Anycubic Photon (vs. D7)

Ok, ich gebs zu, der Drucker ist nicht mehr ganz taufrisch, aber ich wollte unbedingt mal einen haben um zu sehen, wie er sich im Vergleich zum Wanhao D7 schlägt..



Ich hab ihn also gebraucht erstanden, es handelt sich hier noch um eine frühe Revision (mit den blauen Fenstern), gebraucht gekauft, die der Vorbesitzer bereits blickdicht gemacht hat, damit ich, wie ich es immer tue, auch das Harz ganz einfach im Drucker lassen kann – das funktioniert bei meinem alten Wanhao auch monatelang.

Auffällig ist das Touch-Display vorne dran, der Drucker funktioniert komplett stand-alone. Ich brauch kein Raspi und kein PC, nein, einfach nur ein USB Stick und gut ist. Das hat den riesen Vorteil, ich kann das Ding völlig problemlos in den hintersten Winkel der Waschküche oder in den Gartenschuppen verbannen, solang der Strom kriegt, läuft der.

Das Menü ist eher übersichtlich will sagen: ohne Schnickschnack mit nur den nötigsten  Grundfunktionen ausgestattet.

   

Wichtig zu erwähnen ist da die Pause Funktion: drückt man die, fährt das Bett ein Stück nach oben, damit man mal drunter linsen kann, ob auch alles stimmt mit dem Druck, normal sieht man gerade die ersten 1-2 Stunden nämlich sonst absolut gar nix.

Das Zahnrad-Symbol zeigt die gewählten Settings, eine Änderung ist nicht möglich.

 

Insgesamt wirkt die Konstruktion des Photon stabiler als der D7 in der frühen Version 1.4. Das fängt mit der bequem zu bedienenden Klappe an, die praktischer ist als der Blecheimer beim D7. Und setzt sich so bei der gesamten Gehäusekonstruktion fort. Gut, es geht im Inneren dann doch etwas eng zu, wenn man ab und an dann da drinnen was zu fummeln hat: Tank schnell checken oder Resin umrühren, aber dafür geht der Tank schneller raus als beim D7, wo das immer eine etwas heikle (weil hakelige) Sache war.

Die Z-Achse läuft ok, einen kleinen Wobble hab ich in der Z-Achse – auch ist die Führung nicht ganz verwindungsfrei – aber besser als der Wanhao D7 in meiner inzwischen obsoleten V1.4 Version – der Vergleich zur Wanhao D7 v1.5 fehlt mir, ich hab meinen D7 nicht weiter aufgerüstet. Der Wobble meines Photon ist aber so gering, dass ich aktuell keinerlei Veranlassung sehe, da was dran zu machen.

Ein weiterer Unterschied ist die UV-LED, die meiner Meinung eine wesentlich gleichmäßigere Ausleuchtung des Druckbereiches bietet, als das bei Wanhaos D7 der Fall ist. Das macht sich in gleichmäßigeren Drucken deutlich bemerkbar, auch ohne erst manuell mit Masken arbeiten zu müssen. Photon gibt die Leistung mit 40W an.

Das Bild links ist von FEPShop.com geklaut, dort wird die LED einzeln als Ersatzteil zum Kauf angeboten. Die LED wie auch das Display (das übrigens identisch mit dem Wanhao Display ist) sind Verbrauchsteile, die es im Laufe der Zeit zu ersetzen gilt.

Die Konstruktion des FEP Tanks gefällt mir bei Anycubic ebenfalls besser, der Folientausch ist mir auf Anhieb geglückt – ich verwendete FEP Folie 127HD von FEPShop.com im Wanhao wie auch hier..

 
Die Folie wird erst in den Stahlrahmen (Bild Links) eingeschraubt und dann den Stahlrahmen in den eigentlich Tank. Eine mords Schrauberei ist es trotzdem auch, bis die gefühlt 1050 Schrauben alle raus und wieder drin sind, aber: der Folienwechsel gelang auf Anhieb knitterfrei und mit sehr guter Spannung.

Nicht ganz so zufrieden bin ich mit der nut einer Inbus-Schraube zu Fixierenden Druckplatte beim Nivellieren – das ist zwar bequem und schnell gemacht, aber beim ersten Mal hab ich die Schraube wohl nicht fest genug angezogen, nach 3 Drucken war dann die „Ausrichtung“ nicht mehr stimmig und der Druck schlug fehl. Also nochmal neu ausgerichtet, mit ordentlich Kraft angeknallt und seitdem hielt es für 10+ Drucke problemlos.

Der Photon wird ohne Tank mit einem Blatt Papier gelevelt. Das funktionierte bei mir recht gut, bleibt aber auch eine Fehlerquelle in dem ganzen Prozess.

Sehr gut hingegen gefällt mir dann wieder die Befestigung des Druckbetts an der Z-Achse, das sitzt fest, wird ordentlich geführt und ist „verwindungsfrei“, beim alten Wanhao v1.4 ist das reiner Zufall, wenn die Bauplattform am Ende dann wieder gleich steht wie beim letzten Druck. In v1.5 hat Wanhao auch da nachgebessert, zumindest laut Fotos zu urteilen.

Die Form des „Druckbetts“ selber halte ich ebenfalls für sinnvoll, hier kann Harz, dass oben drüber schwappt einfach wieder zurück in den Tank ablaufen – bei den flachen Wanhao Betten sammelt es sich da oben und um die Blechhalter und ist bissl mühselig zu reinigen, weil das Harz in alle Ritzen und Winkel kriecht. Das eigentliche Druckbett ist bei Anycubic mit feinen Rillen versehen – aber auch eloxiert, auch hier der Tipp mit dem Anschleifen, falls es Haftungsprobleme geben sollte.

Nicht vergessen sollte man auch den Aktivkohlefilter, der doch ein bissl den Gestank des Harzes einzudämmen vermag. Wohnraumtauglich wird das Ganze aber trotz allem nicht.

Der Anycubic wird mit einem einfach zu bedienenden Slicer ausgeliefert.

Der ist vor allem eines: extrem einfach zu benutzen, die automatischen Supports schauen brauchbar aus, können manuell ergänzt oder auch einzelne Stützen wieder gelöscht werden. Eine Resin-Verwaltung gibt es per se nicht. Der Photon Slicer frägt 5 Werte ab:

Schichtdicke, Belichtungszeit normal. Belichtungszeit „BurnIn“-Layer, Anzahl BurnIn Layer und Off-Zeit zwischen den Schichten. Die letzt-genutzten Werte bleiben gespeichert. Das wars. Wer zig unterschiedliche Harze verwendet, sollte sich ne Liste irgendwo anlegen.

Am Ende wirft der Photon Slicer eine proprietäre .photon Datei aus, die wird auf den USB Stick kopiert und dann zum Drucker getragen und dort über das Print Menü (siehe oben) zum Druck ausgewählt.

Das Ganze ist extrem simpel aufgemacht, aber gerade die Einfachheit gefällt mir im Vergleich zu den viel zu komplizierten und abgrundtief hässlichen CreationWorkshop des Wanhaos. Aber auch dessen Tage sind ja nun gezählt, Wanhao hatte ein Einsehen und bietet den Wanhao Workshop (basierend auf Mango3D) inzwischen an.

Was soll ich sagen, mir tuts der Anycubic Slicer eigentlich. Wer größere Ansprüche an seinen Slicer hat, sollte sich mal Formware ansehen, dass ist inzwischen voll kompatibel zum Anycubic Photon – allerdings auch kein Schnäppchen.

Dann mal ein paar Druckergebnisse:

Das sind jetzt alles keine hochkomplizierten Drucke, sondern recht einfach Teile. Alle gedruckt mit FunToDo IndustrialBlend Schwarz, bei den Settings aus dem Screenshot da oben mit 50 Micron Schichten. Anfangs hatte ich noch 11s Belichtung, das war ein bissl zuviel. 10.5s kommt besser.

 

Der Eiffelturm ist unten nicht gewarped, sondern der Karton is nicht gerade. Ich hab wenig auszusetzen. Klick macht gross übrigens. Dann Rechtsklick Bild-Speichern unten führt zum Original Foto. Man sieht dass das FunToDo bei dünnen Wänden nicht „lichtdicht“ wird und vor allem ins Grün kippt.

 

Der MakersMuse TortureCube (kostenpflichtige Version ehemals bei GumRoad) druckte einwandfrei. Ramosofts Testdruck war ein wenig überbelichtet und nicht unbedingt sauber gereinigt von mir. Aber das Teil ist in Ordnung trotz allem.

 

ChaosCoretech Rook und der 3DSLA Test zeigen die etwas ungleichmäßige Z-Achse. Das könnte besser sein, aber gerade die extrem kleinen Details des 3DSLA Tests wurden sehr gut gedruckt – besser als es mir mit dem D7 jemals gelang.

Und hier mein Lieblingsmodell, der Make Rook Small:

ebenfalls klasse Ergebnis, alles da, alle Schriften lesbar. DoppelHelix im Innern sauber gedruckt. Nur meine Reinigungskünste waren nicht auf dem selben hohen Niveau.

Erster Eindruck:

Der Photon schlägt den alten Wanhao D7 v1.4 in allen belangen. v1.5 wäre interessant nochmal zu vergleichen – aber für mich, wenn überhaupt, dann nur noch in der D7plus Version, nie wieder werde ich mir das Geraffel eines Resindruckers antun, der nur per HDMI & USB an einen PC (oder Raspi / NanoDLP) gebunden drucken kann. Dieses Geraffel kommt für mich nicht mehr in Frage – und damit ist mein D7 damit obsolet, der Anycubic Photon druckt besser, ist wesentlich bequemer – auch bequemer als NanoDLP – in der Bedienung und besser verarbeitet / ausgestattet.

Ich hab aktuell grad wieder richtig Bock auf Muffeldrucke – wenn auch immer noch keine sinnvollen Aufgaben dafür – aber da kann der Any ja nix für. Daumen hoch für den Any. Der mit etwa 480,- Euro über Amazon.de im Prime Versand auch nicht übertrieben teuer ist – bei den Chinesen gibts ihn sogar noch günstiger, nur könnt ihr ihn da nicht einfach wieder zurückschicken, wenn Ihr den Gestank und den Dreck des Resin Druckens doch nicht aushalten könnt. Resin Drucker sind deshalb auch öfter mal günstig gebraucht zu erstehen – will jemand meine D7 v1.4 Mühle? Mache ich Beste Preis, versprochen..

 

Update: Es kann passieren das der Drucker seine Z-Achse nicht mehr bewegt. Die ist nicht defekt, sondern die Firmware im Gerät hängt wo. Um den Fehler zu beheben die Firmware aus der Anlage installieren, anschl. funktioniert er wieder.

DeadZaxis&Fans-Fix-181024

18 Kommentare

  • Gibt es schon einen Vergleich zwischen Anycubic Photon und Longer Orange 120? Das scheinen mir doch zwei vergleichbare Drucker zu sein!? Welcher ist in der Präzision besser? Bei dem Bericht des Orange war die Überlegung da, den Test zur gleichmäßigen Ausleuchtung auch bei dem Photon durchzuführen? Gibt es da schon neues?

    • Ich finde den Orange 120 besser, auch mechanisch stabiler in der Z-Achse als mein alter Photon, auch die WiFi Konnektivität ist praktisch, aber – und das ist ein riesen ABER: keine Ersatzteile, kein nix erhältlich. FEP Folie passt die von fepshop aus NL, aber sonst ist echt mau.

      Schwierig. Ich wollt eigentlich nen 2. Tank, aber finde keinen. Jetzt lass mal was kaputt gehen..

      • Danke für die fundierte Antwort.
        Zwecks Ersatzteile hatte ich nun leider auch kaum etwas finden können. Da vielleicht beide Geräte noch vorhanden sind: lässt sich denn der Tank vom Anycubic nach Durchbohren der beiden Löcher links und rechts für den Orange verwenden? Ist von der Grundfläche doch etwa ähnlich und vielleicht nur etwas niedriger? Wenn der Lochabstand gleich wäre, wär’s doch ein glücklicher Zufall?!?

  • Den nenn ich mal groß!

    • Der is echt gross.. da steht aber bestimmt ne 3 an erster Stelle… Den kleinen Phrozen wollt ich auch mal anschauen, der ist vermutlich mal der nächste Schritt nach dem Photon. Um Prusas SLA-1 ist ja sehr still geblieben..

    • Noch gibt es den nicht. oder besser nur auf Kickstarter. Das kommt der Größe meines Druckers vor 20 Jahren schon näher. Der Prusa ist vermutlich nicht schlecht aber im Preis nicht konkurrenzfähig.

  • @Stephan
    Da ich zu dem andauernden stecken und abziehen des USB-Sticks bzw. der USB-Buchse kein Vertrauen habe, verwende ich eine kurze (10cm) USB-Verlängerung. Weiters möchte ich noch einen USB-Stick mit integriertem Wlan testen.
    Mech. Festigkeit: Mein vor einigen Wochen gedrucktes Kleingetriebe läuft nach wie vor problemlos. Brillenersatzteile für meine Frau halten schon 1 Jahr, besser als die Originalteile.

    Weihnachtliche Grüße aus Tirol !

    Wolfgang

  • Interessant. Hat Anycubic hier also auch den Bogen raus.
    Leider ist das Geschmadder für mich völlig uninteressant.

  • Der SparkMaker läuft ja auch völlig stand alone oder besser er hat keinen Anschluß. Nicht USB und nicht Netzwerk. Da ist es um so verrückter wenn kein Display vorhanden und nur ein Knopf zur Bedienung existiert. Eine Dateiauswahl gibt es nicht. Das Slicer-Programm SparkStudio bietet genau einen Dateinamen zur Ausgabe. Die Datei wird auf dem Speicher einfach überschrieben. Dateien mit anderem Namen werden von dem Teil einfach ignoriert. Noch primitiver geht wohl nicht.

    @Saij: Das mit den Materialeigenschaften ist vermutlich etwas kompliziert. Das Harz reagiert auf UV-Licht. Und das Material reagiert auch nach dem Aushärten noch auf UV-Licht. Einige Hersteller geben Härtegrade an aber das läßt sich nicht in eine Zugfestigkeit oder Biegespannung umrechnen. Das Material ist zumindest schlecht für die Nutzung in direkter dauerhafter Sonneneinstrahlung geeignet.

    • Das mit dem druckt nur eine einzige Datei schreckt mich gar nicht so sehr.. Im Grunde trage ich auch immer nur eine Datei zum Drucker. Die Frage, ist, ober der Spark stabil genug ist, dass da überhaupt was bei rum kommt. Ok, Klumpen in Tank machen wird er auf jeden Fall, aber ist die Form erkennbar?

    • Sorry Stephan! Sobald wieder Ruhe hier einzieht kommt die Auflösung.
      Peter ich geb Dir Recht! eine ziemliche Sauerei aber es hat seine Daseinsberechtigung.

      • Keine Hektik aufkommen lassen, Uwe.. Das eilt nicht. Ich such inzwischen die nächste Herausforderung für Dich.. Und dem Peter muss ich auch endlich mal was zukommen lassen. Für Ela und Ralph steht schon alles bereit, muss es nur aus der Tür bringen.

  • Bin ja schon länger am überlegen mir einen Resin-Drucker anzuschaffen.
    Gerade für feine Zahnräder oder andere Getriebeteile.
    Wie stabil ist denn das Resin so? Falls man das überhaupt mit PLA/PETG vergleichen kann ^^“
    (und wenn der Preis stimmt würde ich mich schon für den Wanhao interessieren)

    • Die normalen / günstigen Resins dürften wohl eher auf PLA Niveau sein, es finden sich leider nur wenig verlässliche Angaben dazu. Wenn wir mit dem Literpreis nach oben geben, sollen die dann deutlich stabiler werde, aber wirklich ordentliche, verständliche Tests / Bewertungen sind mir auch keine bekannt. Ich hab bislang auch immer nur die billigen benutzt, weil mehr als Deko habe ich damit nie versucht.

      Mal ernsthaft zum D7, ich dachte so um die 150,-. Er hat bis zur letzten Verwendung auch gedruckt, aber da würden wir dann auf jeden Fall vorher erst noch Testdrucke machen damit soweit alles in Ordnung ist.

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