TronHoo Bestgee T300S Pro

„Aufgepasst, ein neuer ist in der Stadt.“

So, oder so ähnlich habe ich gedacht, als der Bestgee T300S Pro bei mir aufgeschlagen ist. Der machte direkt Eindruck. Einfacher Aufbau, gut ausgewählte Komponenten, großer Bauraum….Was TronHoo hier ins Rennen schickt und wie er sich macht, lest Ihr im nachfolgenden Testbericht.

Der Bestgee T300S Pro wurde uns freundlicherweise von Madethebest.com für dieses Review zur Verfügung gestellt. Aktuell ist er dort für 265EUR zzgl. Steuern zu haben.
TronHoo T300S Pro 
Die technischen Daten

(Angaben der Angebotsseite entnommen)

Technology FDM/FFF
Build Volume 300*300*400mm
Printing Precision 0.1mm
Precision X/Y: 0.05mm, Z: 0.1mm
Print Speed Up to 150mm/s
Nozzle Travel Speed Up to 200mm/s
Supported Materials PLA, ABS, PETG
Filament Diameter 1.75mm
Nozzle Diameter 0.4mm
Nozzle Temperature Up to 260℃
Heated Bed Temperature Up to 100℃
Connectivity USB, Micro SD Card
Display 4.3” Full Color Touch Screen
Language English / Chinese
Printing Softwares Cura, Rapetier-Host, Simplify 3D
Input File Formats STL, OBJ, JPG
Output File Formats GCODE, GCO
Support OS Windows / Mac
Operating Input 100-120 VAC / 220-240 VAC 360W
Product Weight 22 kg
Product Dimensions 545*575*645 mm
Shipping Weight 16.8 kg
Package Dimensions 630*605*230 mm

Die Geschwindigkeitsangaben scheinen etwas übertrieben, aber sonst liest es sich wie von der Stange. 260°C am Hotend, 100°C am Bett und der Rest auch nicht wirklich aufregend.

Der erste Eindruck

Als ich den Karton aufgemacht habe, dachte ich allerdings sofort „Wow – da hat aber jemand was vor“. Was man auf den ersten Blick sah, war vielversprechend.

Der Packungsinhalt besteht aus dem komplett vormontierten Z-Rahmen und der ebenfalls mit Heizbett vormontierten Elektronikbox. Dazu gibt es einen Karton mit dem Zubehör und dem sehr übersichtlichen Montagematerial inkl. Werkzeug.

Der Drucker ist mit wenigen Handgriffen in ein paar Minuten aufgebaut und auch sofort betriebsbereit. Die Einrichtung ist gut beschrieben und dauert ebenfalls nicht lange. Das Leveling, sofern einmal vernünftig gemacht, musste bisher nicht wiederholt werden.

Die Ausstattung

Der Drucker geizt erstmal nicht mit Komponenten. So finden wir DualZ Antrieb mit Synchronisationsriemen, einen kapazitiven Levelingsensor, DualGear Feeder im Creality CR10s Pro Design, Federstahl als magnetische Druckauflage, ein kapazitives DWIN Display unter einer Front in Klavierlack-Optik. Das ist nicht so meins, sieht aber dennoch schick aus. Leider sehr empfindlich gegenüber Kratzern und Fingerabdrücken.

Die Z-Motoren sind ab Werk bereits mit einem Sync-Riemen ausgestattet. Das Standard Hotend mit PTFE Inliner von unten. Gut sichtbar der Sensor und die etwas unzureichende Düse vom Bauteillüfter.
Der DualGear Feeder im MK8 Design hat sich bei einigen Druckern schon bewährt und arbeitet ordentlich. Das Heizbett hat ab Werk bereits eine magnetische Folie aufgeklebt. Die Druckauflage ist ein Federstahlblech mit einem einseitig angebrachten Aufkleber.
Das Menü des Bestgee T300S Pro ist sehr übersichtlich und hält dennoch alle wichtigen Funktionen bereit. Das Display ist unter einer schützenden „Plexi“-Glasschicht und lässt sich nur mit dem Finger bedienen.
Elektronik

Weiter geht es mit der Elektronik. Wir finden ein proprietäres Mainboard, dessen Layout ich nicht ableiten kann. Gegenüber anderen Druckern wird hier nicht auf eine klassische Verkabelung gesetzt, sondern wie beim Sidewinder oder dem Ortur Obsidian auf Flachbandkabel. Allerdings keine fragilen FFC Kabel, sondern tatsächlich im Durchmesser ordentlich dimensionierte und gut ummantelte Ribbon-Kabel. Die Steckerverbindungen sind daher auch etwas stabiler. Das Board ist bestückt mit TMC2209. Jeweils für X, Y, Z1, Z2 und E.

Das Mainboard entspricht keinem mir bekannten Layout, weshalb ich nicht weiß, welcher Hersteller dahinter steckt. Ein wenig ratlos lässt mich der zweite Z-Anschluss und der entsprechende Treiber zurück. Wir haben hier offensichtlich echtes DualZ, aber trotzdem einen Sync-Riemen? Die Ribbon-Kabel haben ordentliche Verbindungen zu den Transferboards und sind am Rahmen nochmal mit einem Gewebeband ummantelt. Das sieht ordentlich aus und ist auch ordentlich. Der Querschnitt ist ordentlich dimansioniert, so dass man hier weniger Angst vor einem Kabelbruch haben muss.

Im Innern der Elektronikbox ist alles sauber und ordentlich verlegt. Da gibt es nichts zu meckern. Alle Kontakte sind geschirmt und fest verschraubt wo notwendig. Alle Kabel sind zudem beschriftet und eine Erdung ist vorhanden.

Keinerlei Beanstandungen an der Verkabelung. Vermissen tue ich hier ein SSR oder zumindest ein Mosfet für das Heizbett. Die meisten meiner Drucker ab 300 x 300 haben anscheinend ein stärkeres Heizbett, oder weniger ausreichend dimensionierte Mosfets auf dem Board. Auch hier gibt es nichts zu meckern. Stromführende Kabel sind an den brisanten Stellen ordentlich isoliert und fest gecrimpt.
Das kapazitive DWIN Display reagiert gut, lässt sich aufgrund seiner Eigenschaft allerdings nur mit dem Finger bedienen. Oder wahlweise mit einer Bockwurst. Auf der anderen Seite der Front gibt es ein kleines LED Panel, was nach außen hin das TronHoo Logo je nach Status des Druckers farbig leuchten lässt. Ist ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig.
Die Versorgung des Heizbetts ist 4adrig um den Querschnitt des Kabels zu verdoppeln. Ich weiß allerdings nicht, warum man sich dafür entschieden hat. Ob proprietäres Layout des Mainboards oder nicht, das geht auch einfacher. Die zwei zusätzlichen Anschlüsse sind für den Thermistor am Board. Auf der anderen Seite ist das Kabel fest mit dem Heizbett verbunden. Das Kabel ist ebenfalls gut ummantelt und legt sich beim Druck entsprechend gut hinter die Elektronikbox und ist zu keiner Zeit im Weg.
Versorgt wird das Ganze über ein SE-450-24 Meanwell Netzteil.
Weitere kleine Highlights
Der Bestgee T300S Pro verfügt über optische Endstops an allen Achsen. Der Sensor wird lediglich zur Bettnivellierung genutzt. Der eigentliche Z-Endstop ist ein optischer Endstop. Dies erlaubt den ABL-Sensor-Muffeln diese Funktion, bzw. den verbauten Sensor komplett zu ignorieren und das Bett lediglich manuell zu leveln.
Der Druckkopf hat eine eingebaute LED, die während des Drucks über das Menü ein- und ausgeschaltet werden kann. Das ist ein sehr praktisches Goodie, da man auch in einem schlecht ausgeleuchteten Raum das Druckteil trotzdem gut sehen kann. Zudem ist die LED auch gut platziert und leuchtet so einen großen Teil des Druckobjekts aus. Das Mainboard bietet neben dem obligatorischen USB-B Anschluß für einen PC und dem SD Kartenschacht (hier microSD) auch einen herkömmlichen USB-A Anschluß. So hat man die Wahl, von welchem Medium man drucken möchte.
Ich persönlich mag die Ausführung des Riemenspanners an der X-Achse. Das ist simpel und effektiv. Einfach gegen das Profil schrauben.
Die Druckergebnisse

Nun komme ich an einen Punkt, über den ich einen Roman der letzten drei Wochen schreiben könnte. Zusammengefasst bedeutet es aber soviel wie: Die richtigen Einstellungen zu finden war für mich ziemlich schwierig.

Da ich es gewohnt bin mit Simplify3D zu slicen, habe ich wie bei allen meinen Druckern ein Profil aus meinem Portfolio genommen und für den T300S Pro geklont, ein paar Einstellungen hier und da geändert und losgedruckt. Nun…das war ein Schuss in den Ofen.

Wie gesagt, das sprengt am Ende den Rahmen des Reviews und wird dem Drucker auch nicht wirklich gerecht, deshalb gehe ich nicht weiter auf die Inkompatibilität von S3D mit der Firmware oder sonstigen Interpretern des BestGee ein. Simplify3D ist, wenn man es genau nimmt bereits schon länger tot und es lohnt nicht hier auf Fehlersuche zu gehen und den Leuten von S3D die Arbeit abzunehmen.

Also musste ich mich zwangsweise mit Cura beschäftigen und habe auch einige Drucke mit IdeaMaker getätigt. Was für mich nun eher eine Odyssee bis zu einem brauchbaren Ergebnis war, kann für jemand anderen, der Cura in und auswendig kennt ein Klacks sein. Obendrein nutze ich keinen Windows Rechner, sondern einen M1 Mac. Das mag alles irgendwo mit reinspielen, jedoch möchte ich auch nicht verheimlichen, dass ich bei bisher keinem Drucker solche Probleme mit meinem Setup hatte.

Ich bin allerdings mit dem wirklich netten und bemühten Support Team von TronHoo3D in regem Kontakt bezüglich dieser Probleme und werde selbstverständlich meine Erkenntnisse hier im Nachgang veröffentlichen.

Und trotzdem denke ich, auch wenn vielleicht mit diesem einen Exemplar, welches bei mir hier steht etwas nicht in Ordnung ist, sind die Ergebnisse durchaus brauchbar.

Probleme habe ich mit dem Retract und der Hotend Temperatur. Diese ist niedriger als angezeigt und die E-Steps lassen sich nicht zuverlässig einstellen, da TronHoo die Firmwareeinstellungen durch ein fehlendes M503 verbirgt. Das mag dann mitunter auch in der Kombination meiner Cura-Kenntnisse dazu führen, dass ich meine gewohnten Ergebnisse mit diesem Gerät nicht erreiche. Zudem ist die Bauteilkühlung leider ab Werk nicht optimal. Der Fan Duct des Blowers ist viel zu weit von der Nozzle weg um gezielt und effektiv zu kühlen.

Die Bedienung des Druckers ist zumindest sehr einfach und durch das klar gegliederte und nicht aufgeblasene Menü eigentlich eine Freude. SD Karte oder USB Stick rein und los gehts.

Angefangen mit einem Temptower aus dem IdeaMaker und einem Stringing Test, ebenfalls IdeaMaker.
Mit den oben ermittelten Werten dann das Benchy aus Cura mit dem Profil vom T300S Pro, welches TronHoo mitliefert. Ebenfalls der Lattice Cube. Man sieht deutlich, dass ich extreme Probleme mit der Temperatur und dem Retract habe. Über- und Unterextrusion habe ich in Cura nicht in den Griff bekommen. Die unzureichende Bauteilkühlung tut dann ihr Übriges.
Etwas anders dann schon der Calibration-Cube. Diesmal im IdeaMaker mit sehr viel Optimierung gedruckt. Retract und Temp passen aber auch hier noch nicht wirklich. Das Ergebnis zeigt aber aus meiner Sicht, wo der T300S Pro eigentlich hin will. Der obligatorische Marvin in 0.12mm gefällt mir da schon deutlich besser. Auch aus dem IdeaMaker. Es geht also. Leider nicht out of the box, wie ich es sonst von guten Druckern gewohnt bin.
Pro und Contras

Was mir am T300S Pro besonders gut gefällt ist die Ausstattung in Gänze, wie er ab Werk daher kommt:

  • DualGear Feeder
  • magnetische Druckauflage (Federstahl)
  • Meanwell Netzteil
  • Druck über SD und USB möglich
  • TMC2209
  • einfache Menüführung
  • Leveling zuverlässig und für ABL-Muffel kein Muss
  • optische Endstops
  • stabiler Aufbau, 99% vormontiert

Wo TronHoo nacharbeiten muss

  • Firmware-Values sind für mich ein MUSS. Zumindest M503 sollte aktiviert sein
  • Bauteilkühlung ist unzureichend. Aus meiner Sicht sitzt der Blower auf der falschen Seite, so dass die Fan Duct einfach nicht nah genug an die Nozzle reicht.
  • Allgemein könnten die Lüfter von besserer Qualität sein. Mein Hotend-Lüfter schröngelt seit der ersten Minute.
  • Der Bett-Sticker ist von minderwertiger Qualität. Hier dürfte gerne etwas besseres auf das Federstahlblech geklebt werden. Der Aufkleber hat zwar eine recht gute Haftung, aber er schmilzt bereits bei direkter Berührung mit einer 180°C heißen Nozzle. Nach dem ersten ABL (mit aufgeheiztem Bett und aufgeheizter Düse) hatte mein Aufkleber bereits 25 kleine Brandlöcher. Das darf nicht sein.
Fazit

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich leider kein eindeutiges Fazit geben.

Wären die akuten Probleme nur ansatzweise einfach zu beheben gewesen sein, hätte der Bestgee T300S Pro für knapp 315EUR inkl. Steuern ein so großes Potential um z. B. Sidewinder und CR10S Pro vom Thron zu stürzen.

Tatsächlich würde ich aber nach den momentanen Erkenntnissen sagen, dass es kein Drucker für Anfänger ist. Mit den faktisch wenigen tatsächlichen Mängeln (Contras) kann man leben, bzw. kann sie recht leicht beheben. Sinnvollerweise sollte das der Hersteller machen. Aber im konkreten Fall mit drei Slicern keine vernünftigen Einstellungen zu finden, ist mir etwas zu weit über dem Tellerrand.

Ich hoffe aber weiterhin darauf, dass der Support von TronHoo3D mit mir im Dialog bleibt und ich später mein Fazit an dieser Stelle korrigieren kann und es sich bei meinem Gerät nur um ein Montagsmodell gehandelt hat.

Sobald ich hier Neuerungen vermelden kann, mache ich ein Update.

 

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Der Bestgee T300S Pro ist aktuell für 265EUR zzgl. Steuern bei MadeTheBest zu haben.

5 Kommentare

  • Ich vermute sehr stark, dass das Board eine Eigenentwicklung von denen ist. Daher wird das sicher noch eine Weile dauern, bis Configs für Marlin verfügbar sind. Sofern da überhaupt Marlin unter der Haube werkelt und nicht was anderes – möglicherweise auch selber entwickelt. Hängt auch von der Motivation des Herstellers ab, da überhaupt was zur Verfügung zu stellen. Möglicherweise gibt es auch zukünftig wenn dann immer nur Binaries zum Herunterladen und flashen.

  • Danke David, für den umfassenden Bericht! Sehr kompetent und ausführlich. Wenn man schon ein paar Drucker hat, gibt es also keinen Grund (und keinen Anreiz) diesen Drucker zu kaufen. Und für Einsteiger schon gar nicht.

  • Danke für den tollen Bericht. Gibt es eigentlich einen Quellcode für den Drucker, damit man die Firmware anpassen kann? Dann könnte man die Sache wenigstens etwas nachoptimieren.

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