Longer B1 30W Laserengraver

Es gibt sie mittlerweile wie Sand am Meer. Dutzende Hersteller bieten LED Laserengraver mit immer stärkeren Modulen an, die sich fast nur noch in kleinen Nuancen unterscheiden oder sich von der Masse abheben. Longer ist kein unbeschriebenes Blatt in dem Bereich, seit vielen Jahren dabei und bietet mit dem Longer B1 nun einen Rahmenlaser mit 30Watt (lt. Hersteller 33-36Watt) Ausgangsleistung.

 

Das Gerät ist nicht brandneu. Es gibt mittlerweile auch schon einen B1 mit 40 Watt Ausgangsleistung. Wir haben allerdings die 30 Watt Variante kostenlos zum Test zur Verfügung gestellt bekommen. Vielen Dank an Geekbuying, dort ist der Longer B1 zum Preis 781,- Euro von direkt ab EU Lager verfügbar. Mit Coupon Code: NNNDELB1 reduziert sich der Preis auf 699,-

Und vorher der obligatorische Hinweis:

Der Longer B1 30W ist ein 450nm blauer Diodenlaser mit bis zu 30 Watt echter Leistung der Klasse 4. Er ist absolut kein Spielzeug, auch noch sein Streulicht ist gefährlich für Haut und Netzhaut. Beim Lasern können giftige Gase entstehen, eine Absaugung ist dringend angeraten. Es besteht ständige Brandgefahr. Der Betrieb eines solchen Lasers unterliegt gegebenenfalls Auflagen bzw. ist womöglich unzulässig, bitte informiert Euch bei den entsprechenden Stellen bevor Ihr Euch einen Laser dieser Leistungsklasse besorgt. Ich verweise hilfsweise auf das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-alltag-technik/laser/schutz/schutz-laser.html

Lieferumfang

Im Lieferumfang befinden sich alle notwendigen Teile zur Montage und zur Inbetriebnahme des Longer B1. Eine Schutzbrille mit nachgewiesener Schutzwirkung sollte dringend noch zusätzlich angeschafft werden.

Die hohe Leitung von 30Watt fordert auch ein entsprechend dimensioniertes Netzteil. Longer liefert hier ein 180W Netzteil mit, welches die Komponenten inkl. dem AirAssist Kompressor befeuert.

Ein so großes Lasermodul habe ich bisher nicht in Betrieb genommen und habe auch echt Respekt davor. Rein von den Abmessungen ist es bald Dreimal zu groß wie das 10Watt Modul meines ATEZR, der bei mir immer noch die Hauptanwendungen für Gravuren und Cuts bedient. Ich bin also sehr auf die Leistungssteugerung gespannt, die ein dreifach so starkes Modul liefert.

Übliches Zubehör wie kleine Holzplättchen, Pinsel und Werkzeug befinden sich ebenfalls gut sortiert im Lieferumfang.

Die AirAssist habe ich bereits erwähnt. Das ist aus meiner Sicht ein Zubehör, welches bei keinem Laserengraver mehr fehlen sollte oder separat dazu gekauft werden muss. 18W Ausgangsleistung bei einem Durchfluss von 30L/min und einem Druck von größer 0.03 Megapascal stehen auf dem Etikett. Das sind umgerechnet etwa 0,3 Bar. Selbst pusten kann man das zumindest nicht, jedoch gehört das eher in die Kategorie „mindester Standard“.

Für ein 30W Modul hatte ich gedacht, dass hier ein etwas stärkeres Pümpchen werkeln würde. Zumindest ist die AirAssist aber im Lieferumfang dabei und das ist durchaus positiv zu bewerten.

Auch sehr schön ist, dass die Pumpe direkt über das Mainboard betrieben wird. Dazu gibt es einen extra Anschluß, der auch durch die Software, wie z. B. Lightburn gesteuert wird. Man muss die Pumpe also nicht immer manuell einschalten, sondern setzt ein Häkchen und die AirAssist läuft automatisch mit. Nachteil könnte sein, wenn sie mal die Fühler streckt. Ich weiß leider nicht, ob es im Zubehör Pumpen gibt, die kompatibel zu dieser Anschlussvariante sind.

Aufbau und Ausstattung

Der Aufbau gestaltet sich wie bei allen Rahmenlasern recht einfach und unkompliziert. Longer liefert ein Faltblatt mit, welches die Aufbauanleitung darstellt und jeden Schritt dokumentiert.

Der Rahmen besteht beim Longer B1 nicht nur aus nackten 2020 und 4020 Profilen, sondern bietet einen etwas stabilieren Aufbau. Anstelle der sonst üblichen Führung über ein 2020 Profil, bei dem die X Achse über eine lange Koppelstange mit einfach verlaufendem Riemen nur „auf“ dem Profil fährt, hat man hier die Mechanik wie bei den üblichen 3D Druckern nach dem Makerbot Prinzip umgesetzt. Die X Achse wird zwar auch nur von einem Motor angetrieben, läuft aber mit je einem umlaufenden Riemen und Schlitten beidseitig auf dem Profil. Die Spannvorrichtung ist auf beiden Seiten ohne Probleme zu erreichen und kann mittels mitgeliefertem Maulschlüssel eingestellt werden, ohne irgendwas zu demontieren.

Zudem verfügt der Rahmen über schraubbare Füße, was einen stabilen Stand auch auf nicht ganz ebenen Flächen gewährleistet. Eine Libelle an je einer Seite auf der X und Y Seite hätte jetzt noch die Krönung dargestellt, so dass man den Rahmen ohne weitere Hilfsmittel waagerecht hätte ausrichten können. Eine kleine Wasserwaage aus dem Baumarkt tut es aber hier auch.

Longer hat für den B1 weiteres Zubehör angekündigt. Etwa eine Einhausung, ein Rotary Modul, sowie das Honeycomb Gitter. Hier stelle ich mir vor, dass die Schraubfüße auch noch eine elementare Rolle spielen um den Rahmen anzuheben, ohne umständlich wie bei anderen Herstellern die fest montierten Füße gegen höhere austauschen zu müssen.

Die Elektrik ist komplett bis auf dem Stromanschluss, der leider oben und nicht seitlich angebracht ist, und den Anschluss für die AirAssist, im vorderen Rahmenteil eingelassen. Die Elektronikbox, in der sich das Mainboard befindet, ist dem Rahmen vorgschraubt. Das hätte man vielleicht auch anders lösen können, jedoch ist das für mich nur ein optisches Problem.

Als Mainboard kommt ein Laserbox ESP32 in der Version 1.0 zum Einsatz.

Das ist auch guter Standard. Ich wüsste zumindest auf Anhieb nicht, was man alternativ für diese Art von Laserengraver nutzen sollte um es aufzuwerten.

Die Kabel für die Motoren und das Lasermodul sind lang genug und können sauber am Rahmen verlegt werden, ohne dass sie später den Fahrweg beeinflussen oder stören.

Nicht ganz so gut gefällt mir die Aufhängung des Lasermoduls. Ich schätze, dass wir hier einen Universalrahmen für alle Leistungsstufen des B1 haben. Das 30Watt Modul ist ein richtiger Klopper und auch ordentlich schwer. Wird es an der Halterung montiert, merkt man deutlich seinen Drang nach unten. Je nachdem wie hoch man es fixiert, falls man etwas höheres gelasert werden soll, drückt das Gewicht das Modul an der Halterung nach unten. Der Effekt dabei ist, dass es nach vorn kippt. Gerade bei Cuts von bis zu 25mm Lindensperrholz und 50mm Acryl, womit geworben wird, bedeutet es, dass der Schnitt nicht grade nach unten führt, sondern schräg ist. Sicherlich nur wenige Zehntel Millimeter, aber das reicht aus meiner Sicht aus, um hier noch einmal an der Halterung nachzubessern und diese für die Gewichtsklasse des 30W, geschweige denn des 40W Moduls stabiler zu machen.

Die Höhenverstellung des Moduls ist indes gut gelöst und wird mit nur einer Rändelschraube, die gut erreichbar und griffig ist, vorgenommen.

Als Abstandshalter zum Material wird ein ausklappbarer Abstandshalter genutzt.

Das Modul hat einen fixen Fokus und benötigt somit immer den gleichen Abstand zum Material, was man mit so einem Abstandshalter am einfachsten bewerkstelligen kann.

Dieser Mechanismus ist aber leider nicht ganz so gefällig in der Anwendung. Er ist sehr labil und klappt auch schonmal weg, wenn man das Modul nicht mit der anderen Hand festhält. Das hat ATEZR z. B. besser gelöst. Dort ist der Abstandshalter länger und dadurch stabiler in ausgeklapptem Zustand.

Die Verbindung zur AirAssist ist wie bei vielen anderen Modulen direkt mit verbaut. Hier dient ein Pushfit zur fixierung des Schlauchs.

Longer hat sich aber zum Thema Sicherheit beim B1 nicht lumpen lassen. Wir wissen zwar alle, dass man bei diesen Chinageräten nicht unbedingt von „sicher“ sprechen kann, aber der B1 hat ein paar Eigenschaften, die ich erwähnen möchte. Neben einer Kippsicherung und einem Flammdetektor, hat der Longer B1 einen nicht zu übersehenden Notausschalter und lässt sich nur über einen Schlüssel einschalten. Der Schlüssel kann zudem nur in der Stellung „Rot – Ausgeschaltet“ abgezogen werden. Damit ist ausgeschlossen, dass man versehentlich diese „Sicherheitsvorrichtung“ obsolet setzt, indem man in auf „Grün – Eingeschaltet“ setzt und abzieht.

Weiterhin gibt es einen Resetschalter. Während Schlüssel und Notausknopf die Stromzufuhr abschalten, wird mit Druck auf den Resetschalter nur der aktuelle Gravur- oder Cuttingvorgang unterbrochen und das Gerät bleibt eingeschaltet.

Bedienung

Der Longer B1 hat kein Display im Lieferumfang. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die üblichen Displays, die bei den herkömmlichen Laserengravern mittels HDMI angeflanscht werden, vollkommen nutzlos sind. Ohne eine Datei auf der SD Karte, die man faktisch in Lightburn bereits mit allen Parametern erstellt hat, lassen sich die Laserengraver meist nicht über das Display steuern. Daher kann ich auch gut auf ein Display beim B1 verzichten und starte den Laservorgang und auch die vorherige Einstellung des Origin über den angeschlossenen Rechner mit Lightburn.

In Lightburn wird der B1 direkt erkannt und ist sofort einsatzbereit. Hier gibt es keine groß zu erwahnenden Besonderheiten, bis auf die Einbindung der AirAssist. Da diese über den Gcode aus Lightburn gesteuert wird, muss man lediglich dran denken, dass man das Häkchen auch setzt, wenn man sie benutzen will.

Man kann den Laser mit angeschlossenem Rechner, oder aber auch per App und Wifi bedienen. Hierzu muss sich eine SD Karte im Mainboard befinden. Ich rede nicht um den heißen Brei, ich mag die Bedienung per App oder vom Handy nicht und solange ich keine Möglichkeit habe den Laser offline mittels Display und SD Karte zu bedienen, nutze ich nichts anderes als den angeschlossenen Rechner. Daher habe ich mich mit der App auch nicht weiter befasst.

Leistung

Was nun das 30W Modul im direkten Vergleich zu meinem 10W ATEZR Modul leistet und welche Materialien ich in welcher Stärke nun mehr verabeiten kann, habe ich in der nachfolgenden Fotostrecke einmal abgestellt.

Sir Sean Connery hat mir diesmal Modell gestanden.

 

Auf Schiefer macht der B1 eigentlich eine recht gute Figur. Das Modul ist allerdings so stark, dass man sich wirklich langsam an die Werte herantasten muss. Cobblestone, also Kopfsteinpflaster wird in der Tabelle von Longer mit 4000mm/min und 60% angegeben. Das ist für Schiefer deutlich zu stark. Der B1 trägt dabei sogar Material ab und durch die Hitze verfärben sich helle Bereiche in denen selbst ein Overscan nicht ausreicht. Zu wenig Power hingegen lässt das Motiv blaß und fahl aussehen. Oben an Bild 1 und 2 erkennbar.

Ich habe hier einen Kompromiss gewählt (Bild 3), der bei 3000mm/min und 40% Power je nach Größe des Motivs ganz passable Ergebnisse liefert. Da ist allerdings noch ordentlich Musik drin bei der Bildbearbeitung, wenn man so manche Ergebnisse im Internet sieht. Aber dafür muss ich noch ein wenig in meinen Bearbeitungsprogrammen über die Basics hinaus lernen.

Auch auf Holz ist mit dem großen Spot des 30W Moduls und der brachialen Power schwer zu haushalten. Zwischen 5000mm/min 20% (mitte) und 8000mm/min 35% (rechts) liegen Welten. Links habe ich mit 7000mm/min und 20% graviert. Das ist zu wenig Leistung für die Geschwindigkeit. Der richtige Punkt liegt wohl irgendwo zwischen 5000 und 8000mm/min und 25-30%, wenn man die mögliche höhere Geschwindigkeit nutzen will.

Cutten kann er auch, der B1. Allerdings habe ich mir da insgesamt auch andere Werte vorgestellt, als Longer in der Materialliste angibt. Hier sind wir bei konstant 100% Power und nur die Geschwindigkeit variiert.

Meine 4mm Birkensperrholzplatten schneidet er zuverlässig mit 600mm/min bei 80% Leistung. Das ist nicht wirklich schnell, aber es wird in Abhängigkeit des Motivs sauberer als bei 100% Leistung und höherer Geschwindigkeit. Grund ist hier einfach die Leistung des AirAssist. Die reicht fürs Cutten nicht wirklich aus. Da gehört definitiv ein Pustefix mit mehr Leistung dran. Die kleine Pumpe ist für den 30W Laser zu schmal dimensioniert.

Bis 50mm wird beworben. Ein 2,5cm dickes Leimholz muss schon mit defokussiertem Schnittpunkt bearbeitet werden und das ist mir zu heikel. 1cm unter dem Fokus ist schon nicht mehr schön, da das Modul fast aufliegt und dabei direkt Flammen wirft. Also lasse ich das sein und stufe es als reines Werbeversprechen ein. Aber mal ehrlich: Wer 5cm dickes Holz schneiden will, der nimmt ne Säge.

Fazit

Der B1 tut was er soll. Wenn man sich richtig einarbeitet, dann kann er sicher auch 5 oder 10W Geräte für Gravuren auf den üblichen Materialien, ersetzen. Ansonsten würde ich für reine Gravuren bei einem kleinen Laser bis maximal 10W bleiben. Der Spot ist kleiner, was mehr Details in Bildern (auch auf Schiefer, Spiegel und Acryl) bedeutet und insgesamt auch sauberer graviert.

Richtige Negativpunkte habe ich zum B1 aber eigentlich nicht. Eine stärkere AirAssist und vielleicht für das schwere Modul eine nicht ganz so filigrane Halterung würden das Bild abrunden.

Laut ist er aber. Richtig laut. Ein 2000W Staubsauger, dessen Beutel bald platzt ist nichts dagegen. Ich kann mit ihm in einem Raum nur arbeiten, wenn ich Ohrstöpsel trage. In einem Meter Entfernung sind es noch gut 75db.

Positiv ist auf jeden Fall die Armada an STOPP Knöppkes zu nennen und auch der Flame Sensor.

Ob ich für das Gerät rund $900 ausgeben würde, weiß ich aber nicht.

Hängt sicherlich ganz vom Einsatzgebiet ab. Für Gravuren reicht ein 10W Laser allemal aus und liefert sogar noch bessere Ergebnisse.

Wer aber einen Dampfhammer braucht um Kieselsteine und Edelstahl zu gravieren oder richtig dickes Holz oder farbiges Acryl zu cutten, der ist mit dem B1 sehr gut bedient.

 

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