Xtool D1 Pro Testbericht – der IronMan unter den Diodenlaser

Den Xtool D1 wollte ich schon ganz lange mal antesten, hatte sich nie ergeben. Bis neulich Makeblock angefragt hatte, ob ich nicht auch mal ein Xtool vorstellen würde. Ja, machen wir doch gerne.


Der Xtool D1 Pro im Test

Der Xtool D1 Pro rot/gold wurde mir kostenfrei vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Es existieren keine weiteren Absprachen. Links sind Affiliate Links. 

Der Xtool D1 Pro wird mit einem 450nm blauen Diodenlaser mit bis zu 20W echter Leistung geliefert. Er zählt damit zur Cat IV und ist absolut kein Spielzeug, auch noch sein Streulicht ist gefährlich für Haut und Netzhaut. Beim Lasern können giftige Gase entstehen, eine Absaugung ist dringend angeraten. Es besteht ständige Brandgefahr. Der Betrieb eines solchen Lasers unterliegt ggbfls. Auflagen bzw. ist womöglich unzulässig, bitte informiert Euch bei den entsprechenden Stellen bevor Ihr Euch einen Laser dieser Leistungsklasse besorgt. Ich verweise hilfsweise auf das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-alltag-technik/laser/schutz/schutz-laser.html 

Das die Xtool Laser was Besonderes sind, dieses Gefühl hatte ich ja schon eine Weile. Zumindest so aus der Ferne sah das alles ganz Klasse aus. Mit dem D1 Pro rot/gold in 20W hat Makeblock, der Hersteller, das aktuelle Topmodell des D1 zur Verfügung gestellt mit jeder Menge Zubehör. Wir bewegen uns hier je nach Ausstattung zwischen 700,- Euro für den D1 Pro mit 10W Modul bis über 1.500,- Euro für 20W mit allem Zubehör.

Bemerkenswertes, weiteres, optionales Zubehör:

für den Xtool D1 Laser wird auch ein 1064nm Lasermodul für 599,- zum schneiden von transparenten Acryl angeboten und es gibt auch eine 40W Version (also echte 40W) des Laserkopfs für den D1 (Pro) für schlanke 999,- (nur der Kopf). Auch eine Rahmenverbreitung wird angeboten. Ein Luftfilter und ein Stahlsarg ebenso. Es nimmt kein Ende. Zum Rollendreher & AirAissist komme ich noch.

Xtool D1 Pro Unboxing:

Aber schauen wir mal, was hier im übergroßen Paket von Makeblock geliefert wurde:

und schon beim Auspacken wird klar, hier hat man sich auch mit dem drumherum durchaus Mühe gegeben:

 

Lieferumfang der hier getesteten „Luxus“ Version:

  • Teilweiser vormontierter Laser
  • 430x390mm Arbeitsfläche mit dem 20W Modul
  • Verlängerung für die Standfüße mit dabei, damit auch ordentliche Arbeitshöhe
  • mit 20W Laser Modul, Fixfokus
  • mit ausklappbarer Fokussierhilfe
  • manuell verstellbare Z-Achse 0-6mm
  • Kreuzlaser zusätzlich zur Positionierung
  • vorbereitet für Air Assist
  • stabiler Rahmen aus angepasstem Alu U-Profilen
  • Linearschienen für X & Y
  • min & max Endstops auf X&Y, Riemenspanner
  • proprietäres 32bit Mainboard auf ESP32 Basis
  • mit Wlan, Gyro-Sensor, Flammerkennung(?!),
  • inkl. MicroSD Karte 8GB
  • 110/240V Netzteil 25V, 6A
  • USB Kabel
  • Schutzbrille im Etui, leider ohne Zertifikat. Dass Makeblock im eigenen Shop auch eine doppelt so teure Brille anbietet könnte ein Indiz sein.
  • eigene Laser-Software XCS – auch in Deutsch für Win & Mac
  • Materialproben, Blech als Unterlage
  • Tube Fett, alles Werkzeug für den Aufbau
  • deutsche gedruckte Kurzanleitung
  • Materialproben
  • und ganz fein: eine Ersatz Laser-Linse!
  • mit im Lieferumfang dieser Edition ist auch der Rollendreher und Air Assist Pumpe, da komme ich noch dazu, da sind auch ein paar Besonderheiten.

Montage des Xtool D1 Pro

Die Montage ging mir sehr flott von der Hand. Der D1 ist weitgehend vormontiert. Der Rahmen besteht aus 5 vormontierten Profilen, die man einfach nur zusammenstecken und dann mit jeweils 4 Schrauben an jeder Ecke verschrauben muss. Antrieb, Elektronik, etc. ist bereits alles vormontiert.

 

Die Profile haben entsprechende Ausfräsungen, damit das alles gut ineinander passt und gar nicht erst falsch angeschraubt werden kann. Der Rahmen zieht sich komplett rechtwinklig zusammen. Was Rahmen für Laser angeht, gehört das ganz klar mit zu den Top Geräten heute am Markt für solche Geräte.

Statt POM Rollen und V-Nut-Profilen setzt der Xtool auf stabile Linearführungen, die Y-Achse wird beidseitig von einem Motor angetrieben. Riemenspanner sind ebenfalls vorhanden.

Hier mal  im Detail:

 

und hier die X-Achse:

abschließend stecken wir noch noch so 5-6 Kabel ein, die unverwechselbar und unverpolbar auch keine große Hürde darstellen. Das bekommt jeder hin. Und ich erwähnte es glaub schon, der Rahmen wird schön rechtwinklig, ist stabil und wenn wir von der übertriebenen Farbgebung mal absehen auch optisch ein kleiner Hingucker.

Elektronik des D1 Pro:

Makeblock setzt beim D1 Pro auf ein proprietäres Mainboard, leider lässt sich da nicht so wirklich rein schauen, aber hier mal das, was man erkennen kann:

Den riesen Klotz als „Wärmeleiter“ krieg ich nicht zerstörungsfrei runter, ich hätte nur zu gerne geschaut, was da drunter steckt. Paar Auffälligkeiten: Das Kabel zum Lasermodul hat einen Pin für eine Flammenerkennung, ist scheinbar auch belegt. Die Firmware hat einen Schreibschutz. Eine Bootload Taste.. wozu auch immer.. RGB Status-LED.. alles gut und schön, aber eventuell auch eine kleine Falle für Leute, die gerne fremde Module nutzen wollen: wenn man genau hin schaut, erkennt man im letzten der 3 Bilder an der weißen Buchse einen Pin Modul-ID.. hat Makeblock die Lasermodule verdongelt?

Der Xtool D1 Pro hat nicht nur Endstops, nein er hat Min und Max Endstops auf beiden Achsen und die dazu noch in optischer Ausführung. Ja wunderhübsch! Und Y-Max ist dazu noch verstellbar, um Unterschiede in der Modulabmessung 10W/20W berücksichtigen zu können.

Makeblock gibt als maximale Geschwindigkeit 400mm/s an. Das wären üppig 24.000mm/s, schneller als die beworbene Geschwindigkeit des Ortur LaserMaster 3.. aber so schnell schneidet keiner.. und zum Gravieren sehe ich das mitgelieferte 20W Modul eher nicht.

Makeblock liefert eine ganz brauchbare eigene Lasersoftware mit. Auch in Deutsch, für Win & Mac (alte und neue Mac CPU). Jetzt mal auf deutsch gesagt: die ist gar nicht so übel, ja, das ist kein LightBurn, aber der Casual User oder Neueinsteiger hat hier eine kostenlose Option, die mit den vorgefertigten Profilen schnell erste Ergebnisse liefern kann. Generell ist auch das Thema Doku & Anleitung auf der Xtool Homepage tatsächlich vertreten. Macht einen runden Eindruck auf mich. Man wird von Makeblock nicht ganz so allein gelassen, wie andere Hersteller das leider öfter wie nicht machen.

Selbstverständlich kann der Xtool D1 auch mit LightBurn genutzt werden. Dann gehts vermutlich auch mit der Freeware LaserGRBL, nicht getestet. Ich nutze aktuell die XCS Software.

Der D1 Pro verbindet sich über Wifi mit dem heimischen WLAN oder kann alternativ klassisch per USB betrieben werden. Es soll wohl auch ein einzelner Druckjob offline von der SD-Karte ausgeführt werden können, aber ich scheine da zu doof für.

Das 20W Laser Modul Xtool MD1-PRO-L20:

ist genau so ein Brummer wie das 20W Modul neulich von Atomstack. Es wird vermutlich auch den selben Aufbau haben: den Output von vier 5W LEDs bündeln. Allerdings ist der resultierende Punkt auch wieder nicht sehr klein 0,08*0,10mm und er ist nicht quadratisch.. Übrigens die selben Werte die auch Atomstack angibt.

Mir dünkt, wissen tue ichs ja nicht, dass dieses Zusammenführen der Strahlen immer zu gröberen Punkten führt.. die 5W und bedingt auch die 10W Module boten, wenn ich mich recht erinnere, alle, durch die Bank, kleiner Punktgrößen.

So ein dicker 20W Brummer kostet also nicht nur verfügbare Arbeitsfläche, sondern gibt für feinste Gravuren auch Nachteile. Bestätigt mich immer mehr in meiner Theorie: Gravuren möglichst kurze Fokuslänge, scharfer Punkt, muss ned viel Watt haben.. Schneiden: langer Fokus.. Punktgröße ned so wichtig, lieber mehr Wumms.

Streulichtblende, leider nicht so einfach entfernbar wie beim Atomstack.

Im rechten Bild sehen wir gleich mehrere interessante Details..

  • Links oben das Loch und der Ausschnitt im Streulichtschutz: hier stecken wir das gewinkelte Anschlussstück für den Schlauch zur Air Assist Pumpe ein, dazu weiter unten noch mehr.
  • das silberne Ding darunter ist kein Flaschenöffner, sondern die Fokussierhilfe, unverlierbar am Modul angebracht, das klappen wir einfach runter, senken dann das Lasermodul, bis die Fokussierhilfe das Bauteil berührt, und fixieren dann das Modul mit ner Art Rändelschraube am Modulhalter des Rahmens. Wenn wir grad dabei sind: das Modul sitzt recht gut in seinem Halter, das Verstellen geht angenehm, nur wenig hakelig.
  • und dann ist da noch der Pinöpel und die 6mm Skala.. damit kann man quasi die Z-Achse um 6mm variieren. Wozu ist das gut? Will man dickes Material in mehreren Durchgängen schneiden, kann man so recht gut von Hand den Abstand nachführen. Ich find das schlau gemacht. Klar, eine motorisierte Z-Achse wäre noch besser, andere Hersteller bieten das inzwischen an, TwoTrees und Neje z.b., aber als kostengünstiger Workaround erscheint mir das ein pfiffiges Detail.
  • die kleine Öse ganz rechts: durch diese hohle Gasse äh Öse soll er kommen.. Nicht der Landvogt, aber der Schlauch.. zur Air Assist Pumpe.

Nochmal ausdrücklich lobend erwähnen möchte ich, dass man bei Makeblock Ersatz-Linsen für die Laser nachkaufen kann. Das dürfte die Lebensdauer dieser nicht günstigen Module merklich steigern. Eine Ersatzlinse wird bereits mitgeliefert. Das sieht man leider noch viel zu selten.

Testschnitte mit dem Xtool D1 Pro 20W

Gleich als allererstes ein mir sehr wichtiger Punkt: im Standby ist der D1 Pro absolut geräuschlos.. ich bin entzückt.. und auch unter Vollast ist der Geräuschpegel erträglich.

Der D1 Pro bzw. das 20W Modul verfügt über einen zusätzlichen Kreuzlaser, der ist i mmer an. Er soll bei der Positionierung des Laser auf dem Werkstück helfen. Leider schielt er ein klein wenig, in der XCS Software lässt sich ein Offset einstellen, ist aber auch so nicht ganz so tragisch. Alternativ schaltet man den Kreuzlaser ab und nutzt statt dessen wie gewohnt den Hauptlaser auf minimaler Leistungsstufe.

Selbstverständlich bietet Makeblock für den Xtool auch eine Wabenplatte an, inkl. Blechunterlage als Schutz für den Tisch:

Die Waben sind magnetisch, Xtool liefert 4 Whiteboard-Magnete mit. (bissl stärkere Magnete wären nicht dumm, aber einem geschenkten Gaul..)

Die Wabenplatte passt ohne Probleme noch unter den Laserkopf, ohne dass wir die Verlängerungen der Beine einschrauben müssen.

Damit keiner sagen kann, ich habs Gravieren nie getestet, hier bitteschön:

Benutzt wurden die Standardeinstellung Gravur 3mm Plywood aus der mitgelieferten Software.

Schneiden ohne Air Assist

Mit meinem ollen 4mm Brettchen messe ich eine Schnittleistung bei 90% Laserleistung und 1 Durchgang von 575mm/min – ohne Air Assist.

Rückseite:
Links: 600mm/min, ging nicht durch – rechts: 575mm/min ging durch

Vorderseite:

Zum Vergleich:

Das ist erst mein zweiter 20W, mein erster, der zuvor getestete Atomstack S20 Pro 20W erreicht mit Air Assist eine Geschwindigkeit von 625mm/min im selben Brettchen. Ohne Air Assist sind wir hier beim Xtool D1 20W also nur ca. 10% langsamer als der Atomstack mit Air Assist.

Der schnellste 10W Laser schnitt das Brettchen mit 425mm/min ohne Air Assist, der Durchschnitt aller meiner 10W Module liegt bei 300mm/s

 

.. und ich mach hier mal für heute Schluss. Schnitttests mit dem Xtool Air Assist Pumpe kommen in den nächsten Tagen. Dann werfen wir auch mal einen Blick auf den Dosendreher.

Mein Eindruck vom Xtool D1 Pro bis hier?

Sehr gut.

Toller Rahmen, potentes Laser Modul. Positionierhilfe durch Kreuzlaser, eine durchaus brauchbare, eigene Software die den Einsteiger etwas mehr an die Hand nimmt, insgesamt auf der Webseite brauchbare Dokus. Offline Druck oder sowas in der Art durch die Fernsteuerung per Wlan.

Sehr schön.

Gerätschaften, die in diesem Artikel tatsächlich genutzt wurden, waren der D1 Pro in der Basis-Ausführung 20W für 1.199,- plus die Wabenplattte zu 139,-

Aber: das ist kein Schnäppchenpreis.. Einen 20W Laser bekommen wir heute schon um 700,- zur Agebotsliste, eine 400×400 Wabenplatte um die 70,- Euro.

 

… Fortsetzung folgt…

 

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