Elegoo Mars 2 Pro Mono Test
Elegoos preiswerte Resindrucker sind hier im Team und auch im Forum recht beliebt. So auch der Mars 2 Pro mit seinem Mono Display. Es eilt ihm ein guter Ruf voraus. Ich wollte nun auch mal einen testen
Das Gerät wurde mir kostenfrei direkt von Elegoo zum Test zur Verfügung gestellt. Ok, ich gebe es zu, ich hab Elegoo gefragt, ob sie mir nicht explizit dieses Modell schicken möchten, weil ich für ein Druckprojekt einen neuen Resindrucker ausprobieren wollte, ich hatte noch keinen Mono.
Hinweis – bevor wieder jemand meckert: Resin ist nicht ungefährlich. Hautkontakt und die Dämpfe, aber auch die meisten Reinigungsmittel für Resindruck, stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Resin und das Waschwasser gehören nicht in die Kanalisation. Bitte informiert Euch vor Anschaffung eines Resindrucker.
Für hübsche Figuren, Modellbau in kleinen Maßstäben, der komplette Bereich Table Top Minis und deren Bemalung, die mir aktuell so Spaß macht, ist nun mal ein Resindrucker wie der Mars 2 Pro viel geeigneter, als alle meine FDM Plastikwurstdrucker zusammen: Die Drucke aus einem Resindrucker sind einfach viel detaillierter, die Schichtlinien fast nicht zu sehen und mit einer einfachen Schicht Grundierung hat sich das im FDM Druck stundenlange Nacharbeiten beim Resindruck in Minuten erledigt. Minis mit dem Resindrucker, Gelände und große Bauwerke mit dem FDM Drucker, die beiden Druckerarten ergänzen sich meiner Meinung perfekt.
Der Mars 2 Pro Mono von Elegoo
Mit seinem 6 Zoll Mono Display bietet der Mars2Pro ein Druckvolumen von 129 x 80 x 160 mm, mir reicht das gut aus im Resindruck, für größere Geräte habe ich auch keinen so rechten Platz in meinem winzigen Kellerraum, wo sich die Resindrucker tummeln dürfen. Eine Wash & Cure Station in entsprechender Größe wie z.B. die Elegoo Mercury+ (Test) muss ja auch noch neben dran Platz finden. Ohne Wash & Cure Station geht zwar auch, aber der Komfortgewinn ist schon erheblich. Mag ich ehrlich gesagt nimmer missen.
Bislang verrichtete hier zuletzt auch recht klaglos ein Anycubic Photon-S seinen Dienst, aber wie sagt man so schön: das Bessere ist des Guten Feind. Die Mono Geräte Generation bietet neben längerer Lebenserwartung des Display auch kürzere Belichtungszeiten pro Schicht und damit letztendlich wesentlich kürzere Druckzeiten, wobei man es da nicht übertreiben und die Off-Zeiten im Auge behalten sollte.
Lieferung des Mars 2 Pro
Der Drucker wurde wie bei Elegoo üblich sicher verpackt und schnell aus einem EU Lager angeliefert. Im Lieferumfang findet sich (fast) alles, um sofort loszulegen:
- Drucker, fixfertig aufgebaut und nach einmaliger Justierung der Bauplattform dann auch sofort einsatzbereit
- Tank einsatzbereit & 2 Ersatz FEP Folien
- rote UV-Licht dichte Abdeckhaube mit optionaler Silikondichtung (die ist bissl fummelig, ich hab sie dann letztlich weggelassen)
- Abtropfhalterung für die Bauplattform
- Das notwendige Werkzeug zum Justieren der Bauplattform und den Folienwechsel und ein paar Ersatzschrauben
- 2 Spachtel: einer Plastik, einer aus Metall, ein kleiner Seitenschneider
- 2 Mundschutzmasken und 3 Paar Latexhandschuhe
- kleiner Messbecher, ein paar Lackfilter
- USB Stick mit Treibern, Handbuch und dem Slicer Chitu Box in der Free Version.
- Netzteil mit Schukostecker
- gedruckte englische Anleitung
Je nach Lieferumfang fehlt eigentlich erst mal nur etwas Resin, und was auch immer Ihr zur Reinigung nutzen mögt, sei es nun Isoprpyl-Alkohol, oder Spiritus oder Bioethanol. Ansonsten kann man dann auch gleich schon loslegen. Ahso, mit 3 Paar Handschuhen kommt man auch nicht weit, da wird schnell ein Pack Nitril Handschuhe fällig.
Die Inbetriebnahme
ist recht einfach, es gibt zunächst mal die klar markierte Schutzfolie auf dem Display und auf der Bauplattform abzuziehen und dann die Bauplattform zu justieren – ugs. „zu leveln“.(Der schwarze Klebefilm um den Displayrahmen bleibt drauf.)
Dazu lösen wir die beiden massiven Schrauben an der Bauplattform, setzen sie in den Drucker ein, legen ein Blatt Papier auf das Display und fahren die Bauplattform in die Home Position. Nun drücken wir mit der einen Hand die Bauplattform leicht gegen das Display während wir mit der anderen die beiden Schrauben wieder festziehen. Die Anleitung spricht ferner von einer Einstellung des Nullpunktes über den Z=0 Knopf am Display, dieser scheint allerdings bei meinem Firmwarestand V4.3.13-F2.23 ohne Funktion.
Wichtig ist bei der Justiererei gar nicht so sehr der tatsächliche Abstand zum Display, sondern dass die Bauplattform exakt parallel zum Display steht. Das war es eigentlich schon.
Die Silikondichtung für die Abdeckhaube habe ich weggelassen, die ist mir in meinen Tests immer wieder verrutscht, zum Festkleben habe ich nichts gefunden und so wichtig ist die auch nicht, so stark riechen die meisten Resins heute nicht mehr, als dass man das Druckergehäuse nun unbedingt da an der Stelle luftdicht mache müsste.
Zur Ausstattung:
Mechanisch setzt Elegoo auf eine einzelne, etwas massivere Linearschiene. Das erscheint mir absolut ausreichend. Die Z-Achse ist spielfrei und läuft weich, gefettet ist bereits ab Werk alles ordentlich, da gab es teilweise schon mal etwas Probleme mit den älteren Elegoo Modellen. Mechanisch ist hier am Mars 2 Pro auf jeden Fall alles stabil, da biegt sich nix, nix wackelt, alles gut. Ja, Anycubic treibt da teils mehr Aufwand, aber ich seh da nun absolut keinen Unterschied im Endergebnis.
Die Bauplattform wird mit 2 stabilen Bolzen fixiert, die Druckfläche selber ist geschliffen, die Haftung mit den Standardsettings kann man auch mit brutal umschreiben. Letztendlich hilft der Gefriertruhentrick oder optional eine Flexplatte aus Federstahl. Achtung, bei der Nutzung einer Flexplatte muss der Z-Endstop unterfüttert werden.
Die Tanks des Mars 2 Pro sind wie heute eigentlich üblich auch zweigeteilt, zuerst wird die FEP Folie leicht gespannt in einem Rahmen verschraubt, diesen Rahmen verschrauben wir dann mit Tank. Das sind zwar etwas viele Schrauben, aber das Prozedere hat sich inzwischen bewährt. Angst vor dem Wechsel der Folie muss man da auf jeden Fall keine mehr haben (und für Energiesparer wie mich bietet Elegoo auch weiterhin als Zubehör- Option die Fertigtanks zum Wegwerfen an)
Was ich etwas vermisse, ist ein hinterer Anschlag für wenn man den Tank einschiebt, das finde ich recht praktisch bei anderen Druckern – und wenn es nur ein Schraubenkopf ist, der hinten raus steht und den Anschlag spielt.
Schön sind die verstellbaren Gerätefüße des Mars 2 Pro, hier im Haus ist wirklich nichts gerade oder im rechten Winkel. Ein Resindrucker sollte jedoch möglichst gut „im Wasser stehen“ an seinem Einsatzort, da hilft eine Wasserwaage (gibt’s auch ne App dafür) und die verstellbaren Füße enorm.
Ob nun Haube wie beim Mars oder Klappe wie beim Photon-S, da wird gerne viel drüber diskutiert. Meine Meinung dazu ist: mit der Haube kann ich den Drucker deutlich näher an die Wand rücken, bequemer ist die Klappe. Dafür komm ich bei einer abgenommenen Haube überall gut hin. Der USB Anschluss nach vorne raus ist auch kein Fehler.
Als UV Lichtquelle kommt ein etwas modifiziertes Elegoo nennt es „Cob Display“ zum Einsatz, das Resultat – auch wenn es hier im Foto nicht so wirklich erkennbar ist: die Ausleuchtung ist sehr homogen. Erfreulich. Und wesentlich homogener als beim Anycubic Photon Mono SE, der hier auch parallel getestet wird. Hier beim Elegoo kann ich keine Schatten, kein Kisseneffekt erkennen. Soll sollte das aussehen.
Große Sonderfunktionen sucht man am Mars 2 Pro vergeblich, dass ist im Grunde ein Standard Resin Drucker auf Chitu Basis, wie es von anderen Herstellern so auch verbaut wird. Diese Drucker unterscheiden sich alle nicht sonderlich.
Netzwerkfunktionen gibt es beim Mars 2 Pro erst mal keine. Man kann den Druck jederzeit pausieren, dabei fährt die Bauplatte etwas nach oben so dass man den Druck kontrollieren kann. Die aktuell genutzten Einstellungen kann man sich zwar anzeigen lassen, aber in der aktuell vorinstallierten Firmware Version V4.3.13-F2.23 nicht im laufenden Druck ändern.
Die Betriebsgeräusche sind human, ich messe im laufenden Druck etwa 46db A in etwas unter 1m Abstand. Das geht schon in Ordnung, direkt am Schreibtisch oder in Wohnräumen hat ein Resindrucker eh weniger was verloren.
Mitgeliefert wird der Chitu Box Slicer in der Gratis Version, mit dem Drucker bereits komplett vorinstalliert. Chitu Box ist ausgereift und im Großen und Ganzen auch recht zuverlässig. Wer lieber einen anderen Slicer benutzt, aktuell teste ich auf Anraten der Kollegen den Mars2Pro mit dem Lychee Slicer von Mango.io. Auch dort ist der Drucker bereits vorinstalliert. Geht auch.
Was Elegoo auszeichnet sind nicht nur die immer auch konkurrenzfähigen Preise, die oft ausgereifte(re) Firmware sondern auch der Support inkl. dem deutschen Servicepartner, falls wirklich mal was am Gerät sein sollte. Mit den Elegoo Drucker wird man auch bei Problemen nicht alleine gelassen. Zubehör- und Ersatzteilversorgung ist ebenfalls kein Problem.
Ich hab ein kleines Problem mit der Elegoo Firmware:
das Verhalten, wenn man den Home Knopf drückt, behagt mir nicht so in V4.3.13-F2.23. Home berücksichtigt den Z=0 Offset nicht, das wurde mir inzwischen auch vom Elegoo Support so bestätigt. Der Offset kommt erst beim tatsächlichen Druck zum Tragen, bei Klick auf Home wird ohne Offset immer in den Endstop gefahren. Während ich das so schreibe fällt mir auf, dass ihm da ja auch gar nix anderes übrig bleibt. Er muss ja erst homen, dazu muss er in den Endstop. Aber: damit sitzt die Bauplatte dann schon sehr stramm auf dem Display.
Zu stramm vielleicht für mein Testgerät, dort musste ich das Display aufgrund eines kleinen Malheur tauschen. Letztendlich kann ich nicht ausschließen, das selber beim Rumprobieren und Versuchen mit einer Flexplatte beschädigt zu haben, also bitte ich das mal nicht zu werten. Die Mono Displays sind alle doch recht anfällig, bei allen Herstellern. Der Displaytausch ist übrigens gut machbar, ich hatte da etwas Bedenken, das Schwierigste war das Ersetzen der Mini-Streifen doppelseitigen Klebebands, mit denen das Display im Drucker fixiert wird. Die Tatsache, dass das Ersatzdisplay zügig und ohne großes Drama geschickt wurde, will ich auch nicht werten, ich hatte meine Ansprechpartnerin im Marketing um Hilfe gebeten, dieser Weg steht normalen Käufern ja nicht zur Verfügung.
Ein paar Drucke mit dem Mars 2 Mono:
Links ist einer der 2 Türme aus dem Elegoo Testdruck (den 2. habe ich zerbrochen). Rechts eine Kiste für ein Spiel ( Massive Darkness chests by nilo_core – Thingiverse) , die sieht aber erst gut aus, wenn etwas Primer drauf ist, also hier:
Und hier der Elch (eigentlich ein Reh mit Geweih? – Holiday Christmas Deer by yeg3d – Thingiverse), den hätte ich beinahe versaubeutelt, ich hab da ohne nachzudenken die STL auf 20% der Originalgröße verkleinert und dabei nicht bedacht, dass dabei das Geweih extrem dünn wird.. und es wurde extrem dünn, so dünn, dass ich mich nicht getraut habe, es zu waschen, sondern direkt mitsamt der Flexplatte in die Cure Station ohne Wash zuvor:
Man sieht an den letzten Gabelungen an den Geweihspitzen noch kleine Tropfen, die ohne das Waschen hängen geblieben sind, aber lieber hatte ich da die Verdickungen als womöglich ein abgebrochenes Geweih, da war ich also ein Schisser 😉 Und ja, ich hatte grad keinen Pfennig als Größenvergleich.
achso, das rote Resin ist Elegoo Standard Rot
Hier haben wir eine Miniatur im 28mm Standard ( The Fireball Wizard by MatttKing – Thingiverse ): zunächst der gewaschene/gehärtete Druck:
und dann hier gleich nochmal Kollege Feuerball mit einer Schicht Primer (Badger Stynylrez / Ammo by Mig OneShot Primer grau) und ein paar seiner Schatzisten in diversen Stufen der Fertigstellung, die aber sehr simpel gehalten ist, denn das muss schnell gehen, am Ende sind das 20 Kisten:
- grauer Primer – einmal über alles drüber, mit Airbrush oder Dose
- AK 3rd Gen Acrylfarbe „Deep Brown“ – auch ruhig im Gieskannensystem mit der Airbrush oder grob mit dem Pinsel
- dann mit Pinsel und AK 3rd Gen „Old Gold“ bzw. Vallejo ModelColor „Oily Steel“ die „Metallteile“ nachfahren
- und zu guter Letzt alles Ersäufen in The Army Painter Shade „Strong Tone“ (GW nennt es „Nuln Oil“ oder so)
Mein Fazit:
Der Mars 2 Pro ist ein Resindrucker, wie man es heut zu Tage eigentlich erwarten möchte. Mit einem Straßenpreis um 250,- Euro bekommt man einen soliden und durch das Mono Display auch recht flotten Drucker, der schneller druckt und was die Haltbarkeit vs. UV Bestrahlung angeht merklich langlebiger sein soll, als die letzte Gerätegeneration mit den Farbdisplays. Bei im Grunde sogar etwas weiter gesunkenen Preisen. Aber vielleicht auf Kosten der Stabilität des Display bei Fehlbedienung.
Hätte ich mir einen Drucker kaufen müssen, hätte ich in der Tat auch zum Mars 2 Pro gegriffen. Dem „guten Ruf“ ist der Drucker hier im Test durchaus gerecht geworden.
Werbung:
Der Drucker wurde mir kostenfrei von Elegoo zur Verfügung gestellt. Elegoo verweist auf seinen AliExpress Store, dort ist der Drucker ab EU Lager derzeit zu einem Preis von 233,- Euro aber plus 19% Steuer erhältlich (war auch schonmal deutlich günstiger vor der Zollgesetzänderung). Billiger ist er bei Amazon.de, da kostet er aktuell 269,-. Noch günstiger ist er aktuell bei 3djake mit nur 249,- Euro
Ooops, ich sehe gerade: bei Banggood ist er unter 200,- Euro, das ist ein echter Schnapp.
Elch ist reindeer, Deer ist Hirsch 🙂 Ansonsten toller Bericht, danke dafür
Sehr schöner Bericht, Stephan, Danke!
Deckt sich vollständig mit meiner ebenso positiven Erfahrung mit dem Mars 2 Pro.
Der Tank hat schon einen Anschlag auf der Grundplatte, d.h. er sitzt in einer Vertiefung, die aber durchaus etwas tiefer ausfallen dürfte, man muss da schon feinfühlig arbeiten, sonst schiebt man den Tank darüber hinaus.
Laut Elegoo ist dort keine UV-Matrix verbaut sondern eine „COB UV LED Light Source“ und auf dem Bild https://m.media-amazon.com/images/S/aplus-media/sc/696546a3-1c45-4e15-9beb-94fb13246a23.__CR0,0,300,300_PT0_SX300_V1___.jpg sieht es aus wie die alten 4-fach UV-LEDs aus den aller ersten Harzdruckern. Das Bild stammt von hier: https://www.elegoo.com/products/elegoo-mars-2-pro-mono-lcd-3d-printer
Kannst du da mal reinschauen was da nun wirklich verbaut ist?
Ich schau nochmal rein, bin grad noch am paar Drucke machen, ist mit Beispiel Bildern noch etwas dünn der Artikel.. An die „Kuppel“ kann ich mich erinnern. aber was drunter war..
Der Ur-Photon hatte 4 4fach LED’s ohne Linse. Dadurch war die Ausleuchtung übers gesamte Display ungleichmäßig. In der Mitte gabs viel Licht, außen etwas weniger.
Das COB System hat wohl auch nur ein paar LED’s unter der der Linse, dafür funktioniert die Linse wohl sehr gut, wie Stephans Bericht ja schon bestätigt hat.
Das COB System wird auch über Heatpipes mit eigenem Kühlkörper und Lüfter gekühlt. Das ist dann effizienter, und leiser, als die stumpf auf einen großen Kühlkörper blasenden Lüfter, bei den Matrix Systemen.