Elegoo Neptune 3

Mal wieder ein Ender 3 Klon. Von Elegoo, hatten wir auch schonmal. Diesmal nennt er sich Neptune 3.

Schauen wir mal, was er so zu bieten hat…

 

Der Drucker wurde uns freundlicherweise direkt von Elegoo aus Anlass des Presales zur Markteinführung kostenlos zur Verfügung gestellt, weitere Absprachen gab es nicht.

 

Weil wir wohl noch nicht genug Ender 3 irgendwas Klone hatten, hier also noch einer, da es ja anscheinend immer noch einen Markt dafür gibt. OK, die Einsteiger, meinetwegen.

Technische Daten lt. Elegoo, zusammengesucht und übersetzt von mir:

Bauraum: 220*220*280 mm^3
Maximale Düsen-Temperatur: 240 °C
Maximale Bett-Temperatur: 100 °C
Bauplattform: magnetische Flexplate mit rauher PEI-Beschichtung
16-Punkt Autoleveling über Drucksensor am Kopf
Leise Steppertreiber: XYZ: TMC-2225, E: TMC-2209
Bowden-Extruder: Dual Gear, Andruck einstellbar
Heatbreak: Titan-Verbindung
POM-V-Slot-Rollen für die Laufwägen der Achsen
Große Rändelschrauben zum Spannen der X- und Y-Riemen
Handgriff zum Transportieren
Abnehmbarer 4,3″ Touchscreen
Bauteilkühlung mit zwei Lüftern
Druckwiederaufnahme nach Stromausfall
Filamentsensor
Datenquelle: gCode-Dateien von µSD-Karte, nur für Fortgeschrittene per USB-Kabel

 

Zum Ablauf der Inbetriebnahme und von den Drucktests hier eine ganze Menge Bilder mit etwas erklärendem Text dazu:

Endlich ist auch bei Elegoo fast alles vormontiert, es bleiben nur vier Hauptbestandteile:

Basis mit Y-Achse und Elektronik, Z- und X-Achse

Netzteil, Display.

Das Handbuch ist gut gestaltet und hilfreich bei Zusammenbau und Inbetriebnahme.
Das übliche Zubehör und Werkzeug inkl. lächerlicher 5 m Testfilament. Gut: zwei Ersatzdüsen.

Inhalt der 8 GB µSD-Karte: nix Ungewöhnliches.

Wenn man den Zusammenbau in 10 Minuten schaffen will, aber nicht aufpasst, dann klemmt man ein Kabel ein und reisst es ab. Meine Schuld…

Von unten: Plastikdeckel über der Elektronik.

Elektronikbox geöffnet: ganz gut aufgeräumt.

Das Board: wohl ein MKS Robin Nano Klon mit fest aufgelöteten Steppertreibern

Fertig zusammengebaut mit einer anständigen Rolle Filament aus meinem Bestand.

Nahaufnahme, u.a. die rauh PEI-beschichtete Flexplate und der Drehknopf zum Spannen des Y-Riemens.

Hauptmenü: sauber strukturiert mit Temperatur-Anzeige.

Unter Prepare zu finden: manuelle Steuerung der Achsen, leider ohne Anzeige der aktuellen Positionen.

In den anderen zwei Tabs dort:

Temperatur-Einstellungen

Filament-Laden und -Entladen.

Settings-Menü

Dort: About

Zum automatischen Leveling wird aufgeheizt, aber auf seltsame Temperaturen.

Leveling fertig mit dem ermittelten Mesh und dem dann mithilfe eines A4-Papiers manuell einzustellenden Z-Offsets.

Kann doch nicht sein, daß ich das Filament nicht durch den Sensor bekomme – doch, die stabile Nadel will auch nicht.

Sensor daher zerlegt: alles OK, nur eine massiv gefederte Andruckrolle und eine Unterbrecherscheibe. Klick für ein kurzes Video!

Noch zwei Detailansichten:

Dual-Drive Extruder mit Filamentsensor

Kopf von unten mit Silikonsocke und den zwei Lüfterdüsen

Dateiauswahl: Unterverzeichnisse werden angezeigt, lassen sich aber nicht öffnen.

Zweieinhalb Minuten nach dem Start des Drucks des vorgesliceten Buddhas ist das Bett fertig aufgeheizt.

Weitere zwei Minuten später auch die Düse.

Und dann noch 30 Sekunden zum Nullen der Z-Position mittels Druck-Sensor.

Unter Settings kann man während des Drucks sehr komfortabel einiges einstellen:

Düsen- und Bett-Temperaturen

Geschwindigkeit, Flow und Lüfter

Und den Z-Offset, der standardmäßig den beim Leveln gesetzten anzeigt.

Nach 81 Minuten war der Buddha dann fertig.

Und er sieht einwandfrei aus.

Filament: Flashforge PLA blau, leicht transparent.

Ohne Extruder-Kalibrierung: fast perfekter Fluss in meinem 30 mm Quadrat.

Retract-Werte für den Ooze-Retraction-Test nur geschätzt: trotzdem kein Stringing.

Dank Bauteilkühlung von zwei Seiten mit zwei Lüftern: perfekte Überhänge an meinem Fan-Power-Test. Die grobe Kante ist die Z-Naht.
Keine Creality-Firmware also kein Problem mit dem Vasenmodus. 😉

Klick auf das rechte Bild: Video dazu.

Hier gibt’s drei Test-Vasen.

Uwe’s Version des 20 mm XYZ-Testwürfels: absolut sauber und sehr schön!

Und das Benchy: schöner geht’s nicht bei 0,2 mm Schichtdicke, 0,4 mm Linienbreite, 60 mm/s und einer Druckdauer von nur 76 Minuten!

 

Wie macht sich nun dieser x-te Aufguss eines Ender-3 … Klons?

Wirklich hervorragend und somit nochmals deutlich besser als der von mir vor über einem Jahr hier getestete und für gut befundene Vorgänger, der Elegoo Neptune 2.

Besser ist er, weil er folgendes hat: eine PEI-beschichtete Flexplate statt einer FakeTak Folie auf einer FR4-Platte, einen metallenen Dual-Drive Extruder statt eines Plastik-Mk8, einen viel sinnvoller nutzbaren Touchscreen und ein neueres Board mit leisen Treibern für alle Steppermotoren.

Ich finde den Neptune 3 sogar besser als den hier getesteten Anycubic Mega SE, der mir vor ein paar Monaten sehr gut gefallen hat. Letzterer hat ein arg minimalistisches Mainboard und die altbewährte Ultrabase hat keine Chance gegen eine PEI-Flexplate.

Auch wenn das Auto-Leveling für’s Bett sofort funktioniert hat – ich brauche es nicht. Besonders nicht wenn man wie hier das Bett nicht über Schrauben waagrecht ausrichten kann, sondern per Mesh nicht nur dessen Unebenheiten sondern ggf. auch die Schieflage ausgleichen muss. Dadurch wird der Boden des Druckobjektes dann aber nicht rechtwinklig zur Senkrechten!

Eine Besonderheit gibt es hierbei, die vielleicht nur mir als Nichtbenutzer von ABL aufgefallen ist: der Drucker führt nach G28 automatisch ein Nullen von Z mit dem Sensor aus. Daher sollte die Düse vorher aufgeheizt sein, damit keine Filamentreste zwischen Düse und Bett die Messung verfälschen können. Das führt sonst nämlich dazu, daß die erste Schicht nicht auf dem Bett hält.

Ich hatte beim Aufbau und Test keine ernsthaften Probleme, außer dem von mir aus grober Unachtsamkeit eingeklemmten Kabels des Z-Endschalters.

Die von Elegoo beworbenen 10 Minuten Aufbauzeit sind etwas knapp kalkuliert, es dauert eher an die 30, da es eine Fummelei ist, die vier Schrauben von unten durch den Hauptrahmen in die Z-Profile zu schrauben. Es gibt keinerlei Kanten oder Vertiefungen, die einem helfen würden die Position für die 4020er Z-Profile zu finden. Und die Basis muss dabei flach auf dem Tisch liegen und über dessen Kante hinausstehen, weil es auf der Seite liegend erst recht nicht funktioniert, da die Achsen prinzipbedingt weit über die Basis hinausstehen.

Aber trotzdem sind die vier vormontierten Teile viel besser als alles erstmal selbst zusammenbauen zu müssen. Schade, daß das Netzteil auch hier nicht zur Stabilisierung der Z-Achse verwendet wird, man kann es leider auch deswegen nicht an den unteren Rahmen anschrauben, weil das zur Elektronik gehende Stromkabel unten herauskommt.

Die Spannung der Riemen von X- und Y-Achse muss man unbedingt kontrollieren, auch wenn man bei X kaum rankommt, um am Riemen zu zupfen. Die Rändelschrauben können sich beim Transport oder Auspacken gelöst haben!

Die Exzenter an den Laufwägen waren alle sauber eingestellt, sodaß diese leicht laufen ohne zu locker zu sein.

Apropos Netzteil: 360W 24V „NoName“, der Einschalter ist leider mal wieder verkehrt herum eingebaut: die Aus-Position ist oben, gehört aus Sicherheitsgründen aber nach unten. Der Netzteillüfter bläst nach außen, was ich sinnvoller finde zur Wärmeabfuhr als andersrum wie sonst oft realisiert.

Die Lüfter sind relativ leise, sie scheppern und quietschen nicht, ich hatte schon deutlich lautere. Und der am Hotend schaltet sich netterweise erst ab 50 °C Düsentemperatur ein, das ist leider nicht selbstverständlich (Gell, Creality…).

Die 5 m weißes PLA-Filament sind jedoch einfach nur lächerlich, mehr als einmal den Buddha bekommt man da nicht raus. Aber es gibt ja oft Bundles mit Filament das dann meist in einem extra Paket ankommt…

Das Hotend ist ein unspektakulärer Mk10 Klon mit Mk8 Düse aber netterweise zwei Bauteillüftern, damit Überhänge besser gelingen. Und mit Silikonsocke, damit das Hotend nicht loses Filament aufsammelt und im ungünstigsten Moment wieder abgibt. Ich habe den Kopf jetzt nicht extra zerlegt um das Titan-Heatbreak zu finden, das die Gefahr des Verstopfens verringern soll.

Das Fortsetzen des Drucks nach Stromausfall habe ich nicht getestet, ohne zusätzliches Haftmittel auf der Flexplate dürfte das aber genauso schiefgehen wie bei der Ultrabase, weil da nichts mehr darauf hält sobald das Bett einige Grad abgekühlt ist.

Etwas Haftmittel, z.B. 3DLac (plus), kann auf der sehr praktischen PEI-Flexplate übrigens generell nicht schaden, wenn die Auflagefläche des Druckobjekts eher klein ist.

Welchen Vorteil dieser aufwändige Filamentsensor bringen soll, der erkennen kann, ob sich das Filament bewegt, weiß ich jetzt nicht wirklich. Aber: er verhindert zuverlässig die Nutzung von flexiblem Filament wie z.B. TPU, weil man dieses nicht mit der nötigen hohen Kraft hindurch schieben kann. Man kann ihn aber im Menü deaktivieren und dann sollte man ihn abbauen können…

Ganz nett sind die Führungsrollen für das Filament vor dem Sensor, so kann man es quasi aus jeder Richtung zuführen, wenn einem die Position der Spule auf der Verbindungsstrebe der Z-Achsen nicht gefällt. So weit oben so viel zusätzliches Gewicht hilft sicher nicht gegen Aufschwingen des Druckers bei schnellen Bewegungen besonders der Y-Achse, also des Betts mit dem Druckobjekt, aber leider ist das bei den Ender 3 Klonen so üblich.

Fazit:

Ein wirklich gut gelungener Ender 3 Klon, besser als sein Vorgänger in wichtigen Punkten (Bett, Extruder, Montage), besser als so mancher Konkurrent.
Außergewöhnlich hohe Druckqualität, nicht nur für seine Klasse.
Jetzt noch ein guter Preis: absolute Kaufempfehlung für Einsteiger, Fortgeschrittene wollen keinen Ender 3 (Klon) mehr.
Hier ist die Preisale-Aktion von Elegoo zu finden:
https://www.elegoo.com/collections/2022-elegoo-pre-orders
 

Und hier gibt’s einen extra Forenthread für weitergehende Diskussionen zu meinem Test und dem Drucker an sich: https://drucktipps3d.de/forum/topic/elegoo-neptune-3/

6 Kommentare

  • Moin,
    habe den Drucker vor ein paar Tagen bestellt. Bin noch Neuling auf dem Gebiet.
    Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht krumm, wenn die ein oder andere Frge kommt.

    Gruss Rudi

  • Der Vorteil von dem Filamentsensor wenn richtig ausgeführt wäre halt genau der das der sensor erkennt ob sich das filament bewegt und nicht nur ob es vorhanden ist oder nicht.

    Zb wenn das hotend Verstopft ist ist filament vorhanden bewegt sich aber nicht.

    Diese Art von sensor erkennt das und Pausiert den Druck dann.

    Das hier der Anpressdruck der eine so stark ist das flexibles filament nicht richtig eingeführt werden kann ist natürlich blöd… Vielleicht kann man die Spannung der Feder etwas verringern?

  • Hallo Alex,
    super Testbericht!
    (mach mal Deinen Forenthread wieder auf 😉
    Gruß Cfox

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