Anycubic Wash & Cure Machine: saubere Sache!

Ein wirklich praktisches Helferlein für Benutzer von Resin Druckern wie dem Photon oder Mars: Waschen und Nachhärten von Resindrucken in einem preiswerten Gerät.

Machen wir uns nix vor, Resin Druck ist ein bissl ne Ferkelei und für Viele dürfte das Gepansche mit den eher wenig gesundheitsfördernden Harzen eher abschreckend sein. Von dem her ist erst mal jede Erleichterung im gesamten Prozess begrüßenswert.

Daher schielte ich schon immer etwas neidisch auf die von Formlabs schon lange separat angebotenen Cure- & Wash Stationen, die allerdings preislich jenseits von Gut und Böse liegen, zumindest nach meinem Budgetvorstellungen zu urteilen – und nicht ohne weiteres mit den Bauplatten anderer Drucker funktionieren. Meister JP von Prusa hat zusammen mit dem SLA-1 ebenfalls eine solche kombinierte Station im Angebot, aber auch da ist der Preis noch recht hoch.

Nachdem Anycubic vor ein paar Monaten schon mal ganz kurz eine Waschstation verkauft hatte – so kurz, dass die gar nie auf der offiziellen Seite angeboten wurde, tauchte letzte Woche dann diese neue Version von Anycubic auf und ich habe diesesmal sofort bestellt, um nicht wieder in die Röhre zu gucken. Zum Einführungspreis von 159 US$ gekauft im Anycubic Store auf AliExpress und direkt aus dem DE Lager geliefert, war das Teil dann auch 3 Tage später hier. Aktuell gibts die Wash und Cure Station auf Amazon für 199,- bzw. 189,- nach Clickrabatt

Lieferumfang:

• 110-240V Netzteil mit EU Schukostecker
• das eigentlich Gerät: im Grunde ein simpler Magnetrührer mit einer zusätzlichen UV LED Leiste (Anycubic spricht von 40W, jeweils 8 LED mit 405nm & 365nm)
• 3 Wash / Cure Zeiten wählbar: 2, 4 und 6 Minuten, danach stellt das Gerät automatisch ab (Waschzeiten sind immer *2 = einmal x Minuten linksrum, dann noch mal die selbe Zeit rechts rum)
• ein Waschtank aus Plastik mit etwa 3,5L Kapazität etwa 150x95mm, unten ein Rührerdingens (ein Rührfisch isses ja nicht, eher ein „Propeller“)  integriert, oben ein Deckel mit Dichtung, auch für die längerfristige Lagerung der Waschflüssigkeit geeignet.
• 2 Halter werden mitgeliefert, einer davon verstellbar, um die Druckplatten eines Anycubic Photon (S) oder anderer Drucker mit gleich großen Betten in den Waschtank zu senken.
• ein 14cm Drehteller aus Plexiglas, der nach dem Waschen dann zum Nachhärten der Drucke genutzt wird.
• ein „Frittierkorb“ passend zum Waschtank. Der wird alternativ benutzt, wenn man einzelne Druckteile waschen will und nicht einfach nur die Bauplatte in die Waschstation einhängen kann oder möchte (z. b. Teile die mit anderen, nicht auf den Halter passenden Druckern gedruckt wurde)
• Abdeckhaube mit UV Sperrfilter (Achtung, den weissen Aufkleber an der Haube hinten nicht entfernen, sonst funktioniert der „Gehäuse“-Sensor nicht mehr!)

Vorbereitung:

Nach dem Auspacken ist zunächst der Tank mit meiner Meinung mindestens 2 Litern Reinigungsflüssigkeit nach Wahl zu füllen. Ja, alle diese Waschstationen schlucken ordentlich Flüssigkeit – aber die hält ja dann auch für viele Waschvorgänge.

Warum ich so umständlich Reinigungsflüssigkeiten schreibe?

Weil es nicht unbedingt Isopropylalkholol sein muss.

Normalerweise nutzt man ja möglichst hoch konzentrierten Isopropylalkohol / Isopropanol 90%+ oder auch kurz IPA genannt. Isopropyl Alkohol wird beim Kauf in großen Gebinden übrigens günstiger, ich kaufe daher immer die 5L Kanister von Höfer Chemie bei Amazon.de, die sind aber natürlich aktuell mal wieder nicht lieferbar, aber das Angebot hier ist auch OK: 5L Kanister IPA 99,9% für 25,-. Oder auch ein anderes Angebot, kauft aber nicht zu teuer ein: der Literpreis sollte unter 6-8 Euro sein, sonst zahlt Ihr zu viel.

Alternative Reinigungsflüssigkeiten sind z.b. Monocure Resinaway 2L bei Amazon.de (habe ich getestet, funktioniert auch sehr gut, riecht aber komisch, drum war mir IPA am Ende dann doch lieber und teurer ist es auch). Die Waschstation kann aber auch mit Leitungswasser / Seifenwasser genutzt werden, vor allem wenn man eh Water Washable Resins nutzt. Wieder andere nutzen BioEthanol oder was auch immer.

Da die Anycubic Wash & Cure Station im Grunde ein simpler Magnetrührer ist, ist die Nutzung von leichtentzündlichen Flüssigkeiten wie Isopropyl Alkohol oder Ethanol eher vertretbar als z.B. in Ultraschallgeräten.

Was auch immer man da nun letztendlich rein kippen will, bleibt Euch überlassen, ich bleibe beim guten alten Isopropylalkohol. Mein Tipp: besorgt Euch noch einen zusätzlichen, leeren 5L Kanister und einen großen Trichter, für später dann zur Entsorgung.

 

Workflow

Sobald der Druck beendet ist, eventuell vorjer noch ein paar Minuten abtropfen lassen, nimmt man das Druckbett aus dem Drucker…

.. und schraubt das Bett statt dessen an den Halter der Waschstation und senkt es in den Waschtank:

dann kommt die Haube drauf und wir stellen die Waschstation auf Waschbetrieb. Ich nutze aktuell die mittlere 4 Minuten Einstellung – das sind 4 Minuten linksrum, dann wie beim Rummel noch ne 4 Minuten Runde rückwärts = Gesamtdauer also 8 Minuten, dann piept das Gerät und stellt ab.  Nun entnehmen wir die Bauplatte wieder, lassen noch etwas Alkohol abtropfen und lösen dann die gereinigten Teile von der Bauplatte:

Nun entfernen wir den Waschtank, verschließen ihn mit dem Deckel, damit das nicht unnötig verdunstet und stinkt, setzen anstelle des Waschtanks nun den Drehteller ein und lassen unsere gewaschenen Teile nachhärten. Ich nutze wieder die 4 Minuten Einstellung. Das Gerät schaltet nach 4 Minuten ab.

und fertig:

Ist doch super geworden, oder? Und ich hab sonst nix weiter gemacht, da könnte man nun vor dem Härten nochmal nachspülen, oder mit Luftdruck oder Föhn zwischendurch trocknen, oder .. oder.. Das hier war wie oben beschrieben: raus aus dem Drucker, rein in den Tank, ablösen und nachhärten.

Mein Fazit:

Nach jetzt erst mal nur 4 Testdrucken mit dem Qidi, dem Mars und dem Photon S und den Resins Elegoo Grau und Anycubic TransGreen bin ich mit dem Handling und der Funktion der Anycubic Wash & Cure Station doch sehr zufrieden.

Die ganze Geschichte wird bequemer, schneller und die Kontaktmöglichkeiten mit ungehärtetem Resin bzw. die ganze Sauerrei drum herum wird erheblich reduziert.

• Zum ersten Mal konnte ich Drucke fertigstellen und meine Handschuhe waren komplett sauber hinterher. Lässt man das Druckbett anders als im Foto oben nicht so arg tief eintauchen, bleiben alle Teile, die man berührt, trocken. (der Umweg über das Plastiktray – ok, der Blumenuntersetzer – war eh nur für Fotozwecke gewesen).
• Verunreinigte Flüssigkeiten existieren jetzt nur noch im Tank der Waschstation, auch das sorgt so schon für mehr „Sauberkeit“ am Arbeitsplatz. Ich muss das zum Waschen genutzt Iso auch nicht wieder auffangen und zurückfüllen.

Es freut mich auch zu sehen, dass die Anycubic Waschstation eben auch problemlos mit vielen anderen Druckern funktioniert, weil eben alle Hersteller im Grunde die selben Teile verwenden.

Die Reinigungsergebnisse sind gut, ich sage jetzt mal 99% und mindestens so gut, wie wenn ich die Teile mühselig von Hand reinige. Es blieben mit 4 Minuten Waschzeit im Bereich der Base Layer hin und wieder mal ganz kleine Schleierreste, aber das passiert mir von Hand auch und sogar öfters. Ich denke, das Ergebnis der Anycubic Cura & Waschstation ist sehr ordentlich und dieses gute Ergebnis wurde eben sehr viel bequemer erreicht, als von Hand mit Pinsel, Nagellampe & was ich sonst immer so benutzt hatte.

Ich würde Jedem, der einen Resin Drucker mehr als nur einmal im Schaltjahr nutzt, so eine Waschstation empfehlen. Klar, kann man sich das auch alles selber bauen, das ist keine komplizierte Technik, aber nicht jeder, der Drucker nutzt, ist auch ein Bastelfan. Ich hasse Basteln und bei dem Preis für den Anycubic fang ich damit auch gar nicht erst an.

Man kann, wenn mans gründlich macht und etwas Routine hat, auch ohne so eine Waschstation prima Drucke machen, aber so isses weniger Arbeit und weniger Sauerei.

Und vermutlich dadurch, dass wir hier das Iso nur im Geräteinneren bei geschlossener Haube rühren, stinkt es auch weniger im Raum, als wenn ich es von Hand auspinsel. Die volle Alkohol Dröhnung will sich nicht mehr einstellen.

Ich hätte gerne mehr Behälter / Ersatzbehälter. Diese Behälter einzeln nachzubestellen dürfte im Zweifel schwierig werden.

Ich überlege sogar, ob ich nicht noch eine zweite Station dazu kaufe: eine nur zum Waschen und eine nur zum Aushärten, das würde den Ablauf bei mehreren laufenden Drucken noch weiter beschleunigen. Oder eine Station für die Erstreinigung, dann eine für die Endreinigung? Also quasi analog zum 2 Behälterprinzip, dass ich beim Waschen von Hand benutze. Mal sehen. Im Moment hab ich die Eine und die macht ihren Job prima.

 

 

Noch ein Satz zur Entsorgung:

Wieviele Reinigungen die 3 Liter Iso, die ich da nun drin habe, halten werden, muss ich erst noch sehen. Aber irgendwann wird das verbraucht oder besser gesagt gesättigt sein. Anycubic empfiehlt, das gelöste Material am Boden absetzen zu lassen, dann die obere Flüssigkeit abgießen und diese wieder zu verwenden.

Den Bodensatz soll man in der Sonne komplett aushärten lassen. Ausgehärteter Bodensatz kann in der Restmülltonne entsorgt werden.

Wie sinnvoll es ist, die zuvor abgekippte Flüssigkeit dann wieder zu verwenden wird man ebenfalls noch sehen müssen. Die Alternative ist, die gebrauchte Flüssigkeit im eingangs erwähnten 2. Kanister zu Lagern und bei der nächsten Problemstoffsammlung abzugeben. Oder auch diese Flüssigkeit verdunsten zu lassen, dauert halt ewig. Oder vielleicht 50:50 mit frischem Iso auffüllen. Irgendwas wird mir dazu einfallen.

Wichtig ist, egal was Ihr zum Waschen verwendet: es gehört keinesfalls das Klo runter gespült, sobald sich Resinreste darin befinden. Auch kein Seifenwasser.