Eine kleine Autodesk-Historie
Ich hoffe, ich verrat hier nicht zu viel. David hat begonnen eine Anleitung für TinkerCAD zu erstellen. In diesem Zusammenhang kam er mit der Frage zu mir, wo der Unterschied von Inventor und Fusion360 liegt. So auf die Schnelle ist das kaum zu erklären. Der Unterschied von TinkerCAD ist ja recht schnell ersichtlich. Wir setzen Bauklötzer aufeinander und erstellen so durch Hinzufügen oder Entfernen einfacher geometrischer Objekte ein neues Objekt. F360, Inventor und die meisten anderen Programme sind da deutlich komplexer. Als Konstrukteur bewundere ich Leute, die mit einem Programm wie ThinkerCAD oder 3D Builder ein brauchbares Teil erstellen können. Ich bekomm schon bei dem Gedanken das große Schütteln.
Wo sind nun aber die Unterschiede von Fusion und Inventor. Das ist in der Tat so einfach nicht zu beantworten.
Ich beginne mal mit einer kleinen Historie. Inventor ist von allen namhaften CAD-Anbietern eines der jüngsten 3D-CAD Programme.
Mechanical Desktop
Zuvor gab es von Autodesk Mechanical Desktop als 3D-Aufsatz für AutoCAD. AutoCAD gibt es noch immer als eines der ältesten CAD-Programme überhaupt. Im 2D-Bereich ist es der Quasistandard an dem keiner vorbei kommt. Rudimentär beherrscht es so etwas Ähnliches wie 3D und Mechanical Desktop war in den Beschränkungen von AutoCAD förmlich gefangen.
Inventor
Inventor sollte dieses Korsett also aufsprengen und ein modernes 3D-CAD ermöglichen. Ein solches CAD-Programm entsteht natürlich nicht über Nacht und es brauchte einige Zeit bis Inventor an die Funktionalität von Mechanical Desktop oder anderen Programmen wie SolidWorks, SolidEdge… heran kam. 2009 hat es endgültig Mechanical Desktop bei Autodesk abgelöst. Damit war aber die Entwicklung von Inventor nicht abgeschlossen. Immer neue Funktionen fanden den Weg in den Inventor aber oft mit Verdruss der Nutzer über Probleme bei diesen Funktionen. So ging Autodesk dazu über, den Nutzer von Inventor nicht länger zum Beta-Tester zu machen sondern führte eine Spielwiese für die Programmierer ein.
Inventor Fusion
Ein Programm mit Namen Inventor Fusion diente zum Testen neuer Funktionen. Teilweise weicht es grundlegend von Regeln und Bedienung im Inventor ab. Erzeuge ich im Inventor einen Körper auf Basis einer Skizze mit Maßen dann bestimmen Skizze und Maße die Geometrie. Im Inventor Fusion kann ich nun an dem Körper ziehen und drücken und so diese Geometrie verändern. Bei dem Gedanken sträuben sich dem Inventornutzer bereits die Haare. Egal! Irgendwann ist diese Spielwiese wohl zu groß geworden.
Fusion 360
Aus Inventor Fusion wurde Fusion 360 und ist in die Cloud gerutscht. Wer noch Inventor Fusion kennt der erkennt es in Fusion 360 nicht wieder. Der Funktionsumfang geht längst weit über das CAD hinaus. Der CAM-Bereich (Fertigung) ist in der Form nicht direkt in Inventor enthalten sondern nur als Zusatzsoftware erhältlich. An vielen Stellen ist der Funktionsumfang noch immer dem Inventor voraus, an Stellen wie der Zeichnungserstellung ist der Funktionsumfang gegenüber dem Inventor erheblich eingeschränkt und die Bedienung unterscheidet sich teilweise erheblich. Wer zunächst einfach nur ein Bauteil erstellt wird es nicht gleich bemerken. Er erstellt seine Skizzen mit Bemaßung und extrudiert das Bauteil. Zunächst nicht viel anders als im Inventor. Der große Unterschied kommt mit dem 2.Bauteil und dem Erstellen einer Baugruppe. Inventor hat eine strikte Trennung. Jedes Bauteil, jede Baugruppe ist eine eigene Datei. Fusion bietet diese Arbeitsweise auch aber es verlangt nicht danach. Im Gegenteil. Es fordert eher dazu auf, alles in eine Datei zu packen. Bei gelegentlichen kleinen Konstruktionen auch nicht weiter problematisch. Wer dann zum 20. Mal die gleiche Mutter konstruiert fragt sich aber schon, warum hab ich die nicht als einzelnes Bauteil abgelegt und füge diese einfach wieder ein. Jetzt könnte ich das komplette Fusion auseinander nehmen und die Unterschiede aufzählen. Nebenher würde ich gleich die komplette Software erklären und bevor ich damit fertig bin hat Autodesk eine neue Version vorgestellt… Die Unterschiede sind oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen und die Folgen zeigen sich erst später. Größter Unterschied ist der Preis! Da Autodesk nur noch Mietverträge anbietet wird der beim Inventor im mittleren 4-stelligen Bereich pro Jahr nicht unbedingt günstig. Selbst als Ultimate ist da Fusion mit 750€ im Jahr deutlich günstiger und als Kleinunternehmer oder für das Hobby sogar kostenlos. An der Stelle ist dann spätestens die Entscheidung gefallen.
Stephan und ich haben bereits einige Beiträge zum Umgang mit Fusion 360 geschrieben. Noch bevor wir mit der Erklärung fertig sind bringt Autodesk eine neue Version und wir beginnen von vorn. Wenn da zumindest eine gewisse Resonanz zu spüren ist gibt es einen gewissen Antrieb für diese Arbeit. Bei einzelnen Spezialthemen ist das zu spüren. Ich weiß aber nicht, ob es tatsächlich ein großes Interesse gibt. Selbst Autodesk scheint die Lust zu verlieren. Der YouTube Kanal in Deutsch ist extrem mager! Es gibt aber die Online-Hilfe und die ist schon sehr ausführlich! Am besten Ihr sagt uns, was Ihr gerne erklärt haben möchtet und wir sehen, ob wir Euch da weiter helfen können.