Gewinde, Schrauben & Muttern selber 3D Drucken

Selber Sachen konstruieren und dann Ausdrucken macht am meisten Spaß, finde ich zumindest. Und dann kommt man recht bald auch auf die Idee, schön wäre es ja, wenn man auch Schraubverbindungen selber drucken könnte. Geht mit der richtigen Software und wenn der Drucker halbwegs präzise druckt auch total einfach. 

Ich bin ja in letzter Zeit hin und wieder mal in (themenfremden) HangOuts unterwegs und hatte immer wieder das Problem, wo hin mit dem Headset, wenn man es eben gerade nicht braucht. Auf Thingiverse.com & Co gibts ja Unmengen an Kopfhörer-Haltern, aber keiner, der so richtig auf meiner Tischplatte halten wollte. Da war also wieder das Problem: wäre doch cool, wenn ich mir auch ne Schraubverbindung selber Drucken könnte.

Mit der richtigen Software ist das eigentlich gar kein Problem. Autodesk bietet seine semi-professionelle (oder von mir aus auch „etwas fortgeschrittenenere als die Einsteigerprogramme 😉 ) Software Fusion 360 (Mac & Windows) für HobbyBastler, Privatleute und auch StartUps kostenlos an, dort ist eine Funktion enthalten, um Gewinde auf Knopfdruck zu erstellen:

Wir bauen uns also aus ein paar Zylindern einen Schraubenkörper, hier den mittleren Schaft hab ich mal einfach mit 10mm Durchmesser genommen

10mm Schaft für ein M10 ISO Regelgewinde

10mm Schaft für ein M10 ISO Regelgewinde

Dann wählen wir die Fläche aus, die das Gewinde aufnehmen soll und wählen die Gewinde („Thread“) Funktion aus dem Create Menü (ja, das geht auch auf Deutsch, aber ich spreche hier fast nur Englisch):

Wo soll mein Gewinde hin?

Wo soll mein Gewinde hin? Ob innen oder außen erkennt Fusion selber

und passend zum Durchmesser schlägt Fusion schon was passendes vor:

Voila, da isses schon!

Voila, da isses schon! Ein funktionierendes M10 Iso Gewinde mit 1.5 Steigung.

Das kann man nun noch schöner machen, vorne anspitzen, z.b. Aber wichtig ist nur, dass wir die rot markierte „Modelled“ Option ankreuzen, sonst wird es nur angezeigt, aber nicht „ausmodelliert“. Das wars schon. Sowohl auf dem Ultimaker 2+ als auch auf dem Dremel IdeaBuilder 3D20  lassen sich diese Gewinde ohne weitere Modifikation und ohne Supportmaterial direkt ausdrucken und sofort nutzen.

Das erste Zusammenschrauben unserer selbstgedruckten Gewinde ist zwar etwas störrisch, aber nach dem 2. Mal rein- und wieder raus drehen, läuft das dann wunderbar und hat auch in PLA (mit 30% Infill) mit 0,2mm Schichthöhe gedruckt für meine Zwecke ausreichende Stabilität. Ich kann mein Kopfhörerhalter nun an meine Tischkante ranschrauben und das hält soweit ganz wunderbar. Ein bissl gibt das PLA schon nach, etwas festere Filamente wären kein Fehler, aber es geht auch mit gewöhnlichem PLA.

Große Gewinde wie M10 gehen etwas besser, aber auch kleine wie das 3/8″ UNC Stativgewinde funktionieren, da will ich mir mal noch ne Stativhalterung für mein Handy drucken irgendwann – hier eine bunte Mischung an Teststücken aus der Probierphase:

Blaue Teile: Stativgewinde, grau/weisse Teile: M10 Gewinde und Mutter mit dem Dremel

Blaue Teile: Stativgewinde, grau/weisse Teile: M10 Gewinde und Mutter mit dem Dremel

Für den Fall, dass es zu arg klemmt, habe ich hier ein Videotipp von Ultimaker User „Onkel Georg“ Joerg Torhoff  gefunden, wie man das Gewinde etwas modifizieren kann, dass es leichter geht, ist aber bei meinen 2 Druckern und den großen Größen gar nicht notwendig.

Und wenn es mal gar nicht passen will, habe ich mir als Zusatzversicherung mal noch für günstige 30,95 Euro bei Amazon ein Satz Schneideisen organisiert:

Günstig und gut genug für unser Plastik

Günstig und gut genug für unser Plastik

Hätte ich mir aber bisher komplett sparen können.

Wer möchte, kann sich meinen Kopfhörer-Halter ja mal ausdrucken. Ich drucke ihn so, stelle dabei die Supportgrenze auf 89° und lösche manuell die Supportstruktur ums Gewinde-Loch noch weg, dann wird sicher nix ins Gewinde rein gedruckt, wo nix rein muss:

Slicen in Simplify 3D

Slicen in Simplify 3D

und hier noch die STL Dateien dazu: halter.zip

EIne Erweiterung der Gewindebibliothenk mit Flaschengewinde ist nun auf Thingiverse erschienen, nicht von mir, aber ich finds toll:
https://www.thingiverse.com/thing:2693686

35 Kommentare

  • N´aamd
    Ich hoffe, dass ich hier zumindest mal nicht ganz falsch bin.
    geht um ein Innen und ein Außengewinde. Außengewinde etwas über 90mm Durchmesser und das passende Innengewinde.
    Wo auch immer ich nachgesehen habe, ist irgendwie bei 50mm Feierabend.
    Die Gewindelänge ca. 20mm, also vergleichsweise kurz. Das ganze soll für eine Art Box sein und in das Ding was ich drucken will, soll mal eine Weinflasche beinhalten. Die hat Standartmäßig hier bei unseren Winzern einen Durchmesser von 74 mm (Pfalz! Nix Boxbeutel also 😀 )
    Ich finde „nur“ Iso-Gewinde. ich würde aber gerne was drucken OHNE Support. Am liebsten also Rundgewinde.
    Der Maschinenbauer sucht dann bei der DIN 405 und landet beim Rd 85 x 1/6″.
    Kann mir da jemand helfen? Ich verzweifel hier noch!
    Das soll in ein Abschiedsgeschenk für einen „Bald“-Rentner werden. Die Außenform ist ziemlich „Berufsspezifisch“!

  • Hallo,
    wer kann mir die Abmessungen vom Gewinde der Verschlußkappe von z.B. 1L Cola-Flaschen nennen?
    Ich habe die Absicht, eine solche Verschlußkappe mit Hilfe von Autodesk Fusion 360 in PETG zu drucken.
    Dank im Voraus und einen kühlen Tag
    Fredi

  • Hi

    Meine in TinkerCAD konstruierten Gewinde passen zusammen, wenn ich die Innengewinde ca. 7% größer skaliere.
    Etwas Weniger geht wohl auch, um das Spiel rauszunehmen.
    Ein M30 schraubt Sich ganz gut in ein auf 32mm skaliertes M30 Innengewinde.
    Für Pneumatik-Schlauch-Schnellkupplung (Extruder) war M10x0,75 (Feingewinde) nötig – auch Das klappt mit den 7% ganz gut (hatte ich aber in hoher Auflösung gedruckt – 0,75mm Steigung, Da wollte ich keine 0,2mm Schichthöhe nehmen)

    https://www.tinkercad.com/things/8ObMAPbAQDd-10x075innen

  • Nice, das hilft mir schon einmal weiter 🙂 Super Erklärt.
    Ich habe nur zwei Probleme, das eine ist, das ich nicht wirklich verstehe wie ich Freistiche und Fasen an das Gewinde in Fusion 360 bekomme und er das Gewinde dort auch richtig druck und nicht einfach abbricht.
    Das andere ist das mit dem Fluss. Ich versuche gerade eine M16 Verbindung für Standfüße aus PLA zudrucken. Die Passen natürlich nicht wirklich. Mein Fluss an der Außenwand ist auf 92%. War das damit gemeint? Irgendwie glaube ich das ich etwas falsch mache.

    • Fasen und Freistiche werden mit Skizze und Drehung erzeugt. Wenn die Stepps vom Extruder passen ist auch beim Gewinde kein Eingriff beim Fluß erforderlich. Fusion 360 modelliert sehr gut. Es kommt nur sehr selten vor, daß ich das Gewinde nachschneiden muß. Bei großem Gewinde wie M16 überhaupt nicht.

  • Bei mir hat es leider nicht funktioniert.
    Habe die Schraube und die Mutter in petg/0.2mm und 100% infill gedruckt.
    Die Mutter geht nur so maximal 1-2 Umdrehungen auf die Schraube und das auch nur mit roher Gewalt.
    Habe mir das verlinkte YouTube Video angesehen und werd das in nächster Zeit mal ausprobieren.
    Ich konnte im Video den letzten verwendeten Befehl nicht erkennen also falls jemand weiss wie der heisst……….

    • Kontrolliere mal deinen Filamentfluss, wenn zuviel Material raus kommt, passts nimmer.. Wie groß war denn die Schraube / welcher Schraubentyp?

      • Hi Stephan, wenn ich das richtig verstanden habe ist der Filamentfluss im Prusaslicer
        der sogenannte Extrusionsfaktor. Der steht auf 1 also 100%.
        Schraubentyp ist M10x1.5

        • Genau, der Extrusionsfaktor – geh da mal so 7% runter, dann könnte die Passung besser werden

        • Meine Ergebnisse sagen, ab M6 ist das Gewinde OK. Das ist jedoch stark vom verwendeten Material abhängig. PET läßt sich nicht so fein drucken wie PLA. Der Filamentfluß von 100% sollte eigentlich OK sein aber das Infill würde ich zurück nehmen. 20-25% sind völlig ausreichend. Eine hochfeste Schraube darf ohnehin nicht erwartet werden. Innengewinde hingegen ist gut nutzbar und stabil.

    • Mit PETG wird das eher nix, die Erfahrung musste ich auch machen, als ich noch überzeugt war, daß nur PETG stabil genug ist für meine Funktionsteile. Es ist einfach zu flüssig und daher zu unpräzise.
      Mittlerweile bin ich zu 95% bei PLA/PHA von colorFabb, das ist weniger spröde als gewöhnliches PLA, aber fast genauso präzise zu drucken.
      Wichtig ist auch, daß Du keine Layerhöhe über 0,20 mm nutzt, sonst wird das viel zu grob.

      • Ich hab auch in PETG schon belastbare M5 Innengewinde gedruckt.
        Kleiner Tipp, falls Innengewinde zu eng werden:

        1.) „(Print) outer before inner walls“ (Cura),

        2.) In Fusion360, dessen integriertes Gewindetool nicht erlaubt, das Spiel zu konfigurieren:
        In dem konstruierten Innengewinde wird ein Zylinder als neuer Körper erzeugt. Dieser muß mindestens Länge und Durchmesser des Gewindes haben. Von diesem Zylinder wird der Körper mit dem Innengewinde „subtrahiert“ (Option „Ausschneiden“ beim Kombinieren der Körper). Wir haben nun eine Negativmaske des Gewindes. Diese wird nun in 2 Achsen (bei einem entlang der Z-Achse ausgerichteten Gewinde in x- und y- Richtung) etwas größer skaliert (z. B. 10-15%) und dann wieder von dem Körper mit dem Gewinde subtrahiert. Nun ist das Ursprungsgewinde erweitert.

        Alternativ kann man auch mit der Spiralfunktion von Fusion360 ein Gewinde komplett selbst konstruieren, ist aber etwas anspruchsvoller.

  • Moin zusammen,

    ich versuche gerade, eine Schraube (ist eine Stellschraube, da kommt es nicht auf die Bruchfestigkeit an) zu modellieren… Scraubenkörper selbst ist kein Thema, auch der Kopf nicht… Gewinde auf den Schaft funktioniert auch. Aber: wie kann ich das Gewinde anspitzen, damit es sich besser in die Mutter eindrehen lässt?

    • Moinsen,

      bevor du das Gewinde auf den Bolzen aufbringst mittels Fase (mit 2 Abständen) anspitzen, dann die Zylinderfläche als Gewinde ausführen.

      • Sbie genau das geht nicht. Das Gewinde geht dann nicht bis vorn. Nach dem Erzeugen des Gewindes in eine Skizze ein Dreieck an die Zylinderkante und mit Drehung eine Fase erzeugen.

  • Nach langer Suche genau was ich brauchte, danke. Ich wurde von einem Freund gebeten, für seine Taucherausrüstung Wandhalter zu drucken, damit er diese gut trocknen und auch aufbewahren kann. Eine Benötigte Halterung sollte ein G 5/8 Gewinde enthalten, worin dann der Atemregler zum fixieren eingeschraubt werden kann.

    Da ich nur das Teil hier als Muster hatte, galt es erst einmal herauszufinden was genau das Ding für ein Gewinde hat. Nach der Durchforstung einiger Foren bin ich zu dem Schluß gekommen, dass es Eben das G 5/8 sein muss.

    Anschließend habe ich auf Thingiverse 2 Konstruktionen gefunden, die genau das passende sein sollten; laut Beschreibung G5/8 Innengewinde. Probedrucke zeigten aber, dass beide nicht passten.

    Nach weiterer recherche bin ich auf diese, für mich sehr nützliche Beschreibung gestoßen. Nu läuft der Probedruck, den ich nach dieser Anleitung gut selbst konstruieren konnte. 5 Sterne von mir.

    • Ich war auch super froh, als ich das in Fusion gefunden habe. Bei mir waren es dann auch Stativgewinde.. Oder die Erweiterung auf die Wasserflaschen-Gewinde. Diese Funktion kann man echt immer wieder mal brauchen.

  • Hey,

    toller Tipp mit dem Gewinde, nur leider will mein 3D20 da irgendwie gar nicht mitspielen und ignoriert stumpf das Gewinde. Hab`s in Fusion360 mit modeliert, als STL exportiert und die Datei dann nochmals mit Slic3r ausgerichtet (gedreht) und gespeichert. Öffne ich die Datei nun im Dremel IdeaBuilder ist das Gewinde einfach verschwunden… Hat Jemand hierzu ne Idee wo der Fehler liegt??

    Danke für`s Feedback 🙂

    • Kann mir nur vorstellen, daß Du das Häkchen in Fusion360 bei modellieren nicht gesetzt hast. Hab selber schon mit dem 3D20 Gewinde ohne Probleme gedruckt. Ist das Gewinde im Slicer zu sehen?

      • Hi,

        erstmal Danke für das Feedback. Habe in Fusion das Gewinde modelliert, in Slicr ist es auch klar erkennbar. Nach einigen Versuchen habe ich nun aber den Fehler gefunden:

        Sobald ich im Slicr das Model drehe um eine vernünftige Ausrichtung für den Druck zu erhalten verschwindet das Gewinde. Habs dann mal direkt im Dremel Programm gedreht… und siehe da, das Gewinde wird angezeigt… (ich hatte vorab versucht das Modell mit den Rotationsachsen um exakt 90° zu drehen was nicht ohne weiteres möglich war… irgendwie einfach vergessen das man mit nem Rechtsklick die Untermenue`s öffnen kann wo man die Werte exakt eingeben kann… eigene Dummheit…)

        Also, Problem gelöst und nochmals vielen Dank.

  • Hey die Seite hat mit letztens wirklich sehr geholfen ich war am verzweifeln, dass meine Schraube nicht in cura erkannt wurde. Nun denn. Das Problem war am ende nur, die schraube war zu instabil mit 80% infill und 0.2mm eine m20 mit einem Lochdurchmesser von m8. Komischerweise kann ich meinen drucker auch nicht zum perfekten drucken bringen da er nicht in einem Fluss druckt. Bin am verzweifeln

  • Nachschlag: wer Flaschengewinde drucken will, schaut mal hier rein:
    https://drucktipps3d.de/mehr-gewinde-drucken-flaschengewinde-pco1881/

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