil bei 0,05mm rechnen. Das ist nicht schneller als Drucker der Vorgängerversion.
Aber die Auflösung von 14k (13312 x 5120 Pixel, also 16,8 x 24,8 μm) ist gegenüber der Vorgängerversion angestiegen.
Sieht man das optisch? Nein. Nicht wirklich. Und mit der werksseitig aufgespannten ACF schon dreimal nicht.
Zusatzfunktionen
Abseits vom Drucken finden wir auch die gewohnten Grundfunktionen wie das Testbild um zu kontrollieren das der Bildschirm funktioniert oder auch die Tankreinigung. Kein alleinstellungsmerkmal, aber es ist vom Nutzerinterface echt sehr gut strukturiert. Man muss eigentlich nie suchen.
Miniaturen
Dank der guten Pixelauflösung eignet sich der M7 auch für Miniaturen. Gerade, wenn jemand viel gleichzeitig drucken möchte um so Zeit zu sparen. Feine Details sind problemlos möglich.
Full-Size-Drucke
Hier spielt der M7 seine Stärken aus. Es passt wirklich wahnsinnig viel auf die Platte. Mit einer Größe von 223 × 126 × 230 mm ist der M7 im Vergleich zu seiner Konkurrenz im selben Preissegment, der größte. Zusätzlich sorgt die Z-Achse mit ihrer Doppellinearschiene für eine äußerst präzise und stabile Bewegung. Gerade mit einer vollen Druckplatte ist das wichtig. Denn da kommt einiges an Gewicht zusammen. Allerdings sei hier anzumerken: das ist inzwischen Standard.
Resinsorten – freie Wahl oder Einschränkungen?
Kurz gesagt: Ihr könnt so ziemlich jedes handelsübliche Resin mit dem M7 verwenden. Ich habe verschiedene Varianten getestet und bewusst auf das hauseigene Anycubic-Resin verzichtet – trotz gelegentlicher Gerüchte, dass dieses am besten mit dem Drucker harmonieren soll.
Zwar sind die Standard-Slicereinstellungen auf die eigenen Resinsorten abgestimmt, aber auch andere lassen sich problemlos verarbeiten. Ob wasserwaschbar, Standard, Clear mit längeren Belichtungszeiten oder Metallic – alles lief ohne Probleme. Lediglich das Metallic-Resin sorgte für eine Warnung wegen der Partikel, die sich jedoch ignorieren ließ.
Nehmt, was euch gefällt! Entscheidend sind die richtigen Einstellungen.
Genauigkeit
Während vor allem die maximale Auflösung oft beworben wird, ist sie nicht immer das entscheidende Kriterium. Gerade für den Druck feiner Bauteile zählt vielmehr die tatsächliche Maßhaltigkeit.
Ein Test mit einem 20x20x20 mm großen XYZ-Würfel bei 0,05 mm Schichthöhe ergab folgende Werte:
X: 20,00 mm
Y: 19,97 mm
Z: 19,66 mm
Gedruckt wurde mit einem grauen Tough Resin und die Messung erfolgte erst nach vollständiger Aushärtung. Da Resin beim Nachhärten leicht schrumpfen kann, variieren die Abweichungen je nach Material. Besonders die Z-Achse zeigte eine stärkere Abweichung von 0,34 mm – ein bekanntes Problem vieler Resin-Drucker. Zuletzt hatten wir im Forum auch Berichte über 1-2mm Abweichungen. Ob die 0,34 jetzt gut oder schlecht sind, muss man für sich selbst entscheiden.
Wer auf maximale Maßhaltigkeit angewiesen ist, sollte seine Drucke entweder auf Supports stellen (da die größten Abweichungen meist in den ersten Schichten auftreten) oder auf einen höherpreisigen Drucker wie etwa die von Formlabs setzen.
Designfehler?
Während des Druckvorgangs tritt seitlich, sowohl rechts als auch links, UV-Licht aus. Anfangs war ich überzeugt, dass es sich um gefiltertes Licht handelt – doch der Zufall bewies das Gegenteil.
Ich hatte meinen Silikonschaber neben dem Drucker liegen, und nach einem 5-stündigen Druck waren die leichten Resintropfen darauf gehärtet.
Daraufhin habe ich das weiter untersucht: Das austretende Licht ist zwar bedeutend schwächer als das einer ungedämpften UV-Einheit, aber dennoch durchlässig genug, um beispielsweise ein Resin-getränktes Küchentuch über einen längeren Druckvorgang hinweg teilweise zu härten.
Abkleben? Leider keine Option. Denn das sind die Lüftungsgitter. Was soll man dazu weiter sagen? So wirklich mitgedacht hat da keiner und es wundert mich, dass darüber noch niemand weiter gesprochen hat.
Lautstärke
Mit lediglich 45dB ist der Drucker recht leise (mit geschlossener Haube nochmal ca. 5dB leiser). Am lautesten ist hier eher noch der kleine Air Purifier. Da bin ich ziemlich zufrieden.
Empfehlung gedrucktes Druckerzubehör
Abdeckung vom Tank (FDM Drucker vorausgesetzt): Anycubic Photon M7 VAT cover von Wedge – MakerWorld
Abtropfhilfe: Anycubic M7 & M7 PRO Drip Bracket von 3Dwork – MakerWorld
Fazit
Nach ersten Startschwierigkeiten lief der M7 am Ende zuverlässig und fehlerfrei. Er hat jetzt 140h runter und nicht ein einziges mal mehr gezickt.
Der erwähnte Designfehler lässt sich nicht beheben, man kann nur lernen damit umzugehen (kein Resin daneben stehen lassen).
Die Druckqualität ist exzellent, das große Bauvolumen ein riesiger Vorteil. Die Sensoren sind teilweise praktisch, teilweise nervig. Das empfindet jeder anders.
Ich mag die RERF-Dateien, auch wenn manche Hersteller hier inzwischen ähnliche Sachen bieten.
Den Aufpreis für den Pro halte ich für nicht notwendig – ein Heizsystem ist ok, aber die Reinigung zu aufwendig. Zumal beim Pro das gesamte Tanksystem vollkommen unpraktisch ist (anders als beim M7). Wer einen Resin-Drucker mit großer Baufläche sucht, kann beim Anycubic M7 bedenkenlos zugreifen!
Wer die Vorgängerversion besitzt… dann behaltet was ihr habt. Möchtet ihr euch jedoch etwas neues anschaffen oder mit dem Thema Resindruck allgemein erst anfangen, dann habt ihr hier ein gutes Gerät.
Kommen wir also zur Ausgangsfrage des ersten Absatzes: Hebt er sich von der Konkurrenz ab? Ja. Der Preis ist tatsächlich konkurrenzlos. Das, was man wirklich braucht, ist im einfachen M7 enthalten. Vieles ließe sich nachrüsten. Aber für die Größe und Technik ist das mein Preis-/Leistungssieger. Es gibt bessere, aber die kosten dann auch deutlich mehr.
Werbung
Der Anycubic Photon Mono M7 ist aktuell zum Preis 429,- von direkt aus dem Anycubic DE Lager erhältlich
.. und bei Amazon gibts ihn aktuell für 399,-
Sehr guter Testbericht, aber der Drucker setzt den Trend fort.
Dicker Motor (Displayauflösung) aber Schrottfahrwerk (ACF-Folie) Das passt nicht zusammen, denn es gibt günstigere Drucker mit gleicher Druckqualität. Mein alter Creality mit 50um im Quadrat Auflösung mit klarer Folie kann meist locker mithalten und ein Ersatzdisplay ist viel günstiger.
Weiterhin ist diese nicht quadratische xy-Auflösung auch suboptimal, es gilt eigentlich nur der schlechtere Wert von 24,8um, also Mittelklasse.
Du hast schon recht. Der Trend geht vor allem Richtung „wer druckt mit welchen Werten am schnellsten“ und deshalb bekommt jeder Drucker diese schreckliche ACF. Immerhin kann man sich die austauschen und wird nicht gezwungen immer nur den gleichen Folientyp zu benutzen.
Die Auflösung selbst ist völlig ok. Da man in den größeren Druckern meist auch größere Sachen druckt, fällt das gar nicht so sehr ins Gewicht, weil die Details meist auch größer sind. Wenn man sich jetzt den kleinen Mono 4 anschaut, hat der eine Auflösung von 17*17μm. Das ist schon echt scharf.
Da muss man ein wenig abwägen, was man genau braucht. Mehr Druckvolumen = „schlechte“ Auflösung aber viel Platz oder kleineres Druckvolumen = bessere Auflösung aber dann passt halt nicht mehr so viel rein.
Bei Amazon ist er gerade für 399€ zu haben.
Jo, stimmt.. hier der Link:
https://amzn.to/4211m3P
für 399,-
Abgesehen vom Namen, ist der wohl nichtmehr vergleichbar mit meinem ersten Suppenkocher Anycubic Photon Mono. Hat dennoch viel Spaß gemacht. Aber wenn ich Deine Ergebnisse mit denen von mir vergleiche, dann kann das nicht nur an dem Resin liegen. Sehr guter Bericht! Das hätte ich so nicht zustande gebracht. Diese RERF-Kalibrierung hat mir am alten Modell auch besonders gefallen. Erleichtert die Ermittlung optimaler Werte für den Slicer extrem und ist auch für den Anfänger recht einfach umsetzbar. Der Verweis auf die zusätzlichen Teile gefällt mir besonders! Solche Infos bringen den Mehrwert! Danach hab ich bei meinen Geräten auch zuerst gesucht. Wäre nett, wenn die Hersteller passende Modelle gleich beilegen würden. Danke für den tollen Beitrag! Ich freu mich schon auf den Nächsten.
Danke dir! 🙂 Klar, zwischen dem Mono und dem M7 hat sich schon was getan – aber du hattest ja auch schon das Mono-Display, und das war eigentlich der letzte richtig große Sprung. Seither geht’s doch eher gemächlich weiter. Zum Rumspielen reicht der also noch locker – also… keine Ausreden 😀 Man kann alles lernen – oder wieder-neu-lernen!
Erstmal nur als kleiner Hinweis. Ich war es! Hab den Link zu Deiner Seite eingetragen. Also „https://drucktipps3d.de/author/quisa/“ Dann erkennt man Dich besser. 😉
Der alte Mono war für erste Versuche völlig OK. Nur er mußte dem Mars, dem Saturn und der der „Curwa“ von Creality Platz machen. Die nehmen so irre viel Platz weg. Mit 0,05mm sind die nicht so hochauflösend wie der M7, aber ganz speziell auf meine Wünsche und Anforderungen ausgelegt. Nachvollziehbare Toleranzen für technische Anwendungen. Da sollen immer vorhersehbare Maße entstehen. Ich konstruiere ja mit glatten Werten. Ist mir wichtiger als noch feinere Auflösung.
Prima Testbericht! Da bleiben keine Fragen offen!
Danke sehr : )