Kingroon KLP1 – Turbo-Würfel für Bastler

So langsam dürften dann alle Hersteller von 3D-Druckern nach dem Bambu Lab Schock vor einem Jahr auf den Zug mit den schnellen Maschinen aufgesprungen sein. So jetzt auch Kingroon mit dem KLP1, einem eingehausten Core XY Turbo-Würfeldrucker. Mal schauen, ob das in deren Preisklasse funktioniert.

Der Drucker wurde uns kostenlos vom Hersteller zum Test zur Verfügung gestellt.

Dass Kingroon gute und günstige Drucker kann, haben sie uns vor knapp einem Jahr mit dem KP3S Pro hier bewiesen. Mit einem Preis um 350,- Euro ist der neue Kingroon auf jeden Fall schon mal sehr günstig angesetzt. Aber jetzt mal die Fakten zum Kingroon KLP1.

Technische Daten:

Also ein voll eingehauster Core XY Würfel mit Klipper als Firmware, der bis zu 500 mm/s schnell sein und auch technisches Filament verarbeiten kann. Mit einem durchschnittlich großen Bauraum, aber eben auch relativ geringen Außenabmessungen und recht niedrigem Gewicht. Kompakt und schnell also.

Ob das für ca. 350,- € funktionieren kann, hat mich schon interessiert.

 

Lieferumfang:

Sehr kompakt, aber trotzdem sicher verpackt finden wir einen recht stabilen Alu-Rahmen  
Die Seiten-, Deckel- und Türpaneele aus rauchschwarzem Acrylglas, so wird das ein komplett eingehauster Drucker

Das übliche Zubehör.

Zwei Anleitungen, ausreichend zur Inbetriebnahme, wenn man Englisch oder Chinesisch kann.

Zu Beginn wurden die ersten KLP1 noch ohne Display angeboten, was durchaus praktikabel sein kann, da der Drucker im WLAN komplett über die Klipper Fluidd Weboberfläche gesteuert werden kann. Das Konzept hatte ja auch AnkerMake mit dem M5C schon verfolgt, der Vorteil des Kingroons ist hier klar: dass Kingroon sein Klipper absichtlich offen gelassen und das Fluidd eigentlich nicht beschnitten hat.

Inzwischen werden die aktuellen Kingroon KLP1 aber mit Touch-Display ausgeliefert. Das dürfte der Mehrheit auch lieber sein. Display haben ist besser als eines zu brauchen.

Anfangs sah es nicht so schlecht aus: Der Drucker ist so weit vormontiert, aber 30 Minuten hat der Aufbau dann aufgrund der noch versiegelten Paneele, die man erst mal nackig machen und selber anbringen muss, dann doch gedauert.

Ausgepackt, noch ohne Verkleidung.

Von vorne und von rechts.

Von hinten und von links.
Von oben und von unten.
Innenraum und magnetisch gehaltene, recht fein strukturierte PEI-Flexplate.

Interessant der Einsatz von Linearschienen auf X- & Y-Achse. Das fand ich für den Preis eher unerwartet, diese Schienen sind nicht billig. Schnell, genau und haltbar – wenn eine ordentliche Qualität verbaut wurde. Die Schienen des KLP1 sind nicht negativ auffällig geworden. Prima. Da hapert es sonst gerne mal.

Dass der Bowden auf der Geräterückseite übertrieben lang ist, kann man verschmerzen oder noch schneller einfach kürzen, aber es verwundert, dass er sich nicht im Filamentsensor einstecken lässt, weil der nur ein 2 mm Loch hat.

Die Bettaufhängung einseitig nur hinten ist vielleicht nicht das Optimum, das kann auch mal etwas nachgeben, aber das machen auch andere Hersteller in der Preislage so.

An der Textured PEI Magnetflex Platte gibt es wiederum nichts zu meckern. Bis 100°C Betttemperatur geht auch völlig in Ordnung und reicht für ASA/ABS, vermutlich auch PP oder manche einfach zu druckende PC Blends.

Das Kingroon Logo dient übrigens als grüne Tischbeleuchtung. Im Bauraum gibt es dafür leider kein Licht, würde aber eh nix bringen, da die Paneele fast zu 100% blickdicht sind.

Apropos: ab Werk ist keine Webcam vorhanden.

 

Extruder:

Der Druckkopf von vorne oben und von unten.

Die Kabelführung hätte schöner gekonnt.

Auch Kingroon setzt auf ein modernes Keramik-Ringheizelement, die Düse kommt damit zügig auf ihre 300°C Maximaltemperatur, das Hotend ist AllMetal, die Düse gehärtet, damit steht dem Einsatz von abrasiven Filament, z. B. mit Glasfaser oder Carbonpartikeln nichts im Wege.

Dank der Einhausung, 300°C an der Düse und 100°C am Bett kann man mit dem KLP1 auch etwas anspruchsvollere Materialien ohne Basteln drucken, bei denen man auf vielen Konkurrenten in der Preislage erst mal selber noch ran müsste.

Als Bett-Level Sensor setzt Kingroon auf eine altbekannte kontaktlose Variante mit einem induktiven Sensor. Damit bleibt das Einstellen des Z-Offsets allerdings wieder dem Benutzer überlassen. Die scheint soweit recht sauber zu arbeiten, allerdings vergisst unser Testgerät hin und wieder seinen Offset, da muss ein Firmwareupdate wohl nachbessern.

Der Feeder selber ist 5fach untersetzt, DualGear, am ehesten noch basierend auf dem DDG Design, das ist mit seinen kleinen Ritzeln zwar durchaus tauglich, aber heute fast schon wieder etwas oldschool.

Blechdeckel vom Druckkopf abgenommen: rundes Heizelement, Level-Sensor.
ColdEnd-Lüfter, gut hörbar.

Das Stepperkabel des Extruders ist etwas arg nah am Hotend verlegt,

 

MKS Steuerplatine für den Kopf.
Im Blechdeckel: starker aber auch lauter 5015 Bauteillüfter: der pustet gut was weg.
Wenn der Schlitz größer wäre, hätte man das Stepperkabel zum Extruder weiter weg vom Hotend verlegen können.
Letzteres sabbert noch etwas
Der (reverse) Bowden zum Druckbett schleift auch beim KLP1 am Deckel.

 

Board & Elektronik:

In Bezug auf die Elektronik-Box steht der KLP1 für die Preisklasse eigentlich gut da. Wir finden einen alten Bekannten wieder: das MKS PI Board, das es auch in den aktuellen Qidis gibt. Anders als Qidi legt Kingroon ein Adapter zum Auslesen des Speichers bei, sodass einer kompletten Neuinstallation des Klipper System zumindest in dieser Hinsicht nichts im Wege steht. (oder als Backup).

Wir haben ferner einen Filament-Ende-Sensor, einen induktiven Bett-Level Sensor. Der Drucker kann nach Stromverlust weiterdrucken.

Sehr erfreulich: auch der ADXL345 Sensor für das Input Shaping wurde nicht vergessen.

MKS 3,5″ Touchsdisplay.

Die Kingroon Version des MKS PI Mainboards.

Kingroon bewirbt zwar auf der Shopseite nur die WLAN-Funktion, aber auch hier ist die Ethernetbuchse nicht nur bestückt, sondern auch nutzbar. War bei andern Druckern mit diesem Board auch schon so. Kabel ist mir bei der Vernetzung alle mal lieber als Wifi.

Grundsätzlich möchte ich die Option, direkt aus jedem (Moonraker kompatiblen) Slicer meine Druckjobs an den Drucker senden zu können, nicht mehr missen – auch das klappt beim KLP1 ohne Probleme.

Dass CPU- und Netzteillüfter laut sind, ist leider auch normal, letzterer scheint aber ungeregelt zu sein. Die Bauteilkühlung ist anpassbar, sodass hier bei langsameren Drucken die Geräuschkulisse etwas minimiert werden kann.

 

Der KLP1 setzt voll auf Klipper

und liegt damit voll im Trend.

Booten dauert etwas: 50 s und startet auf Chinesisch Wenn man die Option gefunden hat, kann man eine andere Sprache als Chinesisch auswählen.
Ich mag die Druckermenüs lieber in Englisch.
Kalabrier-Menü
– mit Input Shaping

Und mit Klipper gibt es natürlich auch ein Web-Interface, das über jeden beliebigen Browser aufgerufen werden kann – mit VPN auch von außer Haus.

Das Fluidd Web-Interface von Klipper funktioniert, ist aber ab Werk auch auf Chinesisch eingestellt.
Schon besser.
Die Config-Dateien sind erreichbar.

Nur das Bett-Leveling-Mesh wird nicht grafisch dargestellt.

Das Problem, dass das Bett-Leveling Mesh nicht grafisch dargestellt wird, konnten auch unsere netten Forums-Benutzer mit mehr Klipper-Erfahrung als ich nicht lösen, vielleicht ist das bei 3,1 mm Abweichung aber auch besser so. 😉

 

Testdrucke:

Dann soll er mal zeigen, was er kann:

Konfigurationsdateien für den Orca Slicer sind dabei.

Und auch von Orca aus kann man auf Fluidd zugreifen.

Dass Profile für alle 3 populäre Slicer Cura, Prusa und Orca dabei sind, ist sehr gut, aber zumindest letztere sind suboptimal:

  • die Temperaturen passen noch nicht für einen Turbo-Drucker (PLA: 195 / 60 °C),
  • Flow ist beliebigerweise bei 107%, obwohl die Extrusion einwandfrei ab Werk kalibriert ist: 100 mm sind 100 mm.
  • Pressure Advance steht auf 0 und damit quasi deaktiviert.
  • Nach dem Drucken fährt das Bett in Z nicht aus dem Weg.

Das kann man alles einfach beheben, habe ich auch gemacht, aber das könnte eigentlich schon ab Werk passen.

Vorgeslicete Dateien im internen Speicher.
Dann starten wir doch mal das Benchy.
(Farbfehler durch mistige LED-Beleuchtung in meinem Wohnzimmer).

Uwes Würfel auch noch nicht perfekt.

Pressure Advance kann kalibriert werden und bringt bei horizontalen Streifen Abhilfe.

Aber arg streifig bleibt es jedoch in Z. Hier ist Feineinstellung nötig

Die Druckergebnisse sind leider dann noch nicht ganz da, wo sie sein sollten: Retracts nicht optimal und vertikal unruhige Wände. Ungünstigerweise erst mal egal mit welchem Filament, ob mit meinem Standard-PLA von Fillamentum, das mit den Bambu Lab Druckern einwandfrei funktioniert oder mit eSun Highspeed PLA+, egal bei welcher Geschwindigkeit und welchen Temperaturen.

Die Wände sind vermutlich u.a. deshalb so unruhig, weil die Z-Achse sich dauernd hoch und runter bewegt, weil das Bett hier erst mal arg schief hängt (3,1 mm Abweichung) obwohl das ABL ein schönes Mesh erzeugt hat, was das ausgleichen soll – aber vielleicht auch Störeffekte nach sich zieht.

Fazit:

Kingroon schickt mit dem KLP1 einen soliden, kompakten Würfel in der angesagten CoreXY Bauweise für unter 350,- Euro Listenpreis ins Rennen. Hardware und Ausstattung sind ordentlich, auch wenn es im Detail noch etwas zwickt und der stolze neue Besitzer dann doch noch etwas Hand anlegen muss: vor allem das Bett gerade rücken. Schnell ist er natürlich auch (bis zu 500mm/s lt. Kingroon),

Das Klipper ist soweit sauber vorinstalliert, eigentlich nicht beschnitten, nur die Klipper Config zuweilen etwas wirr. Lobenswert: Kingroon liefert den Adapter zum Auslesen und neu Flashen des internen Speichers für die Klipper zugrunde liegende Linux Installation gleich mit.

Der KLP1 ist, wie es sich für einen vollwertigen Klipper-Drucker gehört, voll netzwerkfähig und braucht dazu weder lästige Apps noch Clouds, mit denen meine Dateien dann, wer weiß wohin gesendet werden

Die Testdrucke hätten etwas sauberer sein können, hier ist also noch Feintuning in den Slicer Settings und auch der Druckerkonfig angeraten. So ganz Out of the box ist das also nicht. Daher würde meine Empfehlung weniger an Einsteiger gehen, die einfach nur auspacken und los drucken möchten, sondern eher an den geneigten Tüftler/Tuner, der Spaß daran hat, dem KLP1 sein Bestes abzuringen. Der bekommt mit dem KLP1 eine solide Grundlage zu einem schlanken Preis – und es werden ihm keine Steine in den Weg gestellt, wie es z. B. bei der vernagelten Klipper Installationen der oft deutlich teureren Konkurrenz der Fall ist.

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Der Kingroon KLP1 ist direkt ab EU Lager beim Hersteller Kingroon erhältlich zum Preis von 346,- Euro. Mit dem Code: KLP1 gibts bis 30.12.23 nochmal 40$ Rabatt obendrauf.

2 Kommentare

  • Vielen Dank für den Testbericht. Für den Preis geht der Drucker sicher in Ordnung, da die Basis soweit ok ist. Das schnelle Benchy ist kein unbedingter Hingucker. Hätte mich zum Vergleich mal interessiert wie es bei „Normal“-Geschwindigkeit aussieht.

  • Sehr guter Bericht Stephan. Für 350,-€ wird es der kleine aber wahrscheinlich schwer haben. Das Teil wird irgendwann bei 250-299,-€ landen. Wenn, wie von Dir geschrieben noch etwas Feintuning seitens Kingroon reingesteckt wird, könnte es interessanter Drucker werden.

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